»«Hmttig de» britischen Kopse» bi» tber da» Solinger Le- >i»l hinaus übergehen «erde.

Amsterdam, 15. Miirz. Der holländische Justiz­minister HeewSkerk gab in der ersten Kammer eine Er- llilrung über die Stellung Hollands gegenüber dem früheren deutschen Kaiser ab. Er sagie, wenn die Auslieferung des Kaisers auf Grund eines AuslieferungSverirages verlangt würde, so müsse natürlich untersucht werden, ob diese Forderung nach den bestehenden Gesetzen und Verträgen berechtigt sei. Es sei zweiselh sit, ob man neben dem und §eg-n das bestehende Gesetz ein (von den Alltier«en) fest­gesetztes Recht annehmen könne. Eine weitere Erklärung könne er nicht abgeben.

Haag, Id. März In englischen Regierungskreisen M man besorgt, daß die bolschewistische Bewegung ihren Weg von Rußland nach dem fruchtbaren subtropischen Ge­biet und von dort nach Indien usw. nehmen lönnte. Die Lösung des russischen Problems soll nunmehr von den Alliierten in der Weise versucht werden, daß eine oifizielle Mission nach Warschau gesandt wird, welche mit Lenin beraten soll, ob nicht eine Art Kompromiß geschlossen werden kann. Die Alliierten wären bereit, Lenins Regie­rung offiziell unter bestimmten Voraussetzungen anzüer- lennen und wirtschaftlich zu unterstützen, falls die russische Regierung verbürge, ihre Wühlarbeiten in anderen Staaten «inzustellen. Da Lenin selbst nach einem Ausweg aus den Verworrenen russischen Beihältnifsen zu suchen scheint, be­sieht immertin die Möglichkeit, daß zwischen der Entente »nd den Bolschewikis eine Art Waffenstillstand zustande lommt.

Basel, 15. März. Die rumänischen Blätter melden, daß das Verfahren gegen den frühere» rumänischen Mini­sterpräsidenten Peter Carp bereits so weit gediehen sei, daß «r vor wenigen Tagen vor das Kriegsgericht zum Verhör borgeladen wurde. Die Militäranwalischait hat reichliches Material gegen.Carp gesammelt, aus dem he>vorg-ht, daß Garp sich des Perrats an Rumänien durch seinen Verkehr «it den Zent>almächten schuldig gemacht hat.

Chiasso, 15. ärz. Die»New Dork Sun" per. sichert, Wilson habe erklärt, man müsse sich daraus beschrän­ke», von Deutschland die Wiedergutmachung der ange­richteten Schäden zu »erlangen. Er werde aus strenge Auslegung dieser Formeln bestehen.

Pari-, 15. März. Die Sozialisten berufen für den 25. März, dem Tage des Beainns der AorsriedenSbesprech- «ngen, in Paris und im Seinedcpartement über 30 Ver­sammlungen ein, die für eimn gerechten und annexionslosen Frieden und eine Völkerverbrüderung demonstiieien sollen.-

Paris, 15. März. Im Grandhotel Moderne in Versailles werden 88 Zimmer für die deutschen Delegierten, die in der übernächsten Woche in Paris eintreffen, tn Be­reitschaft gesetzt. Man glaubt, daß der Aufenthalt der deutschen Delegierten 4 Tage nicht überschreiten wird.

Paris, 15. März. Das Kriegsgericht verurteilte Göttin wegen des Attentats aus Cstmenceau zum Tode. Göttin Unterzeichnete ein Kassationsbegehren.

Dublin, >3. März. Hier wurden 15 russische Bolsche­wisten festgenomme», die einen Putsch gegen die britische Regierung Planken, illeber Dublin wurde der Belagerungs­zustand verhängt. Die Sinnfeiner haben sich einmütig für di« AuSrusu g einer irischen Räterepublik erklärt.

Madrid, l5. März Nach einem Telegramm aus Fer­ro! ist das deutsche U-Boot, das dort interniert war und den Alliierten ausgelieser: werden sollte, auf die offene Lee entkommen. Es wurde von einemspanischen Zerstörer »erfolgt. Das U-Boot wurde von der Mannschaft versenkt. Die Besatzung ist gerettet.

Vom Friedeusschluß.

Rotterdam, 15. März.Daily Chconicle" meldet, daß die Londoner Börse mit dem endgültigen Friedensschluß für den 1. Mai rechnet.

