Exkaiser- zu verständigen, würde die holländische Regierung gerne bereit sein, eine Lösung zu suchen.

Amsterdam, 31. Jan. Einem hiesigen Blatt zufolge beschäftigt sich die englische Presse ausführ­lich mit der Frage der deutschen Kolonien und steht es als auSgemacht an, daß Deutschland sie nicht zurückerhalten wird. Die Friedenskonferenz habe sich darüber geeinigt und auch Präsident Wilson soll (!) dafür sein, daß Deutsch-Südwestafrika der Union einverleibt werde.

Bern, 1. Febr. Gestern haben die deutschen Delegierten des Berner Konferenzbüros ihre Denk­schrift überreicht über die schleunige Rückkehr der Kriegsgefangenen und Ziv'linternierten. Die Denk­schrift protestiert gegen die Grausamkeit der franzö­sischen Imperialisten, die eine Million Kriegsgefangener über den Krieg hinaus zur Frohnarbeit in Nord­frankreich und Belgien zu"ückhalten wollen. Die Durchführung werde einen persönlichen Haß gebären.

Bern, 1. Febr. DasTagbl." erhält von verläßlicher Seite die Nachricht, daß die italienischen Ansprüche auf Dalmatien und aus Deutsch-Südtirol einen kräftigen Widerspruch Wilsons und Englands ausgelöst haben. Orlando ist von einem Gespräch mit Wilson sehr niedergeschlagen zurückgekommen. Wilson ist keinesfalls geneigt, durch schwächliches Rachgeben seine Stellung als ehrlicher Politiker zu gefährden.

Bern, 1. Febr. Nach demNouvelliste de Lyon" hat der deutsche DampferScharnhorst" am Donnerstag in Cherbourg den letzten Kriegsge- fangenentransport, bestehend aus 12 französischen. 3 italienischen und 3 belgischen Offizieren, mit. 1000 französischen, belgischen und italienischen Sol­daten gelandet.

Genf, 31. Jan. Wie eine amtliche französische Mitteilung bekannt gibt, ist die Zollgrenze zwischen Frankreich und Deutschland an die Grenze von 1870 »erlegt worden. Vom 1. Februar tritt der franzö­sische Zolltarif in diesen Grenzen in Kraft. Die deutschen Zollbeamten, die noch im Dienst sind, werden sobald als möglich ersetzt. Nach einem Ab kommen mit der Schweiz wird die elsässische Grenze für den Verkehr mit der Schweiz von jetzt an ge­öffnet. Der Handelsverkehr mit Deutschland bleibt verboten, soweit nicht besondere Ausnahmen zuge­lassen sind.

Paris, I.Febr. England und Amerika stehen nach wie vor der Besetzung des linken Rheinufers durch Frankreich eher ablehnend gegenüber, soweit es sich nicht um Elsaß-Loihringen handelt. Beide Staaten anerkennen, daß das linksrheinische Gebiet ganz deutsch ist und daß es gegen die einfachsten Anwendungen der großen Prinzipien, die unter all­gemeiner Zustimmung angenomlnen wurden, ver­stoßen müßte, wenn diese deutschen Gebiete einfach wie im Mittelalter durch Beschluß einiger Diplo­maten verschachert würden.

Paris, 1. Febr. Der ukrainische Verkehrs­minister Siderenko erklärt demPetit Journal", seine Regierung weigere sich, auf die Prince-Jnseln zu gehen. Er leitete mit der Regierung Verhandlungen ein, um für die Ukraine einen Sitz auf der Frie­denskonferenz zu erlangen. Ter neue Staat habe nur eine Forderung, die Anerkennung der Ukraine. Sobald diese erfolgen werde, werde die Ukraine Frankreich ein Bündnis vorschlagen, sie werde einen Teil der russischen Schuld auf sich nehmen. Sie werde mit der Versorgung Frankreichs mit Getreide sofort beginnen.

Basel, 31. Jan. Frankreich verteilt nun die Kohlen aus dem Saargebiet. Von Anfang Februar an wird es Italien monatlick 250000 Tonnen zur Verfügung stellen, die derNationalztg." zufolge über Basel verfrachtet werden.

Brüssel, 31. Januar. Die zurückgebliebenen Deutschen werden jetzt ins Gefängnis gebracht. Es soll untersucht werden, aus welchen Gründen sie zurückgeblieben sind. Die nicht verhafteten Deut­schen werden gruppenweise nach Holland abgeschoben.

