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«i>« Krise hervorgerufcn, die heute i« Sp«a desproche« »erden soll, wobei auch die Mitglieder der deulschen Kam« «iffi»n anwesend sein werden. Die Amerikaner und Eng­länder sind über die Haltung Frankreichs erschüttert. Beide waren der Meinung, daß Frankreich sich der Ausführung des Planes der Lebensmittelversorgung nicht widersetzen »erde. Die Versorgung Deutschlands mit Lebensmitteln wird nunmehr nur durch Amerika und England geregelt »erden.

«US Stadt, Bezirk uns Umgebung.

Neuenbürg, 3. März. Laut Staatsanzeiger »urde durch Entschließung der Staatsregierung eine planmäßige Assessorstelle bei der Stadtdirektion Stuttgart Herrn Oberregierungsassessor (Kaiser, Amtmann beim Oberamt Neuenbürg, z. Zt. Ober- «mtsverweser in Freudenstadt, übertragen.

Neuenbürg, 5. März. (Regelung des Fleisch- Verbrauchs.) Der Staatssekretär des Reichsernäh­rungsamts hat entsprechend der Erhöhung der Wochenfleischmenge der Bersorgungsberechtigten auch die den Selbstversorgern zustehende Wochenmenge erhöht. Das aus Hausschlachtungen gewonnene Fleisch wird nunmehr, wie aus der im amtlichen Teil enthaltenen Verfügung des Ernährungsmini- fteriums, betreffend Regelung des Fleischverbrauchs, ersichtlich ist, den Selbstversorgern einheitlich für alle Schlachtvieharten, wie auck bei Wildbret und Hühnern, mit einer Wochenkopfmenge von 500 § für Erwachsene, für Kinder bis zum Beginn des sechsten Lebensjahres mit 250 § angerechnet. Die Versorgungsfrist aus Hausschlachtungen, die vor dem 3. Februar 1919 »orgenommen worden sind, ist entsprechend zu kürzen.

W Schömberg, 3. März. Herr Gottlieb Rex er, Zimmermann hier und seine Ehefrau haben der hiesigen Gemeinde zur Unterstützung bedürftig wer­dender Krieger, Kriegerwitwen und -Waisen die schöne Gabe von 600 Mk. in Reichsanleihe zukommen lassen. Weitere 200 Mk. stifteten sie für erblindete Krieger, und auch dem Verein für Kriegerheimstätten Vermachten sie 200 Mk. Herr Rexer, ein glühender Patriot und Veteran von 1870/71 und seine Frau bekundeten damit ihre wärmste Teilnahme an den Geschicken der Familien, die ihr Haupt, den Mann und Vater verloren haben, an den Aermsten der Armen, den Blinden und an den sonst Verstüm­melten und Hilfslosen. Für diese hochherzigen Gaben sei den Stiftern der herzlichste Dank auch auf diesem Weg ausgesprochen. bl.

Württemberg.

Tübingen, 3. März. (Strafkammer.) In einem Zivilprozeß zwischen dem Viehhändler Hermann Dreifuß in Königsbach und dem Gipsermeister Jakob Notfuß in Gräfenhausen verurteilte das Amtsgericht Pforzheim am 13. Mai 1916 den letzteren zur Be­zahlung von 945 M. und den Kosten im Betrag »on 115 M. oder zur Herausgabe von zwei Stück Vieh. Am 23. Juni 1916 erhielt Dreifuß in der Wohnung des Schuldners 672 Mk. an der Haupt­summe und 115 M. Kosten und stellte hierüber eine Quittung aus. Diese Quittung wurde in Zahlen und Worten in plumper Weise in 872 abaeändert.

Vas Meksarmbanü.

Roman von Renttoh.

SSI (Nachdruck verboten.)

Ich bin nicht nur der Vertreter des Ge­richts" betonte er nochmals,sondern ich bin seit vielen Jahren Hans Norberts treuer Freund. Und wenn mich diese Freundschaft auch nicht zu seinen Gunsten beeinflussen darf" er sprach laut und mit Betonung,immer werde ich doch gerecht genug sein, um den Stand­punkt der vollen Neutralität zu wahren, und immer wird mir mein Verstand sagen: Hans Norbert ist kein Dieb, kein Mörder!

