zu behandeln. Auf eine Frage von Schultheiß Rapp, Feldrennach, ob nicht der große Beanilenapparat des Kommunalverbands eingeschränkt werden könne, bemerkte der Vorsitzende, daß die Kar- toffelverjorgung, die Milchregelung und die Verfügungen der Landesbehörden vermehrte Arbeit neben den laufenden Arverten brachten, Stadtschrllhns; Knödel, Neuenbürg, bemerkt, die Ortsoorsteher könnten sich am besten ein Bild machen, was alles in dieser Beziehung auf uns lastet. Jedes Regierungsblatt werfe eine Unmenge Arbeit zu. Zuerst müsse mit den Geschäften abgebaut werden, dann -fei ein Abbau des Personals möglich.
Der in Einnahmen und Ausgaben von Oberomtspfleger Küb- ter zur Kenntnis gebrachte Voranschlag der Amtskörperschaft für 1919 zeigt ein recht unerfreuliches Bild Der nach verschiedenen Abstrichen und Abrechnung der Einnahmen verbleibende Abmangel berechnet sich auf 593 000 Mark, welcher durch eine Umlage ia gleicher Höhe zu decken ist. Die Beschlußfassung erfolgt gemäß dem Antrag des Bezirksrats.
Ein vielseitiges Bild über die Wichtigkeit, Bedeutung und den Umfang des Arbeitsgebiets des Kommunalverbands gibt der öttsi Oberamtspfleger Kübler erstattete Gesckästsberichts — der buch mäßige Jahresumsatz beträgt 23 995 447 Mark, der buchmäßige Reingewinn als ErMbnis der 4X> Jahre 17 595 Mark. Zister- mäßig erwähnt der Bericht alle zur menschlichen und tierischen Ernährung notwendigen Nahrungs- uckd Futtermittel, die Be- kleidungs- und Schuhverforgung der Bevölkerung, Kontrolle der Selbstversorger u. a. m. Die Aufgaben des Kommmunalver- bands haben sich vermehrt, die Bearbeitung der einzelnen Geschäftszweige hat sich,mit Kriegsende schwieriger gestaltet, die Ge- jchäftslast ist außerordentlich angewachsen, wodurch eine Vermehrung des Personals nötig wurde, das zur Zeit einschließlich des Leiters 14 Angestellte, 9 männliche, 8 weibliche Personen, umfaßt. Trotz ungünstiger Verhältnisse (Nachlaß der Ablieferungs- Willigkeit) war die Versorgung des Bezirks mit Brot möglich, ohne daß StüruriMn der Ruhe wie vielfach in anderen Bezirken eintraten. Der Bericht schließt mit der Hoffnung, daß die öffentliche Versorgung auch fernerhin durch den vielgelästerten Kommu- nalverbasü möglich sein werde. Der Vorsitzende bedauert den Nachlaß der Ablieferungswilligkeit; nach strengen Weisungen von seiten der Regierung müsse nunmehr schärsstens gegen säumige Selbstversorger vorgegangen werden. A.-R. König übt in dieser Richtung scharfe Kritik namentlich hinsichtlich unerlaubter, teilweise km Einverständnis mit den Ortsdehörden vorgekommener Schlachtungen und fordert energisches Einschreiten des Oberamts.
Das Betriebskapital der Geschäftsstelle des Kommunaloerbands wurde laut Bezirksratsbeschluß im April ds. Js. von 200 000 auf 350 000 Mark und im September auf 700 000 Mark erhöht, zu welchem Zweck bei der Gewerbebank Neuenbürg Schulden van 150 000 Mark zum Zinsfuß von 4>c Prozent und von 350 000 Mark zum Zinsfuß von 4 X Prozent ausgenommen wurden. Die Aufstellung eines Tilgungsplans wird bis zuin Abbau der öffentlichen Bewirtschaftung der Nahrungs- und Futtermittel und anderer Gegenstände zurückgestellt. Die Amtsversammlung stimmt nach Kenntnisnahme den Beschlüssen des Vezirksrats zu.
