LLtZle Nachrichten u. Telegramme
Pforzheim, 25. Febr. Gestern Nachmittag fanden hier 12 sehr stark besuchte Versammlungen -er drei hiesigen Metallarbeitervereinigungen statt, W denen eine Neuregelung der Löhne beschlossen Wurde. Man will mit den hiesigen Gold- und Bijouteriewarenfabriken sofort in VerhandluMen treten, um weitere Lohnzulagen, die mit den gesteigerten Lebensmittelpreisen begründet werden, zu erhalten. Eine heute früh */,9 Uhr von den Spartakisten «ersuchte Versammlung, die einet Kundgebung zu Eisners Tode dienen sollte, ist vollständig gescheitert; es waren nur etwa 100 Neugierige erschienen. Eine Hand voll Leute stimmten den zwei Rednern, die kurze Ansprachen hielten, zu. In den Massen- «ersammlungen wurde von den Arbeitern die Parole «usgegeben, sich der Bewegung nicht anzuschließen.
Stuttgart, 25. Febr. Die Abgg. Körner, Ströbel und Wider (B. P.) haben folgenden Antrag gestellt: Die verfassunggebende Landesversammlung wolle beschließen, die Regierung zu ersuchen, sofort ein Ausfuhrverbot für Pferde aus Württemberg zu erlassen.
Heilbronn, 25. Febr. Vom hiesigen Arbeiterrat wurde unter Zustimmung der Gewerkschaften für Mittwoch in Heilbronn der Generalstreik proklamiert. Es wurde eine Resolution ausgegeben, in der die Sicherung der Errungenschaften der Revolution gefordert wird und in der wirtschaftliche Forderungen an die Arbeitgeber erhoben werden. Der Streik umfaßt alle Betriebe Heilbronns und der Vororte.
Mannheim, 25. Febr. Die langwierigen Verhandlungen zwischen den Mehrheitssozialisten und Unabhängigen haben zu einem Kompromißabkommen geführt. Danach wiro die von den Unabhängigen «nd den Kommunisten proklamierte Räterepublik als mcht bestehend erklärt. Die von den Unabhängigen und Kommunisten besetzten privaten und öffentlichen Gebäude werden sofort geräumt und volle Preßfreiheit gewährleistet. Im Arbeiterrat traten die Unabhängigen von ihren Sitzen 5 an die Kommunisten ab. Der Vollzugsrat besteht von jetzt ab aus 8 Vertretern der Mehrheitsparteien, 3 Unabhängigen und einem Kommunisten. Die ausgegebenen Waffen find abzuliefern.
Mannheim, 26. Febr. Der bei den Vorgängen am Samstag am Gefängnis und am Gerichtsgebäude angerichtete Schaden wird auf etwa M 000 Mark geschätzt. Es wurden 400 Gefangene, darunter Schwerverbrecher, befreit. Infolge der angerichteten Zerstörungen an den Gerichtsakten und des Mangels an persönlicher Sicherheit erklären die Gerichtsbeamten, vorläufig ihre Tätigkeit nicht mehr ausüben zu können.
Mannheim, 25. Febr. Im Vorort Waldhof wurde gestern nachmittag der Großindustrielle Karl Reuther, Seniorchef der bekannten Firma Bopp ». Reuther, in seinem Garten von einem Unbekannten erschossen. Reuther hatte in der letzten Zeit wiederholt Differenzen mit seiner Arbeiterschaft.
München, 25. Febr. Zur morgigen Bestattung Eisners werden die Gewerkschaften und Kor
porationen zur Theresienwiesr ziehen und sich in Hufeisenform aufstellen. Die vereinigten Musikkapellen Münchens werden einen Choral spielen, worauf ein großer Sängerchor das „Altniederländische Dankgebet", zu dem ein neuer, dem Tage angepaßter Text gedichtet worden ist, vortragen wird. Alsdann wird sich der Zug nach dem Ostfriedhof in Bewegung setzen, wo der Trauermarsch aus Wagners „Götterdämmerung" und vom Chor der Beethovensche Gesang „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" zu Gehör bringen werden. Die Feier wird mit Ansprachen und dem Chopinschen Trauermarsch geschlossen.
