daher alle zur Vermeidung der weiteren Verbreitung dienenden Vorsichtsmaßnahmen befolgen.
Neuenbürg, 21. März. Der Artikel in der Mittwochnummer des „Enztäler" über unsere Kriegsgefangenen ist von einem Teil unserer Leser in dem Sinne «ufgefaßt worden, als ob wir uns gegen die Auslieferung unserer befangenen wenden. Das ist natürlich unrichtig. Der aufmerksame Leser wird »hne weiteres gefunden haben, daß der Artikel nur die Auslassungen des englischen Blattes „Times" und deren Bestreben wiederspiegelt, unsere bemitleidenswerten deutschen Brüder noch länger in Gefangenschaft schmachten zu lassen. Daß dafür der „Enztäler" nicht zu haben ist, braucht wohl Nicht besonders betont zu werden.
Neuenbürg, 21. März. Heute ist Frühlingsanfang! Draußen in der Natur sieht es zurzeit »eniger darnach aus, als ob „die linden Lüfte erwacht" wären. Aber das darf uns nicht bange machen, „es muß dock Frühling werden". Möchte doch auch bald der Völkerfrühling seinen Einzug in die Welt halten!
Cal mb ach, 19. März. Uwer dem Vorfitz von Schultheiß Hörnle fand letz'en Sonntag im Gafibof z. Sonne die zahlreich besuchte Hauptversammlung des Bezirksvereins »es Württ. S ch wa r; w aldv e re in s statt. Nach begrüßenden Worten an die Erschienenen gedachte der Vorsitzende zunächst der »ährend der Kiegszeit durch Tod abge «angencn Mitglieder, 3 blieben auf dem Felde der Ehre, 4 starben in der Heimat; ihr Andenken wurde in üblicher Art eehrt. Zm Anschluß daran berichtete der Vorsitzende über ie Tätigkeit des Vereins während des Krieges, welche durch letzteren wesentlich beeinflußt wurde; er gab der Zuversicht Ausdruck, daß nunmehr wieder frisches Leben im Verein pulsieren möge. Verwalter S chufi e r verbreitete sich ebenfalls über die Bereinsarbeiten während der Kriegszeit und erstattete den Kassenbericht, der als günstig zu bezeichnen ist. Die Zahl der Mitglieder betrug Ende >918 Ol. Bei den sich anschließenden Neuwahlen wurden durch Zuruf wieder- »ez». neugewählt: Schultheiß Hörnle, Vorsitzender, Verwalter Schuster, Schrifttührer und Kassier; Ausschußmit' »lieber: Dr. Hopfengärtner, Hauptlehrer Kuhfuß, Schuhmachermeister Rentschler, Christian Strobel und Mechaniker Gottlob Proß, letz'erer für Vergnügungs- zwecke. Zum Wcgwart wurde wieder A. Heydt bestellt, dem sich Schlossermeister Ernst Krön er und Ernst Berst er, Schreiner, beigeselltcn. In Berücksichtigung der «angelhaiten Bahnverbindungen soll vorerst von größ ren Wanderungen abgesehen und nur solche in die nähere Um- Geltung gemacht werden, lieber Wegmarkierung berichtete Wegwart Heydt. Die Gesamtlänge der in unser Gebiet fallenden Strecken beträgt etwa 55 Kilometer. Es wurde Beschlossen, bei dem Hauptverein dahin vorstellig zu werden, daß ein Teil der Markierungen und Unterhal'ungsarbeiten einem Nachbarverein überwiesen werde. Ueber den Zuiiand der Calmbacher Aussichtshütte berichtete der Schrislsührer. Da dieselbe höchstens noch zu Unterstandszwecken bient, wurde beschlossen,' über dieselbe anderweitig zu verfügen. Gemeinsam gesungene Lieder und humoristische Vorträge Von Mitglied Wagner boten angenehme Abwechslung. Mit einem „Waldheil" und der Aufforderung zu emsiger Bereinstä'igkeit schloß der Vorsitzende die anregend verlaufene Versammlung.
Württemberg.
Rohrdorf, OA. Nagold, 20. März. In der mecha> »ischen Werkstätte von Dürr wollte der Lehrling Heinrich Bäuerle aus Ebhausen anlausen lassen und wurde von der Transmission so unglücklich erfaßt, daß ihm beide Ober- ; schenket gebrochen wurden. Außerdem soll eine Hand ge- ' Brachen sein.
Derdingen. OA. M-ulbronn, 20. März Als Milch-
Vas Mckzarmdanü.
Roman von Renttoh.
«s (Nachdruck verboten.)
