Ealmer WoäMlcka!!.
Dienstag
Keiiage;« Ur. 193 .
6. Dezember 1904.
MIM7I
Privat-Anuigen.
Fast ein halbes Tausend!
220 verkrüppelte Kinder, 4 große Häuser füllend, rutschend, hinkend, gelähmt, Krücken, Höcker, oder Buckel tragend, mit eiternden Wunden bedeckt, viele schwachsinnig und dazu taubstumm, blind und verkrümmt zugleich — o herzbeweglicher Jammer! — aus allen Teilen Deutschlands ganz unentgeltlich aufaenomme« und verpflegt, und außerdem noch 245 alte Sieche in 10 Häusern gegen geringes Pflegegeld ausgenommen — also gegen ein halbes Tausend der Elendesten harren, hoffen, wünschen, ersehnen und erflehen tröstende Weihnachtsfreude.
Viel Schulden, Nöte, Sorgen. Wer reicht seine Hand unserem großen, mühe- und arbeitsschweren Samariterwerk? Es verdient das Mitleid aller edlen, guten Herzen. Auch das geringste Opfer wird mit Segenswunsch herzlich bedankt werden.
AngerVnrg Wpr., Kinderkrüppelheim und Siechenhänser.
Braun, Superintendent.
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Gisa's Antwort.
Eine lustige Pensionsgeschichte von Alwin Römer.
(Fortsetzung.)
Just als sie fertig war, erschien Madame Kießling im Türrahmen. Ihre lebhaften, etwas stechenden Augen hatten sofort den Brief entdeckt, den Visa soeben zugeklebt hatte.
»An wen haben Sie geschrieben, Gisa?" fragte sie streng und streckte gebieterisch die Hand nach dem Kouvert aus.
»An meine Tante!" antwortete kühl die Gefragte und reichte den Brief hinüber.
»So, so!" klang es darauf beruhigt von den dünnen, blutlosen Lippen der Vorsteherin, die die Adresse schnell überflogen hatte. »Friederike kann ihn nachher in den Kasten tragen! Jetzt bitte ich, zum Abendtisch zu kommen!"
„Hast du deine Tante ins Vertrauen gezogen?" erkundigte sich Therese heimlich bei der Freundin.
»Ich hielt es für das beste in diesem Falle!" gab Gisa flüsternd zur Antwort.
»So kommst du nicht mit zum Zahnarzt?"
„Nein, Therese!"
„Dann laß es hübsch bleiben!" erwiderte die andere gekränkt und sprach fortan kein Wort mehr mit der Abtrünnigen.
2.
Tante Gustedt hatte nach einigem Zögern den Wunsch Gisas erfüllt und an Fräulein Kießling geschrieben, daß sie ihre Nichte am nächsten Dienstag zu Tisch erwarte, und zwar nach der guten, altmodischen Art um zwölf Uhr. Gisa bekam daraufhin die Erlaubnis, den Zeichenunterricht zu versäumen, der die letzte Vormittagsstunde ausfüllte, um der Einladung, die für die sparsame Vorsteherin einen kleinen Vorteil bedeutete, pünktlich Nachkommen zu können. Rasch hatte sie das hellgemusterte Organdykleid angelegt, in dem sie wie eine tadellose junge Dame erschien und dabei „zum Anbeißen nett" auSsah, wie ihr die Freundinnen versicherten, und verließ wenige Minuten nach elf Uhr das Institut in der Humboldtstraße. Auf der Treppe traf sie Therese, die an ihrer Busenschleife nestelte, über die sie ein kleines, goldenes Medaillon gelegt hatte, das an einem schmalen Samtbändchen hing. Seit dem Sonntag abend mit seiner kleinen Verstimmung hatten die Backfischchen kein Wort wieder miteinander gewechselt.
»Viel Vergnügen bei deiner gestrengen Frau Tante I" sagte Therese ironich lachend.
„Danke!" erwiderte Gisa gelassen, obgleich ihr eine zornige Blutwelle ins Gesicht stieg.
„Bist du böse, Gisa? Ich dächte, du hättest keine Ursache —"
„Du selbst hast ja angefangen, die Beleidigte zu spielen —"
»Durchaus nicht! Wenn ich auch anfänglich nicht gerade erfreut war, meine guten Ratschläge so mit Nichtachtung behandelt zu sehen. Hinterher war ich dir sogar recht dankbar, weil ich meine Idee für mich selbst verwerten konnte. Ich treffe nämlich Herr Gablenz dort —
»Den Ingenieur aus Herrenhausen?"
»Ganz recht!"
„Aber, Therese, mit dem Leichtfuß hast du dich wieder ringelaffen, der alle Wochen für jemand anders schwärmt?"
„Laß ihn doch. Ich zieh' ihn ja auch nur auf!" erklärte halb trotzig, halb verlegen die Freundin.
„Wirklich?" fragte mit viel Würde Gisa. »Ich wette, du hast sein Bild noch im Medaillon, das du eben umgelegt hast I"
„Und wenn? Was beweist dar?" entgegnete Therese.
Sie waren aus der Haustür getreten und wollten sich mit einem kühlen Händedruck trennen. Da klirrte oben hastig ein Fenster und MadameS Kopf wurde sichtbar.
„Warten Sie doch einen Augenblick, Therese!" rief die Vorsteherin, merklich erregt. „Ich gehe mit zum Doktor Eilertl"
„Die ist wohl närrisch geworden!" murmelte Therese entsetzt. „Was soll denn das bedeuten?"
„Vielleicht hat sie auch Zahnschmerzen!" meinte nachdenklich Gisa.
„Sie hat keinen echten Zahn mehr! Daran ist gar nicht zu denken!" flüsterte Therese und versuchte, ihr Medaillon wieder abzustreifen, was aber leider nicht schnell genug gelang. Denn plötzlich, als sie just mit dem Kopf durch da» Band hindurchschlüpfen wollte, ging die Haustür auf, und die Gefürchtet« erschien. Mit sicherem Blick hatte sie sogleich erkannt, daß Therese das Medaillon zu zu verbergen wünschte. Ein ruhiger Griff, und sie hatte es in der Hand und ließ es in ihren großen, gelben Pompadour gleiten.