London, 3 l. Januar. Die Einschiffung von 20000 bis 22000 deutschen Zivilgefangenen in England erfolgt zurzeit und ihr Eintreffen in Deutsch­land ist in allernächster Zeit zu erwarten.

Japan gegen Wllsoas 14 Punkte.

Berlin, 31. Jan. Die Delegierten auf der Pariser Friedenskonferenz hatten gestern, der Deutschen Tagesztg. zufolge, einen aufregenden Tag. Die größte Ueberraschung war, daß Japan, als es die Frage der deutschen Kolonien behandeln sollte, die Erklärung abgab, daß es von Wilsons 14 Punkten überhaupt nichts erfahren habe. Japan habe den Waffenstillstand nicht unterschrieben und brauche sich nichts um Wilsons Prinzipien zu kümmern. Diese Erklärung wirkte wie ein Donnerschlag. Man hat zwar die auffallende Tatsache bemerkt, daß Japan in den Plenarsitzungen vom Samstag sich nicht über den Völkerbund ausgesprochen hat. Man führte

dies aber auf die Schweigsamkeit der Japaner zu­rück. Jetzt erscheint dieses Schweigen aber in einem ganz anderen Lichte. Offenbar nimmt Japan für sich eine absolute Sonderstellung in Anspruch, wo­durch das Zustandekommen des Völkerbundes nach den Wilsouschen Grundsätzen auf sehr lockeren Schrauben fungiert.

Berlin. 31. Jan. Der amerikanische Flotten­chef Admiral Mayo drang-in dem Ausschuß für Marineangelögenheiten des Repräsentantenhauses am Vorabend der Abstimmung über die Regierungs­flottenvorlage auf sofortige Vergrößerung der Flotte, indem er erklärte, daß niemals eine Zeit bestanden habe, wo es so notwendig sei, gründlich vorbereitet zu sein. Diese Nachricht gewinnt besonderes In­teresse im Zusammenhang mit der Meldung, daß die japanischen Vertreter in Paris die 14Punkle Wilsons nicht anerkennen und den Völkerbund ablehnen.

