Paris, 8. Mär;. Man erwartet die Fertijstsllun, »es Boririedes gegen den 28. März und alsdann eine schnelle Lnterjeichnung.
Pari S, 8 März. Der Oberste Kriegsrat «ahm heute grundsätzlich die Vorlage Lloyd.Georges an, wonach Deutschland die Bedingung auierlegt werden soll, ein Heer von nur 15 Divisionen zu halten, das sich ausschließlich aus Berufssoldaten zusammensetzen soll, die sich für 12 Jahre freiwillig verpflichtet haben. Der Rat beschloß ferner, die Lebensmittelversorgung von Deutsch,Oesterreich von 800 aus 3000 Tonnen täglich zu erhöhen. Der amerikanische Lebensmittelkomnvfsar Hoover erklärte, daß er genug Le- densmittel zur Verfügung Hobe, um Europa zu versorgen, daß aber die Transportmittel unzureichend seien.
P a ris, 8. März. In der Kammer teilte Berichterstatter Peret bei Beratung der Finanzfrage mit, daß das Kriegsbudget am 31. März ein Defizit von SO Milliarden «ufweisen «erde, und es sei damit zu rechnen, daß eine Anleihe im eigenen Lande ausgenommen werden könne. Gin sicherer Erfolg würde nur einer interalliierten Anleihe beschicken sein. Bezüglich der geplanten Vermögenssteuer sagte der Redner unter dem Beifall der Kammer, daß man zunächst an das deutsche.Bermögen gelangen müsse. Deutschland müsse vergüten und bezahlen, da es in wirtschaftlicher Hinsicht unvergleichlich besser dastehe als Frankreich. In Deutschland sei nichts zerstört worden. Das deutsche Nationalvermögen betrage nach den Angaben deutscher Finanz- Irute 400 Milliarden, das Privateinkommen belaufe sich auf V2 Milliarden. Welches Elend, sagte der Redner, herrscht demgegenüber in den verwüsteten Gebieten Frankreichs, »» die französische Produknonskrast so gut wie ausscheiden muß. Frankreich geht zwar mit einem unvergleichlichen mo- ralischen Kredit, aber mit starken Wunden und verarmt aus dem Kampie hervor. Deutschland hat keinen Anspruch auf unser Mitleid
Amsterdam, 8. März. Nach einer Reu'ermeldung aus London holte bei einer Meuterei im Lager von Rhyt ei» Soldat eine rote Fahne hervor und versuchte so, dem Aufruhr einen bolschewistischen Charakter zu geben. Der Soldat wurde aber erschossen. Bei der Meuterei wurden 12 Personen, darunter ein Major getötet. Als später »ersticht wurde, die Meuterer von den Offiziersquartieren fern zu halten, wurden 3 Offiziere tot getreten und ein Offizier jch»er mißhandelt, sodaß er starb.
London, 8. März. Das Kriegsamt teilt mit, daß die britische Armee am Rheinaus einer Division Kavallerie , Mld 5 Regimentern, 5 Bataillonen Radfahrern, 260 Batte- I «en Artillerie aller Art, 12 Bataillonen Tanks, '
182 Bataillonen Infanterie mit 30 Batterien leichte Laufgrabenmörser, 32 Geschwadern der königlichen Luftflreitkäfte sowie aus Pionieren, Twains, Signal- und «»deren technischen Abteilungen besteht.
Washington, 8. März. In einem Briefe an ein Mitglied des Repräsentantenhauses schrieb Wilson am 1. März: Der Vorschlag, die deutsche Flotte zu'versenken, kommt mir vo. wie ein Entschluß von Menschen, die nicht «issen, was sie sonst tun sollen. Der Präsident sügte hinzu, daß die Frage bei seiner Rückkehr nach Paris weiter erwogen werde.
Zam Abbruch der Verhandlungen in Spaa.
Das rücksichtslose Vorgehen der Ententedelegierten in Spaa, welches zum vorläufigen Abbruch der Verhandlungen i» der Frage der Lebensmittelversorgung führte, findet entschiedene Verurteilung in der neutralen, namentlich der Schweizer Presse, soweit sie nicht ins Ententelager zählt. Der Entente, die nur immer versvricht, ohne etwas zu liefern, wird grober Vertrauensbruch vorgeworien. Ein großer Teil der amerikanischen und englischen Pariser Kolonie sowie zahlreiche französische Politiker sind mit der Haltung der Gutentedelegierten in Spaa unzufrieden. Man^rechnet mit einem Nachgeben der Alliierten.
