den Anschluß unterstützende Ansprache fand stürmischen Beifall. Die Menge stimmte entblößten H niptes das LiedDeutschland, Deutschland über alles" an.

Paris, 3. Febr. Bratianu,der vorgestern die Abtretung des Banats an Rumänien verlangte, gab gestern andere Gebiete bekannt, die Rumänien be­ansprucht, nämlich die Bukowina, Beßarabien, die Dobrudscha und Siebenbürgen. Inder Erwartung, daß das Schicksal dieser Gebiete von der Konferenz entschieden werde, forderte Brantianu die Besetzung des Banats und Siebenbürgens durch alli­ierte Truppen, damit das Forlschreiten des Bol­schewismus verhindert werde.

Helsingfor, 2. Febr. Das BlattSanomat" erfährt über Wiborg von aus Petersburg ange­kommenen Flüchtlingen, daß unter den Petersburger Truppen Aufruhrs ausgebrochen seien. Aus der Stadt sei Maschinengewehrfeuer vernommen worden. Bon Kronstadt aus werde Petersburg durch Ar­tillerie bombardiert. Die Petersburger Straßen seien mit Leichen bedeckt. Lenin sei bereit, gegen Amnestie für sich und seine Anhänger vor der En­tente zu kapitulieren.

Kiew, 1. Febr. Das ukrainische Direktorium und Ministerium hat am 28. Jan. das von den : Soviel-Truppen bedrohte Kiew verlassen. Der Re- ! gierungssitz ist nach Winita verlegt worden. Das f ukrainische Oberkommando glaubt, die Dnjepr-Li- ! uie gegen die Angriffe der Bolschewisten halten zu ^ können. Die letzten deutschen Truppen sind von j Kiew abgefahren. Unser diplomatischer Vertreter j hat ebenfalls die Stadt verlassen und sich nach Wi- j »ita begeben. j

Tokio, 1. Febr.. Das japanische BlattJo- kohamia Kokoumin" veröffentlicht den vermutlichen i Inhalt einer Uebereinkunft zwischen Japan und Amerika über die sibirische Bahn. Der wichtigste Punkt darin sei, daß Japan von der eigentlichen Verwaltung der Bahn ausgeschlossen werde, obgleich es an der Kontra te über die Bahn teilgenommen hätte. In einem Kommentar zu diesem Ausschluß schreibt dieKokoumin", daß der Löwenanteil der Kontrolle jetzt Amerika zugefallcn sei, welches noch im vorigen Jahr in Washington durch Lansing die besonderen Interessen Japans in den angrenzenden Gebieten anerkannt habe. Japan habe 70 000 Mann entsandt und habe 10 Millionen Jen für Sibirien ausgegeben und müsse nun doch den Platz räumen, um die ruhmvolle Rolle eines Wachhun­des zu spielen.

Die Unruhen in England.

London, 1. Febr. Der Vorsitzende des Glasgower Etreikkomiiees wurde heute morgen unter die Anklage der Anstiftung zum Aufstand gestellt. Bürgschaft wurde abge« lehnt. Bei den Unruhen m Glasgow wurden insgesamt S3 Personen verwundet. Der Streik der 3000 Mechaniker i» Roshth und der ihnen angeschloffenen Arbeiterkategorien »urde beigelegt.

Haag, 2. Febr. Aus Newyork wird berichtet, daß Belfast nach den Meldungen amerikanischer Blätter vollstän­dig in den Händen der Arbeiter sei. Die Arbeiterführer verwalten vom Handwerkerhaus die Stadt. Die Arbeiter haben sich jeder Kontrolle völlig entzogen und stehen unter Leitung von Fadrikräten.

Der Vertreter derDailu Chroniclc" in Philadelphia '

hatte ein Interview mit dem Proseffor Dr. Struve. Dieser sagte, daß England für den Bolschewismis reiier sei alS Deutschland Infolgedessen vermnae die amerikansche Presse energische Schutzmaßnahmen gegen das eventuelle Uebergreifen des Bolschewismus auf Amerika.

Kus Siavi vasirk unv Umgebung

Vom Evang. Oberschulrat ist je eine ständige Lehr­stelle in Backnang unter Enthebung des Hauptlehrers Jenisch i» Wildbad vom Antritt dieser Stelle dem Ober­lehrer Ulrich in Feldrennach. in Calmbach dem Hauptlehrer Alber in Bietigheim, in Lotsen au dem Hauptlehrer Volck in Rommelshausen, OA. Cannstatt, in Nürtingen dem Hauptlehrer Jenisch iu Wildbad übertragen worden.

