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Neuenbürg, Samstag, den 15. März 1819.

! 77. Jahrgang.

veulschlanS.

Stuttgart, 14. März. Der Finanzausschuß der LandcSveisammluog hat sich gegen Ne Wiedereinführung der Sommerzeit ausgesprochen. Auch der RegierungSve» treter erklärte sich dagegen.

Karlsruhe, 13. März. Der Vcrfassungsentwurf, den die badilche vorläufige Volksregierung der Naiionalversamm- lung unterbreitete, ist gestern mir den beschlossenen Abän» derungen von der Verfassungskommission endgültig ange- wmen worden.

- Mannheim, 13. März. In einer Versammlung der Kommunisten wurde die Wiedeiholung des Putschver. suäies ang, kündigt und dabei bemerkt, die Ausrufung der Räterepublik sei aus einen späteren Zeitpunkt verschoben, »achdem der Pmsckwerjuch am 22. Februar mißglückt sei.

München, 14. März. Der bayerische Zentralrat will di« Vollsoziaiisie'ung Bayerns in Verbindung milder Sachsens.

Berlin, >4. März. Nach der Befreiung Lichtendergs hat sich eine große Anzahl der toigeglaubtcn Beamlen wieder aus dem Polizeipräsidium ein gesunden. Bisher ist festgestellt worden, daß bei den Unruhen sünf oder sechs Polizeibeamte den Tod geiunden haben und daß von der Besatzung des LichitNberger Postamies sechs bis sieben Soldaten erschossen Worden sind, und zwar nichi im Kampfe. Die Regierungs- > truppen baden besonders auch unter dxn Offizieren viele I Opser zu beklagen. Allein die Garde-Kavallerieschützendivi­sion hat an Toten 6 Offiziere und 11 Mann, an Verwun­deten >4 Oifiziere und 69 Mann. Auch gestern fielen allein hei einer Abteilung durch Dachschüsse 3 Osfiziere und 7 Mann. Auch die Ausrührer haben sehr schwere Verluste erlitten. >

Berlin, 13. März. Die deutschen Kommissionen iür Lebensmittel, Schiffabrt und Finanzen sind am >3. März abends 8 Uhr in Biüssel eingetrofsen. Die Ankunft am Bahnhof erfolgte in Anwesenheit eines zahlreichen Publikums »nier lautloser Stille. Sämtliche Milglieder der Kommissionen find im Holet Astoria sehr gut umergebracht. Freiheil des Tclegraphierens, offen und chiffiierr, des Telephons und -er peisönlichen Bewegung ist g, sichert. In der Nacht noch fand von II bis I Uhr eine eingehende Besprechung zwischen sämtlichen Kommissionsmttgliedern statt.

Berlin, 14. Müi,. Dia beulschc Kommission ersuchte die Alliierien um Nussuhrerlaubnis sür 75 .Millionen Mark Gold durch die Reichsbonk nach Skandinavien zum Ausgleich der demnächst fällig werdenden deutschen Verbindlichkeiten im ncuiralen Ausland. In der Note wild besonders betont, daß die Verweigerung d.r Goldausfuhr den Zusammenbruch des deutschen Kredits und die Erklärung der Zahlungsun- skhigkeit Deutschlands im neutralen Ausland zur Folge haben würde.

Deutsche Nationalversammlung.

Weimar, 13. März. Reichswehrminister N oske gab zu Beginn der Sitzung eine Schilderung der Berliner Vor- gänge mit der Bemerkung, daß der Aufstand nunmehr als niedergeschlagen gelten könne. Seine Ausführungen wurden

Vs; Mckssrmbanck.

Roman von Renttoh.

81s ^ (Nachdruck verboten.)

Ich wollte nun in weitem Bogen zurück, war aber furchtbar abgehetzt und müde und bekam endlich wasmir leider schon öfter passierte einen Herzkraii'pf, so daß ich auf der Straße zusammen­stürzte; dort würde ich wohl noch liegen, wenn mich der Herr Rat nicht gefunden hatte. So nun wissen Sie alles, Herr Doktor Wild, und ick) meine, es ist nichts Schlechtes dabei. Ich ver­trage eben nur das Nachspionieren nicht; da verliere ich sofort den Kopf. Jetzt ist mir schon wieder wohlsr, und ich brauche die Herren weiter nicht zu vemühen."