Die für die reichsgefetzliche Familienunterstützung nötigen Geldmittel waren fett 1. April 1916 durch Inanspruchnahme des üVechselkredits bei der Reichsbank unter Haftung des Staats aufgebracht worden. Die im April 1919 laufenden Wechsel betrugen insgesamt 2 063 000 Mark. Am 28. April 1919 beschloß der Bezirksrat dieses Schuldverhältnis zu ändern und die seither im Wege des Wechselkredits aufgebrachten Mittel wie folgt anfzunehmen: bei der Oberamtssparkasse Neuenbürg den Betrag von 500 000 Mark zu 4 bl Prozent, beim Württ. Giroverband, Zentratstelle Stuttgart, 1563 000 Mark zu 4>r Prozent. Ferner wurden laut Bezirksratsbeschluß vom 28. April 1919, weitere verfügbare Mittet der Oberamtssparkalle dis zum Höchstbetrag von weiteren 1500 000 Mark für die Zwecke der Amtskörperschaft in Anspruch genommen zur teilweisen Tilgung der anläßlich der Kriegsmaßnahmen bei anderen Geldinstituten aufgenommenen Darlehen. Die Amtsversammlung stimmt den Beschlüssen des Begirksrats zu; die Aufstellung des Tilgungsplans bleibt Vorbehalten.
Dem Antrag des Bezirksrats vom 10. Dezember 1919 entsprechend wird beschlossen, daß der gesamte aus die Berwaltungsakruare des Oberamtsbezirks zu machende Aufwand ausschließlich auf diejenigen Gemeinden umgelegt wird, für welche Derwaltungsaktuare aufgestellt sind und zwar mit Wirkung vom 1. April 1919 ab; die seither zu erhebenden Gebühren sollen in Wegfall kommen. Als Grundlage der Umlagen dienen die Katastersummen, mit welchen
Der Habermeister.
Ein Vokksbild aus den bairischen Bergen.
Von Hermann Schmid.
14. Fortsetzung. (Nächdr. Verb.)
..Seid Ihr der Vorsteher?" unterbrach ihn der Amtmann.
„Nein- Der Vorsteher ist gestorben und er neue ist noch nicht gewählt, und der Pfleger hat »ich einen Eagenspitz in' Fuß eingetreten und kann nit von der Liegerstatt .... da sind wir halt miteinander her, wir Bevollmächtigten und haben denkt, wir werden's wohl auch ohne Vorsteher und Pfleger ausmachen können. ."
„Ihr seid laug ausgeblieben," rief der Amtmcmu „ich bin es nicht gewohnt, daß man mich warten laßt: au Euch, an den Untertanen ist es, auf das Amt zu warten."
„Aber wir haben ja . . wollte der Alte erwidern, konnte aber seinen Satz nicht zu Ende bringen, da ihm der Amtmann unwillig dazwischen fuhr.
„Schweigt," rief er, „ich will keine Ausflüchte hören? Ich habe schon in Erfahrung gebracht, daß bei Euch Osterbrunnern die Ordnung fehlt kn der Gemeinde und die Zucht — üh werde aber sorgen, daß das anders wird' ich werde sogleich die Nachwahl anordnen und sorgen, daß Ihr einen Vorsteher bekommt, der widerspenstige Köpfe nieder zu halten versteht."
Die Osterbrunner standen betroffen da, sahen sich mit verlegenen Mienen an und ließen die Hüte in den den Händen tanzen. Der Grubhöfer schien sich den Schnauzbart ausreißen zu wollen; dem Ai-Hbauer war die Röte über's Gesicht geflogen, er wollte eben erwidernd vortreten, als ihm der Grubhöfer noch zuvor kam.
„Das hat Ihnen kein aufrichtiger Freund gesagt, gestrenger Herr!' ries er. „In der Osterbrunner Gemein' ist es alleweil ordentlich hergegangen und richtig,
die betr. Gemeinden zur Amtskörpevschaftsumlage herangezogen werden: d e übrigen Bezirksgemeinden sollen von diesem Aufwand befreit bleiben. Der Beschluß soll zunächst aus die Dauer von 5 Rechnungsjahren und zwar für 1919 bis 1923 je einschl. Geltung haben
Den wegen Annahme von Geldern beim Württ. Giroverband notwendigen Satzungsänderungen, desgl. solchen wegen Aufbewahrung von Wertpapieren durch die Oberamtssparkasse, sowie Satzungsänderungen wegen Einführung des passiven Scheckverkehrs (Barscheck) bei der Oberamtssparkasse wird nach Vortrag durch Oberamtssparkassier Holzapfel zugestimmt.
Die Mitglieder der Amtsversammlung und des Bezirksrats bezogen seither Sitzungstaggelder in Höhe von 7 Mark. Entsprechend der allgemeinen Teuerung wird beschlossen, mit Wirkung vom 1. Dezember 1919 ab hierzu eine Teuerungszulage von 4 M zu gewähren.
Zwecks Erhöhung des Kredits bei der Siaatshauptkasse wird die Gewährung eines weiteren Darlehens zu KriegsWezwecken bis zum vorläufigen Höchftbetrag von 15 000 Mark oder in Höhe der von der Staatsverwaltung zu bestimmenden geringeren Summe beantragt.