Basel, 8. März. Zum Abbruch der Verhandlungen «r Spaa schreibt die Züricher Morgenztg.: Dieses Ende der Perhandlungen von Spaa mußte einmal kommen. Man kann es den deutschen Unterhändlern nicht verdenken, daß sie endlich die Konsequenzen zogen. Auf der einen Seite sollten »ou Deutschland Konzessionen um Konzessionen gemacht wer
den, »ährend «a« eS aus der «nder« Seite dei Persprech, ungen bewenden ließ. Erschütternd ist der Kommentar der deutschen Kommission, aus dem hervorgeht, daß trotz aller großen Worte der Entente bisher nicht eine einzige Tonne Lebensmittel nach Deutschland hereingekommen ist. Diese Nichtachtung dessen, wa- verfprochen wurde, bedeutet einen groben Vertrauensbruch. Einem Gegner, der seine eigenen Worte so wenig ernst nimmt, kann man nicht die ganze Handelsflotte bedingungslos überlassen.
Auch in der englischen Presse greift die Erkenntnis von dem Ernst der Lage, welche die Aushungerung Deutschlands mit sich bringt und die Ausbreitung des Bolschewismus immer mehr fördert, Platz. So schreibt der „Daily Telegraph" in einem Artikel über die Hungersnot in Zeniral- uud Osteuropa u a.: Wenn man die Bersorgungsfragc nicht energisch behandle, werde zum Schluß kein verhandlungsfähiges Deutschland mehr übrig bleiben. An dem Ernst oes Lebensmittelproblems in Deutschland könne gar kein Zweifel herrschen, und in Oesterreich-Ungarn und Rußland sei die Lage noch schlimmer. Wenn man nicht wünsche, daß die Arbeit der Friedenskonferenz zu Beginn zerstört werde, müsse man gegen die Anarchie, koste es, was es wolle, und mir größmöglichster Schnelligkeit Vorgehen.
Einzig und allein ist es der französische Rachedurst und Vernichtuiigswille, der uns. ginge es nach ihm, den letzten Blutstropfen abzapscn würde. Man kann den deutschen Vertretern in Spaa nur beipflichten, wenn sie sich endlich ermannten und den Gegnern das schon längst nötige „Bis hieher und nicht weiter" entgegenhielten. Angesichts der großen Gefahr, die eine längere Aushungerung Deutschlands auch für die Gegner bringt, kann diese feste Haltung der deutschen Vertreter trotz unserer Machtlosigkeit uns nur zum Nutzen gereichen.
Kus Stavst. Bezirk unö Umgebung.
Neuenbürg, 10. März. An der gestern im Gasthof zum Bären stattgehabten Generalversammlung der Freiwill. Feuerwehr nahmen 51 Mann teil; die Herren Stadtschultheiß Stirn und Knödel bekundeten durch ihre Anwesenheit gleichfalls das Interesse für die Angelegenheiten des Korps. Komrnandant F ehrendach begrüßte die Erschienenen, insbesondere die aus Feld und Garnison zurückgekehrten Kameraden, und erteilte das Wort Schriftführer und Kassier Pfister, welcher das Protokoll der Generalversammlung vom Vorjahr und jenes der Verwaltungsratssitzung vom 1. März d. Js. bekannt gab, gegen welche sich kein Widerspruch erhob. Adjutant Gauß, der infolge zeitweiliger Einberufung des Kommandanten das Korps leitete, erstattete den Jahresbericht pro 1918. Nach demselben zählte das Korps 130 Mann, 82 waren einberufen, 2 Kameraden verlor das Korps durch Tod, davon einen im Felde Gefallenen, deren Andenken wurde in üblicher Weise geehrt. Hebungen fanden 6 statt, 4 Korps-, 8 Hauptübungen; Mängel, die sich an Hydranten ergaben, wurden beseitigt. Der Kassenbericht pro 1918, von Kassier Pfister vorgetragen, weist an Einnahmen 574 Mk. 62 Pfg., an Ausgaben 559 Mk. 87 Pfg. auf, es verbleibt ein Kassenbestand von 14 Mk. 75 Pfg. Das Vermögen des Korps pro 1918 beziffert sich auf 2384 Mk. 46 Pfg., gegenüber dem Jahr 1917 ein Mehr von etwa 200 Mk. Die Kaffe wurde von Stadtschultheiß Knödel geprüft und für richtig befunden. Die Versammlung erklärt sich mit dem Bericht einverstanden. Adjutant Gauß und Kassier Pfister wird vom Kommandanten namens des Korps der Dank für ihre Mühewaltung ausge?
Vas Mclttarmbana.
Roman von Renttoh.
- (Nachdruck verboten.)
