eschl«,e« wurde», die erste zwischen Oppenheim und Nier- ei«, die zweite zwischen St. G»ar und St. Soarhausen «nd die dritte bei Budenhei«. Kreis Mainz.
Stockholm, 22. Jan. Eine esthnische sozialdemolrati- sch» Zeitung erfährt vom Haupt der esthnische« Regierung, Trotzt! habe an die Sinowjow telegraphiert, daff die Bolschewik, wahrscheinlich gezwungen se>« werden, Petersburg »hne Kampf auizuge^en. Trotzt! erklärte, die Bolschewisten hätten eine groje Niederlage im Norden erlitten, da die anze Armee mit den Generälen an der Spitze zum Feind bergegangen sei. Seit Donnerstag streike« 80006 Arbeiter in Peierdburg.
Madrid, 22 Jan. Manuel von Braganza, der nun wieder zum Thron zurückgesührt wird, war durch die Revo- lution nom S. Lkiober 19>0 nach nicht ganz vierjähriger Regierung verjagt worden. Um 1». Juni ISll wurde Por« tugal zum Freistaat erklärt und d e Dynastie Braganza. «ine Seitenlinie des deutschen Fürstenhauses von Coburg »nd Gotha, durch Stnatsgesep des Landes verwiesen. Seither ist daS Land nur scheinbar zur Ruhe gekommen; die unter der Oberfläche so> »glimmende Unzufriedenheit mit den destehenden staatsrechtlichen Ve,hältniss,n ist eist vor kurzem darin zum Ausdruck gekommen, daß am 16. Dezember vorn- gen Jahres der Präsident der Republik ermordet wurde. Irgendwie muß die jetzige Bewegung in Englands Pläne passen, sonst hätte sie nicht den Umfang gewinnen können, den sie gewonnen hat.
New-Dort, 22. Jan. Zcitungsmcldungcn zufolge wird Taft wahrsckeinl ch der Nachfolger Wilsons als Frie- densdeieg'crtei: sein, sobald der Präsident nach den Bereinigten Staaten zurückgekehrt ist. Nach einer Meldung der »TimeS" aus Toronto hielt Tait am Donxerstag im Ex- preßklub eine Rete, in der er für den Völkerbund und eine gute Verständigung mit England eintrat. Er sagte, daß Deutschland in den Völkerbund nicht zug-l.'ssen werden dürie solange es keine Reue zeige. Die deuischen Kolonien müßten durch de» Völkerbund verwaltet weiden, daS sei bester, als daß England sie bekomme.
Kus Stavr. Aesirk unkt Ulmgsbuna
— Die 2, Volksschuldienstprüsung hat u. a, bestanden: ; Gchöller, Richard, von Sprollenhaus. !
Neuenbürg, 24. Jan. Die Erhöhung der ! Eisenbahntarife wird nün am 1. April ds. Js. in , Kraft treten. Die Tariferhöhung soll für den Gü- i ter- und Viehverkehr einen Zuschlag von 50 Proz. j zu deni jetzigen schon erhöhten Tarif bringen. Bei j dem Personenverkehr sollen zu den jetzigen Fahr- > preisen folgende Zuschläge vorgenommen werden: j für die vierte Klasse 25 Prozent, für die dritte Klasse 30 Prozent, für die zweite Klasse 40 Proz. - und für die erste Klasse 100 Prozent. Die bis- i herigen Zuschläge für Schnellzüge sollen neu ge- j regelt werden. Ferner ist die Einführung eines j Zweiklassensystems in Aussicht genommen. l
Wildbad, 21. Jan. (Eingesandt!. Die Trennung s Von Staat und Kirche ist ein Produkt des Fortschritts und ; wäre ein Unrecht, sich dem cntgegenitellen zu wollen. Es ! gibt doch in unserem Staat« mehicre Religionsgemeinschaf ; ten, die doch den gleichen Anspruch aus ihren Glauben ha- l den, wie die evangelischen und katholischen Christen. Oder ! sollen auf dem Gebiete d>s Glaubens Ausnahmen bestehen ^ -leiben? „Jedem Menschen seinen Glauben." Wenn wir i politische Freiheit haben, muß auch der Glaube frei sein, ; Die Schule ist die Grundlage des werdenden Staatsbürgers, i deshalb müssen dir Schule Lernmittelfrech,it gewährt wer- j den, um einen brauchbaren Staatsbürger zu erziehen, Religion ist eine rein familiäre Sache und gehört nicht in die ; Schule. Die Schule ist, so wie wir sie jetzi haben, kontessio- - nel und erzieht die Kmder schematisch im Glauben, die - Frucht davon zeigt sich später. Glauben kann nicht gelernt «erden, er muß innere Ueberzeugung sein, die sich erst mit der Repe des Manschen bildet. Der Staat als Körper der i Gesetzgebung nnv Verwaltung bat mit dem Glauben, der
doch Goche jedes Einzelne» ist, «ich» z» tun. Di« Trennung von Staat und Kirche muß gefordert werden, damit der Staat ohne Einfluß jeder Religion die Gesetzgebung s» aussührt, daß jeder, welchen Glaubens er «uch sei. sei» Lebe» als Staatsbürger «uch genießen kann.