Christa reichte ihm die Hand. Da sich Doktor Robinson abgekehrt hatte, Edmund Herton aber knapp vor dem Glasschrank stand und, wie in tiefen Gedanken, auf die .blaue Schlange' blickte, achtete im Augenblick niemand auf die beiden, bemerkte daher auch keins der Anwesenden, daß Hubinger mit festem Druck die feinen Finger des Mädchens umschlossen hielt. Christa aber spürte, daß dabei etwas dem Gefühl nach ein Papier aus seiner Hand in die ihrige glitt, und be­gegnete. als sie erstaunt aufsah. seinen fest auf sie gerichteten Augen.Schweige!" sprachen diese Augen.Verrate nichts! Sei auf der Hut!"

Sie verstand diese stumme Sprache sofort und hielt tapfer aus, als Hubinger nun begann, ihr genau alle Einzelheiten des seltsamenFalles Hans Norbert" zu schildern, wobei Doktor Ro­binson hie und da ein Wort, und zwar stets eine Anklage, ein Verdachtsmoment einwarf, Ed­mund Herton seinerseits manchen Satz einschob, der indes stets eine Entlastung Norberts be­deutete.

Wo ist Ihr Begleiter von Ihrem letzten Be-

Um sich einen Dermkgensvorteil zu verschaffen, machte Rotfuß bei einem Gerichtsvollzieher in Wildbad und in einer Verhandlung bei dem Amtsgericht Pforzheim Gebrauch von der gefälschten Quittung; aber die Fälschung wurde sofort entdeckt. In der Hauptverhandlung leugnete Rotfuß, die Fälschung begangen zu haben, und behauptete, er habe eine verstümmelte Hand und könne überhaupt nicht schreiben. Dieses Vorbringen wurde ihm aber sofort durch Vorlage mehrerer von Rotfuß eigenhändig geschriebener und von ihm anerkannter Unterschriften widerlegt, ebenso die Aussagen der Frau Rotfuß durch die zeugeneidlichen Angaben des Dreifuß. Bei dieser Sachlage stellte der Staatsanwalt fest, daß niemand anders an der Fälschung beteiligt ge­wesen sei als der Angeklagte, welcher auch seine Kinder zu falschen Angaben veranlaßt habe. Er beantragte 1 Jahr Zuchthaus oder eine hohe Ge­fängnisstrafe. Das Gericht sah die Sache milder an und verurteilte Rotfuß unter Zubilligung mil­dernder Umstände zu 5 Monaten Gefängnis; Frau Rotfuß wurde freigesprochen.

Unter türkh eim, Z. März. Die Arbeiter­schaft der Daimlerwerke hielt gestern vormittag 11 Uhr eine Betriebsversammlung und beschloß, über die Köpfe der Führer hinweg eine Kommission einzusetzen, die einen Generalstreik zum Protest gegen die Reaktion vorbereiten soll. Die Arbeiterschaft der übrigen Betriebe soll zur Teilnahme gewonnen werden.

Brackenheim, 4 . März. In einer gestern abgehaltenen, aus dem ganzen Bezirk besuchten Bauernversammlung, wurde die tiefe Erbitterung besprochen, die sich gegen die Zwangswirtschaft, gegen den Kommunalverband, gegen Vorgänge wie in Löwenthal, gegen die drückende Heunot usw. bei den Landwirten angesammelt habe. Es wurde be­schlossen, die Orts- und Bezirksbauernräte neu zu wählen, um solche Persönlichkeiten zu nehmen, die sichvor keinem Teufel fürchteten". Die Landwirte müßten radikal Vorgehen. Es darf nicht nur Höchst­preise für den Bauern geben. Die Jagd muß frei­gegeben werden, das Wild schadet mehr als die Pachtsumme wert ist. Landes-Vers.-Mitglied Rapp bezeichnete die Milchpreiserhöhung für gerecht. Man nenne die Landwirte Spartakusse. Es wäre ver­wunderlich, wenn sie nicht soweit gekommen wären. Von der sozialdemokratischen Regierung sei nichts zu erwarten. Der Landwirt müsse hinstehen und eine Faust machen. MD W

Leutkirch, 3. März. Als eine Frau aus Ravensburg sich in der Nacht nach Toberazhofen begeben wollte, wurde sie auf der Herlazhofer Straße von einem Unbekannten angefallen.Geld oder Leben!" schrie er und entriß ihr das Handtäschchen, in dem sich aber zum Glück der Geldbeutel nicht befand. Die Frau eilte zurück und erstattete An­zeige. Der Räuber ist entkommen.