Sie hielt inne und lag nun ganz still, mit geschlossenen Augen, doch hielten ihre Finger die seinen fest umklammert, und weil er nicht wußte, ob sie schlief oder wachte, blieb er regungslos sitzen.
Dann aber schien auch ihm diese Nachtstille seltsam belebt. War nicht doch noch jemand lebendig in diesem alten Haus außer den Personen, von denen er wußte? Er lauschte gespannt und vernahm deutlich ein Knarren; im selben Augenblick hob auch die alte Frau den Kopf, ohne jedoch die Augen zu öffnen. -
„Hörst du es?" — flüsterte sie leise, geheimnisvoll, und er mußte zugeben, daß sie recht hatte; wirklich klang, wenn auch fast unhörbar, durch die Stille der Widerhall eines Geräusches.
„Bleibe bei mir!*
„Ja, Mutter. Sei ruhig!"
„Schwöre, daß du hier bleibst, daß du dich nicht wegrührst l Ich kann nicht auch dich noch verlieren, und ich verliere alle, die in den Bann der .blauen Schlange' kommen. Versprich es mir, Edmund, daß du hier bleibst — hier an meinem Bette I"
Wieder klang ein Laut durch das Schweigen der Nacht; es war, als ob jemand leise, ganz leise, einen Schlüssel in ein Schloß steckte.
Die Augen der alten Frau glühten.
„Bleibe bei mir!" wiederholte sie immer wieder in einer fast wilden Angst.
„Ich rufe nach Christa", sagte Edmund Herton ,«eifelhaft. —
„Nein! Nicht nach Christa rufen! Hier bleiben, bei mir! U«d still sein, ganz still!
HS«B er Karl Weigel seine« Stall Beirat, fand er, Baß ihm ein «ertv»ller Rappe gestohlen war. Vom Täter fehlt jede Spur
Schramberg, 20. März, tlm dem Wobnungsmangel abzuheüen, bai sich aui Veranlassung des sreien Gewerk- schalrskartells nach einem Vortrag des Baurats Daser- Stuttgart eine Ballgesellschaft für die Eistellung von Kleinwohnhäusern gebildet. Dieser traten Angehörige aller Be- ruiskiassen bei und es erklärten sich dt« Vertreter der großen Firmen bereit, das Unternehmen zu unterstützen.
Tübingen, 20. März In den Gemeinden Altenburg, Haaelloch, Kirchentellinsfurt und Wankheim wären demnächst Onsvorsteherivahlen gewesen. Sie .sind mit Rücksicht auf die Verabschiedung des Gemeindewahlgesetzes verschoben worden. Demgemäß werden in den genannten Ge- m-inden später auch die Frauen den Onsvorsteher wählen dürfen.
Eßlingen, 20. März. In seinem stillen Stübchen beging dies r Tage Fritz Escker hier seinen 76. Geburistag 50 Jahre lang hat er der Metallwarens ckrik Deffner seine Kräfte als fleißiger und tüchiiger Aibeitcr gewidmet, und ist durch den Krieg brotlos geworoen, weil die Fabrik mit Kriegsausbruch slillgelegt wurde. Unter eigener Lebensgefahr hat er nicht weniger als 8 Menschen datz Leben gerettet. die er teiis vor dem Tode des Ertrinkens, teils vor dem Feuertod bewahrt hat. Und erst vor einigen Jahr n bat er als 7 i jähriger noch zwei Menschen das Leben gerettet, indem er zwei scheu gewoidcncn Pferden mutig in die Zügel fiel. Escher befand sich sein Lebtag in bescheidenen Verhältnissen, und cs wäre ihm wohl zu gönnen, wenn er aus irgend einer Stiftung einen dauernden Ehrensold zuge- wiesen bekommen könnte. j
Blaubeuren, 20. März. In einer hiesigen Wirtschaft bot ein Gauner in Uniform zwei Bürgern Soldatenmäntel, Hosen. Griesel und Hemden an. Er ließ sich, um die Ware be beiholen zu können, 300 Mk. Vorschuß bezahlen und verschwand s. dann mit dem Gelo. Die beiden Geprellten warteten stundenlag aui die Rückkehr des Schwindlers, bis sic endlich zur Einsicht kamen, daß sie einem geriebenen Gauner zum Oofer geiallen sind.
Vom Oberland, 20. März. Im «ürtr. Oberland wurden eines nachts aus einem Hbbnerstall neun der schönsten Hennen gestohlen. Als der Besitzer am andern Morgen die Sacke bemerkte, lief er zum Schultheiß um den Diebstahl anzuzeigen. Dieser lächelte verschmitzt, sah in seiner : iste nach und richtete zuerst an den Bestohlenen die k tzlige Vorirage, wie ibm überhauvt neun Hühner gestohlen werden können, da er nach amtlichen Auszeichnungen nur drei habe._
BaScn.
