zweit« Stelezebracht. Die Kvmmiffion für die polniscke» »»ßelezenhetlen hat die Auslieferung DanziqS an den pol­nischen Staat beschlossen. Der Gouverneur von Algier. Ionnirt, wurde zum Gouverneur von Elsaß-Lothringen «rnornt.

Pari», IS. März. - Zur Schleifung der deutschen Grenzbefestigungen verlautet, daß die betreffenden Bestim­mungen des Friede- SvertrageS nur für die Befestigungen «» der Westgrenze gellen. Die Befestigungen an der Ost- grenze würden zum Teil in da- Gebiet Poiens fallen und zur Stärkung deS neuen Staates beitragen. Der deutsche Generalstab werde verschwinden und der Stab des künftigen deutschen HeereS von >00 600 Mann nur auS einem Oder- de>«hl und r Armee'orpsstäben bestehen.

PariS,. März. An alle neutralen Nationen Eu- rvpaS, Asien- und Südamerikas ist die Einladung ergangen, Vertreter abzuordnen, die an einer zu Paris am 2 >. Marz patrfindenden privaten, nichiöff nilichen Konferenz teilneh- men und dort ihre Ansichten über den Völkerbund darlegen sollen. Die Einladungen sind von der Friedenskonferenz «usgegangen. Genf soll als Sitz des Völkerbundes in Frage kommen.

London, l<. März. Die englischen Marinesorderungen für das kommende Finanzjahr im Betrage von rund drei Milliarden sind gerade dreimal so groß als die Forderungen im letzten Friedensjahr. Allgemein hört man in England die Frage: Gegen wen diese enormen Rüstungen?

K o »st a n t i n o v e l, 13. März. Die türkischen Be­hörden und der Sulran haben Konstaniinopel verlassen.

Neuyork, 1». März. Der Gesamtwert an fei-dlichem Eigentum in den Vereinigten Staaten betrug am 1». Febr. ungefähr 700 Millionen Dollar. All diese- ist besch agnahmt Moiden. DaS deutsche Eigentum sei gerade genügend, um «kle Forde-ungen amerikanischer Bürger an die feindlichen Länder zu decken.

Württemberg.

Un teriü rkhe im, 14. März. Die in der Mitten- praße wohnhafte Fra», die am vergangenen Dienstag Petro­leum ins offene Herdkeuer gegossen hat und deren ltle-der in Brand geraten sind, ist nunmehr ihren schweren Verletz­ungen im Cannstatter Krankenhaus erlegen.

Jag st Hausen. 14. März Bei Gutsbesitzer Schmetzer i« Pfitzhos staib vor kurzem eine Dienumagd, welche 73 Jahre in einer und derselben Familie war. Als I2jähriges Kind kam sie zu dessen Großeltern.

Ulm, 14. März. Oberbürgermeister Dr. v. W'gner verabschiedete sich gestern von den städtischen Kollegien. Er wird Ende März sein Amt abgeben. A>s erster An­wärter für die Stadtvorstandstelle hat sich Oberamtmann Dr. Schwammberger ln Stuttgart gemeldet. - Im Alter von. 52 Jahren ist gestern Vormittag Oberst Armand von Ulberti, der im Felde zuletzt das Füsilier Regiment 122 her­vorragend gelührt hat, gestorben Er war neben anderen Ehrenzeichen auch mit dem Orden pour l« merite ausgezeich net.

LelzlL NachrreMLN u- SelLMammn

Stuttgart, 16. März. Infolge seiner Wahl in den engeren Vorstand der Unabhängigen soz.- dem. Partei Deutschlands wird der frühere Minister des Innern, Arthur Crispien, sein Mandat zur württ. Landesoersammlung niederlegen. Sein Nachfolger in der Landesoersammlung ist der frühere.Abge- »rdnete Schneidermeister Hornung in Böckingen.

Offenburg, -14. März. In dem Dorfs Windschläg kam es zu einem Aufruhr der Bauern, die mit Heugabeln und sonstigen Geräten bewaffnet, sich vor dem Rathause versammelten und die dort «ingetroffene Kontrollkommission und ihre militärische Bedeckung teilweise mißhandelten und mit dem Tode bedrohten. Von Offenburg herbeigerufene militärische Hilfe konnte größere Unruhen vermeiden. Die Lage »ar ^ehr bedrohlich geworden, da sich inzwischen

«in großer Teil der Bauern mit Schußwaffen »er­sehen und scharf gefeuert halte. Nach langen Ver­handlungen konnte der Oberamtmann freien Abzug für die Kontrollkommission erwirken, worauf die Ruhe wieder hergestellt wurde.