Sie batte rasch und fast überstürzt gesprochen, was seltsam gegen ihre sonstige feine, stille Art abstach.

Das Auto machte eine Wendung und hielt mit scharfem Ruck, worauf Hubinger sich erhob und die Wagentür öffnete.

Kommen Sie nur, Frau Herton I" sagte er.Ich habe hier noch im Hause zu tun und bitte Sie, so lange hier zu bleiben, dann fahren Sie mit mir nach der Stadt und zu Ihrem Mäderl. Bitte, steigen Sie nur aus! So! Aber weshalb zittern Sie denn plötzlich so? Lieber Wild, nehmen Sie ein paar Leute mit und rekognoszieren Sie nochmals genau die Fried­hofsgegend. Bis zu Ihrem Eintreffen werde ich hier noch bleiben!"

Während er dann noch einige andere'An­ordnungen traf, stand Herta Herton wie betäubt, unfähig, sich zu rühren. Erst als nach Doktor Wilds Entfernung Hubinger leicht ihren Arm berührte, fuhx sie auf wie aus einem schweren Traum, worauf er, sie stützend, mit ihr gegen

selten- der Unabhängigen, denen er neben ihren aufrühre­rischen Organen den Vonvmck der Gemeinheit und Scham- losigkeit machie, vielfach durch milde Zwischenruie unicr- brochen, ein Zeichen, wie unangenehm ihnen der Ausgang der Berliner Kämpfe war. Die Unabhängigen Hüase und Luise Zietz nannten ihn einen Lügner und unrurichäntten Heuchler, was von den Mehrheitspai leien mit Raus! Raus! und mit Bezug aus Frau Zietz, die sich wie rasend gebärdete, mit Megäre erwiderst wurde. Es war ein Höllenlärm, der sich immer wieder im Lause der Ausiührungeri Nosk-s er neuerte, als er unter dem Beifall des Hauses mit Aus­nahme der Unabhängigen ausries: Brandstifter dürfen nicht mit offener Fackel am Benziwaß herumlaufen. Es steht fest, daß menschliche Bestien sich in den Berliner Straßen sich ausgetobt haben, wie Amokläufer. Die Zwischenruie Haases und von Frau Zietz trugen ihnen einen wohlv rdienten Ordnungsruf ein. Noske schloß unter Beifall der M7hr- heiisparleien: Was geschehen ist, veianiworie ich vor dem Staat, dem Land und dem Volk. Ich scheue das Uriel! der Nation nicht. (Siüxmischer Beifall bei der Mehiheit, Zischen bei den Unakhängigen.)

Es folgt der Gesetzeii'wurf über die russischen Zah­lungsmittel, der nach den Bemerkungen Haases (U.s.s, der es als.eine neue Feindseligkeit gegen die Sovjeiregic- rung dezeichnete und des Finanzmmisteis Schisser, der ausführtc, - ß wir uns gegen diese Vergiftung«- und Be- stcchungsgelder wenden müss-n, in allen drei Lesungen mit einem Antrag der Mehih.ueparteien aus Anmeldepflicht des Bestandes an russischen Zahlungsmitteln ai genommen wwde.

Nun folgt die Abstimmung über das Soziavsie-ungs- gesetz. Es wird, nachdem ein Antrag der Unabhängigen, sür den auch die Mehrheilssozialisten stimmen, mit l65 zu 135 Stimmen abgelehnt worden war, in der Ausschußfas- sung einstimmig angenommen. Bei 8 3 mud der Antrag Auer, der die Enischädigungspflich! beseitigen will, mit >36 zu 92 Stimm.n angenommen, was im Haute gioße Bewe­gung und Unruhe hervoriust. Es sielck sich schließlich heraus, daß ein Posten Stimmzettel nicht mitgezählr wurde. Nach der endgültigen Auszählung ist der'Antrag mir 165 zu 135 Stimmen (der beiden sozimdem. Palleten) abgelehnr, die erste Kraftprobe zwischen Sozialdemokratie und bürgerlicher Mediheit 8 2 wird in namentlicher Abstimmung ln ver Kommissionssussung- mit 246 zu 53 Stimmen bei einer Ent­haltung angenommen, ebenso unter Ablehnung aller Ad- änderungsantrüge der Rest des Gesetzes.

