Professor Ernst haeckel s.
Ernst Haeckel, der Senior der deutschen Naturforscher, ist in der Nacht von Freitag auf Samstag im Alter von 86 Jahren in gestorben. Sein Name ist wie kaum einer, auch in den breiteren Schichten des Volkes bekannt, vor allem durch seine „Welträtsel", die als Typus der materialistischen Naturausfassung gelten. Geboren am 16. Februar 1834 in Potsdam, widmete er ffth dem Studium der Medizin und Naturwissenschaften an den Universitäten Würzburg, Berlin und Wien, war kurze Zeit Arzt dir Berlin, widmete sich dann aber ausschließlich den Naurwissen- schaften. Besonders die niederen Meerestiere waren sein Arbeitsgebiet, das er durch mehrfache Reisen ins Mittelmeer beveuiend Prderte. 1861 habilitierte er sich als Prioatdozent in Jena, wo ec nun Zeit seines Lebens geblieben ist: 1862 wurde er außerordentlicher, 1865 ordentlicher Professor der dortigen Universität. Groß ist die Zahl seiner Veröffentlichungen, sowohl aus seinem eigensten Arbeitsgebiet als auch darüber hinaus auf dem der allgemeinen Entwicklungsgeschichte und der Naturphilosophie, durch die er in den weitesten Kreisen bekannt geworden ist. Er hat in Deutschland mit als erster 1866 die Darwinsche Entwicklungslehre verbreitet und ausgebaut, wobei er auch vor allzukühnen Schlüssen, bke wissenschaftlich noch nicht bewiesen werden können, nicht zurück- ßhreckte. Vielfach ist er deshalb nicht nur in kirchlich-orthodoxen, sondern auch von ernsten Wissenschaftlern seiner Richtung angefeindet worden. Mehr als einmal hat aber auch die spätere Forschung seine mehr spekulative Annahme bestätigt. Als Bahnbrecher moderner Naturwissenschaft und begeisterter Lobredner der Schönheit der Natur wird seine Name bestehen bleiben, wenn auch vmnche seiner philosophischen Werte untergehen werden, wie sie heute schon stark zurückgetreten sind. Seinen höchsten Ruhm hat Haeckel, der in den letzten Jahren schon ein stiller Mann geworden «ar, schon selbst überlebt.
Ausland.
Der Metallarbeilerstreik in Oberitalien.
Den», 11. August. Der Verband der italienischen Metallarbeiter erläßt einen Aufruf zum Zusammentritt einer internationalen Aonferenz in Mailand vom 15. bis 17. August. Der Entschei- bmigskampf zwischen Kapitalismus und Arbeiterschaft stehe na- ««ttlich in der Metallindustrie unmittelbar bevor. Der Verband kchätzt die Zahl der ausständigen Metallarbeiter auf 360 000. Die Bewegung wächst weiter an.
Die türkische» Freiheitskämpfer.
Vern. 11. August. „Temps" meldet aus Kairo, Mustapha Aemal Pascha, der Führer der türkischen Unabhängigkeitsbewe- gung in Kleinasten und dem Kaukasusland, habe sich geweigert, der Aufforderung der türkischen Regierung nach Konstantinopel zurückzukehren, Folge zu leisten. Er habe sich von der Türkei unabhängig erklärt und laste überall bekannt machen, die Konstan- itnopeler Regierung habe das Vaterland verkauft. Er fordere alle Anhänger des Islam und die Freunde der Türkei aus, sich ihm «mzuschließen. Mustapha verfüge über zwei revolutionäre Dioi- tknen. Zahlreiche Freiwillige schlossen sich ihm an. Die türkische Negierung habe zwei Minister zu Verhandlungen in das Auf- Aandsgebiet entsandt. Sie werde voraussichtlich auch Gendarmerie- Kuppen in dieses Gebiet schicken.
Das Sohlenproblem.
Hollandsch Nieuwsbureau meldet aus Paris: Bei der ersten Zusammenkunft der europäischen Kohlenkommission hat dieselbe die Förderung des Gedankenaustausches zwischen den in Betracht kommenden Ländern beschlossen und eine Kommission ernannt, die «us je einem Sachverständigen eines jeden Landes bestehen wird, und die ein Gutachten über die Lage nicht nur hinsichtlich der För d«cung, sondern auch unter Berücksichtigung des Verbrauches ab- tzäben soll.