Pforzheim, 20. März. Nachdem gcste-n Bie Zahl der Neuzugänqe v»n Tyvhuskranken aui «I gestiegen w ir, ist sie leider gestern wieder gestiegen. Es wurden 12» frische Fälle gemeldet. Damit beläusi sich die Gesamtzahl der amtlich gemelde'en Typkussälle jetzt aus 1487. Die Gesamtester der Todesfälle an Typhus beträgt 2» Unter diesen Umständen muß noch wehe Platz für die Kranken geschaffen werden. Das zuiyteil schon in B> Nutzung genommen- Oster- feidlazarett wird »ollends von der militärischen Belegung sreigemacht und ganz zur Verfügung gestellt.
W > e s en > a l sA. Biuchsai) l8 März. Einem rafft- liierten Gauneistreich ist der hiesige Fuhrmann Union Machauer zum Opfer gefallen. Ais derselbe in verwichcner Nacht um > Uhr hier «egqesabren war mit seinen drei P'eiden, um selbige im Pserdclazareit Karlsruhe wegen Räueevcrdach' vergasen zu lassen, wurde ihm auf der Durch- sahrt durch Grafen das beste der drei Pferde, das er hinten am Wagen angehängt katie, unbrmerkt losgelöst und gestohlen. Die Spur.führte in d-n Hof der Wirischast zum „Prinz Max" in Graben, wo «an später daS Tier abgeschlachtet in der Scheune taod. Der Täter namens Süß konnte ermittelt we ben.
HanScl unS Verkehr.
Vaihinaen a. Enz, 15. Mä«z. Zufuhr: 210 Mtlch- schweine. Preise für ein paar Milchschweine 240 390 Mk. Verkauft 9o MOchschweme. Zu'ubr stark; Handel lebhaft.
Schließ die Augen, Edmund! Es ist am besten, man sieht nichts."
Sie iieß die breiten Lider über die glänzenden Sterne fallen und preßte den Kopf an seine Brust sie wollte auch nicht» hören.
„Sei still, Mutter!" — sagte Edmund, halb aus einem inneren Drang heraus, halb um die Erregte zu beruhigen. — „Ich bleibe bei dir, ich verspreche es dir!" Die Augen schloß er aber nicht, öffnete sie vielmehr weit und starrte auf den Hellen Streifen der Wand, den er durch die Türspalte sehen konnte, und an dem jetzt ein Sckaiten vorüberglitt, eins große, hagere Gestalt unter einem breitkrempigen Hut, von der sich nun auch im Lichtkreis des Mondes eine lange» magere Hand ausstreckte.
Edmund Herton wollte unwillkürlich auffah- ren und zur Tür eilen, doch die Arme der alten Frau umklammerten seinen Hals, so datz er hätte Gewalt brauchen müssen, um sie abzuschüttein. Srarr blickte er auf das Spiel der nach dem Schloß des alten Glaskastens tastenden hageren Finger, die diesen dann eik» wenig öffneten und hineinlangten.
Unwillkürlich schrie Herton auf: scharf schneidend blitzte an, vierten Finger dieser Hand im direkt daraufjallenden Mondesstrahl ein Ring von altertümlicher eigenartiger Fassung, und der Maler kannte diesen Ring, wußte genau, wem er gehörte.
Die alte Frau hielt ihn wie mit Klammern, doch schon eilte Christa, durch den Schrei munter geworden, herbei.
„Was ist?" — fragte sie, verstört um sich blickend. — „Um Gottes willen, was habt ihr?" Die Hände der alten Frau lösten sich, und Edmund vernahm wieder ein ganz leises Zuklappen einer Tür; regungslos, mit vorgeneigtem Kopß richtete er seiüe Augen auf die Wand in Christa»
! Letzte Nachrichten u Telegramme
Stuttgart, 20. März. Infolge der Abg«h, ! von Lokomotiven und Personenwagen an die Entente können die Züge nicht immer dem Bedürfnis entsprechend mit Zugkraft und Wagen ausgestattet werden. Nicht dringende Reisen sollten namentlich ! SamstagS sewie Sonn- und Feiertags unterlasse« s werden. Mit Zurückbleiben der Reisenden «egen Ueberfüllung der Züge ist zu rechnen.
! Ulm, 20. März. Das Ausschreiben für die ^ Stadtvorstandswahl erfolgt am 24. März: 16000 Mk.
Anfangsgehalt, 2500 Mk. Wohnungsgeld, Wahltag i 27. April. 8 oder 14 Tage später wird die Ex- meinderatswahl stattfinden. Als Amtsverweser wurde Oberbaurat Schimpf gewählt.
