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Neuenbürg, Mittwoch den 11. Juni 1919
77. Jahrgang.
Deutschland.
Stuttgart, 10. Juni. Durch einen fünften Nachtragsetat werden weitere 35 Millionen Mk. angefordert und zwar 10 Millionen als Baukostenzuschüsse für Wohnungsbauten, Z Millionen für Notstandsarbeiten der Straßen- und Wasserbauverwaltung, 10 Millionen Mk. für Ueberteuerungszuschüsse an Gemeinden und öffentliche Körperschaften für Notstandsarbeiten und endlich 12 Millionen für Erwerbslosenfürsorge als staatlicher Zuschuß. Für Erwerbslosenfürforge sind vom Dezember bis Ende März rund 13,5 Millionen Mk. verausgabt worden, davon entfallen auf den. Staat rund 5 Millionen Mk. Der Bedarf von 36 Millionen soll lt. „Schw. Tagwacht" durch ein neues Staatsanleihen aufgebracht werden.
Darmstadt, 10. Juni. Der hessische Ministerpräsident Ulrich hat an General Mangin folgendes Telegramm gerichtet: Ich erfahre soeben, daß das französische Kriegsgericht in Mainz gestern 22 Eisenbahnarbeiter aus Anlaß des Dewonstrationstreikes zu Gefängnisstrafen von rund 33 Jahren 7 Monaten, darunter zu Einzelstrafen bis zu fünf Jahren verurteilt hat. Diese harte Bestrafung hat Entsetzen in allen Klassen der Bevölkerung hervorgerufen, um so mehr, als sich der Streik nicht gegen das französische Militär, sondern gegen das hochverräterische Treiben gegen das eigene Vaterland gerichtet hat. Ich wende mich an Sie, Herr General, mit der eindringlichen Bitte, gegenüber der entsetzlichen Härte der Bestrafungen von dem Begnadigungsrecht in weitherziger Weise Gebrauch zu machen. *
Weimar, 10. Juni. Der Parteivorstand und der Ausschuß der sozialdemokratischen Partei trat am Sonntag zu einer vertraulichen Besprechung zusammen. Dabei wurde die gesamte Lage besprochen und die Vorbereitungen für den heute beginnenden Parteitag getroffen. Das Hauptreferat wird der Abg. Wels auf dem Parteitag erstatten.
Berlin, 10. Juni. Die Mitglieder der Nationalversammlung sind telegraphisch ersucht worden, von Donnerstag an in Weimar zu einer Tagung bereit zu sein. Es stehr noch nicht fest, ob bis Donnerstag eine Plenarsitzung der Nationalversammlung stattfinden kann. Das wird von dem Eintreffen der Antwort der Entente abhängen, die allerdings für Donnerstag oder Freitag von der Reichsregierung erwartet wird. Die Mehrzahl der deutschen Reichsminister wird sich am Mittwoch nach Weimar begeben.
Berlin, 10. Juni. Die deutsche Regierung beabsichtigt in wenigen Tagen ein Weißbuch herauszubringen, das die Dokumente über die Schuldfrage am Kriege enthält, soweit sie mit den in Versailles überreichten Noten in Zusammenhang stehen.
Berlin^ 10. Juni. Im „Berk. Ta^ebt." begründet der badische Staatsrat Dr. Haas, das Nein. Deutschland gibt sich erst dann auf und verzichtet auf seine Zukunft, schreibt er, wenn es den Friedensvertrag der Feinde annimmt. Das klare Nein ist demokratische Pflicht, ist pazifistische Pflicht, ist deutsche Pflicht. Klaren Blickes müssen wir nein sagen. Wir können es. Im Kampfe um die Rettung des Lebens ist Feigheit der sichere Tod. Der Friede der Feinde aber bringt uns, weil er unerfüllbar ist, ja doch die feindliche Besetzung, die Anarchie, den Raub selbst der inländischen Vermögen, er führt auch zur Auflösung des Reiches. Nur in der Ablehnung des feindlichen Vorschlages liegen letzte und äußerste Möglichkeiten.