Kus LtaS», Vezirk unS Umaebuna

Neuenbürg, 3. Febr. Der vom Vorstand des Gewerbe-Vereins, Herrn Malermeister Mann, auf gestern nachmittag in das Gasthaus z. Krone ergangenen Einladung zu einer Versammlung der Bauhandwerker war aus Stadt und Bezirk zahlreich Folge geleistet worden; auch weitere nicht dem Bauhandwerkerstand angehörende Vereinsmit­glieder bekundeten durch ihr Erscheinen Interesse. Auf der Taaesordnung standen 2 Punkte: Arbeits­beschaffung für Bauhandmerker und Ernennung eines Bezirksausschusses für Bauhandweiker. Nach voraus­gegangener Begrüßung' gab der Vorsitzende den Wortlaut eines von der Handwerkskammer Reut­lingen eingegangenen Rundschreibens bekannt. Nach demselben ist beim Arbeitsministerium in Stuttgart ein Handwerker-Ausschuß gebildet worden, dem neben den Handwerkskammern auch Vertreter der haupt­sächlich in Betracht kommenden Landesverbände des Bauhaadwerks und auch einige Vertreter der Ar­beiterschaft angehören. Eine erfolgreiche Tätigkeit kann aber nur möglich sein, wenn im ganzen Lande Vertrauensleute gesunden werden, die in ständiger Fühlung mit der Zentrale stehen. Zu diesem Zweck sollten in allen Oberamtsbezirken des Landes Be­zirksausschüsse gebildet werden, denen u a. die Auf­gabe obliegt, bei der Beschaffung von Privatarbeit (hauptsächlich Jnstandsetzungsarbeiten) für das Bau­handwerk, das Arbeilsministerium zu unterstützen, Bericht über etwaige Mißstände bei der Arbeits­beschaffung zu erstatten, ebenso wenn die Ausführung von Jnstandsetzungsarbeiten wegen Rohstoffmangel nicht möglich ist. Diesen Beziiksausschüssen sollen mindestens 3 Bauhandwerksmeister der Overamts­stadt, 2 weitere Meister der Städte von über 5000 Einwohner und je nach Bedwfnis weitere Bauhand­werksmeister der' wichtigeren Oite des Bezirks an­gehören, außerdem soll noch ein Vertreter der Ar­beiterschaft hinzugezogen werden, der aber vom Be­zirkskartell der Gewerkschaften bestimmt wird. Nach Bildung dieser Bezirksausschüsse werden die zur Mitarbeit in den Bezirksausschüssen Bestimmten zur gemeinsamen Aussprache an den Sitz der zutreffenden Handwerkskammer eingeladen. Durch Zuruf wurden nach längerer Aussprache gewählt von der i Ober- amtsstadtZimmermeister Bischofs, Schreinermeister Fehrenbach, Malermeister Mann, ferner Schreiner meister P roß-Calmbach Glasermeister Kull-Birkenfeld, Flaschnermeister Kehle-Herren- alb, Schlossermeister Bäuerle-Schömberg. Wild­bad war nicht vertreten. Daran schloß sich eine Aussprache über verschiedene das Bauhandwerk be­treffende Fragen, u. a. die Wegnahme von Arbeiten durch Firmen an größeren Plätzen wie Stuttgart durch Unterbietung. Der Vorsitzende empfahl in solchen Fällen zur Selbsthilfe zu greifen nd durch persönliches Vorstelligwerden bei den maßgebenden Stellen die dadurch gefährdeten Interessen zu wahren. Das sei, wie er an Selbsterlebtem nachweist, viel­fach von Erfolg begleitet. In erster Linie sei aber der Zusammenschluß aller Gewerbetreibenden und Bauhandwerker nötig, nur geschlossen können Er­folge .erzielt werden, der Einzelne sei heutzutage machtlos. Stadtpfleger Knödel empfahl als gute Erscheinung mit aus der Kriegszeit hinüber zu retten, daß nicht die Pumpwirtschaft einreiße; der Hand­werker sollte mit der Ware gleich die Rechnung senden, das bewahre vor Zinsverlusten. Demgegen­über wurde betont, daß vornehmlich der Staat der­jenige Auftraggeber sei, welcher die Abrechnung ver­zögere, woran allerdings die mit der Abrechnung beauftragten Bauwerkmeister vielfach die Schuld tragen. Sache der Bezirksausschüsse dürfte es sein, auch in dieser Richtung auf Abhilfe zu dringen.

Neuenbürg, 3. Febr. Im Gasthaus zur ^Eintracht hielt gestern nachmittag der Turn-Verein i seine Generalversammlung. Vorstand Fehrenbach ! gedachte nach Begrüßung der Erschienenen, vornehmlich i der vom Felde Zurückgekehrten, des großen Krieges i und seines so viele Hoffnungen zerstörenden Aus­

