Samstag

Misgr zu Uv. IS

5 . Zebruar 1905 .

Schminke.

Nachdruck »eriotm.

Privat-Älyeigell.

»illielm 8oImvLclvr, ?riseur, 6»1rr.

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Telefo« Nr. 77.

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Roman von Helene Lang-Anton.

(Fortsetzung.)

Eleve EberhauS wird lodenblaß und tuschelt was vor sich hin/ fuhr Paula zu sprechen fort,was ich in meinem Zorn gar nicht verstehe. Ich sag' ihm gehörig meine Meinung, da wird der Mensch frech und sagt mir, ich war ja a mal jung gewesen; dös schlug aber dem Faß den Boden aus. Jung g'wesen ich bitt Sie, Herr von Schmolling, als wenn ich es nit mehr wäre. Was ich ihm darauf erwidert Hab', geht auf keine Trommel. Er zog es vor, das Weite zu suchen, und ich ging hierher, und jetzt sag' i noch einmal, er oder wir."

Die alte Dame, die stillschweigend zugehört hatte, versuchte Paula zu be­ruhigen, indem sie sagte;Vielleicht hat EberhauS ehrliche Absichten!"

Ehrliche Absichten," eiferte Paula,wenn man hinten am Zaun heimlich küßt. Nein gnädige Frau, den Rummel kenn' i, du lieber Gott, wenn ich alle die hält heiraten sollen, die" hier hielt sie erschreckt inne und schlug sich auf den Mund.

Da hatte sie sich schön verplappert, und ängstlich sah sie auf die alte Frau. Schmolling konnte kaum ein Lächeln unterdrücken, und doch mußte er eS, denn er wollte die Erregung der heißblütigen Wienerin nicht noch steigern. Er fragte daher so ruhig wie möglich:Ich werde der Sache näher treten und Ordnung schaffen. Aber vielleicht ist doch Ihre kleine Schwester schuld?"

Da erstand ab.er plötzlich in der schwachen blaffen Frau Maus «ine Ver­teidigerin:DaS glaube ich nicht von MauS, er wird sie wohl umstrickt haben, denn wir Frauen und Mädchen sind immer das, was die Männer au» un» machen."

Sie sah dabei ihren Mann nicht an; es sollte augenblicklich kein Vorwurf für ihn sein, aber er fühlte sich doch getroffen, da diese Worte, aus ihrem Munde kommend, bittere Wahrheit waren. Paula schüttelte den Kopf; sie begriff di« Behauptung einfach nicht.

Sie hatte ihr Leben lang die Männer am Wickel gehabt, und selbst ihr Gustel, der sich zu ihrem Erstaunen sehr emanzipirt hatte, mußt« öfters nach ihrer Pfeife tanzen.

Sie erwiderte:Nein, gnädige Frau, der Herr Gemahl hat vielleicht recht, denn meine Schwester ist eine kleine Krabbe, und ich habe sie schon manchmal bei solch einer kleinen Abwechslung ertappt, aber i leid es nit. Ich selbst bin im Leben genug geschüttelt und gerüttelt worden, und es war nit immer leicht, den rechten Weg zu finden. Wenn man als junges Mädchen so verlassen da­steht, wie ich, und noch dazu ein sogenannter fescher Kerl ist, wie mich die Leute nannten, so hat man besonders beim Theater einen schweren Stand; die Manns­bilder halten einen für herrenloses Gut und strecken begehrend die Hände nach einem aus. Die Kleine hat eS besser gehabt; ich habe für sie gesorgt wie eine Mutter, sie behütet und ihr alles ferngehalten, was ihr spätere» Leben trüben könnte. Sie ist brav und soll es bleiben, und wer diesem Kinde zu nahe tritt, der schneidet mir ins Herz."

Sie hatte die letzten Worte mit zitternder Stimme und tiefster Bewegung gesprochen, und Tränen glänzten in ihren Augen.

Ueberrascht sah sie Schmolling an; er hatte diese Empfindung bei der flotten, im guten Sinne etwa« leichtlebigen Oesterrricherin garnicht vermutet. Es war ein neuer Vorzug dieser kleinen Frau, die das Leben zu nehmen verstand und jeden Platz, auf welchen sie das Schicksal führte, voll ausfüllte. Ihre Frische und ihr Humor, welche einst das Entzücken des großen Publikums bildete», gaben ihr auch im bürgerlichen Leben einen Reiz, dem fast jeder, der mit ihr in nähere Berührung trat, unterlag. So hatte sie auch diese zwei Menschen be­zwungen, was bei dem starren, harten und egoistischen Charakter de» Manne», dem sie schon manchmal derb die Wahrheit gesagt, und bei dem haltlosen, scheuen Wesen der alten Frau nichts leichtes war. Am Abend, wenn alle Arbeit ruhte, ließ sie ihre frische Stimme erschallen; dann sammelte sich Jung und Alt auf dem Hofe vor ihrem Fenster und erfreute sich an den munteren Weisen. Der alte David, von Geburt ein Schwabe, der in früheren Jahren aufs Gut ge­kommen war und jetzt dos Ausgeding hatte, humpelte auf seinen Stock gestützt auch jedes mal herbei, wenn Paula sang, und sagte dann stets mit der Zunge schnalzend:S ist ein TeufelSwei', unsere Jnspekter's, sie kann ebbe alles."

Während Herr v. Schmolling noch schwieg, hatte sich seine Frau erhoben, war an Paula herangetreten und hatte, ihren Kopf mit den zittrigen Händen fassend, sie auf die Stirn geküßt. Paula fühlte sich durch diese Liebkosung im tiefsten Herzen gerührt und hatte Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. Jede Zärt­lichkeit dieser zarten, verschlossenen, ihr ganze» Leben lang unterdrückten Frau hatte für sie etwas ungemein Rührende», und übte einen Zauber auf sie au». Sie wurde auch sofort ruhiger und den vernünftigen Vorstellungen de» Schloß­herrn zugänglicher.