rateS auf Antrag sich an der Beratung beteiligen können. Stimmrecht ist darunter nicht verstanden. — Die Straßenbauarbeiten Neuenbürg—Waldrennach— Langenbrand wurden der Firma Hüfftlein und Hermann Kuch in Stuttgart Obertürkheim zum Angebotspreise (etwa 111°/» Aufgebot zum Friedenspreis) unter einer noch zu erfüllenden Bedingung übertragen. In Verbindung mit diesem Punkt der Tagesordnung kam auch der Antrag des sozialdemokratischen Vereins auf Ausführung der Arbeiten in eigener Regie der Stadt zur Beratung. Dem Antrag konnte deshalb nicht entsprochen werden, weil das württemberzische Arbeitsministerium aus Anfrage mitgeteilt hat, daß Feldbahnmaterial weder mietweise noch käuflich überlassen werden könne. — Die Entscheidung über ein Gesuch des Herrn Karl Bischofs,
' Zimmermeisters hier, um käufliche Ueberlassung eines städt. Platzes neben der kath. Kirche zum Zweck der Ueberbauung wird vertagt. — Die Kollegien nehmen darauf noch Kenntnis von dem bevorstehenden Ausscheiden des Herrn Hartmann, Assistenten beim Etadtschultheißenamt, infolge Uebernahme einer Sekretärstelle bei der Allgemeinen Ortskrankenkasfe und ermächtigen den Vorsitzenden, einen Nachfolger zu suchen. K.
Neuenbürg, 24. Febr. Vom 1. April ab gelten unter Aufhebung aller bisherigen Sonderund Ausnahmebestimmungen neue Vorschriften. Im Handelsgewerbe dürfen Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter anSonn- undFesttagen nicht beschäftigt werden.
Neuenbürg, 25. Febr. Wie von maßgebender beite verlautet, hat das württemb. Kriegsministerium Anweisung getroffen, daß alle noch im Heeresdienst befindlichen Landwirte mit größter Beschleunigung und ohne Rücksicht auf Jahrgang und Dienstzeit entlassen werden, um die restlose Durchführung der Frühjahrsbestellung zu ermöglichen. Damit geht eine Zentrumsforderung in Erfüllung. Ebenso können auf Wunsch alle diejenigen ohne Unterschied des Jahrgangs entlassen werden, die Arbeit oder Unterhalt Nachweisen, soweit sie nicht zu bestimmten Dienstleistungen unbedingt benötigt werden. Die Wiedereinziehung derjenigen, die ihre gesetzliche aktive Dienstzeit noch nicht erfüllt haben, bleibt zunächst Vorbehalten. Zur Antragstellung genügt es, wenn die betreffenden Leute bei ihrem Truppenteil oder ihrer Dienststelle den Wunsch auf Entlassung Vorbringen und gleichzeitig den Nachweis liefern, daß sie Arbeit oder Unterhalt haben. Reklamationsgesuche find nur in ganz besonders dringenden Fällen nötig.
Neuenbürg, 21. Febr. Gestern fand hier im „Bären" eine vom Verband landwinschaftiicher Genossenschaften ein- berufene Be zirks v ersam^nlu n g statt, die gut besucht war. Oberrevisor Mutter eröffnete die Versammlung, übermittelte die Grüße der Verbandsleitung und wies einleitend darauf hin, daß wichtige Fragen, die für die zukünftige Gestaltung und Entwicklung unseres landw. Ge- nossenschaitswesens von einschneidender Bedeutung sein werden, auf der Tagesordnung stehen. Der hierauf folgende Lortrag des landw. Sachverständigen Huber über „Zukunftsaufgaben der deutschen Landwirtschaft" wurde mit Interesse ausgenommen. Die wichtigste Frage ist derzeit mit zweifellos diejenige der Versorgung der Landwirtschaft «it künstlichen Düngemitteln und eine vorsorgliche und wohlüberlegte Verteilung derselben. Das berechtigte Verlangen
der Landwirtschaft geht weiter dahin, daß die Höchstpreise der landw. Erzeugnisse den Preisen für landw. Bedarfsgegenstände angepaßt werden, also in ein angemessenes Verhältnis zu den tatsächlichen Gestehungskosten gebracht werden. Nur aus diesem Wege ist auf die Erhaltung und möglichste Steigerung der Produktion zu rechnen, daneben mögen sich die Regierung und die gesetzgebenden Körperschaften darüber klar sein, daß Ruhe, Ordnung, Sicherheit des Eigentums die Eckpfeiler jeglicher Erzeugung sind. Alsdann ging man über zur Gründung eines „Bezirksverbands der landw. Genossenschaften des Bezirks Calw." Der Verbandsvertretcr hob hervor, daß der neue Bezirksverband das Bindeglied zwischen Einzelgenossenschaft und Landesverband bilden soll. Zweck des Beziiksverbands sei neben der Pflege und Weiterentwicklung der bestehenden Genossenschaften der genossenschaftliche Absatz landw. Erzeugnisse. Der Bauer muß bei der künftigen Gestaltung der Markt- und Preisverhältnisse einen mitbestimmenden Einfluß erhalten.