gangs, an dem nicht unsere Frontsoldaten, son dem die in der Heimat Berbliebenen die Schuld trüge»; das Andenken der auf dem Felde der Ehr« Ge­bliebenen wurde in üblicher Weise geehrt. Schrift­führer Volksschulrektor Vollmer berichtete über die Vereinsangelegenheiten des »ergangenen Jahre- (Ausschußsitzungen, Versammlungen, Abschiedsfeier von Oberkontrolleur Frank). Zu Beginn des Vor­jahrs war der Mitgliederstand 232, durch Austritt, Wegzug und Tod (davon 4 weitere Gefallene) gehen ab 17, hinzukommen infolge Neuaufnahmen und Uebertritt von Zöglingen 11. heutiger Stand 228. Ausmarschiert waren 126 Mitglieder, davon sind 20 16°/o gefallen. Stellv. Turnwart TiteliuS erstattete den Turnbericht (Wandertag nach Bern­bach. Jugendwehrturnen, Gauturnwartsversummlung in Stuttgart, Damen- und Zöglingsturnen). Ueber den Stand der Kaffe pro 1918 berichtete Kassier Ludwig Gauß. 399 Mk. 33 Pfg. Einnahme« stehen 304 Mk. 90 Pfg. Ausgaben gegenüber, es ergibt sich ein Kaffenbestand von 94 Mk. 43 Pfg. Das Vereinsvermögen erhöht sich von639 Mk. 10 Pfg. auf 761 Mk. 22 Pfg. Die Kasse wurde geprüft und in Ordnung befunden. Der Vorstand erklärte den Kassier für entlastet und sprach den drei Be­amten den Dank des Vereins für ihre Mühewaltung aus. Das Jahresgehalt des Vereinsdieners wurde von 25 auf 30 Mk. erhöht. Beschlossen wurde auf Voi schlag des Ausschusses, zu Ehren der vo« Heeresdienst Zurückgekehrlen am Sonntag, de» 2. März im Anker eine Begrüßungsfeier mit Tanz abzuhallen, mit welcher gleichzeitig eine Ehrung von 20 älteren Mitgliedern verbunden werden soll. Mit der weiteren Anordnung wird der Ausschuß bsauf- tcagt. Es wurde zu den Wahlen geschritten. Vor­stand und Schriftführer betonten, infolge Gelchäfts- überbürdung, der Kassier mit Rücksicht auf seinen angegriffenen Gesundheitszustand eine Wiederwahl ablehnen zu müssen, sie erklärten aber, der neuzu­wühlenden Vorstandschaft mit Rat und Tat an die Hand geben zu wollen. Obwohl sie sich den Grün­den, welche für den Rücktritt der Vorstandschaft sprachen, nicht verschließen konnte, nahm die Ver; sammlung mit Bedauern hievon Kenntnis. Es wurde aus der Mitte der Versammlung dem Wunsche Ausdruck gegeben, die bisherigen Inhaber möchten ihre Aemter noch ein Jahr weiterführen, bis geord­nete Zustände eingetreten wären, dieselben bestanden jedoch unter wiederholtem Hinweis auf das schon Vorgebrachte aas ihrem Rücktritt. Der bisherige Schriftführer redete einer Verjüngung der Vorstand­schaft das Wort. Nach längerem Meinungsaustausch wurden in besonderem Wahlgang durch Äkklamati»« einstimmig gewählt als Vorstand Wilhelm Fiak- deiner, langjähriger früherer Turnwart, als Schrift­führer Emil Schäfer, zum Kassier Friedrich Girrbach. Die Gewählten nahmen ihr Amt an und versprachen, nach Kräften bemüht zu bleiben, den Verein auf der bisherigen Höhe zu halten, wozu sie sich die Unterstützung aller Mitglieder er baten. Zum 1. und 2. Turnwart wurden Emil Haist bezw. Robert Fehrenbach je einstimmig berufen. Bei der Wahl der 4 Ausschuß Mitglieder bat Ausschußmitglied Fritz Höhn altershalber von seiner Person abzusehen, Vorstand Fehrenbach wies jedoch, unter Hinweis auf die von Fritz Höhn bekundete Turnertreue, darauf hin, daß man den Rat der Alten nicht missen wolle. Darauf­hin wurden die bisherigen Ausschußmitglieder: Fritz Höhn, Karl Titelius, Fritz Ruf und Karl Bosch einstimmig wiedergewählt. Namens derselbe» dankte Fritz Hohn für das wiederholt bewiesene Vertrauen mit dem Versprechen, alles zu tun, um den Verein zu heben und zu fördern. Schriftführer Vollmer gab der Genugtuung Ausdruck, daß mit Ausnahme der Ausschußmitglieder sein Vorschlag angenommen worden sei. Mit der neuen Leitung könne man zufrieden sein; er hoffe und wünsche, daß der Verein unter derselben einem neuen, er­sprießlichen Aufstieg entgegen gehe. Vorstand Fink deiner nahm Veranlassung, der bisherigen Vereinsleitung für ihre langjährige an Erfolge» reiche Tätigkeit wohlverdienten Dank auszusprechen, dem sich die Versammlung durch Erheben von den Sitzen anschloß. Bisheriger Vorstand Fehrenbach dankte namens der so Geehrten. Die einmütig verlaufene Wahl lasse künftiges Blühen und Ge­deihen erhoffen. Wiederaufbau und Zusammen­schluß heiße es im ganzen deutschen Vaterland; die Früchte werden nicht ausbleiben. Dem Verein wünsche er Blühen und Gedeihen zum Segen der Jugend, zum Nutzen des Turnvereins. Ein frisches Turnerlied beschloß die einmütig verlaufene Ver­sammlung.

Württemberg.

Freudenstadt, I.Febr. Wie der Grenzer aus zu­verlässiger Quelle erfährt, soll der Bau der Bahn Oopenau- Griesbach anfangs April, sobald die Witterung die Ar-