Anerkennung und des Dankes für den im Dienste Hinge- «ordeten stehend an. Dann folgten kleine Anfragen, so Aber den Kartoffelmangel, über beeinträchtigte Rätemahlen und über die von den Alliierten im besetzten Gebiete ver­botenen Gemeindewahlen. Sie alle finden eine mehr oder weniger befriedigende Beantwortung durch Mitglieder der Negierung. Es folgt die Interpellation Ar nsta d t und Gen. über das Verhältnis von Staat und K rche. In der Begründung führte Abg. Mumm iD. B. P.) aus, daß «ir an der Schwelle eines neuen Kulturkampfes stehen. Unser armes Vaterland braucht im Innern und nach au­ßen Ruhe, aber die Herren Ebert und Icheidemann haben ihm diesen Frieden nicht vergönnt. E ne ihrer ersten Ta­ten war, den Sprecher der freireligiösen Gemeinde. Adolf Hoffmann, an die Spitze des preußischen Kultusministeriums zu stellen. Redner erörtert dann die vom sächsischen Bo>ks- teauftragten Hug erlassene Verordnung über das Verhält­nis von Staat und Kirche. Hug habe auch die Simultan» schule durchgeführt, ohne irgend für den konfessionellen Re ligionsunterricht zu sorgen Ebenso ist in Hamburg die Brandfackel des religiösen Zwistes in die Bevölkerung hin­eingeschleudert worden. In Braunschweig hat man sich nicht einmal damit aufgehalten, Verordnungen zu machen. Die Schulkinder der Hauptstadt wurden hier von dem soge­nannten Volkskommissar zu einer antichristlichen Weihnachts­feier in dem Home zusammengebracht, bei der es geradezu unglaublich züging. In Mecklenburg planen die Gewalt­haber die konsessionslose Einheitsschule. Wir rufen der Re­gierung zu: Keinen Schritt weiter auf dem Wege der ge­setzlichen Verordnungen. Wir fordern für unsere Kinder hie christliche Schule und den christlichen Religionsunterricht. Wie positiv zu Verfahren ist, zeigt Württemberg. Die Seele der Jugend für den lebendigen Glauben zu gewin­nen, ist des christlichen Lehrers herrliche Aufgabe. Hier liegen die Kräfte, durch die wir einer. Zukunft gewiß sind. Kolonialminister Dr. Bell erklärt im Namen der Reichs­regierung: Das Reich besitzt keine Zuaändigkeit auf dem Gebiete des Uvterrichtswesens. Die Regierung ka n deshalb nicht gegen etwaige gliedstaatliche Eingriffe betreffend die Regelung des Religionsunterrichtes Stellung nehmen. In­wieweit in die Reichsverfassung Bestimmungen über das Xnterrichtswesen aufzunehmen sind, wird bei der Beratung her Reichsversassung zu prüfen sein. Abg. Hellmann (Soz.) beschuldigt die Kirche, die nur eine vorübergehende Erscheinung sei, daß der große Teil des Volkes ihr feindlich gesinnt sei. Einzelstaatliche Eingriffe in den Religionsunterricht wären praktisch unklug. Die Sozialdemokratie verlange im In­teresse der Bolksgewissenssreiheit die Beseitigung des Religions­unterrichtes als besonderen Unterrichtsgegenstand. Den Stand­punkt der katholischen Kirche vertritt Abg. Nausbach >.Ztr.), her von vornherein erklärt, daß die tiefe Kluft zwischen so- zralistlscher und Zentrumsauffassung eine fruchtbare Ausein­andersetzung unmöglich mache. Seine Rede gipfelte in der Forderung, daß der Religionsunterricht ein Teil des Lehr­plans der Volksschule sei und daß der kath. oder evang. Re­ligionsunterricht unter der Aussicht der Kirchengsmeinschast stehen müsse. Der Redner der Deutschen dem. P irtei, Abg. Weiß-Nürnberg, erklärt, seine Partei wolle das Vsrhä t- »is von Kirche und Staat in möglichst reiigionsfreundlichem Sinne gelöst wissen. Stellung und Bedeutung des Religions­unterrichtes in der Schule hänge ganz von der Auffassung tber die Staatsschule ab. Wegen der Mängel des Religi­onsunterrichts, die er durchaus nicht bestreite, soll man ihn aber nicht aus der Schule herausnehmen, sondern daran ar­beiten, um eine durchgreifende innere Reform des Religions­unterrichtes herbeizuführen. Ohne religiöse Kenntnisse und Erlebnisse dürfen wir unsere Jugend nicht lassen. Als der Redner seine glänzende Darlegung geendet hat, spendeten ihm die bürgerlichen Parteien ohne Ausnahme lauten Beifall. Der deutsch-nationale Abg. Oberkonsistorialrat Dr. Költzsch bedauert, daß die Regierungsbänke bei solch einer wichtigen Aussprache völlig verödet seien. Er legt stch mit großem Eifer für die Kirche und die Schuss mit einem guten Religions nterricht ins Zeug, verlangt aber, haß die Religionslehrer auch wirklich tüchtig seien, denn im Religionsunterricht komme es auf den Menschen an, der unterrichte und weniger auf die Sache. Darin «itecstützt ihn Dr. R un k e l von der deutschen Volksnahe!, d-r eben­

