Rb«nnementsgesprächs 6 Minuten, die Höchstdauer 12 Minuten. Die Änderungen treten mit sofortiger Wirkung in Kraft.
Neuenbürg, 18. März. Entsprechend einem V«n Finanzausschuß der Landesversammlung ange- «ommenen Antrag erläßt das Arbeitsministerium «ine Bekanntmachung, wonach den Schashaltecn bestimmte Mengen Wolle für Zwecke der Selbstversorgung freigegeben werden. Die Mengen bewegen sich zwischen 1 Kilo bei einem Schaf und 25 Kilo tri mehr wie 20 Schafen.
Württemberg.
Stuttgart, 18. März. Bon Donnerstag 20. März «verkehren die folgenden Züge: Schnellzug v 4 von München-) Ulm—Stuttgart Hbf. Donnerstags und Mon- tags München ab 12.10 Nachm. Ulm an 2 46, ab 2,58, Giuttgart Hbf. an 4.87 Nachm. — Schnellzug v 53 von Stuttgart Hbf. bis Ulm täglich; Fortsetzung ob Ulm nach München Donnerstags und Montags. Stüttgari Hbf. ab öl" Nachm., Ulm an 7.15, ab 7.15, München an II.00 Nackm. — Schnellzug 18 von Ulm bis Smitgar: täglich Alm ab 7.15 Vorm., Stuttgart Hbf. an 9.03 Vorm. — Personenzug 7 von Stuttgart Hbf. bis Ulm Werktags Stuttgart Hbf. ab 6.04 Vorm., Ulm an 9.18 Vorm. Personenzug 124 von Ulm bis Stuttgart Hbf. Dienstags, Mittwochs, Freitags und Samstags Ulm ab 11.32 Vorm., Stuttgart Hbf. an 3.14 Nachm. j
Neuffen, 19. März In der neuen Oelmühle bei Benre.i iÜ nächtlicherweile um mehr als !000 Mark Buchel-- »l gest».h>en worden, das für Kunden geschlagen wor» ! dr» war. i
Tübingen, 18. März. (Straskommer.) Der 68 jäh- ! lige TaglShner Johann Georg Dieterich von Kleinbettlingen, welcher weg.en Diebstahls 22 mal und zwar meist mit Zuchthaus vorbestraft ist, hatte am Morgen des 27. Haimar 100» Mark Papiergeld, dos die Kronenwirtin Girat- »er in Sprollenhaus. Gemeinde Wildbad, wo er im Dienst stand, nur kurze Zeit ln einer Zigarrenschachtel ste- , Hen ließ, in einem unbewachten Augenblick entwendet, ser- : »er ließ er ein Paar Militärschnürschuhe und eine Loden- i joppe im Gesamtwert von 35 Mark mitlaufen. Abends ! wurde Dieterich in betrunkenem Zustande in einer Wirtschaft i zu Raumünzach, wo er durch g.otze Geidausgaden Aussehen ! erregte, von einem Landjäger verhaftet. In seinem Be-- : Atze befanden sich noch über 800 Mark, die dem Eigentü- ; «er wieder, zurückgegebeu werden konnten. Unter Versa- ? gung mildernder Umständen wurde der rückfällige Angekagte j zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchtbaus verurteilt. — Die Gast- j wirtssrau Anna Kloß von Wildbad, deren Mann seit ' April v. Js. in Frankreich vermißt ist, wurde wegen Höchst- ^ tzreisöberschreitung beim Verkauf von Most angezeigt. Die Strafkammer verurteilte ote Angeklagte wegen fahrlässiger Preistreiberei zu 50 Mark Geldstrafe und den Kosten, auch soll der übermäßige Gewinn in der Höhe von 120 Mark «ingezogen werden. i
Horb, 19. März. Wie groß der Viehmangcl gegen- j wärtig ist, zeigte am besten der gestrige Nutz- und Zuchtvieh- - «arkt. Der Zutrieb bestand aus einer einzigen Kuh.
Ehingen, 19. Mär,. Am 12. März ist eine etwa ! einige Morgen große Waldfläche im Stiftungswald Hintern ^ Ottcnhau abgebrannt. Verursacht wurde der Brand, der ! leicht hätte bedeutend werden können, durch einen 12jähri- - ge» Schulbuben, dem die Zündhölzer unbegreiflicher Weise i »on einer Schlechtenfelder Frau auf Verlangen „zum Rau- s chen" gegeben worden waren. !
Vom Justtzminister zum Oberamtsrichter.