Ei« Pfingstrrrf der vergewaltigte« Nationen.
Berlin, 8. Juni. Eine Massenkundgebung gegen die Völkerknechtung und Zerstückelung Deutschlands, gegen einen Gewalt- und Schmachfrieden und für einen Rechts- und Dauersrieden veranstaltete am Pfingstsamstag die Vereinigung der vergewaltigten Völker und der Deutsche Schutzverband für Grenz- und Ausländsdeutsche in der „Philharmonie". Der Andrang war so gewaltig, daß eine zweite Versammlung im preußischen Abgeordnetenhaus angesetzt werden mußte. Tausende deutscher Männer Frauen und zahlreiche Vertreter unterdrückter und geknechteter Völker waren erschienen.
Zum Schluß wurde folgende Entschließung angenommen, die als Funkspruch verbreitet werden soll:
„An alle Völker! Die erste seit Kriegsausbruch in Berlin tagende internationale Versammlung besucht von Tausenden von Männern und Frauen, erhebt nach Ansprachen eines Aegypters, Oesterreichers, Elsaß-Lothringers, Inders, Irländers, Ostmarkdeutschen, Pfälzers, Saar- und Rheinländers, Schleswig-Holsteiners und Flamen stürmischen Einspruch gegen einen Gewaltfrieden, der der Welt aufgezwungen werden soll. Zum Heil der Menschheit fordern wir alle einen Frieden des Rechts und der Verständigung. Die Friedensbedingungen über das Selbstbestimmungsrecht sind ein Geist der Wilsonschen Grundsätze. Wir fordern das Recht der Selbstbestimmung
für alle vergewaltiglen Völker und Völkerteile und wirtschaftlichen Schutz der Minderheiten in allen Ländern der Welt. Die unerhörten Opfer des Weltkrieges, unter dem alle Völker haben leiden müssen und gelitten haben, müssen eine Weltwende zur Folge haben, die allen unterdrücken Völkern Freiheit bringt und allem Völkermorden für immer ein Ende macht. Nur so kann die Welt zu einem dauernden Frieden gelangen. Wir richten diesen Pfingstruf an alle Völker der Erde mit der Bitte, dem Geist der Menschlichkeit zum Siege zu verhelfen."
Ausland.
Rotterdam, 9. Juni. „Daily News" melden aus Paris: Nach zuverlässiger Verlautbarung haben die amerikanischen, die italienischen und die englischen Delegierten auf der Friedenskonferenz sich geschlossen gegen die rheinische Sonderrepublik erklärt.
Wien, 10. Juni. Clemenceau hat an die ungarische Regierung einen Funkspruch gelangen lassen, des Inhalts, daß die alliierten und assoziierten Regierungen Vertreter Ungarns nach Paris einladen werden. (Es geschieht dies gleichzeitig mit dem Ultimatum der Alliierten auf Einstellung der ungarischen Feindseligkeiten gegen die Tschechoslowakei Schrift l.)
Versailles* 7. Juni. Die Abendblätter berichten, daß der österreichische Staatssekretär Renner, von der schweizerischen Grenze kommend, mittags wieder in Versailles einkraf. Er erklärte einigen Journalisten, er sei der Ansicht, daß der Frieden für Oesterreich unannehmbar und undurchführbar sei. Der Vertrag sei das Todesurteil für Oesterrrich. Die österreichische Regierung werde Gegenvorschläge macken, ohne den Ablauf der vierzehntägigen Frist abzuwarten. Er hoffe, daß der Verband die Einwendungen, die Oesterreich machen werde, anerkennen werde.
Wiener Blättern zufolge wird der Friedensvertragßent- wurf der Entente von Deutsch Oesterreich in vier Noten beantwortet, die die Gegenvorschläge enthalten werden.
London, 10. Juni. Die Berichte der Vertreter englischer Blätter, welche Schlesien bereisten, lauten durchweg zu Gunsten der Deutschen. Sie schildern die ständige Beunru higung und die Uebergriffe der Polen und erklären die Intervention des Vierverbandes, bei der endgültigen Regelung als absolut notwendig, um den Bürgerkrieg zu verhindern.