Eine Reihe weiterer Punkte finden nach den Anträgen des Bezirksrats ihre Erledigung.
Um 5^ Uhr schließt der Vorsitzende unter Dankesworten an die Anwesenden für das bekundete Verständnis und Interesse nach 9stündigen Beratungen die Versammlung, worauf Schultheiß Kienzle, Conweiler, die Bitte ausspricht, es möchte künftig durch eine weniger umfangreiche Tagesordnung, eoentl. durch Verteilung des Beratungsstoffes aus zwei Amtsoetfammluirgen die Tagung gekürzt werden schon auch im Hinblick auf die infolge der langen Dauer schwindende Aufmerksamkeit, damit nicht zum Schluß die noch' zur Beratung stehenden Punkte geradezu durchgepeitscht werden.
Neuenbürg, 20. Dez. Durch Verfügung vom 11. ds. Mts. ist dem Ortssteuerbeamten Kn ob loch in Neuenourg das eki. Ortssteueramt Marbach a. N. aus Ansuchen üderrragen worden. Das hierdurch in Erledigung gekommene Ortssteueramt Neuenbürg wurde ausgehoben und ide oüssteueramtlichen Geschäfte dem Kameralamt Neuenbürg überwiesen.
Neuenbürg, 20. Dez. In der 2. Hälfte des November haben u. a. in Ealw ihre Gesellenprüfung mit Erfolg abgelegt: Flaschner Eugen Kull aus Herrenalb, Maler Eduard Habich aus Wildbaü, Schlosser H. Berts ch aus Loffenau, Schuhmacher E. Epple aus Enzk lästerte.
Neuenbürg, 20. Dez. (Aufschub der Verjährung von Forderungen.) Es muß darauf hingewiesen werden, daß eine Verordnung der Reichsregierung vom 26. November 1919 bestimmt, daß die Verjährung aller Ansprüche aus den Paragrapyen 196 und 197 des V.G.B. — das sind im Wesentlichen die Forperungen des täglichen Lebens, die seit 1912 entstanden sind und ferner alle im Jahre 1910 entstandenen Forderungen für Lieferung von Waren, die für den Gewerbe- oder Handelsbetrieb des Schuldners bestimmt gewesen sind, sowie Ansprüche aus Zinsen oder wiederkehrende Leistungen, die fett dem Jahr 1910 schuldig geblieben find — wiederum um ein Jahr hinausgeschoben wird, sodaß also eine Verjährung dieser Ansprüche, soweit sie nicht schon erfolgt ist, vor dem 31. Dezember 1920 ausgeschlossen ist.
Neuenbürg, 22. Dez. (Zugsverkehr.) Am Mittwoch, den 24. Dezember, verkehren solMnde Sonderzüge:
Pforzheim ab 1.50 nachm., Birkenfeld 2.01, Engelsbrand 2.10, Neuenbürg an 2.15 Uhr.
Pforzheim ab 2.06, Birkenseld 2.13, Neuenbürg-Bochnhäs 2.26, Neuenbürg-Stadt 2.29, Rotenbach 2.36, Höfen 2.44, Calmbach 2.5<fi Wildbad 2.58 Uhr.
Dagegen sälltaus Zug 967 Pforzheim ab 4.50, Neuenbürg an 5.15 Uhr.
Am 25. und 26. Dezember ruht der gesamte Verkehr, am Samstag, den 27. Dezember fällt aus Zug 967 Pforzheim ab 4.50, Neuenbürg an 5.l5 Uhr.
Am Sonntag, den 28. Dezember, verkehren verschiedene Personenzüge. Näheres folgt.
Württemberg.
Stuttgart, 20. Dez. (Kem allgemeiner Feiertag am 27. Dez.) Der Anregung, den Samstag, den 27. Dezember mit Rücksicht auf den Kohlenmangel für sämtliche Betriebe des Landes allgemein als Feiertag zu erklären, kann das Württembergs che Arveitsmmisterium
wir lassen uns fmden darum, wo bei uns eine Unordnung sein soll! G'streng' Herr müssen nit jedem oliu- ben, der Ihnen das Maul macht, und keinem Westerbrunner schon gar nit! Wir haben's schon gesih'n, wie der Finkenzeller in Sie hinein diskuriert hat, aber wenn er so was gesagt hat, hat er's gelogen .... Tie Westerbrunner sind uns spinnefeind, das weiß ich schon von meinem Vater her. . ."