Der gnädige Herr Fach.
Lyon, 11. August. Wie Lyoner Blätter aus Paris melden, hat die Friedenskonferenz auf Antrag des Marschall Fach die deutsche Negierung ermächtigt, die Garnisonen der neutralen Zone des rechten Rheinusers um 3 Bataillone zu verstärken, zur Sicherung der Sffeutlichen Ordnung.
Düstere Lage in Nordamerika.
Amsterdam, 10. August. Laut „Telegraaf" meldet „Daily Telegraph" aus Newyork, daß den in Newyork veröffentlichten Nachrichten zufolge die Lage in der amerikanischen Industrie in der Nolge der Arbeiterschwierigkeiten der letzten Tage einen drohenden Uharakter annehme und in gewisser Hinsicht ebenso ernst sei wie Ne industrielle Lage des vom Kriege heimgesuchten Europas. Unter den Staatsmännern in Washington herrsche eine sehr düstere Stimmung. Die meisten Mitglieder des Kongresses sind gegen «ine Verstaatlichung der Bahnen. Wenn in Washington nicht ein grundlegender Umschwung in den Meinungen eintrete, werde den Uorderungen der Arbeiter nicht stattgegeben werden.
Der Streik der Eisenbahnarbeiter, der die Folge der Ablehnung fein würde, würde das ganze Land in einen chaotischen Zustand «ersetzen.
Lansing gegen die Aburteilung des deutsche« Kaisers.
Nach der „Times" meldet Reuter aus Washington, Lansing sei dagegen, daß der deutsche Kaiser von einem Kriegsgericht abgeurteilt werde, da es sehr fraglich sei, ob die Schuld des vormaligen deutschen Kaisers nachgewiesen werden könne und weil ein Kriegs- Gericht den Kaiser straflos ausgehen lasten könnte. — Englischen Blättern zufolge soll General Ludendorffs Buch in England und Amerika veröffentlicht werden. Der für das britische und amerikanische Veröffentlichungsrecht bezahlte Preis betrage 10- bis <8000 Pfund Sterling.
Lebensmillelmangel in Australien.
Amsterdam, 10. August. Laut „Telegraaf" meldet die „Times" «us Sidney, daß in allen Staaten Australiens die Fabriken die Arbeit einstellen müssen. Es herrsche ein beispielloser Lebens- «ittelmangel. Infolge von Unterernährung könnten viele Menschen «dht arbeiten. Der Lebensmittelmangel in Neuguinea werde die Negierung wahrscheinlich dazu zwingen, 10 000 Eingeborene zu entlassen und in die Wälder zurückzuschicken, damit sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen können.
Aus Stadt» Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg, 10. August. Die neulichen Bemühungen des hiesi gen Verschönerungs- und Fremdenverkehrsvereins um Jahresbei trüge sind nicht vergeblich gewesen, es sind wieder neue Mittel fü Gen gemeinnützigen Zweck zusammengebracht worden, wofür hier «it öffentlich Dank gesagt sei. Diese Geldmittel haben gleich wiede Wr Anschaffung und Wiederherstellung von Sitzbänken, die an ge «gneten Ruheplätzen angebracht wurden, Verwendung gesunder Leider muß noch immer darüber geklagt werden, daß Sitzbänk ujw. oon böswilliger Hand gewaltsam nicht nur beschädigt, sonder! ! gänzlich zerstört, entfernt oder aus dem Boden gerissen Werder
So wurde, um nur ein Beispiel airzuführen, erst in den letzten Tagen die vielbenützte Ruhebank an der Wilddaderstrahe und sogen. Hohlgaste gegenüber dem Stadtbahnhof aus der Verankerung gerissen und beschädigt. Die Wiederinstandsetzung dieser Bänke verursacht bei den so gestiegenen Preisen allein wieder nicht gering zu schätzende Kosten. Wenn trotz alledem der Vereinsvorstand sich von fernerer Betätigung seiner so „undankbaren" Aufgabe nicht abhalten läßt, so richtet er an das gesamte Publikum die Bitte, es möge doch jeder Spaziergänger und Freund der Natur in seinem Teil darüber wachen, daß all die mit vieler Mühe und Geldopfern geschaffenen Anlagen, Ruhebänke usw. vor solch böser Zerstörungsund Verunreinigungswut bewahrt bleiben. Damit solche Rohheit nicht unbestraft bleibe, möge man die Missetäter im Betretungsfalle unnachsichtlich zur Anzeige bringen. Ein aller und wie es scheint unausrottbarer Unfug besteht auch in dem albernen Bekritzeln und Beschreiben von Bäumen, Bänken usw. Weiter ist immer wieder zu rügen das Wegwersen von Speise- und Papierresten aller Art, zerrissenen und beschmutzten Zeitungen, leeren Gläsern usw. Dazu gehört auch die häßliche Unsitte, altes Kochgeschirr, wie ganze Blechtöpfe, Ofenrohrstücke und sonstige Abfälle sinnlos hinauszutragen in Feld und Wald, oder an Weg und Steg zu werfen. Deshalb die herzliche Bitte: „Schonet die Natur!" C. M.