Rotterdam, 1s. März. DieTimes" melden aus Rewyork: Vor seiner Abreise sprach Lanstng die Hoffnung aus, daß Präsident Wilson mit der Delegation am l5. Mai tu Amerika wieder eintreffen werde. Ec hoffe, daß dann das gewaltige Werk eines gerechten, selbstlosen (?) Friedens, der die Bürgschaft ewiger Dauer in sich trage vollendet werden wird.

Kus Stavt. Bezirk unv Umgebung.

Neuenbürg, !6. März. In der gestern nachmittag im Gasthaus zur Eintracht tagenden -Hauptversammlung der Gewerbebank waren -42 Mitglieder anwesend. Direktor Link erösfnete dieselbe; er dankte den Mitgliedern für'ihr Erscheinen, ganz besonders hieß er diejenigen Ge­nossen willkommen, welche in dem langen und schweren Krieg so viele Gefahren zu überstehen hatten und nun wieder glücklich in die Heimat zurückkehrten. Er spricht allen Kriegsteilnehmern namens der Versammlung den Dank für all das aus, was si: in diesem langen und schrecklichen Krieg dem Vaterlande leisteten; man werde dies nie vergessen. Zum ehrenden Andenken derselben wie der Gefallenen erhob sich die Versammlung von den Sitzen. Des weiteren dankte der Direktor dem stellv. Kassier Karl Mahler, welcher während der Einberufung des Kassiers sich zur Verfügung stellte und die Kasse zur Zufriedenheit führte. Die letzte Jahresversammlung habe man mit dem Wunsche geschlossen, die nächste im Frieden abhalten zu können, wir haben jetzt allerdings nicht mehr Krieg, vafür aber einen Waffenstillstand, wie ihn trauriger und elender sich niemand dachte. Man könne dies kurz dahin zusammenfaffen: Wir sind militärisch und polnisch vollständig vernichtet, finanziell nahe am Bankerott, in wirtschaftlicher Beziehung geknebelt an Händen und Füßen und sogar am Munde. Zur Tagesordnung übergehend, besprach der Direktor die Geldverhältnisse. Auch hierin habe der Krieg alles auf den Kopf gestellt. Man glaubte, das Geld werde rarer, statt dessen ist es heute in nie geahnter Menge vorhanden, was sich durch die Kriegsanleihen dokumentiere. Das Geld ist im Lande geblieben, von der Reichsregierung gesammelt ist es hinaus­geflossen in die Betriebe der Industrie, der Groß- und Kleinhandwerker. Dadurch erhielten die Geld­institute so viel Geld, daß sie gar nicht wissen wohin damitr Das werde sich künftig ändern. Dje Unterstützungen an die Familien Ausmarschiert'er werden viel Geld beanspruchen, die Kriegsbetriebe haben aufgehört, das Reich müsse sich Geld durch hohe Steuern verschaffen. Dieses- Geld, das wir jetzt bezahlen müssen, fließe ins Ausland und sei für uns verloren, man spreche von zirka 50 Mil­liarden. Dazu komme, daß di< Betriebe wieder eröffnet werden müssen, die leeren Lager der Klein- und Großhandwerker und Kaufleute müssen wieder angefüllt werden. Der ganze Handel liege in den Händen der Amerikaner und Engländer; wir müssen von ihnen beziehen. Da wir keine Handelsschiffe mehr haben, werden sich die Frachtsätze verteuern, für die Auffüllung der Warenlager müssen wir das Doppelte und Dreifache bezahlen. Hiezu komme der schlechte Stand der deutschen Valuta; beim Warenbezug vom Ausland müssen wir für eine Mark mindestens zwei Mark hinlegen. All dieses werde viel Geld absorbieren; die Bankguthaben werden abgehoben: es werde mit einer Geldknapp­heit und mit hohen Bankzinsen zu rechnen sein, die uns auf lange Zeit bleiben, denn wir werden uns wirtschaftlich nicht so rasch erholen.

Var MckramdMü.

Roman von Renttoh.

S4j (Nachdruck verboten.)

Der Baron nickte.