Es folgt die 2. Beratung des Kohlenrmrtschaftgesetzes. Hiezu liegen verschiedene Abänderungsanträge vor. Außerdem beantragt die Kommission eine Entschließung, wonach die Nationaloersammluug mit buidmögiichster Beschleunigung den Gesetzentwurf über die Arbeiterräte erhalten soll. Nach­dem sich eine Reche von Rednern teils sür, teils gegen die­selben ausgesprochen, wurden unter Ablehnung aller Ab- änderungsamräge Ne einzelnen Paragraphen des Gesetzes angenommen, ebenso die Entschließung dei Kommtsston über die Arbeilerräte. -Darauf wird das Gesetz sofort auch in

dritter Lesung gegen die Stimmen der Unabhängigen und des giößlen Tests der Rechten angenommen. Das Sozia» lisierunqsgesetz wird in dritter Lesung gegen die Stimme» der Rechten angenommen. Außerhalb der Tagesordnung erhält bas Wort Ministerpräsident Scheidemann: Nach Presseberichten wird von französischer Seite in den besetzte» Gebieten eine überaus zahlreiche Propaganda betrieben, die aus eine Losreißung rheinischer Gebietsteile vom Reiche hinzielt. Tste Retchscegierung sieht darin einen durch keine» Voiwand zu beschönigenden Vorstoß gegen das. allgemeine Naitonaliläienprtnzip und eine uneihörle Vergewaltigung des einheitlich tühlenden deutschen Volles. Di« rheinische Bevölkerung, di- nichts gemein haben will mit den eigen­nützigen Bestrebungen einzelner interessierter Peisonen, beutich und wird deulsch bleiben. (Stürmischer Beifall.) Die Regelung der Verhältnisse der linksrheinischen Lande zum Reiche ist eine innerdeutsche Angelegenheit. (Lebhafter allseittger Beifall) Eine Entschließung, die von alle» Parteien unterzeichnet ist, besagt: Die Nationalversammlung stimmt der Erklärung der Reichsregurung zu und ersucht die Regierung die Erklärung allgemein bekannt zu machen. Dt« Entschließung wird einstimmig angenommen. Präsident Fehienbach schließt darauf die Sitzung mit einer Ansprache. Nächste Sitzung: Dienstag, den 2b. März.

KuslanS.

Wien, 12. März. Von einem formellen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen der tschecho slowakische» und der deutsch-österreichischen Republik, kann keine Rede sein, wenn auch eine diplomatische Spannung wegen der tswecho-sl Malischen Beschuldigungen besteht u-d der übliche tägliche Verkehr mit der tschecho-slowakischen Gesandlschast unter rochen ist.

Wien, >8. März. In Spa'ato landeten italienische Truppen. Aus Vorstellung der kroatischen Bürgerschalt er­klärte der englische Admirai, der das Haleotommando führte, -die Ziavener hätten dasselbe Recht wie die anderen sieg­reichen Ententemächte. Die englischen Truppen und Schiffe sind abgezogen und ein italienijcher General übernahm La- Kommando über Stadt und Hasen. Die amerikanischen Besatzunasbataillone verließen die Stadt Fiume. Der spa­nische -cansui, der zugleich die amerikanischen Jn.crcsseu vertritt, forderte die Staatsangehörigen der Vereinigte» Staate,i auf, sich zur Abreise bereit zu Hallen, da Amerika in dem beoarst.henden italiemsch-südslavijchen Konflikt voll­ständig neutral bleiben wolle.

Bern, 13. März. Das Internationale Rotekreuz Ko­mitee richtete an die Pariser Enlentckanserenz die Mahnung, die Bitten Osteuropas um L>ot zu erfüllen.

Parts, 14. März. Der Kreis der ausschlaggebende» Persönlichkeiten in Paris soll noch weiter dadurch einge­schränkt werden, daß Clemenceau, Lloyd G-orges, Orlando und Wilson künitig em Komitee bilden werden, dem die Entscheidung aller wichtigen prinzipiellen Fragen z^fällt. Ter j-tzi bestehende Rai der Zehn wird dadurch an die

das jnmitten des Gartens still daliegende Haus ibrer Eltern zuging, w-o nur in einem der Fenster der Helle Schein einer Lampe zu sehen war.