Schorndorf, 18. März. Wie der „Staatsanzeiger" I vernimmt, ist der Staatsminister der Justiz a. D. Mandry ; seinem Ansuchen entsprechend vom Just zminisierium mit der i Wahrnehmung des Amtes des dienstaufsichiführenden Amts- ! richters in Schorndorf ernannt worden. — Die Meldung klingt an und für sich unglaublich ; denn Mandry ist, bevor er «s d-m Justiidienst ,um Iiaats-at be ordert wurde, O er-
Vas Mckrarmbaitü.
Roman von Renttoh.
88s (Nachdruck verboten.)
Jedenfalls war der Kunstgelehrte ein sehr liebenswürdiger, angenehmer Mann, und es war ganz begreiflich, daß er eineni Mädchen, wie Christa sehr gefiel. Und natürlich waren alle diese plumpen Anschuldigungen, die gegen ihn Vorlagen, falsch. Hans Norbert war weder ein Dieb noch' weniger ein Mörder, das stand fest. — Aber wer war dann der Schuldige?
Wie in einem Kreis festgebannt, so gingen keine Gedanken. Christa verstummte allmählich. Im nächsten Zimmer schlief die alte Frau tief und fest. Die Lampe hatte Christa ein wenig verdunkelt, und nun überfiel sie plötzlich eine bleierne Müdigkeit, deren sie sich nur mit aller Anstrengung erwehren konnte. Edmund Herton sah den Kampf, den sie gegen ihre Nerven führte.
„Kind" — sagte er — „schlafe ein wenig! Ja? Wenn auch bloß hier im Sessel! Ah bin gar nicht müde und übernehme gern die Nachtwache bei der Mutter für zwei Stunden. Dann wecke ich dich sicher. Wenn etwas vorfallen sollte, selbstverständlich noch früher."
Sie gab nach, indem ste sich in den tiefen Lehnstuhl zurücklegte und sich ein kleines Polster unter den Kopf schob, während der Maler auf dem schmalen Streifen, den der Laufteppich über die blanken Parketten zog, unhörbar hin- und herschritt. Noch einmal durchlebte er in diesen Stunden sein ganzes Leben, und das Endergebnis, die Abschlnßsumme von so vielen Daseinsrechnungen, war — Einsamkeit.
Draußen schlug eine Turmuhr. Es war eine Stunde nach Mitternacht. Mit Hellem und dunklerem Klange antworteten aus allen Zimmern
landeSgerichtsrat in Stuttgart gewesen. Da aber der Staaisanzeiger die Nachricht bringt, wird sie wohl stimmen. Vielleicht liegt die E-klärung in der Dieostwohnungssrage, die für Mandry'S kinderreiche Familre in Schorndorf eine besonders glückliche Lösung findet.
VaScn.
Heidelberg, 18. März. In der früheren Wirtschaft „Zur Kriegskmve", die geschlossen ist, weil das Haus in den Besitz der Stadt Heidelberg übergegangen ist, fand ein Tanzvergnügen von etwa 30 Burschen und Mädchen statt. Um in die Räume zu gelangen, hatten die Tanzlustigen die Türen eingeschlagen. Die Tanzgesellschaft wurde von einem Schutzmann ousgehoben, ihre Mitglieder wurden wegen erschwerten Hausiriedensbruchs angezeigt.
Mannheim, 18. März. Infolge der Grippe im vergangenen Jahr hatte die Krankenkasse ganz außerordentliche finanzielle Lasten zu tragen. Infolgedessen schließt sie für das Jahr 19 l 8 mit einem Fedlbetrag von rund 1 Million ab. Sie muß das Krankengeld von 80 auf 50 Hundertstel des Grundlohnes herabsetzen und die Kafsenbeiträge von 5,5 aus 6 Prozent erhöhen.
vermischtes.
München, 18. März. Der 68jährige Schloßherr Arno von Arnim, Fideikommißherr auf Oriowisch im Kreise Leipzig und Herr auf Soyhienreuth bei Rehau ist in seinem Walde mit Holzfrevlern .zusammengeraten und hat, von ihnen stark bedroht, zwei Schüsse abgegeben, durch die ein ! Porzellanarbeiter aus Selb gelötet wurde. Die wütenden i ^ Leute sind daraut mit Prügeln, Beilen und Aexten derart über den Schloßher.n hergefallen, daß er auf dem Transport nach seinem Schlosse gestorben ist. Der Versuch, sein Schloß anzuzünden, wurde durch seine Witwe dadurch verhindert, , daß sie große Mengen Lebensmittel an die wütenden Leute i abgab. ?