„Weil khr Osterbrunner es uns immer darnach gemacht habt!" rief der Finkenzeller entgegen, der eilig mit seinen Gemeindegenossen herzu trat und sich mit ihnen gegenüber stellte. „Wir haben euch nie was zu Leid getan, das weiß ich auch von meinem Vater her — wir hoben uns immer nur gewehrt gegen euch!"
„Gelogen, wer das sagt!" schrie der Grubhöfer entgegen. „Tie Westerbrunner ft'nd's gewesen, welche die ganze Feindschaft angefangen und uns alles zum Trotz getan haben, was sie nur haben ausstudieren können. So ist's gewesen, seit ich denk' . . . aber ihr sollt nit auskommen über uns. Wir wehren uns auch, und es müßt' keine Gerechtigkeit mehr geben im Land, wenn wir nit Recht behalten täten."
Der Amtmann hatte die Taste ergriffen und behaglich einen Zug des kühl gewordenen Mokka geschlürft. „Was sagen Sie dazu, ma mie?" rief er seiner Frau zu, indem er die Zigarrenasche abstreifte. „Welfen und Khibeltinen in der Joppe — wie finden Sie das?"
Tie Dame erwiderte nichts; sie zuckte nur mit den etwas start entblößten Schultern, verzog den hübschen Mund zu einem unsäglich geringschätzigen Lächeln und fuhr in ihrer Zeichnung fort. Der Amtmann zog aus der Westentasche das an einer Schnur hängende Monokel hervor, zwängte es in's Auge und musterte die Bauern, die drohend und wie kampfbereit einander gegenüber standen. „Ich verbitte mir das Geschrei und diese« Rohheiten," sagte er streng, „ich sehe schon wo der Fehler sitzt — es mangelt der gehörige Respekt, das macht Euch vergessen, vor wem Ihr steht und mit wem
leider nicht entsprechen, da eine derartige allgemeine Anordnung den örtlich und beruflich gang verschiedenartig gelagerten Verhältnissen nicht Rechnung tragen und in weiten Kreisen auf berechtigten Widerspruch stoßen würde. Zudem soll in einem sehr großen und zwar dem ausschlaggebenden Teil der gewerblichen Betriebe am 27. Dezember freiwillige Arbeitsruhe herrschen, so daß lwr Möglichkeit und Notwendigkeit der Brennstoff- und Kraftrrsparnis an diesem Tag auf freiwilligem Weg weitgehend Rechnung getragen werden wird.
TNehlngen, 20. Dez. (Pflichttreue bei einem Eisenbahnunfall.) Bei dem Schülerzug, der mittags von Reutlingen nach Metzingen fuhr, platzte während der Fahrt kurz vor der Endstation ein Dampfventil in der Lokomotive, sodaß aller Dampf ausströmte. Der Lokomotivführer und der Heizer spnlttgen von der Maschine ab, der pslichtgetreue Heizer jedoch lehrte sofort wieder zur Maschine zurück und brachte den Zug zum Stehen, wobei er schwere Brandwunden davontrug. Die Reisenden mußten sich vollends zu Fuß nach Metzingen begeben.
Ulm, 20. Dez. (Selbsthilfe. — Der Bock als Gärtner.) Der Kommunalverbaird hat die Ausfuhr von Hülsenfrüchten aus dem Bezirk verboten, um die von der Reichsgetreidestelle auferlegte Pflichtabgabe an Hülsenfrüchten zu sichern. Den Bauern werden für Erbsen 300 Mark und darüber, für Ackerdohnen und Wicken bis zu 220 Mark aus den Zentner geboten. — Im Gemeinderat gab es wenig erbauliche Enthüllungen. Landrichter Dr. Kirchgeorg von der Bürgerpartei hatte die Anfrage gestellt, ob es bekannt sei, wohin die von Beamten der Landespolizei und der Landjäger- mannschast beschlagnahmten Lebensmittel kommen. Ratschreiber Elsäßer, der als Vorsitzender des städt. Lebensmittelamtes Mitglied der vom Bezirksrat bestellten Kommission zur Prüfung der Geschäftsführung des Kommunaloerbandes ist, machte die aufsehenerregende Mitteilung, daß nach dey Feststellungen der Kommission ein Teil der beschlagnahmten Lebensmittel der Beifügung der betreffenden Beamten überlassen sei. Dr. Kirchgeorg konnte diese Ausführungen dahin ergänzen, daß von den beschlagnahmten Lebensmitteln das meiste gestohlen oder unterschlagen werde. Er meinte, es würden einem die Haare zu Berge stehen, wenn er darüber erzählen wollte. Der Gemeinderat war von diesen. Mitteilungen aufs Höchste überrascht und forderte gleich dem Bezirksrat die sofortige Abstellung des Unfugs und die Zuführung der beschlagnahmten Lebensmittel an gemeinnützige Anstalten.
