tttßische vertragsgemäß in die Reichsverwaltung über. Die genannten Staaten werden durch einmalig« Zailung für die Hergab« ihrer Verkehrsmittel abgesunden. Venn auf diese Weise Heeres- und Verkehrsmittel in die Hand des Reichspräsidenten gelegt werden, eihält er jene reale Macht, di« dem Reiche die Vorherrschast über die Einzelstaaten sichert.
kluslanS.
Wien, 4. März. Die deutsch-österreichische Nationalversammlung ist zusammengetreten. Der Alterspräsident David (Soz.) protestierte gegen die Hungerblockade und fvrderte den Anschluß an Deutschland.
Bud apest, 4. März. Die Ungarische Regierung hat biS jetzt 7« Kommunisten anläßlich des letzten Ausstandes verhasret. Die Kommunisten gaben bei der gerichtlichen Untersuchung zu, daß sie mit russischem Gelds arbeiteten »nd monatlich ungefähr 340000 M. ausgäben, sie weigerten sich aber, anzugeben, wo das Geld lagerte.
B ern, 5. März. Der „Bund" meldet: Man will wohl Deutschland versorgen, allein man muß erst wissen, wie Deutschland diese Versorgung mit Lebensmitteln und gewissen Rohstoffen bezahlen will. Die bisherigen Lieferanten, die Amerikaner und Engländer, fordern, daß die Deutschen sie svfort in Gold bezahlen. Die Franzosen und Italiener wünschen, daß Deutschland die von beiden Ländern benötigten Kohlen und chemischen Erzeugnisse abgibt, und die Franzosen würden es für gerecht aniehen, daß die ersten Metallzahlungen Deutschland den Einwohnern Nordfrankreichs und Belgiens für die deutschen Requisttionsscheine reserviert werden.
Amsterdam, 4. März Die Leitung der holländischen sszialipischen Arbeiterpartei hat an die sozialistischen Parteien von England, Frankreich, Italien und Belgien ein Telegramm gerichtet, worin - sie auf die unhaltbaren wirt- schastlichen Verhältnisse in Deutschland, vor allem in der Arbeiterklasse, hinweist, die Deutschland zur Verzweiflung treiben und bedenkliche Ausschreitungen verursachen. In Deutschland herrsche ein fast absoluter Mangel an unentbehrlichen Lebensmitteln, eine entsetzliche Sterblichkeit, be- svnders unter den Kindern, alten Leuten und schwangeren Krauen. Es drohe ein moralischer Zusammenbruch, der ein anarchistisches Chaos zur Folge haben würde, das nicht nur für das deutsche Volk allein gefährlich wäre. Dis Lage könne sich nur dann bessern, wenn die assoziierten Regier- «ngen sofort Lebensmittel nach Deutschland schickten. Dies fei nicht nur ein Gebot der Menschlichkeit.
Paris, b. März. Die Verhandlungen über den Waffenstillstand sind von der Konferenz des Verbandes wteder- »m verschoben worden. Die englischen und amerikanischen Vertreter verlangen eine genaue Unterscheidung zwilchen den dauernden und den für vorläufig angenommenen Bedingungen, wie es von Marschall Foch vorgcschlagen wurde. Diese Verschleppung im Zusammenhang mit der Forderung der kleinen Staaten auf weitere Vertretung verursacht in der französischen Presse erhebliche Verstimmung. Man befürchtet, der vorläufige Waffenstillstand könne womöglich von längerer Dauer sein als seine Vorgänger. Die Verschiebung der Beratung über den neuen Waffenstillstand aus den Donnerstag wird damit begründet, daß die Anwesenheit Wilsons für durchaus notwendig gehalten wird.
Paris, 4. März. Der „Temps" meldet, daß eine Forme! für die Lösung der dänischen Frage nach folgendem Gesichtspunkt gefunden ist: Schleswig wird in vier Zonen eingeteilt. In der ersten Zone, die längs der dänischen Grenze verläuft und ganz Nord-Schleswig umfaßt, wird die Bevölkerung in sehr kurzer Zeit zu einem Plebiszit (Abstimmung) aufgerufen werden, das sich darüber zu erklären hat, ob sie zu Dänemark zurückkehren oder im deutschen Staatsverband verbleiben will. In der südlich anschließenden Zone von Mittelschleswig einschließlich Flensburg wird das Plebiszit voraussichtlich erst nach « Monaten siailfinden und in diesem Bezirk gemeindeweise vorgenommen «erden. In der dritten, südlicheren Zone werden die Alliierten zu emer militärischen Besetzung schreiten. Eine vierte Zone, deren genaue Abgrenzung noch nicht feststeht und die sich bis zum Kieler Kanal erstrecken wird, soll deutsches Gebiet bleiben und wird von den Alliierten nicht besetzt
, «erden. (Lestätiit sich diese Meldung, so würde d«S «ine ' neue Veraewaltigung Deutschlands bedeuten und der rücksichtslose« dänischen Propaganda Tür und Tor öffnen, um in « Monaten ein dänenfreundliches Abstimmungsergebnis z« erreichen. Schriftl.)
