Rotterdam, 2. Oktober. „Daily Mail" meldet: Balfour erklärte, daß ihm von einem russischen Friedensangebot noch keine offizielle Mitteilung aus Washington vorliege. Er weiß nur aus absolut zuverlässiger Quelle, daß die Räteregierung in Moskau unmittelbar vor dem Zusammenbruch steht.
Wildbader Brief.
Wildbad, 29. Sept. Die Saison 1919 — nach fünf Kriegs- faisonen wieder die erste Friedenssaison — ist beendet; die letzten Klänge des Kurorchesters sind gestern verklungen, heute sind die Künstler der Töne schön fast sämtlich abgereist nach anderen Wirkungskreisen. Kühl und unfreundlich ist das Wetter nach den ausgiebigen Regenfällen der letzten Tage geworden — zürn Baden nicht mehr einladend, und die letzten Kurgäste werden uns. nun, da Theater und Kurorchester ebenfalls fehlen, mich demnächst verlassen.
Der klingende Erfolg der Saison ist nicht schlecht zu nennen. War auch der Monat Mai urid der halbe Juni infolge ungünstiger Witterung flau, so gestalteten sich der Juli und August sehr gut «nd auch der September mit seinen herrlichen, abnorm warmen Tagen holte viel ein. Wer die Samstags- und Sonnkags-Touri- stenzüge bei der Ankunft und Abfahrt hier beobachtet hat, wird den Glauben an Wildbads Anziehungskraft neu bestärkt gesunden haben. Wahrhaft beängstigend war's anzuschauen, wie La die Waggons vollgepfropft waren und außerhalb derselben Jung- Männlein und -Wsiblein noch auf den Puffern und Trittbrettern sich drängten. Daß nicht mehr Unfälle vorkamen, war geradezu ein Wunder. — Doch nicht die Touristen bringen den klingenden Erfolg —höchstens für die Bergbahn —, sondern die Kurgäste. Und es war tatsächlich wochenlang „alles besetzt", sowohl in den Hotels, als in Pensionen und Privathäusern, wie seit Juli 1914 nicht mehr. Die Tagesabvechnungen in Len Hotels, Gasthäusern und in einzelnen Geschäften der Nahrungsmittelbranche erreichten ganz abnorme Höhen. Es kam da gar nicht so auf die „blauen Lappen" an, sondern daß man gut und reichlich genießen konnte. In anderer Beziehung dagegen zeigten sich viele Kurgäste geradezu filzig, z. V. eine besser ausgesuchte Ansichtskarte im Preise von 15 F war vielen Kurgästen schon zu teuer. So ist die „Hochfinanz" nun einmal, hier protzig bis zur Verschwendung, dort filzig bis zur Schamlosigkeit. So mancher war's nicht wert, daß er unter allerlei Schwierigkeiten und großem Risiko so gut verpflegt wurde, wie es hier gefchab, zum geheimen Groll der einheimischen kleinen Leute mit ihren niedrigen Rationen. — Doch, es ist gemacht und das Renommee der Kurstadt neu befestigt. Also Schwamm darüber. Mögen anderwärts die Kurgäste ausgewiesen worden sein, hier hat die „Stimmung" durchgehalten. Möge man das aber entsprechenden Orts auch einsehen und anerkennen. Es ist nicht leicht, mit ewig hungrigem Magen alles mitansehen zu müssen; es dauert nachgerade zu lang.
Die Kauflust für Wildbader Liegenschaften ist, wie nur natürlich, wieder reger geworden. Möge sich aber jeder Einheimische wohl besinnen, sein still friedliches Heim an Fremde abzugeben für schnöden Mmmon, «der vielleicht bald zerrinnt oder stark an Wert verliert!
Für die arbeitende Bevölkerung Wildbads wird durch allerlei Bautätigkeit (städtische Restauration auf dem Sommerberg, Treppenaufgang vom Straubenberg zur Bätznerstraße und Panocama- weg und Erbreiterung der nur provisorisch hergestellten Bätznerstraße usw. Verdienst geboten sein, wozu noch die Arbeiten am 2. Geleise Calmbach—Wildbad kommen. Auch werden an Geschäftshäusern allerlei Veränderungen vorzunehmen sein (einige sind bereits im Umbau), sodaß für die meisten Arbeiter der kommende Winter nicht so sehr hart werden dürste.F
Württemberg.