Neuenbürg, 11. August. In weiten Kreisen, namentlich der ländlichen Bevölkerung, herrscht zurzeit eine starke Beunruhigung, hervorgerufen durch die irrtümliche Auffassung mancher staatlichen und sonstigen Kassenstellen, wegen der Einziehung der Reichsbanknoten zu 50 Mark vom 20. Oktober 1918. Nach dem Wortlaut der amtlichen Bekanntmachung müssen diese Fünszigmarknoten bis zum 10. September 1919 von allen Reichsbankanstalten, öffentlichen Kassen, also von den Kameralämtern, den Postämtern und Eisenbahnen den Banken und Sparkassen in Zahlung genommen oder umgetauscht werden. Die Weigerung mancher ländlichen Kassenstellen, namentlich der Dahnhofskassen und der Postamtskassen, zur Annahme solcher Fünfzigmarkscheine, oder das Verlangen, durch Unterschrift Bürgschaft für die Echtheit der Scheine zu übernehmen, entbehrt jeder Rechtsgrundlage und ruft begreiflicherweise Beunruhigung und Mißtrauen in die papiernen Zahlungsmittel im allgemeinen hervor. Eine Belehrung dieser öffentlichen Kassen seitens der Vorgesetzten Stellen wäre dringend erwünscht. — Wenn sich jemand nach dem 10. September noch im Besitz der aufgerusenen Banknoten befindet, so kann er sie immer noch bis zum 10. September 1920 bei der Reichsbankhauptkasse in Berlin eintauschen. Erst mit diesem Zeitpunkte können die Scheine als ungültig angesprochen werden.
Neuenbürg. 12. August. (Vorsicht beim Sammeln von Pilzen.) In diesem Jahre tritt in größerer Zahl der außerordentlich giftige Satanspilz auf. Er kann von dem Laien mit dem häufig vorwm- menden Hexenpilz sehr leicht verwechselt werden. Es seien daher Pilzsucher auf besonders hervortretende Eigenschaften des Satanspilzes aufmerksam gemacht: Oberseite des Hutes: weißlich, lederfarbig/ manchmal bräunlich grün. — Unterseite des Hutes: rot bis rötlich. Röhren: außen rot, innen gelb. Fleisch beim Abschneiden rötlich, dann violett und blau.
^ Herrenalb» 11. August. Unter den Veranstaltungen der Kurverwaltung verdient eine dreitägige Ausstellung des Malerinnenvereins Karlsruhe besondere Erwähnung. Sie ging gestern zu Ende und brachte der rührigen Vereinsleitung nach jeder Hinsicht ein erfreuliches Ergebnis. Ausgestellt und verkäuflich waren Bilder, Originalradierungen, Gegenstände der Graphik, des Kunstgewerbes und künstlerische Handarbeiten. Kurpublikum und Einwohnerschaft schenkten der gutgeleiteten Veranstaltung volle Beachtung; es wurden sehr namhafte Verkäufe abgeschlossen, während das Eintrittsgeld in die Kaste der Herrenalber Krankerlpflegestation
floß-
Ans der Reichsgelreideordnung für ISIS.