Stockholm, 9. Juni. Aus Reval wird gemeldet, daß zwischen der englischen und estländischen Regierung ein Uebereinkommen getroffen sein soll, wonach die Engländer die Insel Oesel besetzen sollen als Pfand für die Hilfe, die England Estland angedeihen ließ. 50 englische Kriegsschiffe sollen in Helsingfors, in Reval und Hangö stationiert werden.
Stockholm, 9. Juni. Das englische Ostseegcschwader hgt den Hafen 'von Kronstadt angegrrffen und dabei zwei bolschewistische Schiffe zerstört. Das von den Bolschewik! verteidigte Fort Alexander mußte nach kurzem Kampf ge räunst werden.
Belgrad, 10. Juni. „Daily Mail" meldet: Die Rumänen haben die Offensive gegen die Bolschewisten in Budapest wieder ausgenommen. Die alliierten Truppen auf ungarischem Boden beteiligen sich an der Wiederaufnahme der Operationen zur Umzingelung Budapests.
Zu den Verhandlungen in Versailles.
Amsterdam, 9. Juni. „New-Dork Sun" meldet, daß die Lage hinsichtlich der Abänderungen im Friedensvertrag beständig wechsle. Die Neigung, eine endgültige Entschädigungssumme festzüsetzen, wächst. Die Franzosen bestehen auf mindestens 50 Milliarden Dollar, die Engländer sind für 40 Milliarden, und die Amerikaner wollen nicht übe, 30 Milliarden gehen.
Versailles, 10. Juni. DK Völkerbundskommission, hie in-Abwesenheit Wilsons getagt hat, hat sich für die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund ausgesprochen.
ReichSmivister Dr. David für die Richnmterzeichnmi g
Versailles, 10. Juni. Der Berichterstatter des „Temps" wurde von Dr. David empfangen, der ihm erklärte, es gäbe innerhalb des deutschen Kabinetts keinerlei Meinungsunterschiede in der Frage der Nichtunterzeichnung der gegenwärtigen Friedensbedingungen.
David sagte: Wir müssen verstehen, was die Versailler Friedensbedingungen für uns bedeuten. Wir wissen, daß wir uns den militärischen Maßnahmen der Entente nick' widersetzen können, aber andererseits wissen wir auch, daß man das deutsche Volk nicht vernichten kann, und daß die Entente unter den augenblicklichen Umständen ihre Bedingungen njcht gewaltsam aufzwingen kann. Wenn wir unterzeichnen. verurteilen wir uns und unsere Nachkommen zu langer Sklaverei. Wenn wir nicht unterzeichnen, dann werde
die Blockade und andere Maßnahmen der Entente unfehlbar Unruhen Hervorrufen, welche das Ende der europäischen Zivilisation bedeuten können. Zum Schluß erklärte David, daß der deutsche Gegenvorschlag bis an die äußerste Grenze dessen gehe, was Deutschland ertragen und erfüllen könne.
Zur StreMage i« Frankreich.
Paris, 10. Juni. Die französische Sozialistenpartei in Gemeinschaft mit der Consöderation du Travail haben eine revolutionäre Aktion gegen die imperialistische Politik Clemenceaus begonnen. Das Kriegsministerium hält große Truppenmassen bereit, um die zu erwartenden Unruhen zu unterdrücken.
Versailles, 9. Juni. Laut Blättermeldungen haben die Bergarbeiter des Nord-Departements den durch Verhandlungen mit dem Pariser Arbeitsministerium herbeigeführten Ausgleich zwischen Arbeitgebern und Bergleuten ab- gelehnt und beschlossen, vorläufig weiter zu streiken. — Einer Meldung aus St. Elienne zufolge haben die Bergleute der Loiregrbietes gestern vormittag beschlossen, nötigenfalls der Generalstreik zu erklären, um gewerkschaftliche Forderung«, durchzusetzen.