Ja, das hörte ich. Als ich sie heiratete, war sie nichts als die sechzehnjährige Tochter eines in Schulden fast versinkenden abgewirt­schafteten Gutsbesitzers. Daß ich sie heiratete, war unüberlegt sezr sogar, wie war ein Kind, ich" ein halb melancholisches, halb spöttisches Lächeln glitt über sein scharfes Gesichtschon fast des Lebens müde, das sie noch nicht gekostet hatte. Ungleiche Partie! Nicht wahr? Besonders wenn der eine Teil einen solchen Ueberschuß an Temperament besitzt, wie Mimi besaß. Sie kannten sie persönlich? Nun, da können Sie sich das ja selbst vorstellen. Kurz und gut: Eines Tages war sie fort. Jedenfalls hat ihr jemand bei ihrer Flucht geholfen, doch darüber weiß ich nichts Bestimmtes. Sie schrieb mir dann, sie wolle züm Theater gehen, und ich dachte: meinet­halben ; da sie damals auch ganz unerwarteter­weise eine Freundin ihrer verstorbenen Mutter beerbt harte, war sie auch in Geldsachen nicht mehr von mir abhängig. Wir waren eigentlich gar nicht böse aufeinander. Mein Gott! Das Leben ist sprunghaft! Man muß sich hineinfin­den. Sie wollte Glanz und Schimmer und Ab­wechslung, ich wollte meine Ruhe.

Doch genug davon I Ich hatte es mir anders gedacht natürlich! aber ich fügte mich. Was kann man tun in solchem Falle? Sie werden da» doch einsehn, Herr Rat? Und als ' ich sie dann einmal spielen sah, fand ich. daß sie recht gehabt hatte, ganz recht Wir schrieben uns hie und da dabei blieb es l Sehr freundschaft- .iches Verhältnis! Ohne jeden Groll! Ich sitze

da droben auf meinem Gut in Galizien. Bin dort so eine Art Kaiser en miniature. Nun sie mochte nicht Kaiserin sein. Schön! Es ging auch so. Kinder hatten wir ja nicht, hm, und sonst war da kein Hindernis. Ob sie jemals gegen ihre neuen Bekannten meinen Namen erwähnte? Glauben Sie, Herr Rat? Wie? Sie meinen, daß sie es nicht getan hat? Nun ja. Auch recht! ,Salten- ist kein allzu seltener Name. Sie behielt ihn bei und verlieh ihm noch einen ge­wissen Glanz* durch ihre wirkliche Künstlerschaft. Und nun dieses Ende! Dieses seltsame, unbegreif­liche Ende! Diese abenteuerliche Verkettung mit dem Armband, der.blauen Schlange ! Ich wurde bei der Polizei in Wien, wo ich Sie, Herr Rat, jetzt abends suchte, von den Ereignissen verständigt. Merkwürdige Sache das! Höchst außergewöhn­lich! Ich möchte sagen: Fast ebenso außerge­wöhnlich wie Minus Leben. Sie ist eine von jenen Frauen, denen man den Tod nicht glaubt, weil sie ganz aus Leben und Impuls zu bestehen scheinen. Nicht wahr? Und nun? Und nun?"

Der Baron wiederholte diese beiden letzten Worte noch mehrmals, während er sich mit dem stark parfümierten Taschentuche über die hohe Stirn fuhr.

In den Augen des Barons lag ein seltsamer Glanz; das ganze beherrschte Gesicht zuckte manch­mal plötzlich wie unter einem körperlichen Schmerz.

Hubinger erhob sich.

Herr Baron es ist spät, und dennoch muß ich Sie noch bitten, mir zum Polizeipräsidium zu folgen! Mein Auto steht draußen. Es muß auch mit Ihnen eine genaue Besprechung statt­finden. Vielleicht gibt uns diese irgendeinen Licht­schimmer."

Herta Herton war längst erwacht, hatte, ge­deckt durch die Lehne des hohen Stuhls, ihr Haar ein wenig in Ordnung gebracht und stand nun erstaunt und verwirrt.