München, 25. Febr. Die heute unter Aussicht des Zentralrates erscheinenden Zeitungen müssen einen Artikel bringen „An Preußen", in dem es heißt: „I« dieser Stunde sei ein Wort an Weimar und Berlin, ein Wort der Warnung gerichtet. Hoffentlich vernehmen es die Scheidemann und Noske, alle die erlauchten Spieler auf der Weimarer Nationalbühne. Was auch die nächsten Tage in München bringen müssen, euere Hände bleiben weg! Keine Reichsinterventionsgelüste! Keine eiserne Divisionen! Hier, wenn irgendwo, ist bayerisches Reservatrecht."
> Düsseldorf, 25. Febr Der aus Unabhängigen und Spartakisten bestehende Arbeiterrat hatte gestern mit überwältigender Mehrheit beschlossen, die Wiederaufnahme des Generalstreikes abzulehnen. Daraufhin ist dieser Arbeiterrat von radikalen Elementen der Spartakisten und Arbeitslosen gestürzt worden. Die Unabhängigen, welche Mitglieder des bisherigen Vollzugsrates waren, sind in sogenannte Sicher- heitshaU genommen worden. Der neue Vollzugsrat soll den Generalstreik, mit aller Stärke durchführen. Die Empörung der Arbeiterschaft, welche weiter zu unfreiwilligem Feiern gezwungen werden soll, ist ungeheuer.
Essen, 25., Febr. Der durch den Ausstand der Berg- arbeiler angerichtete Schaden ist vorläufig garnicht abzusehen. Ungezählte Millionen sind den Arbeitern durch den Lohnausfall und den Zechen durch die sinnlose Zerstörungen in den Werkanlagen und die Stillegung der Betriebe verloren gegangen. Schwerwiegende Folgen hat der Streik insbesondere auch für die Gemeinden, die in ihrer Gas- und Elektrizitätsversorgung von den Zechen abhängig sind. In > einigen Tagen werden die Koksöien vollständig erkaltet sein.
Münster, 25. Febr. Nachdem die radikalen Gruppen das Abkommen von Münster nicht erfüllt haben, hat der Einmarsch der Regierungstruppen in das Industriegebiet begonnen.
Plauen i.V., 25. Febr. Nach einer Arbeitslosen- versawmlung besetzten gestern nachmittag bewaffnete Matrosen und Zivilisten nach Entwaffnung der militärischen Sicherheitswache das Rathaus, die Banken, die Post und andere öffentliche Gebäude. Auch die Kaserne wurde nach Verhandlungen an die Demonstranten übergeben. Die bürgerlichen Zeitungen sind vorläufig am Erscheinen verhindert. In der vorigen Nacht kam es zu verschiedenen Plünderungen in Privatwohnungen. Im Beisein des Schlachthofdirektors raubten die Spartakisten aus dem Schlachthos 12 Zentner Wurst, 7 bis 8 Zentner Speck, 5 Zentner Schweinefleisch, /die der Bevölkerung Plauens nun an Nahrung verloren / gehen.
Berlin, 25. Febr. Nach einer Mitteilung der schwedischen Gesandtschaft in Konstantinopel, die den SSutz der Deutschen in der Türkei übernommen hat, sind 750 deutsche Zivilpersonen am 18. Februar an Bord des Dampfers „Corcovado" von Konstantinopel nach Triest abgereist.
Cuxh aven, 25. Febr. Ein zur Ablieferung bestimmtes von dem Dampfer Roland geschlepptes U-Boot ist auf der Doggerbank gesunken. Die Mannschaft ist gerettet. Roland kehrte nach Cuxhaven zurück.
Gens, 25. Febr. Der Humanite zufolge sollen nach Durchführung der Demobilmachung folgende alliierte Streit- kräfle aufrecht erhalten werden: Frankreich 850050 Mann,
Vereinigte Staaten 450000 Mann (?l, England S500»» Mann, Belgien 100000 Mann.