Zur Reichsgetreideordnung für 1919 sind nunmehr Ausführungsbestimmungen erlassen worden. Im neuen Wirtschaftsjahr bleibt die Beschlagnahme und die öffentliche Bewirtschaftung auf Brotgetreide urä Gerste beschränk. Bei Hafer, Hülsenftüchten und Buchweizen kann die Reichsgetreidestelle den Kommunalverbänden die Lieferung bestimmter Mengen aufgeben. Diese Lieferungspflicht ist vorweg zu erfüllen, die restlichen Vorräte an Hafer, Hülsenfrüchten und Buchweizen sind verkehrsfrei. Der erlaubte Eigenverbrauch der Erzeuger in Brotgetreide und Gerste zur Ernährung der Selbstversorger ist vorläufig auf 12 Kilogramm Brotgetreide und 5 Kilogr. Gerste für den Kopf und Monat festgesetzt worden. Der Begriff des landwirtschaftlichen Unternehmers ist etwas enger gefaßt, um mehr als seither zu verhüten, daß dem landwirtschaftlichen Beruf fernstehende Personen sich durch Kauf oder Pacht von Grundstücken die Vorteile der Selbstversorgung sichern. Aus Ueber- wachungsrücksichten ist angeordnet, daß auch für die Weiterverarbeitung von Erzeugnissen aus Brotgetreide und Gerste (Gries, Grütze, Graupen und dergl.) in Mühlen und sonstigen Verarbeitungsbetrieben, sowie zum Bearbeiten (Reinigen, Sortieren und dergl.) von Brotgetreide und Gerste in Mühlen eine Mahl- oder Schrotkarte oder ein Erlaubnisschein des Kommunalverbands erforderlich ist. Für die Benützung der Schrotmühlen (privaten Mühlen) gelten im wesentlichen die seitherigen Beschränkungen. Die Erlaubnis zum Schroten von Hafer, Hülsenftüchten, Buchweizen oder Mais kann die Ortspolizeibehörde erteilen. Dagegen sind die seitherigen Einschränkungen hinsichtlich der Herstellung und des Absatzes der Schrotmühlen weggesallen. Wer eine Schrotmühle besitzt oder nach dem Inkrafttreten der Verordnung erwirbt, hat dies binnen zwei Wochen der Ortspolizeibehörde anzuzeigen. Zum Mehlgroßhandel können Einkaufsgenossenschaften auch dann zugelassen werden, wenn sie nicht schon vor dem 1. August 1914 den Mehlhandel betrieben.
Auslandsmalz für Exporlbier.
Das Reichsernährungsministerium hat die Einfuhr einer größeren Menge von Äuslandsmalz zur Herstellung von Exportbier bewilligt. Das nach Deckung des Exportbedarfs erübrigte Auslandsmalz soll zur Herstellung von Jnlandsbier an die Brauereien verteilt werden. Die zur Herstellung von Jnlandsbier voraussichtlich verfügbare Menge dürfte gestatten, ungefähr bis 1 Prozent des Friedensverbrauches zu verteilen. Der genaue Preis des Malzes ist noch nicht bekannt. Vorbehaltlich späterer Preisberechnung wird die Gerstenverteilungsstelle des Deutschen Brauerbundes von den Brauereien 300 Mark für den Doppelzentner Auslandsmalz einfordern. Es wird als gutes amerikanisches Braumalz bezeichnet, aber keine Garantie geleistet.
Württemberg.
Stuttgart, 11. August. (Bahnbau Kornwestheim—Korntal.) Vom Kornwestheimer Verschiebebahnhof zum Korntaler Staatsbahnhof wird als Notstandsarbeit eine neue Bahnlinie gebaut, die hauptsächlich einen direkten Güterzugsverkehr von Heilbronn-Bietig- heim-Ludwigsburg-Kornwestheim und von Zuffenhausen-Korntal- Weilderstadt-Calw dienen soll. Außerdem werden »m Kornwestheimer Bahngebiet eine direkte Verbindungslinie nach Stammheim, sowie eine Stammheimer Güterbahnstation gebaut. Nebenher gehen Neubauten für eine größere Wohnungskolonie.
