918
„Davon später!" bemerkte sie dabei.
Dann wandte sie sich an Visa, die mit heimlichem Schrecken in der nahen Goethestraße ein iwohlbekanntes, aber männlicher und gebräuntes erscheinendes Antlitz hatte auftauchen sehen.
„Grüßen Sie Ihre Frau Tante, Gisa. Und wenn sie sich erkundigt, wie'S mir geht, so sagen Sie ihr nur, es wäre ein Wunder, daß mich di« Bosheit und Hinterlist etlicher meiner Zöglinge noch nicht unter die Erde gebracht hätte!" ächzte sie, offenbar in Wut.
Gisa wurde rot vor Scham und Angst. Aber ein sanfterer Blick aus dm Augen der Zornigen traf sie darauf und in milderem Ton klang es hinterdrein:
„Das zielt nicht auf Sie, Gisa; wenn Sie auch am SamStag Miß Walker schwer gekränkt haben! Gehen Sie mit Gott! Und viel Vergnügen am Nachmittag I"
Dann nahm sie die ganz verstörte Therese am Arm und steuerte mit ihr der Calenberger Straße zu, während Gisa sich herzklopfend nach der andern Seite wandte, wo der Chinakrieger, Gott sei dank in Zivil, unauffällig Posto gefaßt hatte.
„Fröhlichen guten Morgen, Fräulein Gisa!" sagte der Unmensch, de« kaum das Verschwinden des „CerberuS" abgewartet hatte, enthusiastisch und schüttelte ihr kameradschaftlich die Hand. „Ich glaubte schon, Sie kämen unter gestrenger Aufsicht, was mich natürlich sofort veranlaßt hätte, seitwärts in die Büsche zu verschwinden —"
„Haben Sie das in China gelernt?" fragte sie, mit leiser Schelmerei zu ihm aufölickend.
„O nein," entgegnet« er lachend, „das konnte ich schon früher! Vor allem, was pädagogisch war, habe ich immer einen heillosen Respekt gehabt!"
„Das weiß Gott!" seufzte er aufrichtig. „Obgleich ich mir alle Mühe gegeben habe und noch heute den mir damals eingeimpften botanischen Trieb zum Beispiel beinahe unwillkürlich betätig«! Da, sehen Sie," — er hielt ein bisher halbverborgsnes, in Seidenpapier gehülltes Bouquet in die Höhe — „ob ich nicht recht Habel"
Eine neugierige, dunkelrote Rosenknospe lugte aus der Hülle heraus und rief auf Gisas Antlitz einen zarten Widerschein hervor.
„Tante Gustedt wird ihre Helle Freude an ihrer botanischen Neigung haben!" sagte sie dann mit einem allerliebsten, zaghaften Lächeln um die Lippen. „Sie liebt Rosen sehr!"
„Tante Gustedt?" fragte er verdutzt. „O nein, Fräulein Gisa, diese Botanik ist für Sie und nicht für die Tante! Wollen Sie übrigens zu Ihrer Frau Tante wandern?"
„Gewiß I"
„O, weh!" erklärte er langgezogen, nnd ein Ausdruck des Bedauerns huschte über sein offenes, energisches Gesicht. „Ich bin gar nicht für Tanten! Könnten wir nicht wenigsten einen kleinen Umweg machen?"
„Der gerade Weg ist der beste, Herr von Güsen! Haben Ihnen das die Pädagogen, vor denen Sie so heillosen Respekt haben wollen, nicht auch eingeimpft?"
„ES ist nicht unmöglich, Fräulein Tugendsam und Sie sollen nicht umsonst an mein besseres Selba appeliert haben! Schnurgerade sei die Losung —" „So ist's recht!" lobte sie, doch ein klein wenig enttäuscht über die bedingungslose Unterordnuna.
„Und darum frage ich Sie ohne weitere Umschweife," fuhr er fort und dämpfte die von verhaltener Erregung leise bebende Stimme zu halblautem Flüstern, „lieben Sie mich wieder, Gisa? Wollen Sie meine angebetete kleine „Aber Herr von Güsen! Hier mitten auf der Straße —" entgegnete sie erschrocken und war nun beinahe so glutrot wie die aufknospende Rose in dem kleinen Strauß, den er ihr inzwischen in die Hand praktiziert hatte.
„Hier mitten auf der Straße frage ich Sie nur!" lachte er humorvoll. „Die Trauung geschieht ordnunggemäß erst auf dem Standesamt und dann in der alten Dorfkirche von Gelsenhof! Gisa, lassen Sie mich nicht lange zappeln. Der gerade Weg ist der beste, Huben Sie mir vorhin gepredigt; machen Sie nun auch keine Umstände! Ja oder nein?"
„Und Papa? Und Mama?" flüsterte sie in süßer Befangenheit, um noch einen letzten Aufschub zu erlangen.