Budapest, 25. Febr. Ein bulgarischer Politiker erklärte, Bulgarien verhandle über seine Aufnahme ins briti- jche Weltreich.
Bukarest, 25. Febr. Die Königin Marie von Rumänien ist in Begleitung der Prinzessin Elisabeth plötzlich ins Ausland abgereist. Eingeweihte Kreise versichern, daß die Abreise fluchtartig erfolgte. Der Aufenthalt König Ferdinands ist zur Zeit noch nicht bekanm.
London, 25. Febr. Einer Reutermeldung zufolge ist General von Lettow Vorbeck an Bord des Dampfers „Feld- marschall" in Plhmouth eingetroffen.
Ne w - Aor k, 26. Febr. Die Polizei hat in dem Club der 14 Spanier, die wegen Verschwörung gegen Wilson verhaftet wurden, anarchistische Propagandaflugschristen ent- deckt. Nach Erklärungen der Polizei waren Bolschewisten an dem Anschlag beteiligt und wurden verhaftet.
Das Menschlichkeitsgefühl der Münchener Spartakisten «nd Unabhängigen.
Berlin, 24. Febr. Der „Vorwärts" schreibt: „Es ist Wahrheit, daß das Attentat auf Auer von dem ganz unter unabhängigem und spartakistischem Einfluß stehenden sogen, revolutionären Arbeiterrat verübt worden ist. Der Täter ist Mitglied des revolutionären Arbeiterrats und heißt Lindner. Er wohnt in München. Charakteristisch ist, daß Lindner bei seiner Tat durch den Eingang der Abgeordneten in den Sitzungssaal hereinkam. Die Landtagswache chat ihn also durchgelassen. Diese, von der republikanischen Sckmtzwache gestellt, stand überhaupt mit dem Täter durchaus im Einvernehmen. Sie erklärte sofort, außer Auer müßte noch Timm und Roß- haupter dran glauben. Lindner hat sich in der Tat, nachdem er Auer niedergeschoffen hatte, nach Roß- haupter umgesehen. Als er ihn nicht fand, knallte er blindlings in den Saal, wobei der Zentrumsabgeordnete Oesel verletzt wurde, der dann starb. Während der Tat waren die Tribünen von Mitgliedern und Anhängern des revolutionären Arbeiterrates besetzt, die mit Handgranaten und Revolvern , bewaffnet waren. Der Vorsitzende des Arbeiterrats rief, nachdem die Schüsse gefallen waren, von der Tribüne herunter: „Das ist die Rache des Proletariats." Ein deutliches Zeichen, daß er und seine Genossen um die Tat Lindners im voraus wußten. Der Sanitäter der republikanischen Schutzwache erklärte dem in seinem Blute liegenden Auer: .^Verdient hast du es nicht, daß ich dir helfe, ich tue es nur als Mensch". Als Auer um einen Kognak bat, lehnte der Sanitäter das mit den Worten ab: „Du gehst ja doch gleich dünne!" Waffenstillstand und Präliminarfrieden.
B ern, 25. Febr. Wie „Propres de Lyon" -aus Paris erfährt, §aben die Vertreter der Mächte die Möglichkeit ins Auge gefaßt, in die definitiven Waffenstillständsbedingun. gen einige Punkte der Lösung für den Vorsrieden aufzunehmen. Es sei notwendig, so schnell wie möglich die Friedenspräliminarien festzulegen, und man ist der Ansicht, daß die beste Methode darin besteht, den definitiven Was. senstlllstand so auszuarbeiten, daß in ihm die Grundzüge der territorialen, politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen enthalten find, die Deutichland auf einmal vorgelegt werden können. So würde der Waffenstillstand die Grundlage für die Präliminarien. Diesem Vorschläge haben sich die englischen Delegierten angeschlossen und später auch die amerikanischen. Es seien nunmehr noch wesentliche Fragen zu erledigen, darunter die delikate Frage der künftigen Grenzen Deutschlands im Osten und im Westen.
Stadt Neuenbürg.