Stuttgart, 11. August. (Lohnbewegung im Schneidergewerbe 1 Der Verband der Arbeitgeber für das Schneidergewerbe teilt mit daß zurzeit eine Lohnbewegung im gesamten Schneidergewerbe eingesetzt hat. Die Arbeitnehmer haben an allen Orten neue Forderungen eingereicht, die im wesentlichen auf die Abschaffung der Stückarbeit und die Einführung des Zeitlohnes abzielen. Diesen Anträgen stehen die Arbeitgeber geschlossen ablehnend gegenüber Die zentralen Verhandlungen der Hauptvorstände des Allgemeinen Deutschen Arbeitgeberverbandes und der Gehilfenverbände haben am 21. Juli in München begonnen..
Stuttgart, 11. August. (Kleideraufschlitzer.) Auf den Plattformen der Straßenbahnen sind in letzter Zeit wiederholt Fälle von Kleideraufschlitzerei vorgekommen und zur Anzeige gebracht worden. Hoffentlich gelingt es endlich, des Täters habhaft zu werden.
Ludwigsburg, 10. August. Letzte. Woche trat die hiesige Ortsgruppe der Vereinigung vertriebener Elsaß-Lothringer (zurzeit 17Y Mitglieder zählend) erstmals vor die Oeffentlichkeit. Stadtrat Gilg, zurzeit in Berlin, früher in Kalmar, sprach in nahezu ändert- halbstündiger Rede über „Die Lage der Elsaß-Lothringer im Reich". Er führt u. a. aus, welchen ungeheuren Verlust in politischer, wirtschaftlicher und völkischer Hinsicht wir mit der Preisgabe der urdeutschen Reichslande zu beklagen hätten. Die meisten Deutschen seien sich dessen nicht bewußt. Auch hätten die Reichsdeutschen unter dem fürchterlichen Druck ihrer eigenen Not kein volles Verständnis für ihre vertriebenen Brüder bekundet. Wenn man in der Heimat viel gelitten hätte, so hätten sie, die Heimat- losen, noch viel mehr während des Krieges und jetzt erst recht nach ihrer Austreibung leiden müssen. Drum bitten die Flüchtlinge um Aufnahme und um Hilfe. Auch sie werden dem Vaterlande sich nützlich erweisen, so gut. wie ehemals die Hugenotten und andere Exulanten, die um ihres Glaubens oder ihrer politischen Ueberzeugung willen von der heimatlichen Scholle vertrieben, durch die Gunst edler Fürsten in Deutschland gastliche Aufnahme gefunden hatten. — Die klaren warmherzigen Ausführungen des Redners machten auf die Zuhörer einen tiefen Eindruck.
Plochingen. 11. August. (Albverein.) Die gestrige Mitgliederversammlung des Schwäbischen Albvereins begann mit der Ausschußsitzung, in der der Voranschlag des Haushalts 1919 durchberaten und sestgestellt wurde. Die vorjährige Rechnung ergab eine Zunahme der Mitglieder, da die Kriegsteilnehmer dem Verein wieder als zahlend sich beigesellten. Die Zahl betrug 25 77V Mitglieder mit 52 110 Mark Mitgliedbeiträgen. Gesamteinnahmen 65 443 Mark. Für 1919 kann die Zahl von 36 000 Mitgliedern mit 72 000 Mark Mitgliedbeiträgen, im Ganzen 90 350 Mark als Einnahme eingesetzt werden. Die Vereinsblätter werden 19A) wieder möglichst in Friedensumfang erscheinen. Heuriger Aufwand 40 060 Mark. Zur Ausgabe gelangen in nächster Zeit eine Reihe Druckschriften. Um die Vereinsblätter und Karten in früherer Art herauszugeben und das Bestehende an Vereinsbauten erhalten zu können, wird der Mitgliedsbeitrag für das Jahr 1920 um 1 Mark erhöht, also auf 3 Mark festgesetzt. — An Jugendherbergen sind bereits 30 eingerichtet; weiterer Ausbau ist im Gang. Die Vereinsmitglieder sollen darauf aufmerksam gemacht werden, daß das Tragen des Albvereinszeichens die geordneten Wanderer vor den Wanderflegeln unterscheidet und daher das Anlegen dieses Zeichens nicht vergessen werden solle. Zum Verbandstag deutscher Gebirgs- und Wanderer-Vereine wird der Verein einen Vertreter entsenden. — Längere Aussprachen fanden über die Pflege und beste Art der Jugendwanderungen statt, wobei Rektor Seeger-Ludwigsburg bemerkenswerte Anregungen gibt. Die Versammlung begrüßte den Gedanken, die Organisation der Jugendwanderungen im Anschluß an den Albverein kräftigin die Hand zu nehmen.