VaSen.

Pforzheim, 4 . März. Gestern abend ^28 Uhr wurde auf dem Bahngeleise gegenüber dem Erb­such bei Herrn Norbert: Doktor Wild?" fragte Robinson.Ich meine, gehört zu haben, daß er die Untersuchung hauptsächlich in die Hand be­kommt?"

Hubinger sah mit einem stillen Lächeln in das gelbliche Gesicht des andern.

Ja! Aber Doktor Wild kann heute abend nicht abkommen; er hat in Hietzing draußen zu tun. Es gibt dort einen feinen Faden, den man verfolgen muß."

Edmund Herton stand plötzlich neben ihm.

Was für ein Faden?" fragte er hastig, und seine Stimme klang fast tonlos.

Hubinger sab ihn scharf an.Amtsgeheimnis" sagte er dann begütigend.Aber die Vor­untersuchung hier muß ich noch heute abend durchführen. Ich habe das Haus bereits von außen genau studiert, nun muß ich mir es auch innen ansehen. Ein eigentümliches, altes Haus! Uebrigens: Sie wohnten ja wohl früher hier, Herr Herton, wissen also wohl Bescheid? Es soll ein Gang vom Vorderhaus ins Hinterhaus führen."

Ich weiß von nichts; ich habe mich nie darum gekümmert." Dabei blickte der Maler starr nach einer andern Richtung, Hubinger aber dachte bei sich:Auch einer, der das Verstellen nicht gewohnt ist! Armer Teufel!" Doch äußerte er natürlich nichts von seiner Meinung und besprach dann, als Doktor Robinson sich zu ihnen gesellte, bloß im allgemeinen die Sachlage.

Christa Herton saß ziemlich unbeachtet in einer Ecke des Zimmers, die ein lauschiges Plätzchen bildete. Schräg vor ihr stand der Blumentisch, vollbesetzt mit blühenden Frühlingsblüten; in hohen Gläsern prangten steife Hyazinthen, Schnee­glöckchen blühten in weiten Schalen. Krokus und Himmelsschlüssel leuchteten dazwischen; der weiße Korbsiuhl aber wurde überdies noch zur Hälfte von einem Wandschirm verdeckt, und von der

prinzenschulhause die Lerche eines jungen Manne» im Alter von 1617 Jahren gefunden, dessen Körper von einem Zug in zwei Hälften getrennt worden war. Vermutlich ist der T<te, dessen Persönlichkeit noch nicht bekannt ist, von auswärts. Es scheint, daß er über das Geleise laufen wollte und dabei von einem Zug erfaßt wurde. Der Verunglückte trug dunkle Juppe und Weste aus Manchester, Jn- fanteriestiefel, bräunliche Hose, blaue Schildmütze und Trikotunterhosen. Man fand bei ihm einen Geldbeutel mit 5 Mk. 54 Pf»., 15 Brotmarken der Stqdt Pforzheim und einen Schlüsselring mit » kleinen Schlüsseln.

Mannheim, 3. März. Auf dem Litzelrim- bacher Hof drang am Samstag abend eine 15köpsige Bande, darunter auch Frauenzimmer, ein und for­derten Lebensmittel. Als der Hofbesitzer, Ada« Helfferich, erklärte, nichts «bgeben zu können, wurde er erschossen, und der Hof geplündert. Mit ansehn­lichen Vorräten an Lebensmitteln und anderen Werten, auch barem Geld zog sich die Bande in der Richtung Mannheim zurück. In Weinheim wurden drei Teil­nahmeverdächtige von der dortigen Volkswehr fest­genommen. Helfferich war ein Mann in den 50er Jahren.