Sergt. Bott, Res.-L«z. Wildd«d.
Lalw, 22. Jan. Hier wurde Heeresgut im Werte von etwa 6000 Mark beschlagnahmt, das durch den früheren Wachtmeister Stammler bei der Pferdesammelstelle Cal» unter Mißbrauch seine- Dienstverhältnisses beiseite geschafft worden war.
Württemvrrg.
Nagold, 21. Jan. Am 6. Dezember vor, Jahres wurden auf dem Bahnhof in Schmelinia (Ukraine) Teile deS Res.-Jns.-Reg'S. 122 verladen. Es sollte der Heimat zugeben, und die Freude der Feldgrauen war deshalb groß. Bolschewistische Banden überfielen den Zug, cS gab stundenlange erbitterte Kämpfe, in denen schließlich unsere Brave» der Ueberlegenbcit sich sügen mußten und gefangen genommen wurden. Eine Anzahl Toter und Verwundeter blieb zurück, und unter diese» befand sich auch der Dreher Herman Günther von hier.
Oberndorf, »4. Jan. Gestern abend kurz vor Geschäftsschluß wurde von der Waffenfabrik Mauser durch Anschlag bekanntgcgeben, daß infolge KohlevmangclS der gesamte Betrieb von heute ab bis 9. Fcbiuar geschlossen bleibe. Schon in den letzten Tagen wurde über 10»« Arbeitern wegen Arbeilsmangels auf 8. Februar gekündigt. Wir gehen hier anscheinend trostlos geschäftlichen Zeiten entgegen,
Hemmendorf, OA. Rottenburg, 2». Jan. Der erst kurz vor Kriegsschluß auS dem Feld znrückgekchrt« Ignaz Störzcr wurde beim Holzfällen von einem stürzenden Baume in das Genick getroffen. Er brach bewußtlos zusammen und war nach einer Viertelstunde eine Leiche. Die vier Gefährten sprangen aut dre Seite und kamen so mit dem Lebe» danon. Der Gclötehe geriet im Krieg in russische Gefangenschaft, aus der er sich wieder befreien konnte. Nun hat er ein so tragisches Ende gefunden.
Derendingen bei Tübingen, 26. Jan. Der Friseur Otto Kühla uß hat am Sonntag Abend seine Frau erschossen, Hierzu erfährt die Tübinger Chronik, daß Kühl- muß zunächst angab, seine Frau habe sich selbst erschaffen. Er wurde oerhastet, dann aber wieder freigelaffen, da er einqestand, daß ihm der Schuß losgegangen war, weil er nicht wuße, daß die Waffe geladen war. Die Frau war nach wenigen Stund en tot. _
Letzt« RacvnHMrr u. LLlSMsmmk-
Sig maringen, 23. Jan. Die Zentrums- partci, die Deulsche demokratische Partei, die sozialdemokratische Partei und die Bürgerpartei fordern ihre Wähler auf, am 26. Januar zur preußischen Landesversammlung nicht zu wählen, da den Parteien keinerlei Gelegenheit geboten war, bei der Aufstellung der jetzt bekanrtgegebenen Wahl mitzu- wirkcn.
Metz, 24. Jan. Die Thiesfen'schen Stahlwerke in Hageildiligen (Lothringen) sind von der französischen Regierung unter Zwangsverwaltung gestellt worden, werden aber um ihre vielen Arbeiter nicht brotlos zu machen, in Betrieb bleiben.
Berlin, 24. Jan. Die unhaltbaren wirtschaftlichen Zustände werden u. a. dadurch gekennzeichnet, daß allein in der Landwirtschaft die Zahl der fehlenden Arbeitskräfte auf annähernd 600 000 Personen geschätzt werden muß und schon jetzt die Frühjahrsbestellung als sehr ernstlich gefährdet erscheint. Die Lebensmittelversorgung Deutschlands durch die Entente ist aurs engste durch eine aufs
höchste gesteigerte Ausfuhr der Kohlen, Kali und Jndustrieerzeugnissen bedingt. Gegen die erschreckend anwachsende Arbeitslosigkeit muß mit scharfen Maßnahmen aufgetreten werden und radikal durchzugreifen wird sich die Regierung, wie verschiedene Morgenblätter melden, nicht länger versagen.