Leise, ganz leise klangen die Saiten, dann aber riß sie sich jählings heraus aus ihrer Weichheit. Mit einer Kraft, die man diesen alten Händen kaum mehr zugetraut hätte, warf sie das In- * strument weit von sich auf den Tisch, daß es hart aufschlug uud durch den Raum ein weher Laut von geborstenen Saiten klang, worauf indes die alte Frau nicht achtete. Der ganze Ausdruck ihres Antlitzes war jetzt wie verwandelt ein starrer Stolz lag darauf, die eiserne Ruhe, die diese Züge fast immer getragen hatten seit jenen Tagen.
„Leb' wohl, Hans Norbert!" — sprach sie schneidend. — „Weißt du es noch, wann ich dir dieses Wort zum letztenmal zurief? Das war nicht, als du das reiche, stille, ernste Mädchen zum Altar führtest, o nein! Das war um Jahre später, als du glaubtest, noch einmal die Hand nach mir ausstrecken zu dürfen. Dir war'» zu eng in einem schönen Haus, dich fror neben deiner Frau, du suchtest ein heißes Menschenglück und hattest nur Geld und Gut.
Da bist du wiedergekommen, Hans Norbert und da — da Hab' ich dich hittausgewiesen für ewig: Die Christel Altenburger hat wollen ehrlich bleiben. Und was hast du damals gesagt, Hans Norbert? — Ich komm' doch wieder, und du wirst nicht frei von mir, solange noch ein Atemzug in dir ist, solange du die.blaue Schlange' hast, die schon einmal in einem Grab lag, weil sich eine Frau nicht von ihr trennen konnte. Mit diesem Reif hältst du mich, und ich halte dich. Doch nein, Hans Norbert, du hast mich nicht aebaltenl Die kleine Christel Altenburaer
hat jetzt gewußt, daß sie trotz ihrer Liebe auch ihren Stolz hat, und damit die Wand noch höher werde zwischen mir und dir, Hab' ich .ja' gesagt, als der verwachsene, ältliche Herton angehalten hat um mich, und bin ihm eine brave, treue Frau geworden, Hab'Kinder gehabt, Pflichten, Freuden, Lasten."
Große Tränen rollten über die blassen Wangen der Greisin. Ein Schluchzen erschütterte ihren Körper.
„Komm nie mehr, Hans Norbert!" — rief sie feierlich. — „Es ist umsonst! Mein ist die .blaue Schlange' heute noch, und doch bin ich frei von dir — längst! Aber die einzige, die ich liebhabe, die kriegst du nicht! Da müßte die .blaue Schlange' ein Wunder tun und binden, was getrennt sein soll."
Christa war aufgesprungen.
„Großmutter," sagte sie mit bebenden Lippen — „vielleicht ist das Wunder schon geschehen! Die .blaue Schlange' war der Anfang meiner Liebe zu Hans Norbert —"
Aber die alte Frau hörte nicht mehr; noch einmal glitt ihre Hand wie tastend über die zerrissenen Saiten der Gitarre, dann schlug sie die Hände vors Gesicht und begann zu weinen, leise und bitterlich, wie Menschen weinen, die jahrelang an geheimer Last getragen und nun plötzlich darunter zusammeybrechen, weil sie ihnen zu schwer geworden.
Doktor Hubinger legte den Arm um die hilflose Gestalt.
„Könnten wir nicht hier zurück?" — sagte er, auf die Tür weisend. — „Die alte Frau ist erschöpft, durch den Gang ist's zu mühselig. Sie haben ja einen Schlüssel, Herr Herton I" wandte er sich an den Maler, als ob eine Bejahung etwas durchaus Selbstverständliches wäre.