' Mühlhausen a. Enz, 1. Oktober. (Selbst gerichtet.) Der 40- jährige ledige Dizefeldwebel Gottlieb Leutzius von hier war in Ludwigsburg bei einem Truppenteil als Waffenunteroffizier tätig. Als solcher hat er an Ludwigsburger Spartakisten Waffen und Munition in größeren Mengen veräußert. Deswegen sollte er vorige Woche festgenommen werden. Seiner Festnahme hat sich Leutzius dadurch entzogen, daß er aus dem Bahnhofabort durch Erschießen seinem Leben ein Ende setzte.
Tübingen, 2. Oktober. (Gefährliches Spiel mit dem Revolver.) Der vom Grenzschutz Ost zurückgekehrte Reserve-Lokomotivführer Max Würth zeigte in seiner Familie einen Armee-Revolver. Er legte im Scherze erst auf seinen Freund, dann auf seine Frau und zuletzt aus sich selbst an. Plötzlich entlud sich die Waffe und das
Die feindlichen Brüder.
s.
Von Heinrich Riff.
(Nachdruck verboten.)
„Trägst Du denn kein Verlangen danach, die Mei- nige zu werden? Liebst Tu mich nicht mehr?"
„Erich — Erich!" rief das Mädchen und warf sich an die Brust desGeliebten. „Ich habe Dich ja lieber «cks irgend einen Menschen, ich würde ohne Zögern das Leben für Dich hingeben, aber ich will nicht die Schuld tragen an Deinem Unglück!"
„Tu wirst die Meine!" ries Erich und preßte das Mädchen fest an sich. „Verlier' dm Mut nicht — ich warte. Wer weist, wie sich die Zecken ändern!"
„Und wenn Dich Tein Vater enterbt? Er soll so streng sein!"
„Ja, er ist heftig und seinen Willen hat noch kein Mensch gebeugt, aber auch ich werde mich nicht zwingen -lassen. Ich habe mit jedem Tage mehr und mehr gefühlt, daß ich ohne Dich nicht leben kann!"
Grete schwieg, sie sah ihm in die blauen Augen, ihre Wangen hattm sich gerötet, ihre Brust holte schneller Atem, ihr Herz pochte. Sie hatte geglaubt, ihm entsagen zu können und bereits auf das Glück ihres ganzen Lebens verzichtet — wo war die Entsagung, in ihr jubelte es upd ihr Herz empfand eine unsagbare Freude-
„Grete, willst Du mir eine Frage offen und wahr beantworten?" fragte Erich.
„Kann ich denn anders?" erwiderte das Mädchen lächelnd. „Und wenn mein Leben davon abhinge, Dir Dir könnte ich keine Unwahrheit sagen." l „Es ist gut," fuhr Erich fort. „Tu weißt, was "bik Leute Deinem Vater nachsagen — ist es wahr,
Last er den Förster erschossen hat?"
Das Blut war aus den Wangen des Mädchens oicheu, sie richtete sich empor.
Allein," Hprach sie zuck voller Entschiedenheit. ,
Geschoß traf Wörth so unglücklich, daß er sofort tot zusammenbrach. Er (unterläßt eine Frau mit einem Kind.
Dom Oberland, 2. Oktober. (Obstsegen.) Der Obstsegen ist bei uns außergewöhnlich groß. Schon laufen Gükerzüge mit übervollen, obstbeladenen Wagen. Da niemand recht weiß, wohin dieses kommt, wird mit bitteren Worten der Umstand besprochen, daß in Friedrichshofen norddeutsche Obsthändler in Menge sitzen, die mit Berliner Bezugsscheinen massenweise „Tafelobst" gen Norden schicken, während der Süden ahne Kohlen bleibt. Aufklärung wäre umso nötiger, als die Einheimischen allenthalben schwer tun, ohne Extrawürste Obst zu bekommen.
Guten Appetit! Im Sprechsaal der „Schramberger Zeitung" ist folgendes zu lesen r Dem Schreiber dieser Zeilen wurde von einem Bäckermeister Gelegenheit gegeben, das ihm gelieferte Mehl zu untersuchen. Darunter befand sich ein Sack Mehl, der voll von Rattennesteim war. Dieses Mehl sollte dem Verkauf ausgesetzt werden! Es war eckelerregend, anzusehen, wie ein Rattennest ums andere zum Vorschein kam. Es möge die Frage erlaubt sein: wie ist es möglich, daß in einen Sack, der in gutem Zustand ist, Rattennester hineinkommen? Könne» da nicht schwere gesundheitliche Gefahren für die Bevölkerung heraufbeschwor-m werden, wenn dem Verkäufer solchen Mehls die Rücksicht auf die Allgemeinheit gleichgültig wäre? Muß einen da nicht die Empörung erfassen angesichts solcher Zustände in unserem Ernähr- ungswesen?
