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B«fielung«n nehmen allePoft- ß,In> und in Neuenbürg die U»ftiger jederzeit entgegen.
»leet-nto Nr. 24 bei der -.».-Spurkasl« Neuenbürg.
Lelegrammadrefl«: ^»nztäler", Neuenbürg.
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euenbürft. Donnerstag, den 6. März 1919
77. Jahrgang.
DeulschlanS.
Etuttgart, S. März. Im Finanzausschuß erklärte der Finanzminister nach einer Meldung aus Stuttgart, daß die Einheitssätze der Staatseinkommersteuec aus 180, wahr» scheinlich au> 200 Proz. erhöht werden müssen.
Stuttgart, 4 März. In der Sitzung des Finanzausschusses wurde der Antrag Kittler und Genossen mit allen Stimmen gegen die Stimmen der Bürgervartei an- enommen. Danach soll an der öffentlichen Bewirtschaftung er notwendigsten Nahrungsmittel sestgehalten werden.
Ko bürg, 4. März. Der Sireik in Web-Thüringen hat bis heute keine Abschwächung erfahren. Die Züge können Erfurt nicht erreichen, da die Strecke Neudietendorf Vieselbach vcrkehrsunfähig gemacht ist. Trotz des in Eisenach bestehenden Streiks können die Züge über Eisenach in Richtung Frankfurt a. Main urd Kassel fahren. Der Draht- perkebr mit den mittelthüringischen Städten ist unterbrochen. I» Süd Thüringen sind Streiks größerer Ausdehnung nicht z« befürchten.
Berlin, 5. März. Das Postslugzeug Berlin.Leipzig- Weimar wurde in Leipzig von den Spartakisten verhu dert, die Post abzugeben. Es mußte die gefüllten Postsäcke wieder nach Berlin zurücknehmen.
Deutsche Nationalversammlung.
Weimar, 4. März. In der heutigen Sitzung fanden zunächst einige Anfragen ihre Erledigung. U. a. fragt Arnstadt (D. N. Vp.) und Gen., was die Regierung zur Beseitigung des Papiermangels für die deutsche Presse tun «olle, woraus Rcichswirtschaitsminister W i s s el erwidert, daß eine befriedigende Versorgung der Presse erst dann möglich sein werde, wenn das deutsche Wirtschaftsleben «ieder m einigermaßen geordnete Bahnen zurückkehre.
Bei Fortsetzung der Verfassung^Beratung weist Henke sll. S.) auf den kapitalistischen Charakter der Verfassung hin, der Enteignungen nur gegen Entschädigungen zulässig erklärt. Er redete dem Rätesystem das Wort, welches das kade des Parlamentarismus bedeute. Dr. Stresemann <D. V.) bezeichnet das, was der Vorredner bestrebe, den vollkommen verfassungslosen Zustand. Er verurteilt die heftigen Angriffe gegen Preußen. Gegen die Sonderrechte der süddeutschen Staaten ist man viel zurückhaltender. Da der Einheitsstaat mit Provinzen unmöglich ist, so bleibt nur librig die Ausrechlcrhaltung der Bundesstaaten, denen man aber auch die Möglichkeit der Entialtung ihrer Eigenarten geben muß. Man lasse Preußen ungeschwächt. Ich vermisse in der Verfassung eine Bestimmung zum Schutze der Deutschen im Auslande, da in den nächsten Jahren viele Deutschland verlassen müssen, weiter Bestimmungen über das Recht auf Bildung und Erziehung, sowie über das kiedlungswesen. Der Gedanke einer sozialen Parlamenta- rifieruvg scheint mir durchaus erwägenswert, aber dieses berussständische Parlament darf keine vollziehende Gewalt hoben, sondern hätte nur vorbereitende Arbeit ru leisten.
Var MckrsrMdaml.
Roman von Renttoh.
66s"' (Nachdruck verboten.)
Sie war erschrocken smporgefahren und stand nun mit zitternden Lippen vor ihm; noch schimmerten die Tränen schwer in ihren Augen» aber um ihren Mund lag ein seliges Lächeln.