Berlin, 24. Jan. Zur Frage was jetzt getan werden muß, um die Arbeitslosigkeit herabzumildern, heißt es im »Vorwärts" : Die einzige Möglichkeit, nutzbringend die gegenwärtig brachliegenden Kräfte zu beschäftigen und die weitere kolossale Wertvernichtung durch Arbeitslosenunterstützung ohne Gegenleistung zu vermeiden, ist, die Arbeitslose« zur Herstellung neuer Felder und Wiesen heranzu- z ziehen und der Verbreiterung des Nahrungsmitlel- 1 spielraums des deutschen Volkes nutzbar zu machen. ! Berlin, 23. Jan. Auf Anregung der Re- r gierung wird dieser Tage ein Teil der Regierungs- ? truppen, die an den militärischen Maßnahmen der j letzten Zeit in Berlin beteiligt waren, nach Schlesien ? zum Schutze der Landesgrenze und der Aufrechterhal- ! tung der Ordnung im Kohlengebiet befördert werden. Berlin, 33. Jan. Laut „Berl. Tagebl." beschloß die württembergische Regierung einer Zerlegung Preußens zu widersprechen.
Berlin, 23. Jan. Eine am 22. ds. Mts. von ^ 2000 Personen besuchte Versammlung der Deutschen s demokratischen Partei in Berlin erhob energisch » Protest gegen jeden Plan einer Zerstückelung Preußens.
? Braunschweig, 23.Jan. Der A.-u. S.-Rat beschloß in seiner heute Nachmittag abgehaltenen
- Sitzung nach längerer Beratung, die Zensur deS ? W.T.B. aufzuheben. Ferner wurde ein Antrag
Merges ««genommen, wonach den bürgerlichen Zei- 1 tungen die behördlichen Inserate entzogen werden ? sollen.
- Hamburg, 23. Jan. Im Laufe der Nacht : wurden die von den Spartakisten noch besetzt ge- , haltenen Wachen und Gebäude vollständig gesäubert.
Von den Sicherheitsmannschafl wurden durch Schüsse 4 schwer, mehrere leicht verletzt. Auf der Gegenseite sind bisher 2 Tote festgestellt; die Anzahl der Verletzten ist noch nicht ermittelt. Heute früh 10 Uhr wurde der Belagerungszustand aufgehoben. Der Hamburger Hauptbahnhof war heute früh noch von allem Personenverkehr ausgeschaltet.
Bromberg, 23. Jan. Steinburg wurde von einer starken polnischen Abteilung angegriffen. Unter Zurücklassung von 26 Toten, darunter der Führer, ein früherer deutscher Offiziersstellvertreter, wurden sie abgewiesen. — -
Bern, 22. Jan Nach einer Washingtoner Meldung wird der Verwahrer fremden Eigentums, Palmer, auf dem Kongreß beantragen, das deutsche Eigentum im Gesamtwerte von '/i Milliarden Dollars zur Deckung der amerikanischen Schadenersatzansprüche gegen Deutschland infolge der Beschlagnahme amerikanischen Eigentums zu verwenden.
Bern, 23. Jan. Die Pariser Reise Adors gilt in erster Linie der Rheinschiffahrt, der Revision des Gotthardvertrages und der Behebung gewisser ' Schwierigkeiten an der schweizerischen Nordgrenze.
Roman von Renttoh.
< Nachdruck verboten.)
„Wasser!" — bat er leise. — „Nur einen Tropfen!"
Hubinger klingelte, und Frau Weiße kam herein.
„Ter Herr Doktor ist sehr unwohl" — sagte Hubinger. — „Bitte, bringen Sie ihm Wasser und dann seine Ueberkleider! Er fährt mit mir noch fort."
Ohne zu denken, leerte Norbert das Glas, zog dann den Ueberrock an und nahm den Hut.
Schon zum Gehen gewandt, schritt er plötzlich noch einmal zurück zum Schreibtisch und nahm das Bild der schonen jungen Alt-Wienerin an sicb.
„Du kommst mit!" — sagte er laut. — „Du, Christa, warst der Anfang, und ich lasse dich nicht bis du mir das Ende zeigst!"
Frau Weiße wich entsetzt zurück. Mein Gott l War denn der Herr Doktor wahnsinnig geworden ?
„Eine Nervenüberreizung" — tröstete Hubinger. — „Ich bleibe bei ihm."
Dann nahm er die „blaue Schlange" vom Tische und steckte sie wieder zu sich.
„In ihr ist der Teufel!" sagte er dabei zornig.