falls darüber Klage führt, daß kein Regierungsvertreter im Hause sei. I > diesem Augenblick betreten Ministerpräsident Scheidemann und Reichsminister Dik Preuß das Hans, und Scheidemann bittet fofort um das Wort. Wir waren für h-ute vormittag auf die Fortsetzung der Sozialisierungs­debatte elngerichte:.. Daher kommt es, daß Reichsminister Preuß nicht zur Stelle war. Wir haben nicht im geringsten die Absicht geh ibt, etwa Obstruktion zu machen. Wenn Sie damit einverstanden sind, daß d ese Frage zur Zuständigkeit der Reichsregierung gehören soll, dann finden Sie meine volle Zustimmung. Abg. Frau Zietz (U. 2): Wir ver­langen die Emhe tsschule, die eine westliche und Arbeitsschule sein soll. Wollen die Eltern ihren Kinüern Religionsunter­richt geben lassen, so kann das außerhalb der Schule geschehen.

Nächste Sitzung Mittwoch 2 Uhr: Sozialisierungsgesetz, Kohlenwirtschaftsgefetz.

Der Aufruhr in Berlin.

Berlin, t2. März. Es ist gelungen, alle Angehöri­gen der Volksmacinedivision zu verhaften. Am Dienstag gelang es den Regier ungstruppen, ein größeres Sparta- klstennsst auszuheben, in dem sich die Angehörigen der Volksmarinedivision, sowie Mannschaften der republikanischen Soldaten sehr versammelten. Die Gefangenen trugen zum­teil noch Waffen, infolgedessen kam es bei den Verhaftun­gen zu tätlichem Widerstand. Es wurde Munition, darun- ter auch Dim-Dum Ge'choffe, beschlagnahmt. Von den verhafteten 250 Spartakisten mußten 24 auf der Stelle standrechtlich erschossen werden.

z Berlin, ll. März. B>s jetzt sind gegen 1200 Spar- ! takisten .verhaftet und ins Gefängnis eingeiiesert worden, s Das Gros der Verhafteten stellen wieder Jugendliche und unreife Burschen, die sich jetzt als harmlose Passanten din- stellen und unabsichtlich in die ganze Geschichte dineingera- ten sein wollen. Die Zahl der standrechtlichen Erschießungen im Laufe der beiden ersten Tage der Standrechtserklärüng in Berlin hatte heute abend 150 überschritten.

Berlin, 12. März. Die Spartakisten werden von den

- inzwischen erheblich verstärkten Rcgierungslruppen aus Lich­tenberg weiter nach Osten abgedrängv. Dabei kam es ge­stern noch zu heftigen Kämpfen. Durch Arnllerie wurden die Barrikaden zusammengeichoffen. Die Aufständischen zo­gen sich darauf in eine Fabrik zurück, die sie mit Maschi­nengewehren und Revolverkanonen bespickten. Auf dem

- Ballenplatz haben sie gestern eine feste Barrikade errichtet. Mit schweren Minenwersern unterhalten sie ein heftiges Feuer aus die A imcnschstraße der Regierungstrupven, wäh­rend diese andauernd den Bahnhof in der Fra. kjucter Allee unter Feuer halten. Die in den Straßen einschlagenden Granalen richten schwere Verheerungen an. Die Bewohner dieser Stadtviertel halten sich bereits seit mehreren Tagen dauernd in den Kellern auf.

ij?a

KuslanS.

aris, >2. März. Die Beschlüsse des Zehnerausschusses über die künftige Heeresmachr Deutschlands werden durch eine ganze Reihe von Zusatzbesftmmnngen ergänzt, die dem Zwecke die.nen sollen, jede Wiederherstellung des vreußischen Milttar'smus zu verhindern. So wird die Aufhebung aller höheren Kciegsichulen gefordert werden und das Verbot, in Schulen und Turnvereinen militärischen Unterricht zu er­teilen, eilassen werden. Am kommenden Freitag wird dann die zweite Lesung der militärischen und maritimen Beding­ungen des endgültigen Waffenstillstandes festgelegt. Die maritimen Bedi gungen weiden voraussichtlich in der Haupt­sache dahin gehen, daß den Deutschen verboten wird, in irgend einer Form eine Kriegsflotte zu unterhaltet! die für anders Ausgaben als für den Polizeidienst geeignet wäre.