Ein frommer Wunsch. Ein Einwohner von Stral- k sund, dem 2 Hühner und 1 Hahn gestohlen worden sind, ! veröffentlicht in einem dortigen Blatt folgende gereimte j Anzeige: 2 Hühner und > Hahn, die gingen mir verloren, j wer weiß, in welchem Topf wohl diese 3 schon schmoren, t Mich wacht ja das nicht arm, ich kann das schon ver- ? schmerzen, doch solchem Hühnerdieb, dem wünsche ich von » Herzen: ein großer Hahnenschwanz, der wüchs' ,hm hinten ! raus, das Maulwerk schrumpfte ein, es würd' ein Schnabel § draus. Und alle 5 Minuten wüßte „Kikeriki!" er schrein. ' Ich glaub', der ließe bald das Hühnersiehlen sein!"
LLlZte Nachrichten r». LelegrammL
Stuttgart, 19: März. Eine scharfe Kritik leistet sich der Beobachter bei Besprechung des Ergebnisses der Landesversammlung der Arbeiter- und Bauernräte. Er schreibt: Für den neutralen Zuhörer verstärkte sich wieder der Eindruck, daß diese ganzen Räteversammlungen lediglich dem Bedürfnis einer Anzahl Leute dient, die von sich reden machen wollen. Daß mancher gute und vernünftige Gedanke auch mit unterläuft, soll nicht bestritten werden. Im großen ganzen herrschte aber die Phrase. Das wenige, was geleistet wird, kommt dem Steuerzahler teuer zu stehen.
Krefeld, 19. Mürz. Der Geschäftsführer des Warenhauses Netz wurde vom belgischen Kriegsgericht zu 6 Monaten Gefängnis und 5000 Franken Geldstrafe verurteilt, weil in der Spielwarenabteilung des Warenhauses Bleisoldaten vorgefunden wurden, welche Kämpfe zwischen deutschen Feldgrauen und den Gegnern darstellten, bei denen die Feinde nicht besonders gut abschnitten. (!) Der Geschäftsführer wurde erst aus der Hoft entlassen.
die Stimmen der vielen alten Uhren, die Christa pünktlich pflegte und im Gange hielt, und sie verkündeten, daß die zwei Stunden ihrer Ruhezeit vorüber waren. Aber er fühlte sich noch völlig munter, so ganz ohne Schlafbedürfnis. Mochte sie also noch ruhen! Ihr tat es gut.
Er löschte die Lampe ganz aus, und so brannte nur noch im Schlafzimmer der alten Frau ein Oellämpchen mit mattem Schein, das zitternde, kreisrunde Lichter an die Wand und tanzende Reflexe auf den Boden malte, dann mit kleinen Lichtfunken über die Politur der alten Möbel, über die auf der weißen Decke liegenden magern Hände der alten Frau irrte.
Man vernahm nichts als ein tiefes, gleichmäßiges Atmen, und diese Stille und Ruhe tat Edmund Herton wohl. Er trat ans Fenster und blickte hinaus, Wolken zogen über den Himmel; ein leichter Wind bog im Garten die Aeste der Bäume gegeneinander. Dann flimmerte es hell auf: Eine dunkle Wolkenbank zerriß, der Mond strahlte auf» Sterne blinkten, und ein Silberglanz glitt hin über die träumende Welt.
Edmund Herton schloß die Augen, während er am Fenster stand. Er dachte an die Mädchenjahre seiner Mutter. Hier hatte sie gelebt, schön, jung, voll Feuer; hier lebte sie noch, eine alte Frau. Und der eigentliche, wahre Inhalt dieses Lebens? Ein paar kurze, glückselige Liebestage, vielleicht Monate, vielleicht Jahre, jedenfalls unendlich wenig gegen die Längs eines Menschenlebens wie das seiner Mutter.
Die Tür zu Christas Zimmer stand einen Spalt breit offen; da dort keine Rouleaus herab- gelassen waren, schaute durch blanke Fensterscheiben der Mond herein und umwob alle die altvertrauten Gegenstände mit einem silbernen Schein. Edmund Herton trat dicht neben das Bett der alten Frau, um zu beobachten, ob man von hier aus durch das Mondlicht einen unan
nachdem die Firma Netz 100000 Mark als Sicherheit gestellt hatte.
Berlin, 20. März. Gestern nachmittag fach unter großer Beteiligung die Beisetzung der fg^ Lichtenberger Polizeibeamten, die bei den letzte« Unruhen in Ausübung ihres Dienstes gefallen sich, auf dem städtischen Friedhof in Lichtenberg statt' Heute wird auf dem Friedhof in Plötzensee der Kriminalwachtmeister Tappert aus Lichlenberg beigesetzt, der von den Aufrührern schrecklich mißhandelt und dann erschossen worden ist.