Und Edmund Herton nickte, wie geistesab
sprochen. Die folgenden Neuwahlen nahmen einen breiteren Raum ein. Zunächst fanden die Wahle» der Zugführer, deren Stellvertreter und Vertrauensmänner der 4 Züge statt. Sie wurden gehet« vocgenommen und zeitigten folgendes Ergebnis: 1- Zag Zugführer Fritz Ruff, Slelloertceter Rudolf Kain er, Vertrauensmann Ernst GorguS'
2. Zug Zugführer Gottlob Binder, Stellvertreter Georg Schaude, Vertrauensmann Karl JZrger-
3. Zug Zugführer Georg Kienzl e, StelloeAreter Emil Schäfer, Vertrauensmann Rudolf Hartmann; 4. Zug Zugführer Christian Maier Stellvertreter Wilhelm Müller, Vertrauensmaa» Albert Heinzel mann. An Stelle des altershalber zurückgetretenen Korpsdieners Müller wurde Hermann Müller durch Akklamation gewählt. Bei der Wahl des Kassiers Pfister und Geräteoer- walters Maier baten dieselben, von ihrer Wiederwahl Abstand nehmen zu wollen. Kassier Pfister -schlug als Ersatz für den Posten des KaffierS Kamerad Rudolf Hartmann vor. Die vorgebrachten Gründe für den Rücktritt der beiden Korpsbeamte» (Kassier Pfister gehört nahezu 35 Jahre dem Korps an, Geräteverwalier Maier ebenfalls seit lange« Jahren, wozu noch längere Krankheit trat) wurde, als stichhaltig bezeichnet. Kommandant Fehrenbach sprach den aus dem Amt Scheidenden für ihre jahrelange Tätigkeit im Dienste des Korps namens desselben Dank und Anerkennung aus, dabei de« Wunsche und der Hoffnung Ausdruck gebend, daß dieselben auch künftig die Interessen des KorpS, elfterer namentlich auf dem Rathaus, wahren werden, was von demselben dankend zugesagt wird. In geheimer Wahl wurde hierauf Rudolf Hart- m-a n n zum Schriftführer und Kassier, Karl Scholl zum Geräteverwalter bestimmt. Dieselben nähme« das Amt mit der Versicherung an, jederzeit gewissenhaft ihre Pflicht zu erfüllen. Zur Kommandanten- und Adjutantenwahl erklärten die bisherige» Inhaber dieser Aemter, Kommandant Fehrenbach und Adjutant Gauß, eine Wiederwahl ablehnen z» müssen, ersterer aus geschäftlichen Gründen, letzterer wegen Krankheit, nachdem er seit 30 Jahren dem Korps angehörte. Adjutant Gauß bemerkte, daß man zum Kommandanten einen tüchtigen, zielbewußten Mann haben müsse; der bisherige Kommandant entspreche voll und ganz diesen Anforderungen; die Versammlung möge durch einstimmige Wahl ihm ihr Vertrauen bekunden. Nachdem Kommandant Fehrenbach noch einiger Unstimmigkeiten Erwähnung getan, deren Beseitigung ihn einzig bei Führung des Korps leiteten, und deS gegenseitigen herzlichen und kameradschaftlichen Einvernehmens gedachte, welches ihn mit dem von seinem Amt zurücklretenden Adjutanten so mannigfaltig verband, aus der Milte der Versammlung seine einstimmige'Wahl empfohlen, für den Posten des Adjutanten mehrere Vorschläge gemacht wurde«, ergab die geheim vorgenommene Wahl von 48 abgegebenen Stimmen 47 für Kommandant Fehrenbach, 22 fühKamerad Fritz Ruff als Adjutanten. Die Gewählten dankten für das Vertrauen, erklärte«
wesend, und zog den Schlüssel aus der Tasche mit dem Robinson rasch aufsperrte.
„Natürlich muß ich nun zu diesem Zimmer mit dem merkwürdigen Alt-Wiener-Kasten jederzeit Zutritt haben" — erklärte Hubinger. — „Ich darf daher wohl um diesen Schlüssel ersuchen! Haben Sie nicht ein Duplikat?"
Er wartete die Antwort gar nicht ab, sondern steckte gelassen den Schlüssel zu sich, was Edmund Herton ohne den geringsten Widerspruch geschehen ließ; eine eigentümliche Schlaffheit war über ihn gekommen, die ganze Szene war für seine leicht zu erschütternden Künstlernerven zuviel gewesen. Und doch hob er plötzlich wie eiet- irisiert den Kopf.
Die anderen schritten schon durch den dunklen Hausflur zurück, voraus die Greisin, auf Hubinger und Christa gestützt, und mit verbissener Miene folgte Robinson, besten heißer Blick wieder und wieder die so anmutig dahinschreitende schlanke, schöne Mädchengestalt streifte. Nein — er gab das Spiel noch nicht verloren, trotz allem nicht, er wollte nun erst recht gegen Hans Norbert an- kämpfen.
So achtete er auch — ebenso wie die anderen — nicht auf das heisere* dumpfe Gebell, das von der Straße bis herein drang.
Nur Edmund Herton vernahm es und drängte sofort zum Weitergehen.
„Wir mästen eilen" — sagte er —> Mutter erkältet sich sonst!"
Aber er erreichte nicht, was er gewollt hatte. Die alte Frau blieb im Gegenteil einen Augenblick rastend stehen und schöpfte Atem; die Luft war schwer und lau, voll von geheimen Frühlingsdüften, vom schweren Geruch der Erde. Und sa drang jetzt, da das Geräusch der Schritte sür einen Moment verstummte,, das Gebell des Hundes doppelt vernehmbar herein.
(Fortsetzung felgtL