London, II. März. Die französische Politik will die im Osten Deutschlands entstandenen neuen Randstaaten unterstützen, damit diese den militärischen Verlust von Ruß­land für Frankreich ersetzen. Diese Absicht wird von der Times" unterstützt. Es wird offen zugegeben, daß man Deutschland nur durch eine systematische und aufs strengste betriebene Einfteisungsvolitik in Schach balten könne_

London. N. März. Im Unterhaus herrscht allgemei» die Ansicht, daß der Beschluß der Regierung, einen Tunnel unter dem Aeimelkanal zu bauen, so gut wie feststeht. Der Daily Mail" zufolge wird von einer Kommission in Paris auch der Plan erwogen, durch die Meerengen des Bosporus und von Gibraltar einen Tunnel zu bauen.

London. >2. März. Es verlautet, man sei bereit, um den deutschen Handel mit dem neutralen Ausland ermöglichen, die schwarze Liste zu ändern.

Washington, >2. März. Um den Vereinigten Staate» die in Aussicht aenommene Heeresmacht von SOOOOO Man« zu erhalten, will der Chef des GsneralstabS, General Marsh, eine Kerntruppe von 200 000 Mann des gegenwärtigen Heeres beibehatten.

Newqork, 12. März. Präsident Wilson leidet an einer Erkältung und hütet während des größten Teils des TageS auf Anraten fernes Arztes das Zimmer. Das Schiff wird voraussichtlich am lS März in Brest ankommen. Der Präsident wird sich sofort nach Paris begeben, da durch Funkenvereinbarung eme Sitzung der Friedenskonferenz auf den 14. März angesetzt ist.

Aus SLaSt. Bezirk unS Umgebung

Neuenbürg, 13. März. (Eingesandt.) Deutsch­land liegt am Boden: ohnmächtig, wehrlos, ar» Verhungern. Unsere Feinde, allen voran die Herre» Franzosen, möchten uns vollends vernichten. Gz zeigt sich bei ihnen kein Gefühl menschlicher Rüh­rung. Man könnte meinen, es stünden uns Barbaren gegenüber, unberührt von jeder höheren Kultur. Und doch führte Frankreich einst den Titel:aller­christlichste Nation". So recht nackt kommt uns zum Bewußtsein, wie wenig christlicher GM bis jetzt in die Politikführung der christlichen Völker eingedrungen ist. Wenn künftig kein anderer Geist von Volk zu Volk weht, so ist jeder Völkerbund bloße Formalität, bloßer Heuchelschein.

An uns ist es, zu protestieren gegen diese» barbarischen Vernichtungswillen. Und das müßte vor allem jene Macht innerhalb unseres VglkeS besorgen, dis das größte Recht dazu hat, deren Lebensaufgabe es ist, das Böse zu bekämpfen nach innen und nach außen: Die Häupter unserer Kirchen müßten im Namen aller ihrer Glieder feierlich au das religiös-sittliche Gewissen unserer Feinde, ja der ganzen christlichen Menschheit appellieren. Sie müßten unfern Feinden zurufen:Seid ihr nicht auch Christen? Predigt ihr in euren Kirchen nicht von Liebe? Was säet ihr bloß Haß? Das religiöse Gewissen der ganzen Menschheit verlangt von euch, daß ihr Diener der Liebe seid. Die ganze nicht- christliche Welt würde euch hohnlachen, beginget ihr wirklich das Fluchwürdige, von dem eure Zunge spricht. Rettet, rettet die christliche Kulturi"

Die religiös-schwärmerisch veranlagten Amerikaner würden wachgerüttelt und gestützt und der Engländer, der immer und überall in der Welt wenigstens de» religiösen Schein zu wahren sucht, käme nicht gut vorbei und wenn auch, so doch wenigstens mit sichtbar schlechtem Gewissen. Ein Versuch könnte nichts schaden.

Emershausen, OA. Gerabronn, 12. März. Die Familie des Landwirts Ehrle wurde in große Freude ver­setzt, als der schon als gefallen gemeldete Sohn unverhofft ans der enaü'chen G s-.naenlchaft zurückkebrts.

Roman von Nenttoh.

18s ^Nachdruck verboten.)

Noch am selben Abend hatte Rat Hubinger durch oas Telephon die Gewißbeit erlangt, daß der von Lucie genannte Beiter seit Wochen seinen Wohnsitz, das Städtchen Pc-Hrlitz in Mähren, nicht verlassen hatte. Die Angaben der Frau Herta Herton dem Kind gegenüber waren somit falsche gewesen, und sie hatte bestimmt einen anderen Mann empfangen. Das war aber gewiß mehr als verdächtig und ließ seine Vermutungen fast zu bestimmten Ueberzeugungen werden.