Mannheim, 3. März. Zu der Befreiung der Gefangenen aus den Mannheimer Gefängnissen anläßlich der Spartakistenunruhen am Samstag vor­vergangener Woche schreibt dieMannh. Volksst.": Uebrigens kommt auch der Humor bei dem Ge­fängnissturm noch zu seinem Recht. Es liegen jetzt der Polizei Anzeigen der befreiten Häftlinge gegen ihreBefreier" vor, weil die Letzteren den Insassen der Gefängnisse ihre im Gefängnis verwahrten Wert­sachen und Kleider gestohlen haben. Also soweit ging man an jenem SamStag, daß man sich sogar an dem bißchen Hab und Gut der Gefangenen vergriff. Auch ihr Geld ist bis auf den letzten Pfennig vom Mob gestohlen worden. Ja, ja, die politischen Beweggründe sind doch ein wenig anrüchig."

Freiburg, 3. März. Seit geraumer Zeit treffen hier nahezu täglich Ausgewiesene aus dem Oberelsaß ein. Jeder Ausgewiesene darf nach einer neuerlichen Bestimmung der französischen Behörden 30 Kilogramm Handgepäck und 2000 Mk. in deut­schem Geld bei sich führen. Das Mobiliar der Ausgewiesenen muß am bisherigen Wohnsitz ver­bleiben, allerdings wurden in der letzten Zeit auch Ausnahmen gemacht. Die ausgewiesenen Zoll- und Steuerbeamten aus St. Ludwig durften z. B. ihre sämtlichen Mobilien durch die Schweiz mit in da» Badische nehmen. Sicherem Vernehmen derFreib. Ztg." nach, wurden am 1. März aus Colmar 700 deutsche Post- und Eisenbahnbeamte ausgewieseu.

Konstanz, 3. März. Die Regierung hat ge­nehmigt, daß die alte Kaserne der Stadtverwaltung zur Herrichtung von Notwohnungen überlassen wird. In der Kaserne können nahezu 50 Wohnungen ein­gebaut werden. Es wird eine gemeinschaftliche Küche und ein Tagesraum für Kinder erstellt.

Decke herab hing an einer eisengeschmiedeten Kette eine zierliche Lampe.

Christa entzündete deren kleine Flamme, die gerade nur so viel Licht spendete, um dieses winzige Eckchen zu erhellen, dann ließ sie sich in den Korbsessel sinken. Gottlob niemand achtete auf sie! Ein Augenblick der Ruhe!

Sie atmete auf wie erlöst. Zuviel war in diesen letzten Tagen über sie hereingestürmt, zu sehr hatte sie gelitten und gebangt.

Ihre Finger hielten immer noch das Papier, das Hubinger ihr zugesteckt hatte, umklammert» und nun öffnete sie vorsichtig die Hand und las, las schlichte Worte einer tiefen Liebe, las, daß der Mann, den man so schwer anklagte, an ihren Glauben appellierte, an ihr Vertrauen.

Heiße Tränen stiegen in ihre Augen; zum erstenmal seit Tagen konnte sie weinen, und das war wie eine Erlösung für sie.

Hubinger hörte das leise, unterdrückte Schluch­zen hinter sich und sprach nur desto lauter. Seine Stimme dröhnte förmlich durch das Zimmer, was Doktor Robinson sehr unpassend fand, wogege» sich jedoch nichts machen ließ, denn dieser furchtbar un­angenehme Hubinger einer der unsympathischeste« Menschen, die er überhaupt kannte, war nun einmal als Vertreter des Gerichts hier. Das mußte leider ertragen werden.

Auch Edmund Herton vernahm den leise» Ton, der hinter dem Wandschirm hervordrang. Von jeher hatte er eine starke Vorliebe für seine junge Nichte, deren Erscheinung feinem künstlerisch geschulten Auge Wohltat, und deren Wesen mit dem seinigen harmonierte, und er erhob sich und schritt, während die beiden anderen noch immer scharfe Reden wechselten, leise zu Christa hinüber.

Kind," sprach er mit gedämpfter Stimme was ist mit dir?Was hast du? Kann ich dir Helsen?"

(Fortsetzung folgt.)