z» treiben und sich Geld zu verschaffen. DaS Schöffen­gericht hat de« Milckh^ndler Richard Mösch hier wegen Hergehen» der vorsätzliche« Milchiäl>chung zu 400 Mark Geldstrafe vei urteilt.

Wangen i. A, 8. Febr. Etwa SO Kübel Marmelade wurden am Bahnhof aus einem Güterwagen entwendet, aus «ine« Wagen g-laden und fortgesüdrt. Etliche Kübel mit stßem Inhalt sollen lautArgenbote" verkauft worden sem, die übrigen wurden an vermeintlich sichere Lagerplätze verbracht. Da d,r Haupttäter jedoch sehr rasch zu ermitteln »ar, konnte von dem gestohlenen Gut der größte Teil wieder beigebracht werden.

Das Berliner Schlemmerlebeu.

DemD. Volksblatt" schreibt ein Partei­freund und Landsmann folgendes Stimmungs­bild über das tolle Berliner Leben in Saus und Braus:

Man wehrte sich, die paar tausend Spartakisten so« vornherein radikal zu behandeln, jeden Terrori­sten an die Wand zu stellen. Man begnadigte die Spartakisten und garantierte gewöhnlichen Mördern jedes HacnMuf dem Kopf, aber man frug nicht dar­nach, wievM Bürger unschuldig ihr Leben ließen. Die Spartakusgruppe bezahlte ihren Kämpfern von 30 bis 100 Mark pro Tag und gab freies Plün­derungsrecht, man brauchte lediglich auf die Häuser zu gehen, um nach friedlichen Bürgern Handgrana­ten zu werfen. Als die wahren Hetzer und Mörder Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg das Zeitliche gesegnet hatten, war selbst in nicht ganz unabhängi­gen Kreisen große Erregung und die Kriminalpoli­zei muße sich bequemen, durch Anschlägen an allen Plakatsäulen

10000 Mark

für die Auffindung der Leiche Rosa Luxemburgs aus­zuschreiben. Hat man sich je große Mühe gegeben, nach einem hochverdienten vermißten U.-Bootmann zu forschen? Hat vielleicht die jetzige Regierung in Berlin ein Interesse daran, den Terror der Unabhängigen und Spartakisten nicht mit allen Mitteln zu unterdrücken? Braucht sie die Leute später wieder? Es ist nicht wahr, daß alles niedergeschlagen ist, es wird noch «n manchen Stellen geschossen. Und das Geschäfts­leben? Die Menschen hasteten, rasten durch die Straßen, alles fieberte, aber nirgends war der Kaufmann skrupelloser, schikanöser als in Berlin. Gin Schieber suchte dem anderen zuvorzukommen, «nd nicht mit Unrecht erklärten viele Kaufleute und Fabrikanten, mit Berlin arbeiten wir nicht. Und heute? Heute ist in Berlin ein

grenzenloses Faulenzen »«d noch größeres Schiebertum. Wozu arbei­ten bei einer Arbeitslosenunterstützung von 1015 Mark pro Tag. Hier ist Jahrmarkt. Ein Walzer geht durch ganz Berlin. An allen Ecken und Enden stehen muntere Feldgraue mit Drehorgeln, Ziehharmonikas usw., Zeitungen werden verkauft, Extrablätter ohne Inhalt. Dort stehen Glasschneider, Wurst-, Zigaretten- und Streichholz­verkäufer zu Tausenden, alles kribbelt, alles krabbelt, «as nicht lauft, wird nicht verkauft. Positive Arbeit will keiner leisten. Man verdient so mehr. Und außer Dienst? In tausend und einem Lokal von 4 bis 7 Uhr nachmittags i

Tanz-Tee.