In der anschließenden Aussprache fand dre Bezirksver- bandsgründung allgemein Zustimmung. Zum Bezirksobmann wurde Schultheiß Kienzle Conweiler, zu seinem Stellvertreter Rektor Wieland Birkenfeld gewählt. In den weiteren Bezirksvorstand wurden berufen: Gottl. Rentschler Grunbach, Schultheiß Kraus-Jgelsloch, Kirchenpfleger Keller- Gräsenhausen, Rechner Bührer>Ottenhausen, Schultheiß Knöller-Neusatz.
Ein frischer Wind weht derzeit auch in bäuerlichen Kreisen, was in der lebhaften Debatte zum Ausdruck kam, die sich u. a. um die Zwangswirischaft, die Milchpreise und sonstigen Höchstpreise, die Sommerzeit, die Rauhsuiternot und um Maßnahmen der Landesversorgungsstelle drehte. In einer einstimmig angenommenen Resolution wurde der Verband gebeten, wegen der vorgebrachten .Wünsche und» Beschwerden an maßgebender Stelle vorstellig zu werden. Ferner wurde die Bilanzaufstellung, Kriegsanleihebewertung, Zinspolink usw. erörtert.
Möge der neugegründete Bezirksverband der landw. Genossenschaften die an ihn geknüpften Hoffnungen erfüllen, was möglich ist, wenn die Bauern die Mahnung zu der so dringend notwendigen Einigkeit beherzigen.
Württemberg.
Stuttgart, 24. Febr. Ministerpräsident Blos ist, wie der „Merkur" berichtet, infolge der Ueber- anstrengungen in den letzten Tagen ernst erkrankt und muß sich den Dienstgeschäften fernhalten.
Stuttgart, 25. Febr. Die Landesversorgungsstelle wird die in Württemberg lagernden Weinbestände der Heeresverwaltung übernehmen. Es sind darunter rumänische Weißweine, Schiller- und Rotweine, ungarische Rot- und Süßweine. Der Verkauf erfolgt ausschließlich an Firmen, die ober- amtliche Erlaubnis zum Handel mit Wein besitzen, in die Betriebslisten der Steuerämter eingetragen sind und sich verpflichten, mindestens 10 MO Liter abzunehmen.
Bebenhausen, 24. Febr. Die Begrüßungsfeier der vom Felde Zurückgekehrten wurde" ganz besonders verschönt durch die zwanglose, liebenswürdige Gegenwart unseres trotz aller stattgehabten Veränderung noch immer gleich geliebten und verehrten Königs, der in herzlichen Worten den Kriegern seinen Dank aussprach, sie reichlich mit Bier und Rauchvorrat bedachte, sich mit ihnen zwanglos unterhielt und sich mit ihnen freute.
Leonberg, 25. Febr. Die Lindenberger'sche Buchdruckerei in Leonberg ist mit dem neuen, an der Stuttgarterstraße gelegenen Druckereigebäude käuflich in die Hände des Dr. Schmid aus Ger- ' bersheim übergegangen. Die Uebernahme des Ge
schäfts erfolgt auf 1. April ds. IS.