Reutlingen, 11. August. (Ein Bauernultimatum an den Bezirksrat.) Auf einer gestern hier abgehaltenen Versammlung des landwirtschaftlichen Bezirksvereins Reutlingen wurde dagegen Steilung genommen, daß der Bezirksrat dem Landwirtschaftlichen Bezirksverein die Unterverteilung von Futtermitteln, Saatgut usw. entzogen hat. Nach längerer Aussprache wurde beschlossen, dem Bezirksrat mitzuteilen und auch den Ernährungsminister Baumann davon Kenntnis zu geben, daß die Mitglieder des Landwirtschaft!. Bezirksvereins ab 1. September jede Ablieferung einstellen werden, wenn bis dahin der erwähnte Beschluß des Bezirksrats nicht rückgängig gemacht worden ist.
Hall. 10. August. Eine von etwa 250 Personen besuchte Bauernversammlung in Schw.-Hall hat dieser Tage Stellung zu landwirtschaftlichen Tagesftagen genommen und folgende Entschließung gefaßt, die an die landw. Bezirksvereine zur Unterstützung gesandt wird. Es wird gefordert: 1. Mühlenfteiheit und Abschaffung der Mühlenkontrolle: 2. Einberufung einer allgemeinen Bauernlandesversammlung in Stuttgart durch den landw. Hauptverdand Württembergs zur öffentlichen machtvollen Vertretung der Wünsche und Beschwerden des Landwirts gegenüber der Regierung; alsbaldige Schaffung einer unabhängigen landwirtschaftlichen Zeitung Württembergs durch den Uebergang des Wochenblatts auf den Hauptverband. An alle Landwirte, namentlich auch an die Söhne und Töchter, wird das Ersuchen gerichtet, wie ein Mann zusammenzustehen und sich berufsständisch und genossenschaftlich zu organisieren und in den landw. Orts- und Bezirksvereinen und im landw. Hauptoerband Württembergs unverzüglich restlos sich zusammen- zuschließen.
Brackenheim, 11. August. (Vom Hunde zerfleischt.) Der 7- jährige Sohn des Bezirksnotars Hieber hier wurde vom Hofhunde des Hauses angefallen und im Gesicht arg zugerichtet. Das Kind war dem Hunde wohlbekannt.
Baden.
Mannheim, 10. August. Vom heutigen Tage ab verkehren wieder zwischen hier und Ludwigshafen einige Personenzüge, die aber nur von solchen Personen benützt werden dürfen, die die erforderlichen Ausweispapiere für das besetzte Gebiet besitzen.
Mannheim» 10. August. Die Kohlenversorgung in Mannheim, wird immer schlechter. Sie muß über kurz oder lang hier zur Katastrophe führen. Die Fabriken müssen ihre Schichten immer mehr kürzen, um nicht Leute entlasten zu müssen. Das städtische Gaswerk hat nur noch für 7 Tage Gaskohlen und keine weiteren Lieferungen in Aussicht gestellt bekommen. Deshalb ist heute ote schon im Mai beschlossene Gassperre bis auf die Stunden von 7—9 Uhr abends eingeführt worden. Auch die Hausbrandversorgung stößt auf die größten Schwierigkeiten.
Sehl. 10. August. Aus dem besetzten Gebiet kommt die Nachricht, daß die Franzosen das Kaiser-Friedrich-Denkmal und die deutschen Kriegerdenkmäler in Wörth durch Dynamitsprengungen dem Erdboden gleichgemacht haben. Zu dieser unwürdigen Tat wurden 100 Geniesoldaten kommandiert.
Müllheim» 10, August. Die dem badischen Ufer gegenüberliegenden Ortschaften erhielten jetzt meist italienische Besatzung. Die älteren französischen Jahrgänge werden durch Kolonialtruppen ersetzt.
Gotlmadingen, 10. August. Ein gutgekleideter Herr versuchte im Pelzmantel die deutsch-schweizerische Grenze bei Gottmadingen zu überschreiten. Bei der Nachschau an der Grenze fiel dem kon-
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