Abends ungezählte Bälle und dann! Der Zeitungs- Händler an der Ecke hat soeben seine Bilanz gemacht. Neunzig Mark, da erscheint er mit einer hübschen jungen Dame im Kakadu. Eine Flasche Wein, Ober! Fünfundzwanzig Mark! Der Herr Kamerad vom Arbeiter- und Soldatenrat, der gestern Revision der Nachtkaffees hatte, findet zweihundert Mark Ueberschuß. Heute ist er zur Erholung im Admirals- Kasino und trinkt mit ihr zwei Pullen Sekt zu je 40 Mark. Ach, was, sagt der Monteur aus dem Elektrizitätswerk, noch einen

Kognak zu vier Mark, morgen beginnt unser Streik, nachher gibt es

anstatt zwei drei Mark Stundenlohn. Am anderen Nachmittag war ich um 5 Uhr im Norden in einer Klinik, eine Arbeiterfrau war gerade im Operatior.ssaal bei einer schweren Operation. Plötz­lich ging das elektrische Licht aus infolge Streiks der Elcktrizitäts-Arbeiter, unter den Händen des Arztes verblutete die Frau. Sie hatte vier Kinder, der Mann war im Kriege gefallen. Tags darauf war wieder Licht, oie Arbeiter hatten ihre ge­samten Forderungen durchgedrückt, und Telegramme gingen nach allen Richtungen: machts so wie wir in der Reichshauptstndt.

Und Religion?

Wat brauch ick Religion, wenn et mir jut jeht, meine Religion ist Berlin." Trifft man irgendwo im Reiche eine größere Pro­paganda für Trennung der Kirche vom Staat als hier, eine größere Verständnislosigkeit für Volksmo­ral? Das nachgeahmte Beispiel von Berlin führt unser Volk zum

vollkommenen Ruin. Preiserhöhungen Lohnerhöhungen Preiserhöhun­gen jagen sich. Gewissen und grundlos wird gestreikt, und die kleine Klasse Pflichtbewußter wird erdrückt. ! So verdient heute ein Kellner 6E> bis 1200 Mark, Schutzmann 215 bis 210 Mark, Straßenbahnschaff­ner 400 bis 550 Mark, Bnefträger 220 bis 300 Mark. Elektrizitätsarbeiter 800 Mark, Buchhalter 300 bis 400 Mark, Zeitungsverkänfer 1000 bis 1500 Mark, Postsekretär 375 bis 489 Mark, mil­der Straßenhändler 1500 bis 4000 Mark, Bank­kassierer 400 Mark. Spartakuskämpfer 900 bis 2500 Mark, Leutnant 450 Mark pro Monat.

Papiergeld

wird gedruckt, was die Maschinen verarbeiten können, und kein Mensch fragt, wo das hin­führt. Herrgott im Himmel, so flehe ich f jeden Tag, du deutsches Bürgertum, wach auf aus deiner Lethargie, daß du nicht zermalmt wirst vom Rade der Zeit. Hier sieh her nach Berlin. Ist es Unmöglichkeit, daß du deine Interessen verbin­dest? Wozu heute Parteigezänk? Wozu Friedens­partei oder einen Bund der Landwirte Oberschwa­bens? Dazu noch Gehässigkeiten zwischen Demo- , kraten und Bürgerparteien. Ihr müßt : Zusammengehen

in dem großen Ziel der Erhaltung der gesunden deutschen und bürgerlichen Moralund des Wirtschafts- : lebens das die Berliner Sozialdemokratie und die > der preußischen Großstädte zu vernichten im r Begriffe steht.....

f Dermischtes.

Berlin, 31. Jan. In der Strafsache gegen den Kellne- Börsch aus Dortmund wegen verleumderischer Be- - leidigung der Großindustriellen Thyssen und Stinnes hatte die Sraatsanwapschast 2 Jahre Gefängnis beantrag'. Das Ur'eil des Gerichts aing dahin, daß das Verfahren einm- Pellen sei, da Börich während des Krieges dem aktiven Heere angehört habe und seine Straftat unter die Amne- stieverordnung vom 7. Dezember 19 § 8 falle. Dem Ange­klagten stehe wegen der erlittenen Untersuchungshaft ein Entschädigungsanspruch nicht zu. Der Haftbefehl gegen j Börsch wurde aufgehoben.