Der Paketverkehr nach den von den Franzosen besetz'en badischen Orten Kehl, Kork. Rheinbischofsheim, Auenbeim, Amt Kebl, Boderweler, Diersheim, Leaelshurst, Lentesh im, Linx, Marlen, Sundheim Baden, Willstaett, Amt Kehl und Alenheim, Amt Offenburg ist gesperrt.

Neuenbürg, 4. Febr. Eine Massenkund­gebung an die Reichsregierung für die Erhaltung der deutschen Kolonien und eine Mitglieder­liste zum Schutz der Deutschen Kriegs und Zivilgefangenen liegen in, Wachlokal zur Ein­zeichnung auf. Alle wahlberechtigten Einwohner sind zur Einzeichnung eingeladen. Hier sollte es kein Zögern geben, gleichviel welche Parteistellung jeder Ein­zelne einnimmt. Ohne Kolonien kann ein Siebzig- Millionenvolk nicht existieren. Das Menschlichkeits­und Müleidsgefühl für unsere bedauernswerten Ge­fangenen in Feindesland macht es jedem, der noch ! deutsches Empfinden in der Brust trägt, zur heiligen Pflicht, sich in die Liste einzuzeichnen. Es muß unseren Gegnern gezeigt werden, daß das deutsche Volk einmütig und geschloffen hinter der Regierung steht.

-ch Neuenbürg, 3. Febr. Der Evang. Ar- l beiterverein hatte seine Mitglieder zur jährlichen i Generalversammlung auf Sonntag den 2. Febr. ein- : geladen. Vorstand Heiner begrüßte die Erschie­nenen mit herzl. Worten, gedachte in ehrender Weise der Toten und munterte zur weiteren Mitarbeit zuin Wähle des Ganzen auf. Kassier Panzer erstattete den Kassenbericht, welcher naturgemäß im abgelau­fenen Jahre keinen großen Umsatz aufwies. Mit Befriedigung wurde aber vernommen, daß das Vereins­vermögen, trotzdem den Ausmarschierten und Kranken die Beitrüge ganz erlassen wurden, um ein Kleines zugenommen hat. Mit Dank für das Geleistete wurde ihm Entlastung erteilt. Der Bericht des Schriftführers wurde wegen Erkrankung desselben auf eine der nächsten Versammlungen zurückgestellt. Herr Stadtvikar Dr. Schäfer hatte es in dankens­werter Weise übernommen, die Ausmarschierten im Namen des Vereins willkommen zu heißen. In wirklich von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Worten dankte er ihnen für all das Ge­leistete und knüpfte daran die Erwartung, daß so, wie sie sich draußen im Felde bewährt haben, so möchten sie auch in der kommenden Zeit zu Hause ihren Mann stellen. Mitglied B l aich dankte seiner­seits im Namen der Ausmarschierten für den herz­lichen Willkomm, er sei überzeugt, daß dieselben die Erwartung erfüllen und es am guten Willen nicht fehlen lassen, betonte aber unter Zustimmung, daß

Var MckrambanL

Roman von Renttoh.

53 j lNachdruck verboten.)

Aber damals hätte ich diesen Zuschuß nicht ent­behren können, noch weniger dann, als ich ein Weib an mich gefesselt hatte. Auch fürchtete ich, meiner Mutter infolge Aufregung ernstlichen Schaden zuzufügen, und fo schwieg ich, und zwar konnte ich dies um so leichter, als ich noch ein volles Jahr in Rußland leben wollte, wo ein sehr entfernter Verwandtenzweig der Hertons sich seit vielen Jahren aufhält. Mit diesen Her­tons armen Leuten wurde ich bekannt, und als meine Frau mir nach elfmonatiger, nicht glücklicher Ehe einen Sohn schenkte und selbst bei der Geburt starb, wußte ich nichts Besseres, als den Kleinen, den ich doch nicht auf den Irrfahrten meiner Mnstlerreisen mitneamen konnte, bei meinen Verwandten unterzubringen. Er heißt Kola Herton und galt stets als ein Abkömmling jenes russischen Zweiges der Familie, auch meiner Mutter und meiner Nichte Christa gegenüber. Einige Zeit hielt er sich in Wien aui: er hatte in Rußland eine junge Wiener Sängerin kennen­gelernt und dann auch geheiratet, womit ich sehr zufrieden war, da ich mir von ihrem Einfluß aus ibn das Allerbeste erhoffte: Kola ist nämlich völlig nach seiner Mutter geartet, ein kränklicher, unruhiger, fahriger, sehr leidenschaftlicher Mensch. Lies? Charaktereigenschaften ließen ihn aber auch bei feiner fünften, liebenswürdigen Frau nicht auc-.'ien; immer trieb es ihn von Ort zu Ort, und immer ließ er sich von anderen Menschen iu ihre ineise ziehen, die oft den unheilvollsten Cinimf; am ihn ansübten. Seit längerer Zeit ist er nun vm! mndig verschwunden, und ich habe leine Ahnung, wo er sich aufhälr.

