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Eben wollte sie sich, vollständig getröstet, verabschieden, als Maus nach dem Schloß gelaufen kam und, einen großen Geldbrief in der Hand schwingend, nach dem Balkon hinaufschrie: „Paula, Paula, eben hat Frida 15000 Mark geschickt, denk' blos, diesmal 15 000 Mark!"
Paula war im ersten Augenblick wie vom Schlage gerührt. War die Kleine verrückt geworden, daß sie dies streng gehütete Geheimnis laut in die Welt schrie? Paula hätte sie ohrfeigen mögen. WaS nun tun?
SchmollingS hatten den Ruf der Kleinen wohl gehört, und während sie, dis feinfühlige Fra«, die lange im Stillen über die veränderten, günstigen Verhältnisse nachgedacht hatte, den Zusammenhang fand, stand ihr Gatte der Sache ganz verständnislos gegenüber.
Seine Schwiegertochter sandte an Paula große Summen Geldes, und sie mußte es schon öfters getan haben, denn die Kleine hatte ganz deutlich gerufen — diesmal 15 000. Wozu schickte sie das Geld? Er tappte vollkommen im Finstern und hat!« doch die Empfindung, daß ihn die Sache mehr angmge, wie jeden andern. Paula war zum ersten Mal in ihrem Leben wie auf den Mund geschlagen und konnte das richtige Wort nicht finden. Daß sie hier ohne Erklärung nicht davonkam, war ihr ganz klar.
Sie fand keine Ausrede, auch nicht ein plausibler Grund fiel ihr für diese Geldsendung Fridas ein, und da sie alle- besser verstand als das Lügen, so sah sie bald ein, daß ihr nichts anderes übrig blieb, als das Geheimnis preiszugeben und mit der Wahrheit herauszurücken.
Vielleicht war eS eine Fügung des Himmels, daß dem alten Mann diese Beschämung nicht erspart bleiben sollte. Paula wußte genau, wie tief die Wahrheit diesen stolzen Mann treffen würde, aber es erfüllte sie plötzlich mit Genugtuung, daß er für den Starrsinn, mit welchem er das Glück des einzigen Sohnes preisgegeben, und für die Beschimpfung, die er Frida zugefügt, diese Strafe erleiden mußte. Sie sagte mit schnellem Entschlüsse, ohne Ueberzsugung, ja ohne nur nach Worten zu suchen, indem sie ihm fest in die Augen sah: „Schon seit langer Zeit sendet Frida, Ihre Schwiegertochter," sie legte besonderen Nachdruck auf dieses Wort, „vierteljährlich größere Summen an mich, die den Zweck haben' die Verhältnisse hier zu rangieren und dos alte Stammschloß schuldenfrei zu machen und zu heben. Dieses Schloß, das Ihnen so ans Herz gewachsen ist, daß sein Verlust nach Ihrem eigenen Ausspruch, Herr von-Schmolling, Ihren Tod bedeuten würde, Ihnen zu erhalten, war und ist das Werk der geschmähten Komödiantin, die sie nicht für wert hielten, als Frau Ihres Sohnes hier ein- ziehe»7zu lassen."
Paula hatte diese Worte mit hartem Ausdruck gesprochen; sie hatte jeden milderen Ton verschmäht, obgleich sie wußte, daß jedes dieser Worte ein Keulenschlag für den alten Mann war. Diese Unerbittlichkeit war sie ihrer geliebten Frida schuldig.
Eine tiefe Pause folgte Paulas Erklärung. Schmolling war auf den Stuhl zurückgesunken, hatte die Arme auf den Tisch gelegt und dcn Kopf darauf. Er konnte jetzt weder Menschen noch die Sonne sehen, so klein und gedemütigt kam er sich vor.
Paula fühlte bei dem Anblick des gebrochenen Mannes etwas wie Reue, wenngleich sie sich sagte, daß er diese Strafe wohl verdient hatte. Frau von Schmolling winkte Paula, sich zu entfernen.
Als sich hinter der jungen Frau die Türe geschlossen, erhob sie sich mühsam, denn auch sie war von dem Gehörten auf das Tiefste erschüttert, und tastete sich leise zu ihrem Mann. Dieser fühlte plötzlich, wie sich ein zarter Arm um seinen Hals legte, um den Mund ein gütiges Lächeln, in dcn Augen einen seltenen Schimmer, den er nur in der Brautzeit und in dcn ersten Jahren der Ehe an ihr gesehen hatte.
„Eugen," sagte sie mit weichem Klang. Ehr sie noch ein Wort hinzusetzen konnte, hatte er sie fest umschlungen, an sich gezogen, und, seinen Mund auf ihre zarten durchsichtigen Hände pressend, stammelte er: „Vergieb! Vergieb!"
So kurz die Abbitte für ein ganzes, langes, geknechtigtes Leben war, so fühlte die gütige Frau, daß von der Gewährung dieser Bitte alles abhing, und ohne ein Wort zu sprechen, neigte sie sich zu ihm, lehnte ihr« Wange an die seine und strich ihm liebkosend mit der Hand über den Kopf. Keine Worte hätten den Mann so erschüttern können, wie d ese erste Liebkosung nach langen, lang«» Jahren. Die Güte dieser Frau, die bei der ersten Bitte alles verzieh und vergaß, überwältigte ihn. Er erkannte, welch einen Schatz er achtlos aus seinen Händen hatte gleiten lassen, und daß eine reiche, reine Frauenseele durch alle Kämpfe und Knechtung sich siegreich durchringt.
Er hätte ohne die Unterstützung dieser stets bei Seite geschobenen, unterdrückten und mißhandelten Frau den; schwersten Augenblick seines Lebens nicht überdauern können.
*
* *
In Monte Carlo, am grünen Tisch, fiel seit einigen Tagen ein junges Paar auf, das hohe Einsätze wagte. Während die schöne Frau mit einer fast unnatürlichen Ruhe die größten Summen verlor, geriet der Mann bei seinen Verlusten in eine Wut und Aufregung, die widerwärtig auf die Umgebung wirkten und die ihm von den Mitspielenden schon manche Unannehmlichkeiten und Zurechtweisungen zugezogen hatten. Er war aber nicht sehr empfindlich, denn er erschien trotzdem immer wieder am grünen Tisch.
Seit einigen Tag»» kam er allein. Die schöne Frau hatte, wie eS schien, das Spielen aufzrgeben.
(Fortsetzung folgt.)
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