: TetZtA KschrMMN A.. Telsgrammr

i München, 3. Febr. Die frühere Königin

; Maria Therese von Bayern ist heute Abend i 6,45 Uhr auf Schloß Wiedenwarth sanft verschieden, i Weimar, 3. Febr. Alle Nachrichten über

t irgendwelche Besetzung öffentlicher Gebäude in Ei- ! senach durch Spartakus sind unbegründet. Es han- s delt sich vielmehr um Maßnahmen der dortigen : Sicherheitswehr. Die Reichsleitung ist nach glatter j Fahrt um 1 Uhr in Weimar eingetroffen und hat i im Schloß Wohnung genommen, i Trier, 3. Febr. Das gesamte Eigentum der j Firma Gebr. Stumm in Neunkirchen an der Saar ' ist von den Franzosen unter Zwangsverwaltung

gestellt worden. Es ist daS erstemal, daß die fran­zösische Zwangsverwaltung über Elsaß-Lothringen hinaus auf altdeutsches bezw. preuß sches Gebiet übergreift. Die deutsche WaffenstiUstandskommission hat sofort den schärfsten Protest eingelegt gege» diese neueste Anmaßung der sraiizösischen Besatzungs­behörden.

Aachen, 3. Febr. 4000 Stellen sind in den Bergwerksbetrieben zu besetzen, die Arbeiter lehnen es aber ab, dort zu arbeiten, weil sie keine Nei­gung dazu haben. Der französische Kommandeur hat deshalb bekannt gemacht, daß jeder Arbeitslose eine ihm angebotene Stelle annehmen muß.

Berlin, 3. Febr. Zum Nachfolger des General­majors von Winterfeldl, Vorsitzender der deutschen WaffenstiUstandskommission in Spaa, ist der General Freiherr von Hammerstein, zur Zeit Abschnitts­kommandeur in Wesel, berufen worden.

Dresden, 3. Febr. Der neugewählte Land­tag in Sachsen setzt sich nach vorläufigen Berech­nungen aus 40 Sozialdemokraten, 21 Demokraten, 15 Unabhängigen, 5 Nationalliben, 14 Konservativen und 1 Zentrumsmitglied zusammen, verfügt also über eine starke demokratisch-sozialistische Mehrheit.

Breslau, 3. Febr. Die Vereinigte Königs­und Laurahütte A.G. für Bergbau und Hütienbe- trieb stellt den Betrieb ihrer Rohwalzwerke wegen Kohlenmangels ein. Die Reichsstickstoffwerke in Chorcow haben ebenfalls ihren Betrieb größtenteils stillgelegt.

Kolberg, 3. Febr. Der Arbeiter- und Sol­datenrat Kolberg erläßt folgenden Aufruf:Brüder! Unsere Kinder, Kranken und Verwundeten erfrieren. Ihr verurteilt sie zum elenden Tode. Arbeiter, denkt an unser Vaterland und unser Volk!"

Königsberg, 3. Febr. Mehrere Dampfer der Wörmann-Linie von je 8000 Tonnen Raum­inhalt, die bisher im hiesigen Hafen lagen, sind gestern ausgelaufen, um Lebensmittel kür Deutsch­land abzuholen. Die Dampfer begeben sich zuerst nach England, wo sie weitere Weisungen erhalten sollen.

Wien, 3. Febr. In der Morgensitzung der deutsch - österreichischen Nationalversammlung wird von sämtlichen Parteien ein Antrag eingebracht werden, in welchem der Zusammentritt in Weimar begrüßt und dem festen Willen eines engen Zusam­menschlusses Deutsch Oesterreichs mit dem Deutschen Reiche Ausdruck gegeben werren wird.

Amsterdam, 4. Febr. Nach demNieder­ländischen Pressebureau Radio" schreibt die ameri­kanische ZeitungBirmingham News" vom 26. Jan.: Jeder Boykott Deutschlands, jetzt wo es auf die Knie gezwungen ist, würde nicht nur unmenschlich sein, sondern auch ein schlechtes Geschäft bedeuten. Es wäre gerade, als wenn ein Gläubiger seinen Schuldner daran hindern wollte zu arbeiten, um seine Schulden abzuzahlen.