Lugano, «.März. Der mit den griechischen Angelegenheiten betraute Ausschuß der Pariser Vorfriedens- konserenz hat die Liquidation des türkischen Reiches begonnen. Es befaßt sich mit der Jnternationalisierung Konstantinovels und der Meerengen, der Gründung eines türkischen Staates im Innern von Kleinasien und der Befreiung aller bisher der türkischen Herrschaft unterstellten Völker.
London, 4. März. Die streikenden Schiffsbauer an der Themse beschlossen die Wiederaufnahme der Arbeit. Sie wollen erst später die Frage einer Lohnerhöhung behandeln. Die Arbeiter der Schiffswerften in London-Derry, die seit dem 27. Januar für die 47-Stundenwoche streiken, haben gleichfalls die Wiederaufnahme der Arbeit beschlossen, obwohl die Frage der Arbeitszeit noch nicht entschieden ist.
London, 5. März. In der ersten Sitzung des Bereinigten Jndustrierates der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sagte Lloyd George: Rußland ist in Trümmer gefallen und es liegen leider Anzeichen dafür vor, daß es mit Deutschland ebenso gehen wird. Es sollte mich nicht wundern, wenn England wiederum die Ausgabe zufallen würde, die Zivilisation in mehr als einer Hinsicht zu retten. Die Zi- vilisation kann nur geschützt werden durch den Sieg der Gerechtigkeit, der allen Klassen gleichmäßig zugute kommen muß. Der Premierminister sagte zum Schluß, die Wohlfahrt Englands hänge von der Steigerung der Erzeugung ab. Unsere Schulden betragen 8 Milliarden Pfund Sterling. Dieie müssen wir durch gesteigerte Produktion wieder ein- bringen. (Und die deutschen Arbeiter streiken, obwohl ihnen von den obersten Reichsstellen immer und immer wieder gepredigt wird, daß «ir arbeiten müssen. Als »b «ir die Arbeit nicht doppelt nötig hätten. Echriftl.)
Kus SlaSk. Bezirk unv Ämgebuns.
Neuenbürg, 6. März. Unserer gestrigen Notiz, betr. die Uebertragung einer p anmäßigen Assessorstelle bei der Stadtdirektioij Stuttgart an Herrn Oberregierungsassessor Gaiser, tragen wir ergänzend die Verleihung des Titels eines Oier- amtmanns nach.
Württemberg.
Schramberg, 5. März. Vorgestern wurde der Viehhändler Ludwig Schwarz von Rexingen, sowie sein Bruder Elias verhaftet. Sie hatten Vieh aus dem Württember- gischen nach Baden verschleppt. Ludwig Schwarz war als amtlicher Viehauskäuser für den Bezirk bestellt.
Aldingen, 4. März. Der 30 Jahre alte verheiratete Mechaniker Wilhelm Katz aus Cannstatt wurde gestern abend von seinem Schwager erschossen, als er in die Wohnung feiner Schwiegereltern eindrang und alle zu töten drohte. Er war ein jähzorniger, arbeitsscheuer Mensch, der seine Frau schlecht behandelte.
Ulm, 4. März. Zur Behebung des immer drückender werdenden Wohnungsmangels beabsichtigt die Stadt den Bau von etwa 300 weiteren Kleinhäusern, die sich am Hange des Kuhberges gegen Söflingen hinziehen sollen. Die Vergebung von Rauarbeiten an das Handwerk steht bevor. Zum Teil sind die Arbeiten außerordentlich teuer; so kosten die Glaserarbeiten etwa das 5 ^/s fache der Friedenspreise.
Neresheim, 5. März. Am Samstag abend überflogen zwei in Bamerberg stationierte Flieger
Var MclrsambaM.
Roman von Renttoh.
«7) (Nachdruck verboten.)
In dem Antlitz der alten Frau ging eine jähe Veränderung vor; es war, als ob sich ein Schleier über sie breite, als ob diese flammenden Augen verlöschten; um ihren Mund ging ein Lächeln wie im stillen Triumph.
„Ach Gott" — sagte sie, während sie sich langsam setzte —, „was wollen Sie da finden, mein Herr? Die Toten stehen wohl manchmal auf, nehmen wieder die alte Gestalt an und gehen die alten Wege, aber dann verschwinden sie wieder, liegen in ihren Gräbern, schlafen festz und man soll sie nicht stören."