. Karlsruhe, 20. März. Der badische Ministerpräsident protestierte nachdrücklich gegen jede Annexion badischen Gebietes durch Frankreich.
München, 20. März. Die neue bayerische Regierung hat ihre Arbeit bereits begonnen und d« Landtag hat ihr zur Durchführung der sozialen und wirtschaftlichen Aufgaben die Summe ,o, 200 Millionen Mark bewilligt.
Weimar, 20. März. Auf eine Anfrage hat der Reichsminister Schmidt jetzt geantwortet, das Reichsministerium sei der Ansicht, daß der Zuckerrübenbau dringend der Förderung bedürfe und alle Maßnahmen ergriffen werden müßten, um die Zuckererzeugung im nächsten Jahre zu steigern. Die Ver- Handlungen über die zu ergreifenden Maßnahmen stehen vor dem Abschluß. Insbesondere wird erwogen, einen Teil der Zuckererzeugung dem freie» Absatz zu überlaffen. Die vollständige Freigabe des Handels mit Zucker erscheine zur Zeit nicht möglich.
Köln, 20. März. Gestern nachmittag traf auf dem Deutzer Bahnhof ein weiterer englischer TranS- portzug mit 340 schwerverwundeten deutschen Kriegsgefangenen ein. Sie wurden in zwei deutschen Laza- retlzügen nach Hannover und Eisenach weiter geleit^.
Hildesheim, 20. März. Hier wurden der ehemalige Braunschweiger Präsident Merges und der frühere Berliner Polizeipräsident Eichhorn von der Bahnhofskontrolle mit gefälschten Papieren betroffen und angehalien, als sie sich auf der Fahrt zu einer Spartakusversammlung befanden. Obwohl Eichhorn zweifelsfrei erkannt wurde, sah man von seiner Verhaftung ab, und zwar auf Veranlassung des Polizeivertreters, der erklärte, Herr Eichhorn sei Mitglied der Nationalversammlung und könne als solcher nicht festgenommen werden.
Berlin, 20 März Das Kabinett hat in seiner Sitzung vom 19. ds. beschlossen, das Reichswirtschaftsamt mit der schleunigen Ausarbeitung eines Gesetzentwurfes zu beauftragen, der die Sozialisierung der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke sowie der -Straßenbahnen herbeiführen soll.
Berlin, 20. März. Die deutsche Regierung lehnt die Landung polnischer Truppen nach wie vor ab. Es wird wiederholt darauf hingewiesen, daß nach Sinn und Wortlaut des Waffenstillstandsabkommens vom 11. November 1918 die deutsche
Zimmer, doch der seltsame Schatten dort war verschwunden, und alles schien ruhig tzu sein.
Der Maler stürzte vorwärts und riß di« Tür auf, fand jedoch niemanden. Der Glasschrcurk schien geschlossen, aber auch der Deckel des Etuis, in dem die „blaue Schlange" früher gelegen, war zugetlappt, und als Herton mit zitternden, unsicheren Händen erst den Schrank und dän» das Etui öffnete, sab er, daß letzteres leer war: Die „blaue Schlange" war fort, mar wieder einmal aus dem Leben dieser Menschen, das sie seit langem so stark beeinflußt hattS, hinausgeglitten und wand sich nun auch zwischen den Schicksalen anderer Menschen dahin in ewigor Unrast.
Christa war ihrem Oheim gefolgt und starrte nun aus das leere Gehäuse.
„Wo?" fragte sie atemlos.
'Das blasse Gesicht de» Gefragten hob sich scharf aus dem Mondlicht heraus.
„Ich weiß es nicht" — sagte er mit zitternder Stimme —, „aber eines weiß ich nun vollends: Doktor Norbert ist unschuldig, muß es seinl Wir können es bezeugen, du und ich» daß diese »blaue Schlange' erst heute weggenommen wurde."
Sein Fuß trat auf ein zerknüllt am Boden liegendes Stückchen Papier, nach dem er sich, während Christa sich ratlos zu der alten Frau umwandte, bückte, um es aufzuheben: dann glitten seine Augen über ein paar halboerwischte Bleistiftzüge, Worte, die scheinbar keinen Sin» chatten.
„Ab Wien 6 b 18 m. N. B." stand da geschrieben» und darunter einige Ziffern: „28 3 14."
Er überlegte: da» Blatt war au» eine« Notizbuch herausgerissen und, wie es schien, i» Eile beschrieben. Da sah er am untern R«ud noch etwas: „Krakau 11, 17 . .
(Fortsetzung solgt^