Baden.
Mannheim» 2. Oktober. Heute vormittag traf der 7. Transportzug mit Kriegsgefangenen hier ein. Es waren 1100 Mann aus den Gefangenenkompagnien 317, 320 und; 321 aus englischer Gefangenschaft. Sie kamen aus den Lagern von Latu.'lle bei La Bassee, Olhain bei Arras und Ballin bei Lens. Sie waren durchweg gut genährt und gut gekleidet.
Vom Kaiserstuhl, 1. Oktober. Das erste Friedensjahr hat, was Obst und Wem betrifft, eine verschwenderische Fülle ansgestceut. Schon was an Kirschen, Birnen, Aepfeln eingeheimst wurde und noch geerntet wird, rechtfertigt die Bezeichnung- eines Obstjahres vollkommen. Nun kommt ein fast beispielloser Zwetschgensegen dazu. Der Preis für den Zentner ist schwankend, er bewegt sich zwischen 38 bis 45 Mark. Unter Ausschaltung des Zwischenhandels hat die Gemeinde Jhringen den Verkauf der Zwetschgen selbst, in die Hand genommen. Hier sind dir Preise denn auch neulich fest geblieben, den Betrag von 41 Mark haben sie nie überschritten.
Neueste Nachrichten.
Höchst a. M., 2. Oktober. Wegen Kohlenmangels sind die hiesigen Farbwerke gezwungen, vom kommenden Montag ab einen großen Teil ihres Betriebs bis auf weiteres stillzulegen. Mit denselben Schwierigkeiten haben auch die Werke in Griesheim zu kämpfen, wo ebenfalls eine größere Betriebseinschränkung Platz, greifen soll.
Frankfurt a. 2. Oktober. Die Eisenbahndirektion gibt amtlich bekannt, daß die Güterabfertigung Frankfurt-Hauptbahnhof wegen Ueberfüllung des Güterbvdrns am 3. und 4. Oktober keine Frachtstücke annimmt.
Stuttgart, 2. Oktober. Mit Schreiben des Swatsministeriums vom 1. Oktober ist dem Präsidium des Landtags der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Gewährung einer Entschädigung an die Mitglieder des Landtags, zugegangen.
Hechingen, 2. Oktober. Bei den Kommunsllandtagswahün in Hohenzollern wurden abgegeben 15175 Stimmen für das Zentrum, 608 Stimmen für die Bürgerpartei, 3844 für die Deutsche demokratische Partei, 2319 für die sozialdemokratische Partei. Die Wahlbeteiligung betrug 60 Prozent. Von dm 24 Sitzen des neuen hohenzollerischen Landtags erhalten das Zentrum 19,. die Deutschdemokraten 3, die Sozialdemokratie 2, die BürgerpnrLei 0 Sitze.
. Mannheim, 2. Oktober. Ein Augenzeuge des letzten Ludwigshafener Vorfalls teilt der „Neuen Badischen Landeszeitung"' mit, es habe bei dem Zusammenstoß zwischen deutschen Arbeitern und französischen Soldaten glücklicherweise keine Toten, sondern nur Verletzte gegeben.
München, 2. Oktober. Wie von mehrheitssozialistischer Seite auf Grund von Informationen aus Berliner Parteikreisen nn Ge- samtausschusse des bayerischen Landtages mitgeteilt wurde, finden die Reichstagswahlen erst im Mai oder Juni nächsten Jahres statt.
Duisburg, 2. Oktober. Auf der Hütte „Vulkan" sind die Arbeiter trotz Abratens der Gewerkschaftsführer in den Ausstand ge
treten, west die Verwaltung die Zahlung einer >
Entschuldungssumme von 100 Mark abgelehnt hatte, ' ^
Meinungen, 2. Oktober. Die ehemalige Herzogin Charlotte Sachsen-Meiningen ist gestern nachmittag in Baden-Baden m sie zur Kur" weilte, gestorben. ' ^
Braunschweig, 2. Oktober. Wie die „Braunschweiger Neue!«, Nachrichten" melden, ist es am Mittwoch iin Braun^hwe^ Kreisgefängnis zu einer Meuterei der Gefangenen gekoniu,» Eine mit Holzspalte» beschäftigte Rotte von 15 Mann drana y Beilen bewaffnet, nach dem Hauptausgang des Gefängnisses Die zur Hilfe gerufene Reichswehr ging gegen die Meuterer v« von denen 10 zu entkomnren wußten. Die eingeleitete U„u> suchuug hat ergeben^ daß die Meuterei von langer Hand vorder? tet war. 2 der entflohenen Meuterer konnten, inzwischen nnF eingefangen werden.
