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Amtsblatt für vsn OberamtsbLAirk Neuenbürg.
Erscheint täglich, mit Ausnahme Ser Sonn- unS KeMage.
Reuenhurst Dienstag den 28 Januar 1919
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die einspalt. Zeile 15 ^ bei AuskunftserteilunG
durch d.Geschäftsst.30^ Reklame.Zeile40^. Bei öfterer Aufnahme entsprechender Nachlaß, der im Falle des Nah», verfahr, hinfällig wird.
Schluß der Anzeigen« Annahme 8 Uhr vorm. Fernsprecher Nr. 4.
Für telefonische Aufträge »irA Leine Gewähr itbernommor»
77. Aadrgang.
DrutichlanS.
Stuttgart, 26. Jan. Ueber den Arbeitsplan der Landesversammlung verlautet:
Die Landesversammlung wird am Montag und Dienstag die politische Generaldebatte zu Ende führen. Mittwoch werden kleinere Gesetze beraten. Donnerstag, Freitag und Samstag wird der Ver- i faffungsentwurf in erster Lesung beraten und einem besonderen Verfassungsausschuß überwiesen. In der folgenden Woche wird das Plenum einen Gesetzentwurf betr. Abänderung der Gemeindeverfassung in erster Lesung erledigen und der Verfassungsausschuß ^ seine Beratungen beginnen. Um diese zu fördern, wird sich das Plenum vertagen. Einige Finanzge- j fetze werden voraussichtlich vorher noch eingehen. !
Stuttgart, 27. Jan. Die Unabhängige So- ! zialdemokratische Partei Stuttgart hielt dieser Tage eine Generalversammlung ab, in der die Spartakusleute unter Walchers Führung, der früher Redakteur ; «n der Schwab. Tagwacht war, ihren Austritt aus der Partei erklärten und ihren Beitritt zum Spar- tokusbund vollzogen. Es sind 353 Mitglieder unter ; der Führung Klara Zetkins. Der Führer der Unabhängigen bleibt Crispien.
Altenburg, 27. Jan. Bei den Landtagswahlen in Altenburg, die gestern stattgefunden haben, wurden für die Sozialdemokraten 35066, für die Demokraten 14639 und für die Konservativen 7358 Stimmen abgegeben. Die Sozialdemokratie rechnet »on 40 Sitzen 22 oder 23, also «ine kleine Mehrheit zu erhalten.
Berlin. 26. Jan. Zwischen der deutschen und Niederländischen Regierung ist eine Vereinbarung zustande gekommen, wonach gegen tatsächlich erfolgte Kohlenlieferung Lebensmittel, namentlich Fische und Vieh, ferner Flachs, sofort von Holland rach Deutschland gelangen. Diese Wiederaufnahme der seit langem unterbundenen LebenSmittelzufuhren war deshalb möglich, weil aus Deutschland Kohlen geliefert worden sind.
Berlin, 26. Jan. Feldmarschall Mackensen wird wie ein Sträfling behandelt. Er befindet sich in Putak im Schlosse des Grafen Chotek mit 10 Herren seines Stabes. Wahrscheinlich wird er dort bleiben. 5'st> Spahis bewachen daS Schloß. Die Gefangenschaft ist sehr hart. Innerhalb des Parkes, nahe dem Schlosse, ist ein Drahtzaun gezogen. Der Marschall darf nur innerhalb dieses eng begrenzten Raumes spazieren gehen und ist auch sonst von jedem Verkehr mit der Außenwelt abgeschlossen. Der junge Graf Eltz, als stellvertretender Hausherr, darf sich in den Räumen Mackensens täglich nur eine Stunde aufhalten und nur in Gegenwart der Wache mit ihm sprechen.
Berlin, 27. Jan. Wie wir von zuständiger Seite erfahren, ist das stark verbreitete Gerücht, als lägen amtliche Nachrichten und Bedingungen für den Eintritt Deutscher in fremde Armeen vor, durchaus unbegründet. Kür einen Deutschen dürfte eS auch näher liegen, sich am Wiederaufbau der deutschen Heimat zu beteiligen, als seine Dienste «iner noch feindlichen Macht anzubieten.
Berlin, 27. Jan. Die Söhne des früheren deutschen Kaisers haben sich bis auf Prinz Adalbert entschlossen, den Wohnsitz in Potsdam zu behalten. Die frühere Kronprinzessin behält ihr Landhaus am Jungfernsee zu dauerndem Aufenthalt bei. Inwieweit die Prinzen militärisch verwendet werden solle», steht noch nicht fest. Prinz Leopold von Preußen (Vater) ist mit seiner Familie für einige Zeit zu seinem jüngsten Sohne nach München übergesiedelt.