Versailles, 10. Juni. In der vergangenen Nach erfolgte die Abstimmung des mächtigen und fest disziplinierte! Eisenbahnerverbandes über einen baldigen Generalstreik zu Erzwingung der erhobenen Forderungen. Während ander Arbeiterorganisationen nur wirtschaftliche Forderungen steller enthalten die Forderungen, der Eisenbahner sofortige Demi bilmachung und Einstellung aller militärischen Unternehmung« sowie teilweise Aenderungen des Friedensvertrages.
Aus Stadt» Bezirk und Umgebung.
— Durch Entschließung des Staatspräsidenten wuri Amtsgerichtssekr tär Le ix von Neuenbürg an das Langen^ Stuttgart auf Ansuchen versetzt.
Neuenb ürg, 11. Juni. (Sitzung des Gemeinderat!. Bei voller Besetzung des Kollegiums (der A.-Rat war dur seinen Vorsitzenden vertreten) wurde von Stadtschulthe Knödel als 1. Punkt der Tagesordnung die Wahl ein ständigen Stellvertreters des Stadtschultheißen und d Standesbeamten' bei- vorübergehender Abwesenheit desselb zur Sprache gebracht. Dem Vorschlag des Vorsitzenden, c Stellvertreter des Standesbeamten Stadtpfleger Essich j bestimmen, wurde beigetreten und in geheimer Abstimmu zum Stellvertreter des Smdtschultheißen Gemeinderat K i! fl er mit 8, in dessen Verhinderung Gemeinderat Heinz mann mit . 7 Stimmen gewählt. Wegen der Belohne wurde das übliche Taggeld (7 Mk. für einen Gemeinde;
8 Mk. für den Stadtschultheißen) im Vergleich zu den h tigen Lohnsätzen als zu niedrig befunden. Von der F sttzung eines bestimmten Betraget wurde abgesehen i beschlossen, die Belohnung von Fall zu Fall festzusetz' jedoch soll dieselbe nicht unter 10 Mk. betragen.
Bei der Neuwahl von 4 Mitgliedern des Gewe, schulrats auf die Dauer von 3 Jahren wurde durch < meinderat Vollmer und andere Mitglieder betont, diese Mitglieder möglichst dem Handwerkerstand zu ent, ' men seien, von ersterem u. a. auch hervorgehoben, daß fl deutsche Handwerk wegen des Mangels an Rohstoffen bed sein müsse, künftig hauptsächlich Qualitätsarbeiten zu liest diesem Umstand solle bei der Wahl Rechnung getr< werden. In geheimer Abstimmung wurden gewählt: meinderai Vollmer, SchreinermeisterFeren b ach, Mi meister Nt ann, Gemeinderat Heinzelmann. Dem Sc Vorstand gehören - an Oberreallehrer Schiler und Ortsvorsteber in amtlicher Eigenschaft.
Vom Po-sitzenden wurde über den Unterricht an Gewerbeschule und die Ueberstunden an der Realschule richtet. Der Unterricht an der Gewerbeschule wurde bi vom Schulvorstand, Oberreallehrer Schiler, ferner l Bolksschulrettor Vollmer und den Hauptlehrern Beutler Fuchs bei insgesamt 14 Wochenstunden erteilt. Durch ab 15. Mai erfolgte Anstellung von Hilfslehrer Pfc verminderte sich die Zahl der Ueberstunden an der Z schule auf 4, welche von Reallehrer Widmaier in L erteilt weiden. Das Kollegium erklärte sich damit ei standen die Stadtpflege zur Auszahlung der Beträge fü Ueberstunden an die betr. Lehrer anzuweisen.
Eine lange Aussprache rief der 4. Punkt der T ordnung Straßenbau Neuenbürg- Langenbrand und 1 , zusammenhängend die Forderung der Ausstellung eines 1 larifverlrags und Aufnahme einer größeren Summe zur K deckung he>vor. Der Straßenbau Neuenbürg-LangenI war von jeher ein Sorgenkind in den Beratunger. bürgerliche» Kollegien und der Amtskörperschaft, jetzt mehr, nachdem infolge der gesteigerten Arbeitslöhne un Abschlusses eines neuen Lohmarifvertrags mit einer erheb