Berlin, 2. Oktober. Vom Ausschuß der Natümalversamnilu» für die Reichsabgabeordnung wurde der Z 189, der die Ausluch Pflicht der Banken, Sparkassen usw. vorschreibt, mit dem Zch angenommen, daß der Reichsminister für Finanzen Erleichterung von diesen Vorschriften gewähren kann.
BerÜ», 2. Oktober. Der Haushaltsausschuß der National», sammlung hat heute die beiden neuangeforderten Reichsmichn stellen mit großer Mehrheck genehmigt. — Im HaushMsausM der Nationalversammlung erklärte Reichspostminister GiesbeL daß die Uebernahme der württembergischen Post durch rs M im Gange sei.
Berlin,. 3. Oktober. Güstern Abend trat die Demokrat Fraktion der Nationalversammlung zu einer nochmaligen wegen der Kabinettsumbildung zusammen. Der Abgeordnete W der Bedenken gehabt hatte, das Reicksministerium des Innern; übernehmen, nachdem er erst in diesen Tagen zum Obert-m^ meister von Düsseldorf gewählt worden ist, stellte, da aufm« Eintritt ins Kabinett, wie die „Rassische Zeitung" sagt, WertM» wurde, seine Bedenken zurück und die Fraktion sprach ihre Zust« mung dazu aus, daß Schiffer und Koch dem Ruf des Reichskm- lers zum Eintritt in das Kabinett Folge leisten.'
Bern, 2. Oktober. Der italienische Justizminister Mortara mit einigen Ministern anderer Ressorts eine Formel aufgestch die ermöglicht, daß der Friedensvertrag durch ein königliches kret unter Vorbehalt der späteren Zustimmung des neuen Pack ments ratifiziert wird, sobald entweder das französische Par-aai« oder der amerikanische Kongreß die' Ratifikation vollzogen hoch
Bern» 2. Oktober. Schweizerische Blätter melden, daß in La» don 20 Millionen Reichsmark in Gold von der Reichsbank für di, Entschuldung Deutschlands neu eingezahlt worden seien.
Versailles, 2. Oktober. Wie der „Matin" meldet, wird jedenfalls am Freitag der Kammer ein Antrag zugehen, der bestimmt daß die gesetzgebende Macht der Kammer am 1. Dezember h Ende erreicht. Nach einigen Blättern werden in diesem Fall di? Kammerneuwahlen am 9. November stattfinden.
Versailles, 2. Oktober. Wie „Temps" mitteilt, soll die st zösische Regierung in der gestrigen' Sitzung des Fünferrates m- langt haben, daß die Unterhaltungskosten für das Besatzuichche, in Deutschland auf der Basis des französischen Tarises, der föi jeden Tag 16 Franken für den Soldaten oorsieht, und n'Hch der Basis des amerikanischen Tarifes, der 30 Franke» esM berechnet werden.
Versailles, 2. Oktober. „Chicago Tribüne" meldet aus K«, ? daß die südslawische Regierung beschlossen habe, die JahrM 1880 bis 1896 zu mobilisieren. Nach der gleichen Zeitung st d'Annunzio. die Absicht haben, die Republik Venedig anszurm, wenn die italienische Regierung fortfahre, ihn zu desavomeiL Nach dem gleichen Blatt unterstützen die italienischen Kolonien Nord-Amerika und Brasilien d'Annunzio. Elftere sollen zu sei: Gunsten 500 000 Dollars, die von Brasilien 100 000 Doiku gesandt haben.
Rewyork, 2. Oktober. In amerikanischen Handelskreft schätzt man die Verluste der Vereinigten Staaten durch das Zi'lft gen der Ausfuhr nach England auf zehn Millionen Dollar
Würlkembergischer Landtag.
Stuttgart, 2. Oktober. Bei der ersten Beratung eines entwurfs betr. die Neuordnung des Gesundheitswesens wird m den Rednern aller Parteien daran Kritik geübt, daß es den gliedern des Hauses nicht möglich war, den Entwurf vor der erste Beratung auch nur durchzulesen. Dem Zentrumsantrag auf lieb« Weisung der Vorlage an den Finanzausschuß wurde mit grch
wur
bürg
klärt
lehn
pari
für
ausl in d lichk' Was
und
nom
fich
Pari hält, Reg- Unat Mn der' eine lung ilkel W
k
wert
faßr
eich)
söge
und
nicht
müsi
trän
geeü
Obs
19li
also
dem
seich
muss
Au«
bau)
Me,
1.