Haag, 3. Febr. Nach den Unruhen vom Freitag abend sind jetzt in Glasgow Abteilungen von Soldaten angekommen. Sie sind mit Stahl­helmen und Maschinengewehren ausgerüstet. Sie haben die wichtigsten Teile der Stadt besetzt. Alle Streikenden sind verhaftet worden.

Paris, 3. Febr. Die 135 deutschen U-Boote sind, wie die Pariser Blätter melden, unter den Alliierten folgendermaßen verteilt worden: 30 Eng­land, 16 Frankreich, 4 Amerika, 7 Japan, 10 Ita­lien, 88 bleiben unverteilt in englischen Gewässern.

Helsingfor, 3. Febr. Nach einem in Peters­burg veröffentlichten bolschewistischen Communique wurden auf Beschluß einer befonderen Kommission die Großfürsten Paul Alexandrowitsch (Onkel des Ex-Zaren), Nikolaus Michaelowirsch (Neffe des Ex­zaren), Dimitrien Konstantinowitsch (Großonkel des Exzaren), Georg Michaelowirsch (Bruder des Ex zaren), Großfürst Alexander und die Gatten der Schwestern des Exzaren erschossen.

Verficherungsamt Neuenbürg.

Sie SrkdeMe» für die Meiimerfichcmz

«erden ersucht, die Liste 8 über die besonders eingeschätzten

Umlagekapitale von landwirtschaftlichen Nebenbetneben und Be­triebsteilen bis 15. ds. Mts. hierher einzusenden.

Den 3. Februar 1919. ORA. Gaiser.

Bekanntmachung!

Abgabe von Bekleidungsstücken.

1. Anspruch auf einen feldbrauchbaren Entlassungsanzug haben sämtliche nach dem 9. 11. 18 von den Truppen Entlassenen, die mindestens 3 Jahre während des Krieges einberufen und im Felde waren.

2. Verpflichtet zur Einkleidung ist grundsätzlich der entlassende Truppenteil.

3. Das Bezirkskommando verabfolgt nur an diejenigen Leute Bekleidungsstücke, die entweder auf dem Rückmarsch un­mittelbar zum Bezirkskommando Calw entlassen und noch nicht mit einem Anzug versehen worden sind, oder von der Garnison (Ers.-Truppenteil) entlassen wurden, aber im

Besitze einer schriftlichen Anweisung an das Bezirkskommando auf Abgabe oder Umtausch von Bekleidungsstücken sind.

4. Leute, die vor dem 9. November 1918 aus irgend einem Grunde (Reklamation, altershalber, Dienstunfähigkeit usw.) entlassen worden sind, können vorläufig nicht berücksichtigt werden.

Eine endgültige Regelung der Ansprüche der früher Entlassenen seitens des Kriegsministeriums ist aber demnächst zu erwarten.

Z. Um allzustarkem Andrang vorzubeugen, wird die Abgabe von Bekleidungsstücken an die nach Ziffer 1, 3 Empfangs- berechtibten künftig nach Oberämtern getrennt erfolgen.

Dre Ausgabe für die Angehörigen des Oberamts Neuenbürg findet statt:

für die Buchstaben u Donnerstag, 6. 2.,

82 Freitag, 7.2.

Sämtliche Militärpapiere sind mitzubringen. ,

Alle Nichtberechtigten müssen ohne Ausnahme abge­wiesen werden.

Bezüglich der Oberämter Calw, Herrenberg und Nagold erfolgt weitere Bekanntmachung.

Calw, den 3. Februar 1919.

Bezirkskommando.

zu kaufen gesucht.

Angebote an die Geschäfts­stelle ds. Bl. erbeten.

Möbel

sind zu verkaufen. ,

Wo? sagt die Geschäftsstelle ds. Blattes.

Ein bis zwei tüchtige

besonders auf Büromöbel ein gearbeitet, können sofort ein treten.

Zu erfragen in der Enztäler- Geschäftsstelle.