„Das laß ruhig meine Sorge sein, Du kleine, liebe Gisa!" beruhigte er sie zärtlich und zog ihren Arm durch den seinen. „Wenn du willst, telephonieren wir nachher nach Gelsenhof; denn der Anschluß ist hoffentlich inzwischen bewerkstelligt worden, seit ich das letzte Mal dort war. —"
„Ach ja, wir telephonieren!" rief sie lebhaft. „Dann läßt Papa unbedingt sofort anspannen und fährt zum Bahnhof. Gegen Abend kann er hier sein. Bei der Tante erwarten wir ihn —"
„Wirklich bei der Tante, Gisa?" '
„Selbstverständlich, Herr von Güsen!"
„Kurt ist viel kürzer, Gisa. Herr von Güsen ist ein furchtbarer Umweg I" „Sch Gott, ich traue mich nicht!"
„Aber Gisa!" bettelte er.
„Wenn ich doch aber nicht kann, Herr —"
„Kurt heiß' ich du Eigensinn!"
„Nun ja denn: „Kurt!" hauchte sie.
(Fortsetzung folgt.)
Für die bekannte
Spiunelki Md Weberei io Kömeoheim
übernehme ich auch Heuer wieder Flachs, Hanf und Abwerg und sichere reelle Bedienung zu.
L«U»L8 !8vI»I«1tvr1bvvL.
Mein bestsortiertes
Svköi'mßsgvi'
in nur guten Qualitäten und in allen Preislagen halte bei Bedarf höflichst empfohlen.
zledkMk« und RkMatmeii MW-
«l. Fvllisvd.
Feinsten, garant. reinen Vlütsnhonig pr. Pfd. ^ 1.— Vackhsnig „ „ —.60
Himbeer-Marin-labe, Axfel-Marinela-e in 1 und 2 Pfund-Dosen, in Taffen, Bechern, Vorratstöpfen, Gewürzfäffern,Toiletteneimern rc. empfiehlt und versendet
K. Otto Vinyon, Oalvv,
Lederstraße,
gegenüber dem Vereinshaus.
Feinste Kieler
Bücklinge
frisch eingetroffen.
v. Ki'ünvninsi Zi».,
Calw, Telef on 76.
Einen größeren älteren
sowie verschiedene Sessel hat billig abzugeben
Kmik H. Widuraier,
Bahnhofstraße.
kirnst I-Iess
Lurmoniku-Labrik -LSLI. 1S72 --
(8aek86n)
mit okksver Liokol-Llaviatur, Neil. (II Lslt.) Doppsl- b»lx mit vernickelten 8 ts.ktt>!solisokut 26 okoo, A poliertem Osbaose rmä kräktiAsn Doppelbässen 10 rast. 2 obör. 2 Realst., 50 Stimmen Llark 5.— 10 ,, 3 ,, 3 „ 70 ,, ,, 7»
10 4 „ 4 „ 90 „ „ 9.-
19 „ 2mal 2obör. 108 „ ,, 10.5Y
Soknls rur SslbsterlernunA sovrie Liste u. VerpLokunx umsonst. Dorto extra. Dlookensplel Llark —.60
AvFbsrwonikas <2i0 versodieäsn« Lummern von Llark 2,— bis Llsrk 80.—), Titbern, Violinen, Llusik- verke usv. vsrsobloke umsonst unä portokreü
Ein älterer Herr sucht ein einfach möbliertes
Zimmer.
Offert, an die Red. ds. Bl. _
Sämtlich-
Ma<^artikek
empfiehlt
Amalle Feldweg.
B
empfiehlt
Sämtliche
ackarkikel
Vs>i»I Svklsivli.
Wki starke MmamMe
und ein Kantring gingen auf dem Wege Alzenberg-Ernstmühl Calw verloren. Abzugeben gegen gute Belohnung bei
Jakob Wacker, Holzbronn. Zavelstein.
Kiodechiklollltt«
empfiehlt in hübscher Auswahl
Rinderkleidchen
Rinderkittel
Schürzen
Unterröcke
empfiehlt
rv. Lntennantr,
Btergasse.
SchnWt W.r» Kiistchaiit
alterprobtes bestes Mittel zur Erhaltung des Leders.
Man hüte sich vor/j Nachahmungen mit ähnlichen Namen und kaufe
nur Büchsen mit _
dieser Schuhmarke, SM" i 20 und 40 Pfg, zudaben fi Lulvv: Lagen vrsiss.
L. Länder.
Lrb. Lern.
O. Lteitksr.
L. Loblottsrb 6br. Loblattei Otto Ltilrel.
^.ltüsnZstett: Okr. Ltraile. OeodinAvn: ä. Lrauss. Lirsuu: Lerä. 7) dumm.
L. rVirtb.
IiiebenseU: Lr. Soboenlen. LlöttlinZen: Oottl. Orare. Lenbulued: ä. SeeAer. Ostelskeiln: 6. Li sek er. StuwmLeim: L. tVeiss. Luvelstvin: L. ^Vieäknma^er.
Neubulach. ,
Eine 38 Wochen trächtige
Kuh,
Gelbscheck, mit dem 2. Kalb, setzt dem Verkauf aus
Jak. Huissel.
Eine ältere
' M Kuh
mit schwerem Kalb setzt dem Verkauf aus
Christian Burkhardt
Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei. Verantwortlich: Paul Adolfs in Calw.
Telephon Nr. 9.