2 .
8 .
„Weißt Tu dies bestimmt?"
„Ja! Sieh', als er aus dem Gefängnisse zurück- i kehrte, da war er völlig gebrochen. Er kehrte als Krüppel heim und auch in seinem Innern hatten die Jahre der Hast schlimm gezehrt. Als er hier eintrat, brach er auf dem Stuhle dort zusammen. Meine Mutter war kaum zwei Monate tot und auch mich hatten Gram und Not arg mitgenommen. Ich habe ihn nie weinen sehen
— da weinte er, deiln er hatte meine Mutter lieb gehabt und maß sich die Schuld ihres Todes zu. Er erfaßte meine Hand und bat mich, ihm zu verzeihen, weil er so viel Unglück über uns gebracht habe. ^ Erich, auch mir lag der Verdacht, der auf ihm rühte, schwer auf dem Herzen, und in jener Stunde fragte ich den Vater, ob die Leute die Wahrheit sprächen. Ta blickte er mir ruhig und offen ins Auge und sagte, er habe den Förster nicht erschossen, er beteuerte es bei dem Andenken meiner Mutter, und' ich weiß, daß er die Wahrheit gesprochen hat. Mein Vater hat ein wildes Leben geführt, er konnte von seiner unglückseligen Leidenschaft nicht lassen, .allein er ist nicht schlecht. In jener Stunde gestand er mir, daß er einmal die Büchse auf den Förster gerichtet habe und fest entschlossen gewesen sei, ihn zu erschießen, weil derselbe zuerst nach ihm geschossen habe, allein in demselben Augenblicke sei es vor ihm aufaetaucht wie das Gesicht meiner Mutter, und das sei seine Rettung gewesen, denn wie gelähmt sei sein Arm niedergesnnken. Ta habe er den festen Entschluß gefaßt, die Büchse nie wieder auf einen Menschen zu richten, und an dem Entschlüsse habe er sestgehalten!"
Erich ersüßte die Hand des Mädchens.
„Habe Tanh ich glaube Dir," sprach er, unwillkürlich leichter auftrtmend. „Sieh', es hat mich das schwer bedrückt, obschon?Tich ja keine Schuld treffen konnte.
— Nun aber nEuß ich heimkehren!"
Er erhob sich und griff nach seiner Mütze.
„Ruhe Tich erst noch aus", bat Gretes „Es ist , ! ein jo weiter Weg. , i . . . ^ >,... i - l
„Es geht ja bergab und ich fühle mich wie neugeboren nun ich die Gewißheit habe, daß Du doch mein wirst!" rief Erich heiter, indem er den kräftigen Körper gerade ansrichtete. „Wann ich Dich Wiedersehen werde, weiß ich nicht; ich weiß aber jetzt, daß ich'den Weg in einer Nacht znrücklegen kann!"
„Es ist zu viel für Dich; ich würde Dir zur Hälste entgegcnkommen, wenn ich wüßte, wann Du kommst," entgegnete Grete.
„Nein, wenn ich zu Dir eile, ist mir nichts z» viel; nun gehab Dich wohl!" rief Erich. Er schloßt , Geliebte noch einmal in die Arme, dann eilse er fort !
Jetzt fühlte er nicht mehr, daß es noch kälter gM- s den war, daß der Wind sich ausgemacht hatte und M eisig ins Gesicht wehte, denn in ihm war alles hell lind sonnig.
-)
Das große Gehöft des Bauern Günter Ainring hg im Tale, rings von den dazu gehörigen Feldern und Wiesen umgeben, und galt mit Recht allgemein für eine wertvolle Besitzung. Als Günter Ainring den Hof einst von seinem Vater geerbt, war er selbst noch jung gewesen, und der Hof hatte sich in einem traurigen Zustande befunden. Die Gebäude waren halb zerfallen gewesen, du Felder vernachlässigt, die Wiesen im F ühjahre und Herbst den Ueberschwemmungen des Bergbaches ausgesetzt, der sie mit Steh- und Mörtel bedeckte. Zudem war die Besitzung mit Schulden überlastet gewesen.
Günters Vater hatte sich um die Wirtschaft nie bekümmert, sein Hab und Gut im Spiele vertan, und de seine Frau früh verstorben -war, hatte er alles auf dein Hofe fremden Händen überlassen. Die halten zuerst sich selbst gedacht und sich um das Gedeihen des Hose» wenig gekümmert.
5
die
Sch
jahi
den
Mel!
ringe
die
des l
Grui 1- Z Emß rniN
zur <
seine!
Art.
Einst
Abtei
bei ! Dieü recht-