Kassier E. Mahler trug den Rechenschafts­bericht in seinen einzelnen Positionen vor. Die Mitgliederzahl betrug am 1. Januar 1918 948, neu traten ein 11, zusammen 957. Ts schiede» aus freiwillig 38, durch Tod 15, zusammen Lk, Stand am 31. Dezember 1918 904 Mitgliedes Der Umsatz hat sich gegenüber 1917 um ru«d eine Million gesteigert und beträgt in 1918 13266022 Mk., der Reingewinn 45535 Mk., das Geschäftsguthaben 339670 Mk.. die Rücklage« 95060 Mk., die Sonderrücklagrn 25000 Mk. Die eigenen und fremden Betriebsmittel der Bank be­laufen sich auf 2638744 Mk. 79 Pfg. Zu de» einzelnen Positionen gab der Kassier entsprechende Erklärungen. Der Bericht wurde debattelos ,o» der Versammlung zur Kenntnis genommen. Daran schloß sich eine Aussprache über die Kriegsanleihe- Papiere, die heute stuf 85 v. H. stehen. Entgegen dem Hinweis, daß man dieselben, um den Kursver­lust an denselben zu vermeiden, bei geeigneter Ge­legenheit hätte absetzen sollen, wurde vom Direkt«: darauf hingewiesen, daß dies nicht so einfach fei. Die i« vorliegenden Rechenschaftsbericht abgeschrie­benen 5000 Mk. werden nach und nach wieder alt Reingewinn erscheinen. Da wir die Anleihen nicht zu verkaufen brauchen, weil genügend Geld vorrätig sei, können wir warten, bis sie ausgelost werde». Die Abschreibung sei lediglich aus bankmäßigen u»d kaufmännischen Gründen erfolgt. Auch von ver- s-iftedenen Seiten wurde ausführlich betont, daß ma» wegen Kriegsanleihepapieren nicht gar zu ängstlich sein solle und daß kein stichhaltiger Grund vorliege, dieselben so rasch cbzustoßsn, zumal die 5"/» Ver­zinsung so ziemlich sicher sei. Eine Anfrage vo« Kaufmann Mei sei, wie die Kriegsanleihen abge­geben werden, wurde vom Direktor dahin beant­wortet, daß der Vorstand darüber Beratungen pflege» «nd seinerzeit das Ergebnis dem Fragesteller Mit­teilen werde.

Dem Anträge des Auffichtsrats, den Rechnungs­abschluß zu genehmigen und dem Vorstande u»d Aufsichtsrale Entlastung zu erteilen, von dem er­zielten Reingewinn, zuzüglich des GewinnvortrageS von 1917 mit zusammen Mk.- 21971.95 auf das dividendenbetechtigte Einlagekapital »on Mk. 309 770.52 eine Dividende von 5°/° »it Mk. 15 365.35 zu verteilen, dem Rücklagen-Kont» Mk. 3000. zuzuweisen und den verbleibende« Rest von Mk. 3 606.60 auf neue Rechnung vor­zutragen, wurde zurrstimmt.

Kontrolleur Trostei erstattete Bericht über die vom Verbandsrevisor vorgenommene gesetzliche Re­vision der Bank. Der ausführliche Bericht erbringt den Beweis, daß die Geschäfts- u«d Kaffenführung eine durchaus geordnete ist und zu Beanstandungen keinerlei Anlaß vorliegt.

Zu Punkt 4 der Tagesordnung, Teuerungszulage an die Beamten fand nach Abtreten derselben eine längere Aussprache statt, die folgendes Ergebnis zei­tigte: Dem Anträge des Aufsichtsrates wird zn- zestimmt, für 1918 eine einmalige Vergütung - z« gewähren, die betragen soll für den Kassier 600 Mk., den Kontrolleur 300 Mk., den Direktor 200 Mk.

Rat Hubinger sprach ein paar kurze, vor­stellende Worte.

Sie nehmen wir auch mit", sagte er dann noch zu Frau Herta.Machen Sie sich fertig, Kind!"

Der Baron stand schon, den Hut in der Hand. Ich bin zu allem bereit" sagte er höflich. Blaß um eins möchte ich ersuchen, Herr Rat: Ich möchte beim Friedhof für ein paar Mi­nuten aussteigen und die Leute verständigen, daß die Leiche nicht morgen hier begraben wird, sondern daß ich sie nach Zesko überführen lassen will. Und dann möchte ich Mimi doch noch einmal sehen."

Die junge Frau band schon vor dem Spiegel den Schleier um ihrön kleinen, dunklen Hut, und Hubinger sah deutlich das vollbeleuchtete Gesicht der dort Stehenden im Glas, wobei ihm wieder der Ausdruck tiefen Erlöstseins merkwürdig auffiel.

Schon morgen kommt die Leiche der un­glücklichen Frau von Salten fort?" fragte sie dann, sich rasch umwendend.

Der Baron bejahte, und während sie schon im Auto dahinfuhren, sprach er noch weiter vo« Mimi und ihrer Kunst, von ihrer Schönheit und ^ Leidenschaftlichkeit, von ihrem warmen Herze« und ihrem lebhaften Geist.

Hubinger aber konnte sich des Gedankens nicht erwehren, daß auch dieser Mann nur eine Maske trug, daß'er sein Gefühl hinter dem dichte« Schleier eines unwahren Gleichmutes verbarg, daß auch er litt um diese Frau, die so gerade Weib gewesen, und die vielleicht gerade deshalb eine so starke Herrschaft über die Männer aus­geübt hatte, über alle nur über einen ei«» zigen nicht, über den, den sie geliebt hatte.

(Fortsetzung folgt.)