Ellwangen, 24. Febr. Vor dem Schwurgericht standen der 38 Jahre alte Jakob Bayer, Heizer in verstellen, O.-A. Heidenheim, und seine 42 Jahre alte Ehefrau Anna Bayer, geb. Sterk. Sie sind des versuchten Totschlags angeklagt. U« der Schande wegen eines Diebstahls der 13jährigen Tochter zu entgehen, wobei die Mutter die Hehlerin machte, beschlossen die Ehegatten, gemeinsam mit ihren 6 Kindern in den Tod zu gehen, zu welchem Zwecke der Ehemann am 16. Oktober v. Js., morgens 4 Uhr den Gashahnen öffnete. Er tat dies mit Wissen seiner Frau, die damit einverstanden war. Das Verbrechen konnte durch Nachbarn vereitelt werden. Der Ehemann Bayer, der als Soldat im Kriege eine Nervenerschütterung davontrug und auf dem rechten Ohr das Gehör verloren hatte, erfreute sich in Gerstetten eines ordentlichen Leumunds und will die Diebstähle, von denen er nichts wußte, als Schmach empfunden haben. Bayer wurde zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt, seine Ehefrau jedoch freigesprochen. — Der 23 Jahre alte Taglöhner und Metzger Hermann Rübe von Stuttgart, wohnhaft in Gmünd, hatte am 5. Oktober v. Js. i« Gmünd den Landjäger Sprenger vorsätzlich und in ^ bestialischer Weise durch Schläge auf den Kopf s mittelst eines Karstes und Messerstiche getötet. Die ^ Geschworenen bejahten die Schuldfrage, und daß s der Angeklagte zwar vorsätzlich, aber nicht mit Ueber- i legung gehandelt habe. Das Gericht verfügte deS- ! halb eine Gefängnisstrafe von 4 Jahren und sprach j die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf ^ 3 Jahre aus. _
j BaSen.
^ Pforzheim, 25. Febr. Der SchutzmannWikh.
- Walter ist jetzt nach schwerem Leiden seinen Stich-
- Verletzungen erlegen, die er in der Neujahrsnacht
- beim Schlichten von Streitigkeiten erhalten hatte.
' Der Täter befindet sich in Haft.
: Ilvesheim, 23. Febr. Am Samstag abend
i beim Dunkelwerden fuhr das Gespann eines Landwirts von Seckenheim auf hiesiger Seite in den j Neckar hinein. Der Landwirt kam von Weinheim i her aus der Mühle mit etwa 10 Zentner Mehl und ! wollte sich hier übersetzen lassen. Der Geistesgegen- ' wart des Fährmanns ist es zu danken, daß Mann,
; Pferd und Mehl dem nassen Element noch entrissen z werden konnten.
? St. Georgen i. Schw., 25. Febr. Vermut- / lich in einem Anfalle geistiger Umnachtung stürzte : die 30jährige Hilda Wintermantel sich zur Nacht-
- zeit aus einem Fenster der im 2. Stock gelegenen Wohnung und blieb bewußtlos liegen. An den er-
; littenen Verletzungen ist sie zwei Tage später gestorben.
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! HanSel unS Verkehr.
f Ulm, 22. Febr. Zugeführt waren 207 Milchschweine. Der Handel gestaltete sich schleppend, die Preise zeigten gegen den letzten Markt wenig Abweichung. Es kostete das Stück 1. Wahl 151—160 M., 2. Wahl 141—150 M., 3. Wahl 130-140 M.
Var Mckzarindairü.
Roman von Renttoh.
5üj (Nachdruck verboten.)
„Ich sehe nämlich an Ihrer Hand, an Ihrem Arm, auch hier am Gürtel Ringe, Reifen und Schnallen, deren Originale so alt uno so kostbar sind, daß sie sich kaum alsOriginal" — erbetonte dasWort scharf — „in Ihrem Besitz befinden dürften, es sind also Nachbildungen, sehr geschickte Nachbildungen. Und ich hörte, daß Ihr Mann gern bastelt, mit Kunstverständnis alten, schönen Mustern nachgeht."
„Ich kann also wohl mit Recht annehmen — besonders seit ich seine Werkstatt mit all dem feinen Werkzeug gesehen habe—, daß die Sachen, die Sie tragen, von seinen Händen stammen. Aber Kind — weshalb zittern Sie denn schon wieder? Was fürchten Sie eigentlich? Weshalb horchen Sie so krampfhaft immer da hinaus, wo dieser übereifrige Doktor Wild einem Menschen nachspürt, der wahrscheinlich schon längst über alle Berge ist? Was geht Sie dieser Mensch an? Nichts! Wild hat — sehr unnützerweise — auf ihn geschossen; es wäre gewiß besser gewesen, wenn man ihn ruhig gestellt und gefragt hätte, was er eigentlich hier auf der Veranda wollte. Er kann auch ein ganz harmloser Mensch sein, vielleicht einer von denen — es gibt ja solche —, die glauben, daß, wenn man an der Stätte, wo ein Mensch gemordet wurde, betet, die arme Seele nicht nur den Toten erlöst, sondern auch das eigene Gewissen befreir wird von allen Sünden. Nun also: Sie sehen, man kann alles mit Ruhe auffassen und beurteilen. Und nun sagen Sie mir: Ist wirklich Ihr verschollener Mann der Künstler, der diese reizenden Sächelchen" — er wies auf die Schmuckstücke — „nachbildete?"