Berlin, 26. Jan. Das Reichswirtschastsamt hat seine Entwürfe für die „Sozialisierung" weitergegeben. Der Staatssekretär des Reichswirtschasts- amts bezeichnte die Einsetzung der Sozialisierungs- lkommission als einen unglücklichen Beschluß, da er zu weitgehende Hoffnungen erweckt habe.
Berlin, 27. Jan. Die Vertreterversammlung der deutschen Staatenregierung befaßte sich einge
hend mit der neuen Reichsverfaffung. Ein Beschluß auf möglichste Einheit wurde mit großer Mehrheit gefaßt.
Berlin, 27. Jan. Die preußischen Wahlen sind überall ruhig mit bedeutend schwächerer Beteiligung als bei den Nationalwahlen verlaufen.
Berlin, 27. Jan. Infolge des Vorgehens der Polen gegen die Deutschen auf wirtschaftlichem Gebiete hat sich die Reichsregierung entschlossen, Gegenmaßnahmen zu treffen. Sie erließ zunächst ein Ausfuhrverbot von Geld in das polnische Aufstandsgebiet.
Berlin, 27. Jan. Uni er der Ueberschrift „Was jetzt getan werden muß", schreibt Professor Gering im „Vorwärts": Es gibt keinen anderen Weg, um wenigstens einem Teil der Millionen, die in den Städten und in den Jndustriebezirken erwerbslos werden, ein Unter- und Auskommen in der Heimat zu verschaffen, als die ergiebigste Nutzbarmachung der Hilfsquellen des heimischen Landbaues unter dichter Besiedelung weiter Menschen- ? armer und menschenleerer Distrikte. Wir mußten vor dem Kriege zwei bis drei Milliarden für Nah rung und Futterstoffe an das Ausland abgeben, statt sie selbst zu produzieren. Es ist nun wirklich lange genug über Besiedelung des platten Landes geredet worden; jetzt heißt es handrln.
Brau »schweig, 25. Jan. Hier hat heute ein Kongreß zur Gründung einer westdeutschen Republik stattgefunden. Vertreten waren u. a. Stendal, Düsseldorf, Leipzig, Essen, Zelle, Hannover, Peine, Hamburg, Oldenburg. Hilde-Heim, Kuxbaven, Remscheid. Merseburg, Bremen usw. Der Hauptinhalt der Reden war: Die A. und S. Räke sehen m der Nationalversammlung lediglich ein Organ, zur Demokratisierung und Sozialisierung des Reiches. Erweist sich die Nationalversammlung hierfür ungeeignet, dann hat sie und nicht die A.- und S. Räte abzutreten. Sodann wurde die Bildung von 10 Republiken Nordwestdeuischlands mit der Hauptstadt Kassel gefordert.
Helgoland, 26. Jan Eine böse Ueber- raschring erlebte die Bevölkerung, die nach Ausbruch des Kriege? von der Insel weggebracht wurde und soeben wieder heimgekehrt ist. Die 500 Häuser Helgolands waren alle geplündert; und das trotz der zur Bewachung verfügbaren 3000 Matrosen! Die Helgoländer hatten vor der Abreise den Befehl erhalten, die Schlüssel in den Haustüren stecken zu l assen.
kluslanS.
Triest, 26. Jan. Wie der Secolo aus Triest erfährt, ist dort die Stimmung gegen Italien so gereizt, daß man sich selbst mit den maßvollsten Sozialisten über die Jtalienität Triests niast verständigen könne. Auch der „Eorriere della Sera" meldet, daß sich mit der italienischen Besetzung Triests viele Unzuträglichkeiten eingestellt hätten. Der Handel liege völlig darnieder. Die Teuerung sei größer als unter der österreichischen Regierung. Eine Folge dieses Zustandes sei, daß die Triester Werftarbeiter die Arbeit eingestellt hätten. — In Fiume kam es wieder zu Demonstrationen der Kroaten gegen die Italiener, bei d-nen, wie der „Eorriere della Sera" schreibt, sogar französische Soldaten und Offiziere der Besatzung mit den Kroaten gemeinsame Sachen machten. — Nach einer italienischen Depesche sollen die Geheimverträge der Entente, soweit sie den 14 Punkten Wilsons widersprechen, für ungültig erklärt werden.