Doktor Robinson wollte etwas erwidern, aber Hubinger kam ihm zuvor.
„Gnädige Frau" — sagte er —, „welche Toten? Bitte, sprechen Sie mit mir wie mit einem Freunde. Ich meine es gut mit Ihnen allen!"
Ein halb freundliches, halb spöttisches Lächeln zuckte um ihren Mund, aber sie sah ihm fest in die Augen.
„Und wenn ich nun die Namen nicht sage?" — entgegnete sie artig. „Alte Zeiten soll man ruhen lassen!"
„Als Sie noch Christa Altenburger hießen» erlebten Sie aber diese Zeiten" — antwortete Hubinger mit starker Betonung. Er hatte sich schon am Morgen die Personalien der verwitweten Frau Christine Herton ausheben lassen, und es hatte sich ergeben, daß sie die im Jahre 1830 geborene Tochter des Wiener Bürgers und Hausbesitzers Christian Altenburger war, die sich erst im Alter von dreißig Jahren mit einem Herrn Herton vermählt hatte. Mit diesen Aufklärungen verband Hubinger sofort die Erinnerung an
Norberts Bild des Alt-Wiener Mädchens — auch einer Christa.
Die Greisin hatte sich langsam erhoben. Ihr Auge verschleierte sich, es war, als sähe sie zurück in endlos weite Fernen. Es mochte wohl lang her sein, daß sie jemand bei ihrem Mädchennamen genannt hatte, und der Name weckte Längstuergessenes.
Hubinger sah das beredte Spiel in diesem lebendigen, alten Antlitz und ließ ihr gar nicht Zeit, recht zur Besinnung zu kommen. Er hatte sich ja schon früher, ehe er hierher ging, alles durchdacht, und immer klarer war es ihm geworden. Da führte ein feines Band ans dem Reiche des Längstgewesenen zur Gegenwart, durch eine Spanne von vielen Jahren glitt die ,blaue Schlange' durch das Leben und die Schicksale der verschiedensten Menschen.
Bei Hans Norbert hatte er auch die Bilder des Großvaters Norbert und dessen Frau gesehen, und deutlich stand jetzt das scharfgeschnittene, lächelnde Lebemann-Gesicht jenes fröhlichen Genußmenschen vor ihm.
„Keine Stunde laß entfliehen —
Flüchtig ist die Zeit!"
Der kleine Vers unter dem Bild sprach mehr als ein ganzes Glaubesbekenntnis.
Hatte er — ohne daran zu denken — das alte Liedchen vor sich hingesummt?
Frau Christine Herton horchte jäh auf. Hob sich da eine Stimme aus dem Dunkel des Einst?
„Lassen Sie das Lied!" — sprach sie befehlend. — „Dieses Lied, das so oft an mein Ohr klang! Dieses Lied, das die Christel Altenburger so ganz bezwang, daß sie alles, alles vergaß!"
„Lieder sind Gift, das in die Seele träufelt," fuhr die alte Frau fort»-„aber Hans Norbert singt so schön! Und wenn er singt zu seiner Gitarre da klingt das ganze Zimmer von Lebensfreude und alles Dunkle wird licht, hell und fröhlich. Er ist
mit einem AlbatroS-Flugzeug unsere Gegend. Bei Schweindorf wollten sie eine Notlandung machen- wurden aber durch Nebel und die schon angebrochene Dunkelheit in der Orientierung irregeführt und gingen statt auf freie» Feld auf einen Wald nieder, wobei der Führer des Flugzeuges schwer verletzt wurde, der Beobachter dagegen mit einer Beinverstauchung davonkam. Nach Anlegung eines Not- »erbnndeS wurden die beiden Flieger ins Bezirks- krankenhauS Neresheim gebracht. Das Flugreu» ist völlig demoliert.
BaSen.
Pforzheim, 4. März. Zur Aufrechterhaltung h« Ordnung sollte hier eine Bürg>,rwehr gegründet werde». Damit waren nun die Unabhängigen Sozialdemokraten nicht einverstanden. Insbesondere konnte es ihre Zustimmun» nicht finden, daß man den Bürgerwehrleuten Waffen zur Verfügung stellen wollte. Deshalb hielten die Unabhängige» Sozialdemokraten gestern nachmittag auf dem Turnplntze eine Versammlung ab, um gegen diese Absicht Einspruch zu erheben. Die Veranstaltung war stark besucht, insbesondere von jungen Leuten. Ein junger Mann, der während eine: Rede Zwischenrufe machte, wurde mißhandelt und schließlich in die Enz geworfen. Dem „Piorzh. Anz." wurden von den Demonstranten die Fensterscheiben eingc- schlagen. Dann zogen die Burschen vor die Wohnung des Oberbürgermeisters Habermehl, verlangten dort nach Habermehl und als mitgeteilt wurde, daß dieser nicht »»- wesend sei, brachen sie in den Keller ein und stahlen d»rt eine Anzahl Flaschen Wein und richteten verschiedene Beschädigungen an.