Ich habe alsa nun als anständiger Mensch zu Ihnen gesprochen. Die Unwahrheit drückte mich gerade Ihnen gegenüber mehr, als dies vielleicht bei einem andern der Fall gewesen wäre. Ich weiß nicht, weshalb ich mich gerade Ihnen gegenüber zu größerer Offenheit gedrängt fühle, aber es gibt Zufälle im Leben, Seltsamkeiten, Ahnungen, und mir sagt eine innere Stimme, daß Sie und ich noch einmal in nähere Be­ziehungen zueinander treten werden.

Um eins möchte ich Sie aber bitten: Lassen Sie von dem, was ich Ihnen heute sagte, nie irgend ein Wort im Hause meiner Mutter ver­lauten! Mein Sohn hat Kinder: auch diese brauchen das kleine Erbe einst bitter notwendig, und der starre Sinn der alten Frau läßt keine Kompromisse zu.

Da mein Sohn langst von Wien abwesend ist, erscheint es ja vollständig ausgeschlossen, daß er in irgendeiner Beziehung zu der seltsamen Begebenheit, deren Mittelpunkt die,blaue Schlange' bildet, stehen könnte.

Ich bitte Sie also nochmals: Schweigen Sie!"

Es folgten noch ein paar artige Schluß­worte, über die Doktor Hubinger jedoch» als völlig belanglos, hinwegsah.

Nun?" fragte Wild vom Schreibtisch herüber, worauf ihm Hubinger den Brief reichte.

Eine Sache, die mit unseren Forschungen nichts zu tun hat", sagte er leichthin, wodurch sich Doktor Wild übrigens nicht abhalten ließ, sehr aufmerksam zu lesen?

Hm! Weshalb der Maler nur diese ganze Geschichte erwähnt?" meinte er dann nach­denklich.Weshalb erzählt er sie einem ihm Fremden? Und weshalb betont er immer wieder, daß sein Sohn nicht in Wien ist?"

Hubinger wiegte den Kopf.

Geben Sie mir den Brief wieder! Ja? Ich ich gehe jetzt hinaus nach Hietzing, in l

Worte des Danke) von allen Seiten nun genug ge­wechselt seien, der Dank in der Tat an manche« Stellen aber noch zuwünschen übrig kaffe. Blaich er­stattete auch noch ausführlich Bericht über eine « Stuttgart stattgefundenen Landesausschuß-Sitzung. In dex nachfolgenden lebhaften und interessante« Debatte brachte Stadtvikar Dr. Schäfer in der ihm eigenen temperamentvollen Weise seine Anschalt­ung über Gewerkschaftsfragen, sowie über Sozial- und Parteipolitik zum Ausdruck. Zum Schluffe wurde aus der Mitte der Versammlung nochmal) zur tatkräftigen Mitarbeit aufgefordert. Sei doch der Verein mit seinen 100 Mitgliedern wohl i« Stande, bei den kommenden Wahlen ein Wörtchen mitzureden, zumal er von jeher bestrebt gewesen sei, ungeachtet der Steine, die am Wege liegen, nicht zersetzend auf die bürgerliche Ordnung einzuwirke«, sondern seinen Mitgliedern den Blick zu schärfe« j und zu erweitern für ein ersprießliches Wirken a« Gesamtwohl innerhalb der bestehenden gesellschaft­lichen Ordnung. Mit Worten des Dankes an die verschiedenen Redner schloß Vorstand Heiner die anregend verlaufene Versammlung.

Württemberg.

Möhringen a. F 3. Fe^r. Heute vormittag ka« ein in den 30 er Jahren stehend, r, scklechtaekleideter Man« in die W nschast ;umalten Bahnhof". Er bestellte sich ein Viertel Liier Wein, trank aber nichts davon. Plötzlich drang de' Unmensch auf die Gastwirisehesrau Mezger >i» und brachte ikr mo einem Dolch eine große Stichwunde «« Halse bei. Da sich niemand zu Hause befand, so mußte dle Frau verbluten. Gegen II Uhr kam der 8jährige Soh« heim und fand seine Mutter in einer Blutlache aus »er Treppe liegend tot aui. Der Mörder Hane die Kleiderkiiste« auiaerissen, Kleider und Wasche durchwiihlt und auf de« Boden herumgestreut. Er wurde von nichts ahnende« Nachbnrsieuten geseh n, als er d s Haus verließ, ist aber unerkannt enikommcn. Man fahndet energisch nach ihm. Der Mann der Ermordeten ist im diesigen Metallpreß«erk beschäftigt.