Berlin, 19. März. Zu der Lebensmittelversorgung wird beabsichtigt, aus den auf Grund des Lebensmittelabkommens eingeführten Lebensmittel« besondere Fett- und Speckreserven anzulegen, um namentlich den Schwerarbeitern, besonders im Bergbau, die ihre Arbeitsleistung von Monat zu Monat steigern, Prämien an Lebensmitteln gewähren z« können.
Berlin, 20. März. Der „Vorwärts" schreibt, daß jemand, der wenige Wochen Unterstaatssekretir gewesen ist, zeitlebens eine hohe . Pension erhalte» solle, ohne zuvor Beamter gewesen zu sein und etwa durch die Länge seiner Staatsdienstzeit eise» Pensionsanspruch erworben zu haben. Das Volk würde es, so heißt eS dann weiter, nicht verstehe», wenn in einem neuen Deutschland jeder, der eimniü Minister oder Unterstaatssekretär gewesen ist, zeitlebens eine hohe Pension dafür beziehen soll.
Berlin, 19. März. Die „Rassische Zeitung' meldet: Bei dem gestrigen Besuch des Reichswehrministers Noske im Großen Hauptquartier in Kobberg wurden Fragen des Ostfchutzes besprochen, insbesondere in Bezug auf Ostpreußen. Dabei wurde auch die Eingliederung der dortigen Freiwilligenkorps in die zu gründende Reichswehr beraten. — Auf Befehl der Regierung soll zn« Schutze des Eigentums in Berlin und Vororten eine Einwohnerwehr aufgestellt werden. Mit der Aufstellung derselben ist die Gardekavallerieschütze»- diviston beauftragt worden.
Berlin, 20. März. Aus gewerkschaftliche« Kreisen wird geschrieben, daß bei den heutige» schwierigen Verkehrsverhältnissen gar nicht daran za denken sei, daß sich die Herbeiführung des Genercü- streiks in ganz Deutschland an einem bestimmte» Termin erreichen lasse. Der laute Generalstreikspektakel des Spartakus könne auch die Talsache nicht aus der Welt schaffen, daß nach dem letzte» Berliner Generalstreik in der Arbeiterschaft ganz Deutschlands eine allgemeine Ernüchterung Änge- treten sei.
Hamburg, 20. März. Gestern verließ ei» weiterer Transport von 10 U-Booten den Hase», um an die Entente übergeben zu werden.
Wien, 20. März. Kaiser Karl ließ der deutsch- österreichischen Regierung die Mitteilung zusammen, er werde demnächst mit seiner Familie in die Schweiz übersiedeln. Die Schweiz habe bereits zu seine« Aufenthalt die Zustimmung erteilt.
Pards, 18. März. Der Prozeß gegen d« Mö-der Iaures wird am 21. März beginnen. Die
genehmen Eindruck erhalten könne, doch erschrak er beinahe, als er die dunklen Augen der Daliegenden groß, weit offen auf sich gerichtet sah.
„Bist du wach, Mutter? Soll ich Christ« rufen?" fragte er besorgt.
Sie wehrte leicht mit der Hand ab.
„Nein. Ich liege sehr gut so. Und es tick mir wokl, daß du bei mir bist. Edmund. Ich
— ich fürchte mich."
Sie tastete nach seiner Hand, ihre Finger brannten.
„Wovor, Mutter?" fragte er sanft. Dabot folgte er dem Blicke ihrer Augen, die durch da» Zimmer bis zu der Tür nach Christas Gemach gingen, und nun sah auch er, was er früher übersehen hatte: Man erblickte von hier aus gerade den Glasschrank, in dem die,blaue Schlange' lag; seine Tür war geschlossen, aber das Mondlicht verfing sich in den geschliffenen Glasscheibe» und tänzelte flimmernd über das Opalkrönche» hin, das kleine, vielfarbig« Lichter aussprühte; die Rubinenaugen sunkelten wie zwei leuchtende Pünktchen.
„Ich werde die Tür schließen", sagte Herton, -och sie wehrte ihm.
„Nein! Laß nur! Ich kann ja die Auge» zumachen. Nicht wahr? Und du bleibe bei mir
— hier auf meinem Bett! Ich weiß nicht, was das bedeutet: Diese Unruhe, diese Erregung i» mir! Und ich mein« immer, ich höre etwas! Oeffnet sich nicht ganz leise irgendwo eine Diele? Knarrt nicht irgend eine Diele? Geht Hans Norbert wieder einmal über diese Erde — Hans Norbert, der Mann mit dem heißen Herzen und dem kühlen Verstand? Es gibt so viele seinesgleichen, Edmund. Dein Vater war nicht so, der hatte nur Verstand — gar kein Herz; daran geht man wobt nicht zugrunde, aber man versteint allmählich, wenn man daneben leben muß."
(Fortsetzung folgt.)