„Onkel Edmund" — flüsterte sie und schlang die Arme um seinen Hals —, „du — du kannst mir viel helfen, sehr viel! Du kannst bei der Großmutter darauf hinwirken, daß sie diesen Heiratsplan mit Doktor Robinson aufgibt. Ich heirate ihn nie! Hörst du, Onkel Edmund ? Niel"
Forschend sah er in ihr liebes, blasses Antlitz. Ep kannte das genau: Hinter solcher verzweifelten Abwehr eines Freiers steckt gewöhnlich der Gedanke an einen andern Mann.
„Kannst du aber heute so gewiß sagen, daß du nie ihm Gehör schenken willst?" fragte er vorsichtig, wie tastend.
Sie sah ihn ehrlich an.
„Ja, denn — Onkel Edmund, dir allein sage ich's — ich liebe Doktor Norbert! Und er liebt mich wieder. Wir haben uns erst wenige Male gesehen, aber, Onkel, es gibt Menschen, die sind uns vertraut vom ersten Augenblick des Be- gegnens an. Und andere, die bleiben uns ewig fremd I Ich werde nicht von ihm lassen, mag sich was immer zwischen uns drängen. Ich stehe ein für ihn I Ich halte fest an ihm!"
Sie sah so lieblich aus, so eigenartig schön in ihrer Erregung, daß er nicht anders konnte, als sich über sie zu neigen und innig die weiße Stirn zu küssen. In seinem Herzen, das so sehr nach Menschenglück gehungert und so wenig davon für sich gewonnen hatte, war ein heißes Mitleid mit diesem Mädchen, das schon so manches
Die Vorstufe dazu ist vielleicht die Arbeitsgemeinschaft zwischen Großindustrie und Gewerkschaiten.
Reickismimsier Dr. David: Man solle über die Kritik das Große, Gute und Wertvolle nicht vergiffeo, was uns diese neue Verfassung bringt. Die republikanische Staats- torm, die darin sestgelegt wird, ist doch keine Kleinigkeit. Wir haben die demokratische Republik, in der die höchste Staatsgewalt beim Volke liegt, und unser Volksrecht ist demokratischer als es in irgend einem Lande der Fall ist. Ich sreue mich, daß im großen und ganzen in der Nationalversammlung ein Zug «u einer möglichst weilgebe, den Vereinheitlichung und starken Zemralgewalt des Reiches zum Ausdruck gekommen ist. Aus der Arbeiterdemokratie ruht der starke Zusammenhalt des Reiches. Dazu ist allerdings nöftg, daß neben der polnischen Demokralie nun auch die wirlschaftlich ihren Einzur hält, die auch im Versaffungs- werk zu verankern ist. aber der Sozialismus, der den Menschen mit Maichinergewebren aufgezwungen werden soll, den man mit Recht- bezeichnet a's den Sozialismus asialicus, taugt wenig. Hier hat das deutsche Voll eine riauonale Weltmiffion zu eriüllen, sich.selbst zum Heile und anderen Völkern zum Vorbilds.
Die Verfassurrgsvorlage wird an einen Ausschuß von 28 Mitgliedern verwiesen. Nächste Sitzung : Mmwoch 3^/r Uhr: Polenirrierpellation.
Der Geperalstreik in Berlin.
Berlin, 5. März. In einer Versammlung der sozialdemokratischen Betriebs-Verirauerrsräte wurde mitgsteilt, daß die Abstimmung in etwa 80 Betrieben das Bild zeigte, daß nur 7908 Arbeiter «nr den Streik und 20 720 Arbeiter dagegen waren. Das 14. Polizeidüro in der Kaiser- Wilhelmstraße wurde wiederhol: angegriffen. Man versuchte bier sogar auf Leitern in die im ersten Slock befindlichen Räume einzudringen. Sehr schwere Aussckreilunaen werden aus Licknenvbrg gemeldet. Gegen li^/i Uhr nachts wurde das Büro in der Müggelstraße von einer tobenden Menge zu stürmen versucht, die anwesenden Beamten hielten aber Stand Bei dem sich entwickelten Feuergeiecht wurde ei» Wachtmeister getötet und zwei andere so schwer verletzt, daß, sie bereits ihren Verletzungen erlegen sind. Mit leichter Verletzung ist ein Oberwachtmeister davongekommen. Von den Angreifern sollen 7 bis 8 gelölet bezw. verletzt worden sein.