Tuttlingen, 2. Febr. Laut amtlicher Bekannt­machung sind hier in den letzten Tagen in mehreren Häuser« eine zunächst noch beschränkte Anzahl Erkrankungen an de« echten Pocken vorgekommen. Auch das katholische Schwester«- haus, wohin die Krankheit aui dem Wege der Pflege gelangte, besinnet sich darunter. Alle Vorsichtsmaßregeln gegen eine Wekierverbreitung sind getroffen.

Backnang, 2. Febr. Der Polizei ist es in den letzte« Tagen gelungen, verichiedenen Schwarzschlachtungen auf dle Spur zu kommen. In einem Fall handelt es sich um ei«e Verfehlung des amtlich bestellten Nutzviehhändlers.

Ulm, 3. Febr. Das Oberamt macht folgendes bekannt: Nach Mitteilung der Kommandantur des Kriegsgesangene«-- lapcrs in Ulm treffen neuerdings andauernd Kriegsgefangene, in der Hauptsache serbischer Nationalität, von Kommandos ein, die ungeheure Mengen Lebensmittel, besonders Brot, Obst und Käse mitbrinaen, die sie von ihren ArbBtg-^er« mitbekommen haben. Außerdem kommen häufig Bauer» i» das Lager, um Kriegsgefangenen Butter, Rauchfleisch us«. in größeren Mengen zu bringen. Da diese Lebensmittel der deutschen Bevölkerung verloren gehen, werden die Octs- vorsteher ersucht, die Bevölkerung in ortsüblicher Weise a«f das Verwerfliche und Strafbare einer solchen Hanvlungs- weise aufmerksam zu wachen, und dabei daraus hinzuweise«, daß diAvon den Gefangenen mitqebrachten größeren Lede»S- mittelvorräte ihnen im Lager abgenommen und dem Ko«- munalver -and Ulm überwiesen werden. Die Kriegsgefangene» sind mit Liebesgaben von der Schweiz reichlich versehen u»d benutzen die von den Bauern überlassene» Lebensmittel meid nur dam, in bei bf^dt Ulm einen schamlosen Wucher

in die Villa. Sie bleiben vielleicht noch hier und sehen genau nach?" -

Hier scheint nichts zu sein" damit erhob sich Wild nervös.Das übliche Gelehrten-Milieu, Bücher, Schriften, Zettel, wenig Persönliches "

Und doch trat die Persönlichkeit meines Freundes vielleicht nirgends so stark hervor wie eben in seiner Arbeit" bemerkte Hubinger mit feiner Betonung.

In die Augen des andern trat ein Ausdruck von Haß.

Wer weiß!" meinte er scharf.Viel­leicht erkennen wir den tiefsten Kern dieser Per­sönlichkeit erst einmal am klarsten in ihren wohl- verborgenen Leidenschaften!"

So gehen Sie jetzt in die Nikolsdorferstraße?" fragte Hubinger schon von der Tür her.Oder machen wir auch dies zusammen?"

Wild sah ihn fest an.Gut! Dann nachmfttags. Aber ich ich ich gehe auch jetzt mit Ihnen."

Hubinger entgegnste nichts. Die Begleitung des jüngeren Kollegen war ihm sonderbar un­angenehm ; er wäre durch die stillen Zimmer dieser seltsamen Toten gern noch einmal allein ge­gangen es lockte ihn förmlich dazu, und wie eine Mahnung glaubte er es in der Tiefe seines Herzens zu fühlen, rmß er vielleicht noch nach dem Tode einzuftehen haben werde für die Frau, die in sein Leben einen letzten Schimmer von Jugend gezaubert hatte! Vielleicht war d« etwas in ihrem Leben, das sie gern nicht preis­gegeben hätte.

Indessen war dem Doktor Wild, der noch ein wenig zwischen den Papieren gestöbert hatte, der Brief der schönen Alt-Wienerin in die Hände gefallen, und sorgsam studierte er den Plan des alten Hauses in der Nikolsdorferstraße 11.

(Fortsetzung folgt )