Hubinger hatte am selben Abend auch noch eine längere Unterredung mit Hans Norbert und war fast verwundert, als er den Freund noch immer in tiefer Erregung vorfand. Er selbst hatte so vieles erlebt an diesem einen Tag, daß dieser ihm wie im Flug vergangen war; überdies hatten seine vielen Kombinationen und Vermu­tungen ihn ganz aus dem Denkweg von früher geworfen, und er sah schon jetzt in Hans Nor­bert nur noch den Schuldlosen, der durch das Zu­sammentreffen der seltsamsten Umstände in eine so schwierige Lage gekommen war. Daß Norbert von all diesen neuen Erlebnissen nichts wissen konnte, daran hatte Hubinger in seiner Erregung gar nicht gedacht.

Norberts allererste Frage war nach Christa Herton, und in diesem Fall konnte Hubinger mit vollster Aufrichtigkeit berichten, was ihm in mancher anderen Hinsichten aus Berufsrücksichten nicht möglich war. Er sprach warm, fast feurig von dem schönen jungen Mädchen, von ihrer stand- basten Entschlossenheit, von der Treue ihres ganzen Wesens.

Sie liebt dich, und sie glaubt an dich" - da»

war der immer wiederkehrende Kehrreim seiner Worte.

Sie liebt mich auch jetzt noch?" stieh Norbert fast ungläubig hervor.

Hubinger nickte nur. Dann aber schilderte er ihm den geheimen Gang und ließ sich noch ein­mal jenen Mann genau beschreiben, den Norbert damals in dem kleinen Zimmer des alten Hauses in der Nikolsdorfer Gaffe beobachtet hatte! Aber Hans Norbert war fast nicht imstande, jetzt eine solche genaue Schilderung zu geben; in seinen Ohren, durch seine Seele klang' immer nur das eine inhaltreiche Wort:Sie liebt dich.'"

Eben wollte Hubinger ihn energisch zur Ruhe und Ueberlegtheit mahnen, als der Beschließer den Kopf hereinsteckte.

Herr Rat! Vitt' schön, ans Telephon!"

Hubinger eilte davon, und eine halbe Mi­nute später hörte er die Stimme Wilds durch den Apparat.

Herr Rat! Ich bin hier im Kaffeehaus Hietzing. Ich mußte meinen Posten in dem kleinen Häuschen verlassen, denn dort scheint alles vollständig ruhig."

Man meldete mir jedoch, daß man eine sonderbare Gestalt in der Nähe des Friedhofs gesehen habe. Die Leiche der Frau von Salten ist heute dort aufgebahrt worden. Ich begebe mich selbst dorthin, um nachzuschauen, nachdem ich bei dem kleinen Haus eine Wache zurück­gelassen. Erbitte mir Verstärkung!"

Hubinger dachte einen Augenblick nach und sah auf seine Uhr. Es war spät, und er mehr als müde.

Was für eine Gestalt will man gesehen haben?" rief er in den Trichter.

Eine Frau. Es war aber sehr dunkel, so daß die Wachleute sie nicht deutlich ausnehmen konnten. Die Gestalt näherte sich der Friedhofs- kapelle. Sie schien jemanden zu suchen. Bitte

um neun Uhr abends! Jetzt ist sie spurlos ver­schwunden."

Ich komme selbst noch hinaus" ries Hu­binger. Seltsam'. Auf einmal narrte ihn ein Bild: Herta Hertons liebes Gesicht und neben ihr der Mann mit dem wirren Blick.

Was wagen Frauen nicht, wenn sie lieben! Es gibt keine Tollkühnheit, die man nicht auch den Schwachen und Sanften unter ihnen Zutrauen könnte in solchem Fall. Und plötzlich wurde dem Polizeirat ganz bange um diese Frau, so daß es ihn fast noch einmal hinauszog trotz aller Mü­digkeit. Das Auto konnte ihn in einer Viertel­stunde hinbringen.

Während der Kraftwagen durch die Nacht dahinsauste, fühlte Hubinger eine sonderbare Schwäche. Es war wohl der Hunger, der sich endlich meldete, die Abspannung.

Er lächelte spöttisch über sich selber. Daß der Mensch doch so sehr seinem Körper unterworfen ist! Rasch zog er eine belegte Semmel aus seiner Tasche und sie mit einem Appetit, wie er solchen nur selten verspürte. Dann lugte er durch das Fenster; das Auto hatte schon eine große Strecke zurückgelegt.

Einige Minuten lang lehnte er sich behaglich zurück in die Polster, und während er in leichtem Halbschlaf dahindämmerte, tanzten alle Gestalten dieses erlebten Romans vor ihm einen tollen Reigen: die vier so durchaus verschiedene» Frauen: dann Norbert, Edmund Herton und alles beherrschend der feine Kopf des Mannes, > in dessen Augen das irre Feuer einer ungeheuren Leidenschaft glühte.

(Fortsetzung folgte

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