Bade«.
Karlsruhe» 20. Dez. An den Pserdelieserungen nach Frankreich und Belgien wird sich Baden mit mehreren Hundert Tieren beteiligen müssen. Insgesamt sind nach den Friedensbedinguugen an Frankreich und Belgien 700 Hengste und 40 000 Stutfüllen und Stuten des kaltblütigen Schlags abzuliesern. Um die tatsächlich lieferbaren Mengen an Pferden einwandfrei feststellen zu können, wird zunächst eine Vormusterung sämtlicher 2jährigen und älteren Hengste, sowie der 1^ jährigen und älteren Stutfüllen und Stuten aller Schläge vorgenommen.
Karlsruhe, 20. Dez. Die Untersuchung wegen der im Juli dort verübten Pöstscheckbetrügereien schwebt noch. Es wurde nach der „Oberrh. Korr." versucht, beim Hauptscheckamt 1Z4 Millionen Mark zu erheben. Den Schwindlern fielen aber „nur" 500 000 Mark in die Hände.
Offenburg, 19. Dez. Der Silberschmuggel blüht nach dem besetzten Gebiet in ungeahnter Weise. Im Hauptbahnhof Straß- burg wurden vor wenigen Tagen 10 Kisten mit deutschem Silbergeld beschlagnahmt, die an einen Pariser Juwelier adressiert waren. Kurz zuvor soll bei einem Straßburger Kaufmann für 60 000 deutsches Silbergeld gefunden worden sein.
Konstanz, 18. Dez. Heute mittag 4.10 Uhr sind 220 Unteroffiziere und Mannschaften und 40 Offiziere, alles Kranke und Verwundet«, aus französischer Gefangenschaft (Lager Raons) mit einem Schweizer Lazarettzug hier eingetroffen. Es sind Leute darunter, die seit 1914 in Gefangenschaft sind. Ihr Aussehen ist im Allgemeinen gut. Der offizielle Empfang findet morgen abend yn Konzil statt; Montag früh werden die Leute nach der Heimat entlasten.
Vermischtes.
London, 20. Dez. Lloyds meldet aus Saigon, daß der briti- .sche Dampfer „Lienshing^ auf der Höhe von Parcels mit Man« und Maus untergegangen ist. Der Dqmpfer hätte 530 Passagier« und die Besatzung an Bord. Es konnten sich nur 37 in die Boote retten.
Ihr sprecht, . . . Ich bürge Euch dafür, in einem Jahre söll's anders sein! . . . Und wer sind Sie?" fuhr er kort, gegen den Lehrer gewendet, der in bescheidener Entfernung seitwärts stand, „gehören Sie auch zu den Ostevbrunnern?"
„Ich bin der Schullehrer des Orts," erwiderte der Angeredete, „zugleich Eememdeschrsiber und als solcher verpflichtet, bei heutiger Verhandlung das Protokoll führen."
„Dann bedaure ich, daß Sie einen vergeblichen Spaziergang gemacht haben," entgegnetx der Amtmann: „das Amt, das die Verhandlung führt, hat auch für das Protokoll zu sorgen —ich habe meinen, Aktuarius mltgebrocbt. ..."
„Entschuldigen Sie, Herr Amtmann," sagte Sirt vortretend, während der Lehrer verschüchtert zurücktrat und die Bauern einander wieder wie vorher ratlos betrachteten, „es war nicht so gemeint, als wollten wir in die Befugnisse des Amtes eingreifen — es geschah in gutem Glauben, denn noch ist es noch nicht eigentliche Amtsverhandlung, weßwegen wir da find, sondern eine Vermittlung zwischen zwei benachbarten Gemeinden, bei der das Amt anwesend ist . . . wir wollten auch bom Eemeindesäckel die Kosten ersparen, und dann — die Hauptsache, es ist immer so der Brauch gewesen und kein Mensch weiß und denkt es anders, daß bei Gemeinde- fachen der Gemeindeschreiber auch das Protokoll führt."
Ter Amtmann schien bei Beginn dieser Rede nicht übel Lust zu haben, aufzuspringen und unwillig zu antworten, aber die ruhige Haltung, der sichere Ton des Aichbauers halten etwas in sich, was dem aufwallen-' den Anmut einen Dämpfer aufsetzte. Er hielt an sich, maß die stattliche Gestalt des jungen Bauers vom Wirbel bis zur Sohle und fragte kühl und abstoßend: „Wer ist es, der sich da zum Sprecher und Wortführer aufwirft?"
(Fortsetzung folgt.)