Berlin, 5. März. Der proklamierte Generalstreik umfaßte bis gestern abend iast ausschließlich die Industriegebiete und die Verkehrsonstallen. Die Vorbereitungen der bewaffneten Spartakisten lassen mit Sckerheit daraus schließen, daß das Hauptziel der Putsche auch diesmal gegen den Schlesiscken Bahnhos und damit gegen die Stadtbahn gerichtet ist, damit die Spartakisten die Herrschaft über die wichtigsten Eisenbahnlinien nach dem Osten erhallen werden. Die Gesamtsituanon des Streikes heute früh ist, daß der Höhepunkt der Streikbewegung noch nicht erreicht ist. Bis gestern abend waren von den Regierungstruppen 36 bewaff-
Jugendjahr an der Seite einer alten, grillenhaften Frau verbracht hatte, ohne je die volle Sonne kennenzulernen. Und doch: In ihm war eine Stimme, die ihn zu warnen, ihm zuzuflüstern schien, nicht etwas zu versprechen, das er vielleicht nicht würde halten können, die ihn erinnerte, daß er gebunden in seinem Wollen und Handeln, ihn mahnte, an den Einzigen zu denken, der wirklich zu ihm gehörte wie kein andrer. Weite, einsame Wege gingen die Gedanken des still auf Christa Niederblickenden, Wege, die ihn zurückführten in das endlose Reich der Erinnerungen.
Da ging die Tür auf, und blendend fiel der Schein einer großen, von der mit lauernden, spähenden Blicken von einem zum andern schauenden Pflegerin gebrachten Lampe ins Zimmer.
„Die alte Frau ist so unruhig", sagte Frau Kraus. „Sie bleibt nicht im Bett; sie will zu Fräulein Christa. Der Herr Doktor ist just ein wenig an die Luft gegangen und — da — sie läutet schon!"
Mit einer raschen Bewegung stellte sie die Lampe nieder und eilte hinaus.
Doktor Hubinger war aufgestanden. Vor ihm, auf dem Tisch ausgebreitet, lag der alte Hausplan, den Doktor Wild bei Hans Norbert gefunden und den Hubinger mitgenommen hatte. Wild wäre ihm wohl sehr gerne auch hierher gefolgt, getraute sich aber nicht, das Häuschen draußen in Hietzing während der Nacht zu verlassen, denn er glaubte fest daran, daß der' Mann, der den Schuß abgegeben, wieder dorthin zurückkehren würde.
In Wild war nicht bloß das Interesse an der Sache wach, sondern sein Pflichtgefühl und der starke Ehrgeiz, der eine Haupttriebfeder seines ganzen Wesens war, gewannen allmählich wieder die Oberhand. Er war im Grunde kein Gefühls- mensch; bei ihm hatte noch stets zuletzt der Verstand das Herz besiegt.
l So war er draußen geblieben, das heißt, er
Ihre Aburteilung erfolgt durch die Kriegsgerichte. 30 vo» den Bewaffneten waren ehemalige Soldaten, ausnahmslos Deserteure.
Regelung der Kohlenwirischast.
Berlin, 4 März. Das Gesetz über die Regelung der Kohlenwirischast bestimmt u. a.: Kohlen im Sinne diese- Gesetzes sind Steinkohlen, Braunkohlen, Preßkohlen und Koks. Das Reich regelt, die gemeinwirtschastl che Organisation der Kohlenwirischast. Die Leitung der Kohlenwirt- schast wird einem zu bildenden Relchskohlenrat übertragen. Die Reicdsregieruag schließt die Kohlenerzeugung für be» stimmte Bezirke zu Verbänden und diese zu einem Gesamtverband zusammen. Den Verbänden liegt die Regelung von Förderung, Selbstverbrauch und Absatz unter Aussicht der Reichsregierung und des Reichskohlenrates ob. Die Reichsregiernng sichert die Feststellung der Preise. Vor der Regelung hat die Reichsregierung einen Sachverständigenrat für die Kohlenwirischast zu berufen, der aus 45 Mit» gliedern besteht. Je 15 Mitglieder sind nach näherer Bestimmung der Reichsregierung von den Arbeiigebergruppe« und den Arbeitnehwergruppen der Arbeitskammer zu wählen.