Hans Norbert aber dachte an eine schlanke Gestalt, mit mondglänzendem florentinischen Schleier, an jenen Augenblick, da er den Opalreif zwischen den Falten des dunklen Vorhangs hatte glanzen sehen: er hatte ihn zu Christa geführt, und bei Christa lag für ihn das Glück. Las hatte er noch nie jo sicher empfunden wie ln diesem Augenblick.
„Nein — in ihr ist das Schicksal!" — wider- krrach er in Gedanken der soeben gehörten Aeuße-
rung Hubingers und folgte bocherhobenen Hauptes, einen stolzen Ausdruck im feinen Gesicht, den beiden Beamten.
Als er dann aber zwischen diesen die Stiege hinabscbritt, kam ihm der — im Hinblick auf die Situation nur allzu naheliegende — Gedanke: Wie, wenn man ibn nach dem Verhör nicht in seine Wohnung zurückkebren lassen, ihn im Polizeigebäude zurückhalten würde? Denn daß schwere Verdachtsmomente vorhanden waren, geeignet, in den Augen des Juristen als fast lücken- lcse Beweiskette zu erscheinen, konnte er selbst sich nicht verhehlen.
Ein Schauer überrann ihn; ein Gefühl völliger Vereinsamung bemächtigte sich seiner, aber sein Stolz, ein sich gegen das Schicksal, Lem er verfallen schien, wild aufbäumender Trotz gaben ihm die Kraft, allem Kommenden mutig entgegenzublicken.
„Christa" — dachte er —, „das Schicksal für mich bist du ja! Auf verschlungenen Wegen führst du mich doch zum Frieden, zum Glück! Ich vertraue dir. Christa: wenn alle fliehen — du wirst mir bleiben."
Als sie bei dem unten wartenden Auto standen» zögerte Hubinger einen Moment; dann lud er höflich auch Doktor Robinson ein, mitzufahren.
„Es ist vielleicht das einzig Beste, wir fassen gleich bei der ersten Aussage alle dunklen Punkte zusammen" — sagte er. — „Oft gilt ja doch gerade in unserm Berufe der Spruch: Je mehr Dunkel, desto näher das Licht!"
Es schien jedoch, als sollte sich diese alte Kriminalistenerfahrung diesmal durchaus nicht als richtig erweisen, denn nach dem ersten Verhör Doktor Hans Norberts konnte man auch nicht den geringsten Weg aus diesem Labyrinth sehen. Man nahm einstweilen an, daß den allbekannten Kunstgelehrten eine Art von Manie zu dem seltsamen, uralten Armreif hingezogen
^ habe/ eine Art eigenartiger Sinnesverwirrung,
> sprach viel von durch geistige Ueberanslrengung ! überreizten Nerven und von bedauerlicher Verwirrtheit, und schließlich schien allen Parteien das ! einüg Nichtige, vor allem den Geistes- und Ge- i sundheitszustand des Gelehrten prüfen zu lassen;
während dies geschah, konnten sich vielleicht neue,
^ sicherere Anhaltspunkte ergeben.
Norbert aber sad gar wohl ein, daß man mit dieser Maßreget ihm vorderhand das Furchtbarste, eine direkte Anschuldigung, ersparen und womöglich Zeit gewinnen wollte; der Gedanke jedoch, auf diese Weise der Freiheit seiner Handlungen beraubt, überwacht zu werden, erschien ihm unerträglich, geeignet, ihn, wenn er es nicht schon war, in Wirklichkeit wahnsinnig zu machen.
Rat Hubinger tatz was er nur tun konnte, aber das war eben leider nicht viel. Als er am späten Abend den alten Freund endlich verlassen mußte, nahm ihm dieser noch das Versprechen ab, Frau Weiße schonend zu benachrichtigen.
„Sie soll es doch wenigstens nicht aus den Zeitungen erfahren, daß ihr langjähriger Herr ein Dieb, ein Mörder ist", fügte er voll Bitterkeit seiner diesbezüglichen Bitte bei.
Hubinger versprach alles, hatte jedoch den Eindruck, daß Norbert noch etwas auf dem Herzen haben mußte.
„Na — und was noch?" — fragte er» schon in seinen Ueberrock schlüpfend. — „Du hast es ja gehört, Norbert: die Untersuchung, alle die kleinen Vorarbeiten sind mir übertragen. Es ist daher am besten, wenn du dich auch mit etwaigen Wünschen, und was vielleicht — vielleicht dein Herz erleichtern könnte, an mich wendest. Ich bin sozusagen jetzt die Vermittlung zwischen dir und der Außenwelt."
(Fortsetzung folgt.)