Frau Hertha nickte nur; sie konnte nicht
sprechen, ein Krampf schnürte ihr die Kehle zu, aber ihre sanften Rehaugen sahen wie bittend in das gutmütige runde Antlitz des Beamten, in dessen Zügen etwas lag, das ihr Vertrauen einflößte."
„Kola ist in der Tat sehr geschickt" — sagte sie nach einer Weile. — „Es ist schade, daß er in allem so unstet ist. Er zeichnet auch prachtvoll und hätte sieb damit sicher eine gure Lebensstellung machen können. Besonders Entwürfe zu Schmuckstücken sind ihm stets gelungen. Aber nun habe ich schon lange nichts von ihm geseben" — dies betonte sie seltsam — „so endlos lange! Er ist bestimmt selbst nicht xiücklich, sonst käme er wohl; denn die Kinder liebt er sehr und — und auch mich kann ergibt leiden. Besonders wenn er einen Halt braucht, eine Stüge. Wahrscheinlich habe ich ihn oft nicht ganz verstanden in seiner Eigenart. Ich hätte mir mehr Mühe geben sollen. Nun kommt er schon lange nicht mehr zu mir."
Sie verstummte, als hätte sie schon zuviel gesagt. Das Zucken in ihrem blassen, feinen Antlitz verriet, daß sie mit heimlichen Tränen kämpfte, und in Hubinger stieg ein tiefes Mitleid auf. So jung war sie noch, von einer so lühren- den Zartheit, und gebunden an einen Mann, der sicher ihrer nicht wert war, den aber vor dem Versinken zu bewahren, sie mit allen Kräften sich bemühte, den sie in seiner Schwäche und Haltlosigkeit wohl längst erkannt hatte, und an dem sie trotzdem noch hing mit einer seltsamen Treue, wie sie nur ganz starke einfache Naturen kennen.
Bon jenseits des Zauns klangen rasche Schritte, und gleich darauf erschien Doktor Wild, atemlos, erhitzt, das schmale Gesicht zornesrot, gefolgt von zwei Schutzleuten.
„Durchgebrannt ist der Kerl" — rief er erregt —, „nirgends zu finden! Als hätte ihn der Boden verschluckt! Natürlich kannte er hier jeden Vorsprurch, jeden Baum, jeden Strauch. Die
Gegend hier herum ist ja wie geschaffen für solche Leute! Also" — damit wandte er sich an die Wachleute —, „Sie halten während der ganzen Nacht das Revier unter schärfster Aufsicht, patrouillieren besonders da hinüber gegen den großen Baugrund, wo noch die Ruinen der ehemaligen, alten Häuser stehen; auch in der Gegend gegen den Friedhof hinüber suchen Siel Sie haben verstanden?"
Die Männer salutierten, machten kehrt und gingen, worauf Wild neben Hubinger trat.
»Hier, genau hier, stand der Mensch plötzlich" — sagte er noch immer sehr erregt. — „Ich sprach gerade mit der gnädigen Frau dort im Nachbar- ganen, natürlich von dem Mord, und ich meinte, vielleicht Hütte man in der Nachbarschaft irgendeine Wahrnehmung gemacht. Aber die Dame erklärte, daß sie bloß vorübergehend hier wohne und nichts gesehen noch gehört habe. Da fällt mir aus. daß die gnädige Frau plötzlich ganz blaß wird, ich wende mich rasch um und sah dort, auf der Veranda, eine Gestalt, ganz deutlich sah ich sie, Herr Rat: ein schlanker, großer Mann in einem dunklen Anzug war's, und dieser Mann hob beide Hände in die Höhe wie zum Gebet — oder war's eine Drohung? Ich schrie, wollte Herüberstürzen, doch die gnädige Frau hielt mich plötzlich fest am Arm, vielleicht weil Sie sich allein fürchteten?" — wandte er sich sragend an Frau Hertha, die er forschend anschaute. Es schmeichelte seiner Eitelkeit, daß sie sich am Ende um ihn gebangt hatte, ein Gedanke, der ihm trotz seines Kummers Wohltat.
Die junge Frau nickte bloß, doch glaubte Hubinger ein ganz zages Lächeln wabrzunehmen. Las ihren blassen, von einem stillen Leid schon mtt feinen Fältchen versehenen Mund umspielte.
(Fortsetzung folgt.)
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