München, 14. März. Ein Bubenstück wurde in Schwandorf a. d. Nab verübt. Durch Legen einer Mine haben dort drei jugendliche Verbrecher das große Tonwarenwerk zur Explosion gebracht. Nach dem Anbrennen der Zündschnur flüchtete der Anführer der drei in einen Straßengraben, wurde aber durch herumfliegende Trümmer schwer verletzt. Die beiden anderen waren auf einen nahen Hügel geeilt, um von dort aus die Wirkung zu beobachten. In Schwandorf sind sämtliche Fensterscheiben ge­sprungen. Bei der Explosion wurden einige Personen getötet und vierzig verwundet.

Berlin, 14.>-z. Nach einer amtlichen Zu- sammenftellung haben die feindlichen Fliegerangriffe auf deutsches Gebiet in der Zeit von Anfang Au­gust 1914 bis 6. Nov. 1918 für rund 23,5 Millionen Mark Sachschaden verursacht. Bei den Angriffen wurden 729 Personen getötet und 1756 Personen verwundet.

z Berlin, 15. März. England lehnt den Verlaus von - A> ilinsarbstoffcn von Deuiscbland im Tausch aegen Lebens miilel ab. Die au! Veranlassung der englischen Regierung nach Rotterdam gekommene Kommission der deutschen Far­benfabriken, welche mit der aus Engländern, einem Fran­zosen und einem bei der Besprechung nicht eingeiroffencn Amerikaner bestehenden alliierten Kommission überden Ver­kauf, von Fa'bstoffen verhandeln sollte, mußte unverrichteter svinge wieder äbreisen.

Graudenz, 14. März. Die Polen gehen bei Bcom- berg seit ein-gen Tagen zu planmäßigen Angriffen auf die deu'schen Vo Posten über. Von Pilen wird mitgeteilt, daß der Waffenstillstand als gekündigt gelte. B sher haben die Polen in 84 Fällen gegen den Waffenstillstand verstoßen.

Wien, >4. März. Die Blätter protestieren gegen die von Jial en «rhodenen Ansprüche auf Deu sch Iiidtiiol, die dem nationalen Berhältn-s in keiner Weise Rechnung tragen und die Grundsätze Wilsons geradezu aus den Kops stellen, was - inendauernden Kriegszustand mit Italien bedeuten wüide

Brüssel, 14. März. Donnerstag 7 Uhr abends fand w-eder eine Plenarsitzung statt. ES wurde eine vollkommene Uebereinstimmung erzielt. Die deutsch? Delegation hat die Bedingungen d -r Alliierten üb°r die Auslieferung der Han­delsflotte angenommen. Als Ergebn s der Unterredungen in Brussel, wird die Aushebung der Finanzblockade Deutsch­lands erfolgen Dadurch wird die internationale Finanz-Zen- trale für Deutschland wieder zugänglich und Deutschland ist in der Lage, seinen Geldbedarf dort durch Anleihe zu decken und so die zu. liefernden Lebensmittel zu bezahlen.

Bre st, 14. März. Wilson ist hier 8 Uhr abends eingetroffen.

Paris, >4. März. Englische Bevollmächtigte zur Alli- lertenkonferenz sind der Auffassung Frankreichs deigetreten, daß die Alliierten aps 30 Jahre die Kontrolle des euro­päischen Frachtschiffsraumes zur Sicherung der Bestimmung des Völkerbundes übe-nehmen sollen. Der Oberste Kriegs­rat verurteile den Direktor im Ministerium für Kunst und Wissenschaft Goremans zu 15 I ihren Zwangsarbeit, weil er vom G gner einen Posten als G-ncralsekreiär eines be- sonoeren flämischen Ministeriums angenommen hatte. Wtlson iraf heule Mittag hier ein und wurde von Poincare empfangen.

Kopenhagen,14, März.Berlins!« Tidende" meldet: Riga ist von den Bo schew'ki geräumt. - In Rußland werden deutsche Kriegsgefangene zum Ein ritt in bolschewi­stische Truppeniormaiionen gezwungen. Das ganze System ist so angelegt, daß die aus Sibierien heimkehrenden deut­schen Kiiegsgefangcaen entweder.verhungern, oder in diese Organisation einlreten muffen. -LWÄ

Protest ge-e« ve» wels*e« RL»ber.