Haben Sie das Licht brennen lassen?" fragte Hubinger.

Sie nickte nur. wie außerstande, zu reden, ihm aber schien es, als hätte beim Wahrnehmen des Lichtscheins in ihren Augen eine starte Ver­wunderung gelegen.

Er wallte seine Schlüssel derausziehen, doch kam sie ihm zuvor, indem sie sich zu einer kleinen Einbuchtung in der Mauer rechts neben der Tür niederbeugte und dort einen Bund Schlüssel her­vorzog, wortlos mit deren einem die Tür öffnete und, ihm vorausgehend, in das schmale Vor­zimmer trat; hier legte sie ihren Mantel und das Spitzentuch ab und hing beides über einen Wandhaken, alles mit langsamen, schwerfälligen, automatenhaften Bewegungen, und deutlich ver­nahm ihr aufmerksamer Begleiter, daß dabei ihre Zähne gegeneinanderschlugen. Dann traten beide über die Schwelle des Wohnzimmers.

Freundlich, voll einfachen Behagens, mutete das lichte Gemach an nach der Fahrt durch die Nacht; die alten Möbel glanzten in sauberer Blankheit, die Goldrahmen der Bilder leuchteten, alles atmete Ruhe, Stille, Behagen, war so recht die passende Umgebung für ruhige Menschen.

Erschöpft sank die junge Frau aus einen Stuhl und griff nach dem mitten auf dem Tisch liegen­den Zeitungsblatt, so, wie man oft nach etwas langt, ohne eigentlich etwas zu denken; Hu­binger aber hatte sein Notizbuch aus der Tasche gezogen und schien darin eifrig Aufzeichnungen zu machen, in Wirklichkeit aber lugte er über den Rand seiner Brillengläser hinweg scharf nach der am Tisch Sitzenden.

Die Zeitung in der Hand der jungen Frau begann plötzlich zu zittern, die Züge der Lesen­de» bekamen einen Ausdruck von Entsetzen, dann

aber glitt es über sie hin wie ein Erlüstiein, der anmutige Kops sank an die Lehne des Stuhls, und die Lider fielen schwer über die Augen; doch schlief sie nicht, denn langsam quoll ei:: Tropfe» nach dem andern unter den langen, seidigen Wimpern hervor, es war ein lautloses Weinen, durch das der stumme Beobachter sich tief er­griffen fühlte.

Er rückte seine Brille zurecht und trat der Erschöpften ein wenig näher. Was konnte sie in dem Blatt gelesen haben, das sie so stark er­schütterte ? Er las Titel und Datum des Blattes und erinnerte sich, daß er zufällig ein Exemplar der gleichen Nummer bei sich trug, das er im Polizeiamt liegen gesehen und zu sich gesteckt, übrigens auch schon flüchtig durchgesehen hatte, wobei ihm jedoch nichts Besonderes ausgefallen war.

Er zog das Blatt hervor und blickte hastig hinein. Die junge Frau hatte Seite drei aufge­schlagen, er aber fand auf dieser Seite absolut nichts als ganz alltägliche,Berichte über kleine Stadtbegebenheiten, nicht das mindeste, das seiner Ansicht nach so erregend gewirkt haben konnte.

Er schüttelte den Kopf. Diese Frau war ihm zwar kein Rätsel, aber immerhin unverständlich.

Liebe Frau Herton" sagte er herzlich, nun seien Sie einmal sehr gut und freundlich! Ja? Sehen Sie: Ich mein' es doch gut mit Ihnen I Nicht? Ich Hab' schon eine ganz kleine Belohnung verdient. Und wissen Sie, was ich gerne möchte? Irgend etwas Eßbares, und wenn's ein Stück Brot wäre. Ich habe seit Mit­tag nichts zu mir genommen, und durstig bi» ich auch. Glauben Sie, daß sich etwas hier im Haus findet? Ich warte nur noch eine Botschaft von Wild hier ab. dann fahre ich mit Ihnen io die Stadt hinein. Aber bi» dahin"

Sie hatte sich rasch erhoben.

(Fortsetzung folgt.)