Haag, 27. Jan. Um die Arbeitslosigkeit in Amerika nicht weiter um sich greifen zu lassen, hat die amerikanische Regierung beschlossen, daß kein Soldat auf seinen Wunsch aus dem Heeresdienst entlasten werden darf, bevor er nicht eine Beschäftigung im bürgerlichen Leben erhalten hat. s Paris. 2S. Jan. Der Vertreter der „Daily News" auf der Friedenskonferenz hofft, daß es möglich sein werde, die Vertreter der Mittelmächte
Ende März od. Anfang April nach Paris zu berufe», vorausgesetzt, daß Deutschland bis dahin eine regelrechte Regierung habe.
Paris, 26. Jan. Der Wilson befreundete, fälschlich totgcsagte Oberst Home hat aufgrund einiger der Entente unbekannten Dokumente eine umfangreiche Denkschrift ausgearbeitet. In dieser werden angeblich die gegen den deutschen Kaiser gerichteten Hauptanschuldigungen entkräftet.
Par^is, 27. Jan. Präsident Wilson begab sich am Sonntag nach Reims. Er wird auch noch einige andere Städte besuchen, um die Kriegsverwüstungen in Augenschein zu nehmen.
Lissabon, 25. Jan. Mittags griffen republikanische Truppen die Rebellen mit dem Bajonett an. brachten ihnen schwere Verluste bei, nahmen zwei Batterien und machten zahlreiche Gefangene. Brände in den Vorstädten sind schnell gelöscht worden. Die telegraphische Verbindung mit Oport« und dem Norden ist unterbrochen.
Washington, 26. Inn. Das riesige Flotte»« bauprogramm der Union toll nur ausgeführt werden, wenn andere Staaten, besonders England, die maritime Rüstungseinschiänkung ablehnen. Der Marineausschuß des Repräsentantenhauses beschloß, die Erörterung des Gesetzes über die Festsetzung deS Schiffsbauprogramms auf weitere 3 Jahre für eine Woche zu verschieben mit Rücksicht darauf, daß di« Entscheidung der Friedenskonferenz über die Weltabrüstung abgewartet werden soll.
Die Verhandlungen über den Völkerbund.
Paris, 25. Jan. In der Sitzung des Friedenskongresses wurden verschiedene Entschließungen angenommen. Zur Aufrechterhaltung der Neuordnung der Welt ist es notwendig, daß der Völkerbund geschaffen wird, um die internationale Zusammenarbeit zu fördern, die Erfüllung der internationalen Verpflichtungen zu sichern und Sicherungen gegen de» Krieg voizusehen. Der Völkerbund soll als Hauptbestandteil in den allgemeinen Friedensvertrag ausgenommen werden. Er soll jeder zivilisierten Ratio» offen stehen, die Gewähr dafür bietet, daß sie seine Ziele fördert. Die Mitglieder des Völkerbundes sollen regelmäßig in internationalen Konferenzen zusammentreten und eine beständige Organisation und ein Sekretariat unterhalten, um die Angelegenheiten des Bundes in den Zeiten zwischen den Konferenzen zu fühi« . Die Konferenz bestimmt daher ein Komitee von Vertretern der assoziierten Regierungen, um die Einzelheiten der Gestaltung und der Organisierung des Bundes auszuarbeiten.
Eine Kommission bestehend aus je 2 Vertretern von 5 Großmächten und 5 Vertretern anderer noch ! auszuwählender Di ächte, ist dazu bestimmt, Erhebungen anzustcllen und Bericht zu erstatten über , Verantwortlichkeit der Urheber des Krieges, Ber- j letzung der Kriegsgesetze und Bräuche, die von den ' Etreitkräflen des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten auf dem Lande, zur See und in der Lust während des Krieges begangen wurden. Die Abstufungen der Verantwortlichkeit für diese Verletzungen,
' sofern sie sich auf einen einzelnen Angehörigen der feindlichen Streitkräfte, einschließlich der Mitglieder ! der Generalstäbe und anderer Personen, so hoch sie auch stehen mögen, beziehen. Zusammensetzung und f Verfahren des Gerichtshofes, um derartige Verletzungen festzustellen.
Kommissionen mit nicht mehr als 2 Vertretern Belgiens, Griechenlands, Polens, Rumäniens und Serbiens sollen bestimmt werden, um über die Höhe der Entschädigungen, die die feindlichen Länder zahlen müssen, Untersuchungen anzustellen und ' schnellstens zu berichten über daS, was diese zu ! zahlen fähig sind, über die Art, Form und Zeit, innerhalb welcher die Zahlung erfolgen könnte.
Aus Stab«. Bezirk uns Umgebung.
Neuenbürg. 28. Jan. Zug 960 »erkehrt künftig, jedoch nur Werktags, auf den Stationen Wildvad bis Neuenbürg-Stadt je 10 Minuten früher.