Karlsruhe. 14. März. Die badische vorläufige Volks-

regierung hat folgenden Protest erlassen: Nach allen Nach, richten, die unS zugehen, muffen «ir annehmen, daß Frank- reich die Absicht hegt, da» rein deutsche aus dem rechte» Rheinufer gelegene badische Gebiet von Kehl und Umgegend sich anzueignen. Gegen solches Vorgehen erheben «I» schärfsten Protest. ES widerspricht dem NationalitStenprinzip, dem Prinzip de« SelbstbestimmungSrechteS. so« e allen A». kündigungen Wilson- und winde lediglich einen brutale» Gewaltakt darstellen, DaS badische Volk ruft daS Gerecht!,. ketiSgefühl aller Völker an «it »er Bitte, ih« gegen dle Verwirklichung solcher «bsichte» beizustehe». Der Protest ist den Regierungen der neutrale« Staaten zugeleitet Wörde».

Endliche Einsicht.

London, 13. März. Reuter- Sonderkorres­pondent beschreibt in einem Telegramm auS Berlin die durch den Lebensmittelmanzel geschaffene ver­zweifelte Lage. Die Nahrungsmittelfrage sei jetzt dort die Wurzel allen Uebels. Wenn die Regier­ung die Leben-Aittel'rage verbessern und da- Volk Arbeit bekommen könnte, könne die Lage noch ge­rettet werden, aber eS handle sich nur um Tage. Der Korrespondent telegraphiert: In vollem Be­wußtsein meiner Verantwortung erkläre ich, daß wenn Deutschland nicht erhebliche Lebensmittelmengen im Laufe des April erhält, es buchstäblich verhungern muß, und fährt fort, die deutsche Regierung habe vor mehreren Wochen die Brotration auf den heutigen Stand erhöhen müssen, um die Bevölkerung zu be­ruhigen. Wenn man diese Ration beibehalte, würden die eigenen Vorräte im Mai vollständig erschöpft sein. Ebenso notwendig seien bestimmte Rohmaterialien, um Deutschland zu ermöglichen, seine Arbeit fortzusetzen. Es sei ein Leichtes für die Entente-Kommission, sich von der Leere in den industriellen Warenhäusern Deutschlands zu über­zeugen. Inzwischen dränge die Zeit. Die Bolsche­wisten setzten Fleisch und Blut ein. Dies könne man bemerken, wenn man durch den Oste» Berlin- geheodermit Leuten spreche, die hinter die Kulissen sehen.

Amsterdam, 14. März. Der Bischof von Oxford hat einen Brief an die Times gerichtet, worin er zur Leben», mittelnot in Deutschland Stellung nimmt und schreibt: ES scheint mir, daß wir und unsere 'Bundesgenossen unS ein« 'Handlung schuldig machen, die die Geschichte für ewig ver­urteilen wird. Vier Monate sind vergangen, sei'dem der Waffenstillstand unierzeichnet wurde, und noch nich's ist ge­tan worden, urü die furchtbare Rot zu. lindern. ES ist so­wohl verbrecherisch, als auch unpolitisch, Deutschland biS zur hoffnungslosen Verzweiflung und dauerndem Untergang auszuhungern.

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Antrags» an:

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Roman von Renttoh.

(Nachdruck verboten.)

Selbstverständlich können Sie was haben" entgegnete sie freundlich, wieder ganz in ihrer alten, liebenswürdig-zutraulichen Art,es ist Tee, Brot, Butter und etwas kalter Aufschnitt daheim. Ich' habe einen kleinen Spirituskocher und setze gleich das Wasser auf."

Frau Herton lächelte setzt fast, und ihr Ge­sicht hatte wieder völlig den gewohnten lieben Ausdruck. Das Zeitungsblatt nahm sie und legte es abseits auf eine Kommode, zögerte aber dann einen Augenblick, wie überlegend, ob sie es nicht am Ende doch mitnehmen sollte, oder ob dies vielleicht auffallen könnte. Sie warf einen prüfen­den Blick auf Hubinger, der am Fenster stand und gar nicht nach ihr zu schauen schien.

Dann eilte sie hinaus, ließ aber die Tür ein wenig offen, und ersah, daß auch draußen in der kleinen Küche ein Licht aufblitzte, sah die. zarte Gestalt hin- und Hergleiten, hörte sie hausfrau­lich mit Deckeln und Töpfen klappern, als sie das Wasser aufsetzte.