Stammholz-DerLauf
im schriftlichen Aufstreich
aus dem Stadtwald Abteilung II Mittlere Happey und Abteilung V Oberes Eisenriß:
Tauneu-Normal- und Ausschußholz: 135 Stück mit 43,12 Festmeter li Kl., 55,68 Festm. II. Kl., 50,42 Festm. III. Kl., 9,20 Festm. IV. Kl., 2,01 Festm. V. Klaffe; Buchen: 2,08 Festm. III. Klasse, 22,48 Festm. IV. Klasse, 1,55 Festm. V. Klasse.
Das Ausschußholz ist zu vollem Taxpreis berechnet. Die bedingungslosen Angebote, in Prozenten des Taxpreises von 1919 ausgedrückt, wollen unterschrieben und verschlossen mit der Aufschrift „Angebot auf Stammholz" bis spätestens
Dienstag, den 4. März, vormittags 10 Uhr,
hier eingereicht werden.
Auszüge sind bei Waldmeister Ruff zu erhalten.
Den 25. Februar 1919. Stadtschultheißenamt:
Knödel, A.V.
Oberamtsstadt Neuenbürg.
Sitzung des Gemeinderais
am Donnerstag, 27. Febr., abends 6 Uhr.
Beratungsgegenstände:
1) Armensachen,
2) Wahl eines Vertreters der Arbeitgeber im Fürsorgeausschuß für Erwerbslose, an Stelle des ausscheidenden Herrn Chr. Kainer.
3) Rechnungssachen.
Den 25. Februar 1919.
Stadtschultheiß:
A. V. Knödel.
HunWe kaust
Richard Balz, Pforzheim,
Tunnelstraße 65, part.
Overamtsstadt Neuenbürg.
Korten-Ausgabe
am Freitag, den 28. Februar,
vorm. 8—9 Uhr für Nr. 1—120,
121—240,
9—10 „ 10-11 , 11-12 nachm. 2—3 .. 3-4
„ „ 241-360,
„ „ 361—480,
„ „ 481—600,
„ „ 601—Ende.
Städt. Lebensmittelstelle. I. A. Kienzle.
is.NeiiiWWWschMel
„Sonne",
genehmigt v. K.A. Nr. 2688, um für die Wäsche, gibt blütenweiße Wäsche, greift dieselbe nicht au usw., liefert in 5'/, Kg.- Kistchen direkt an Verbraucher äußerst billig. Auch an Händler. Firma
Friedrich Wilhelm Joos jr., chem.-techn. Produkte, Offenburg i. Baden.
E»M»»W»M»»WWWW»W>W»»>»WWW^MWWMMW^W,
Schömberg.
Mn-Praxis I. Liick. Bad LiedeazeU
in Schömberg zu sprechen jeden Montag, Mittwoch und Freitag, von 9—5 Uhr (Hotel „Krone", Zimmer Nr. 6).
Geschäfts-Empfehlung.
Unterzeichneter gibt hiermit bekannt, daß er die Vertretung der Firma Gottfr. Störzbach, Heilbroun (General-Vertreter der Maschinenfabrik Heinrich Lanz, Mannheim) übernommen hat und empfiehlt sich bestens den verehr!. Landwirten und Gewerbetreibenden bei Bedarf von allen
Landwirtschaft!. Maschinen. Geräten und Transmiffionsteilen für jeden Betrieb;
ferner Dreschmaschine« jeder Größe, Sämaschinen, Kultivatoren, Acker- «uv Wiesenegaeu, Pflügen, Jauchepumpe«, Erntemaschinen, Cevtrisugen, Buttermaschinen, Waschmaschine«, Herde», Backöfen, Drahgeflechteu sowie ganzen Einfriedignnge«.
Ferner liefere ich
Treibriemen, Motor- und Maschinenöle,
jedes Quantum.
Ich erlaube mir darauf aufmerksam zu machen, daß die Lanz- sowie die weiter von mir geführten Fabrikate
erstklassig
sind und sichere bei reeller Bedienung gute und gewissenhafte Ausführung zu. Um gütigen Zuspruch bittet
Adolf Wolslilger. Mechaniker. Sderahmsm.