Die Reichsregierung erläßt die näheren Vorschriften zur Durchführung des Gesetzes und kann bestimmen, daß Zuwiderhandlungen mit Geldstrafe bis zu i00000 Mk., i« Wiederholungssalle außerdem bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden. Das Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Sozialisierungsgesetz in Kraft.
Die neue Heeresvorlage.
Weimar, 4. März. Die neue Heeresvorlage ist in folgender Weise gedacht:
Deutschland wird in eine Reihe Wehrbezirke eingeteilt, etwa so, daß Baden und Württemberg einen Bezirk, Sachse« zwei, Bayern drei nnd Preußen entsprechend eine giößer« Anzahl Wehrbezirke erha'te. Für jeden Bezirk soll der Reichspräsident den kommandierenden General aui Vorschlag der betr. Landesregierung ernennen. Dieser kommandierende General ernennt ans seinem Landesteil die nötigen Oifiziere bis zum Haup'mann herunter. Dadurch wird die gesamte Orgariisauon d,r deu'schcn Wehrmacht -inheiilich in die Hände des Reichspräsidenten ge'egt, während andererseits die landsmannschasiliche Eigenheit zu ihrem Rechte kommt.
Auch die Gebiete der Heereslieferungen sollen gleicherweise einheitlich und unter Erhaltung des Einflusses deS landsmannschastlichen Verbandesgeregelt werden. Die Korps- intendaniuren sollen selbstständig die Beschaffung der Heeres- gcräie in die Hände nehmen, während die notwendige Zentralbeschaffung von Waffen, Munition usw. von der Zentralstelle in Berlin geregelt wird. Dieser Zentralstelle, an deren Spitze der Reichsminister steht, wird ein Beirat beigcgeben werden mit Vertretern von Preußen, Bayern, Sachte», Württemberg und Baden.
Neben der Vereinheitlichung des Heereswesens ist die im Slaatenausschuß erzielte Einigung über das Verkehrswesen besonders bedeutsam. Die preußisch-hessische Eisen» babnve'walt>'na g-h> eben o wie die badische und württem-
wollte die Nacht in dem Häuschen heimlich verbringen, wovon die junge Frau im Vorderliaus keine Ahnung haben sollte, und so hatte er Hubinger die Nachforschungen in der Nikolsdorferstraße allein überlassen.
Draußen näherte sich ein schlürfender Schritt, ein langes Kleid rauschte, und dann stand im dunklen Türrahmen eine feine Gestalt. Das dunkle Gewand fiel lose um den Körper und schleppte auf dem Boden; das herrlich schimmernde, volle silberne Haar bauschte sich um das verfallene, aber immer noch schöne Gesicht, aus dem die dunklen Augen noch voll Feuer und Energie blitzten, die Blässe des Antlitzes hatte etwas seltsam Leuchtendes.
Hubinger verneigte sich, Edmund Herton aber trat rasch an die Seite seiner Mutter, die mit einer Bewegung voller Anmut seinen Arm nahm. Ueber allem, was sie tat, lag es noch wie ein Abglanz aus einer fernen Zeit, da sie jung und schön und begehrt gewesen und ihr Herz heiß geschlagen hatte; es gibt eben Menschen, deren Leidenschaften nie ganz verebben, die davon leben, sich daran jung erhalten.
„Ah" —sagte Frau Christine Herton zu ihrem Sohn — „du hast Besuch? Und in Christas Zimmer?"
Es schien, als sei dieser Geist nicht im min- besten getrübt, als denke die alte Frau so klar, wie nur je.
Hubinger staunte. Er hatte sich nach Norberts Schilderung eine verwirrte, halb wahnsinnige alte Frau vorgestellt. Was er aber nun vor sich sah, paßte keineswegs zu diesem Bild.
„Doktor Hubinger ist ein Herr, vom Gericht entsendet" — sagte der Maler. „Es handelt sich darum, wer hier eindrang, wer den Schlüssel hatte. Natürlich will man den Mann finden."
(Fortsetzung folgt.)