Pforzheim, 4. März. Auf dem badischen Rangier, bahnhofe ist gestern abend nach 7 »hc der etwa l6 Jahre alte Schlofferlehrling Lamprecht von einem Rnngierzuge überfahren worden. Sein Körper wurde in zwei Teile zerrissen. Vermutlich hatte der Unglückliche, um Zeit z« sparen, den Weg über die Geleise genommen, wobei er dann von seinem Geschick ereilt wurde.
D url ach, 4. März. Bei einer Schlägerei in Jöhlinge« zwischen Militär- und Zivilpersonen wurde der ledige 22jährige Landwirt Karl Kauselmann von einem Soldate« erschossen.
Konstanz, ö. März. Die Waffenstillstandskommissi», hat der hiesigen Handelskammer telegraphiert, daß Marschall Koch aufgrund ihrer Eingabe die Versorgung Oberbaden» mit Kohlen von Kehl aus im bisherigen Umfang genehmigt habe.
Wein heim, 4. März. Die hier verhafteten drei Personen haben jetzt eingestanden, den Mord an dem Landwirt Adam Helfrich in Litzelrimbach begangen zu habe«. Sie wurden nach Darmstadt in Untersuchungshaft gebracht. Nach den füns andern Verbrechern wird noch gefahndet.
Letzte Nachrichten u. Telegramme
Stuttgart, 5. März. Die heute wieder zusammengetretene Landesversammlung nahm i» 2. Lesung für das Gemeindegesetz das Einkollegialsystem an, sowie die Festsetzung des WahlalterS auf das 20. Lebensjahr.
Mannheim, 5. März. Der SpartakuS-Bund fordert in einem heute vormittag in der Stadt verbreiteten Flugblatt die Arbeiterschaft zum Generalstreik auf. Die alte sozialdemokratische Partei erklärt, daß sie es ablehnt, sich an diesem Generalstreik zu beteiligen. Ihre Mitglieder sollen in de« Fabriken an ihren Arbeitsplätzen bleiben und sich nicht erneut von einer kleinen Minderheit aufpeit-
viel älter gewesen als die törichte Christel Altenburger vielleicht doppelt so alt, aber ein schöner Mann von Geist, Feuer, Temperament —"
Sie hielt einen Augenblick inne.
„Natürlich verstehn Sie nichts davon" — sagte siedann wegwerfend. — ,,Ue» perit« smors" von heute sind ja nichts gegen „In Francis pvssion". Die Männer liebeln nur, sie lieben nicht. Er aber — er liebte. Und wen?"
Sie lächelte glückselig, und dabeiwurde ihr Antlitz fast jung und blühend, so stark war der Abglanz einer tiefen, inneren Glückseligkeit, der darauf lag.
„Die kleine, junge Christel Altenburger liebte er. Sie ging auf ihren ersten Ball, und das war etwas ganz anderes als heute. Was weiß man jetzt vom Tanzen? Aber damals! Der schöne Saal, ganz weiß mit Gold. Und die schönen Mädchen mit den weißen und rosa Vatistkleidchen, mit gesteckten Locken und den Bänderschuhen» in denen die Füße so winzig klein ausschauten. Und die Herren in den blauen Röcken mit Goldknöpfen. Liebes Kind" — sie wandte sich jetzt an Christa, die einen Arm um sie gelegt hatte -—» „ich hab's dir immer gesagt. Es ist unnötig, jetzt zu tanzen. Man tanzt ja nicht mehr, man jagt. Pfui I Und es gibt keine Männer mehr! Er ging durch den Saal. Sie spielten just ,die Schönbrunner' von Lanner. Ah, das war Musik, das war Rhythmus! Und da sah er das junge Bürgersmädchen, das Christel Altenburger hieß" — wieder schweiften ihre Gedanken in eine ferne Zeit, Schatten dämmerten auf und wurden zu Wirklichkeiten, dann fuhr sie fort: — „Es war nur ein einziger Augenblick, Kind, ein Ansehen, hin und her ein Blitz, dann verbeugte er sich und tanzte mit jener kleinen, dummen ChristÄl Altenburger; und dann nochmals und nochmals und immer nur mit ihr. Und es gab keinen Saal mehr und keine Menschen und keine Welt, es gab nichts als pe und ihn—" (Forts, folgt.)