Jetzt wandte sie sich ab, nahm ein Päckchen aus dem Kasten, begann geschnittene Wurst und <schinken zierlick auf einen Teller aufzulegen, und diese» Augenblick benutzte Hubinger. Lautlos, mit zwei großen Schritten trat er an die Kom­mode heran, nahm seine eigene Zeitung rasch aus der Tascbe. legte sie hin und hatte auch schon das Blatt, in dem Herta Hei ton gelesen, in der Hand. Seine eigene Zeitung aber lag, sorgsam zurechtgerückt, genau so wie früher die andere. Dann trat er an den Tisch.

Gleim daraus erschien die Frau mit einem > blendend weißen Tffchtüch und blitzendem- ! zeug, stellte anmutig alles auf den Tisch, wobei j sie einen flüchtig-n Blick nach der Kommode warf, und schien zusrieden und erleichtert zu sein, als j sie dort das Blatt liegen sah. Im nächsten Mo- ^ ment mar sie schon wieder draußen s

Schnell zog Hubinger das Btott heraus und ä studierle aufmerksam Seite drei: auf den ersten ^ Blick sah er, daß zwar nur leicht, aber doch j ganz deutlich süytbar au verschiedenen Stellen l ein einzelnes Wort unt rstrichen war, einigemal l auch bloß eine Silbe, was ihn uera».atzte, mit ^ seinem Bleistift der Reihe nach alles Unterstrichene s abzusckreiben, wobei er immer und immer, durch den Türspalt lugend, Frau Herta Herton beob­achtete. Und er hatte den Eindruck, daß diese Frau entschieden nun von einer schweren Sorge befreit war, alle Angst schien von ihr gewichen, sie sah um Jahre jünger, irischer aus a!s früher.

Das Abschreiben war sehr schnell gegangen, und nun wurden noch raschest die Blätter wieder vertauscht. .

Eben war er damit fertig geworden und stand wieder, völlig unschuldig dreinsehend, am Tisch, als sie mit dem Tablett samt Taffen und Zuckerschale einirat. Ein schöner, alt aussehen­der Samowa:, echt russi che seine Arbeit, enthielt den duftenden Tee, daneben stand eine feingr- schliffene Karaffe mit Rum, eine Zitrone lag auf einem Glastellerchen.

Eine sehr liebe, vorsorgliche Frau!" dachte Hubipger.Und ich wollte, ich brauchte ihr nickt weh zu tun," fügte er in Gedanken seufzend hinzu.

Sie ging, noch «he sie einscbenkte, zur Kom­mode und nahm das Blatt weg.

Ich muß es für die Mutter aufbewahren", sagte sie freundlich, schloß einen Schrankwand

legte die Zeitung hinein und sperrte wieder ao alles init einem Lächeln stiller Fröhlichkeit auf de» Lippen. Und auch Hubinger lächelte: er war ja doch der Klügere gewesen !

Dann saßen sie beieinander, fast wie Vater und Tochter, trotzdem der Altersunterschied kein gar so großer war, sondern höchstens sünjzehn Jahr» betrug, und sie ließ, sich überreden, auch ein Schlückchen des starken, heißen Getränks zu neh­men, woraus wieder ein leichtes Rot in ihr« schmalen, blassen Wangen stieg und sie unendlich lieblich aussah.

Hubinger hatte wirklich Hunger, das Aus­ruhen tat seinen Nerven sehr wohl, und auch ihr Anblick, ihre liebe Stimme machten ihn ruhig und froh, so daß er fast den Ernst der Lage vergaß, ein Gefühl schon lange nicht empfundenen Be­hagens ihn überkam.

Die nun folgende Unterhaltung drehte sich um Verschiedenes, Frau Herta aber sprach besonders viel von ihrem Schwiegervater, der nach ihren Schilderungen ein sehr vornehm denkender, fein empfindender Mann sein mußte.

Hubinger seufzte, denn damit war man ja schon wieder in der Wirklichkeit, dieser strengen und harten Wirklichkeit, die ihm gebot, ebenso hart und streng zu sein. Der Maler Herton und Frau Herta beide waren liebe, sym­pathische Menschen, doch gegen beide lagen schwerste Verdachlsgründe vor, und er, als Polizei­beamter, mußte diesen Gründen nachsorschen um jeden Preis, denn auf ihn und seine Botschaft, wartete der langjädrsge Freund, von dessen Un­schuld er heute mehr als jemals überzeugt war.

(Fortsetzung folgt.)

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