nun der Herzog Administrator Friedrich Karl von Württemberg mit insgesamt etwa 3—4000 Mann württembergischer und kaiserlicher Truppen in die Gegend von Breiten, und zog daselbst weitere Truppen an sich. Im ganzen hakte er nun etwa 6000 Mann beieinander, mit welchen er eine feste Stellung bei Oetisheim bezog. Inzwischen hatten sich die Franzosen der Stadt Pforzheim bemächtigt, die sie hernach in Brand steckten, so daß nur wenige Häuser stehen blieben. Dann wendeten sie sich unter Marschall de Lorge am 27. Sept. über Kieselbronn nach Oetisheim. Die deutschen Reichstruppen samt den württembergischen standen hinter dem Erlenbach. Zur Rechten hatten sie das mit Pallisaden wohlverwahrte Dorf, zur Linken dehnten sie sich bis gegen die Enz bei Mühlacker aus. Der Herzog hatte von dem Herannahen des Feindes Kunde erhalten und wollte sich gegen den rückwärts gelegenen Wald zurückziehen. Er schickte seinen Bruder Prinz Ludwig mit dem linken Flügel voraus, er selbst wollte Mit dem rechten den Rückzug decken. Als aber der Feind auf der Höhe von Sengach anrückte, zogen sich die Reichstruppen eiligst in Unordnung zurück. Der Herzog, ein tapferer Mann, suchte sie im Wald zum Stehen zu - bringen, wurde aber von allen verlassen und sah s sich plötzlich von zwei Offizieren und 5 Dragonern » umringt, die ihn samt dem General Soyer gefangen « nahmen. Das war das unglückliche Gefecht bei z Oetisheim und das dis Franzosen eine „Hasenjagd" nannten, da die erst kurz angeworbeneu Truppen r so schnell die Flucht dem Walde zu ergriffen hatten. Ein Teil der Flüchtlinge verzog sich auf Heilbronn zu, der andere nach Vaihingen a. E., wo sie' truppweise zugleich mit den ersten Franzosen anlangten, so daß die erschreckten Einwohner nicht wußten, wer Freund oder der Feind sei. Und nun ging es an ein Brennen und Sengen in der ganzen Umgegend. In den letzten Septemberjahren noch wurde Oetisheim, Mühlacker, Illingen und Vaihingen ausgeplündert, Oetisheim selbst ging größtenteils in Flammen auf. — Wie gut haben wir es dagegen jetzt, wo die tapferen deutschen Heere die feindlichen Heere von der Grenze fernhalten. Wie Hütten die wilden Afrikaner bei uns gehaust. Unendliche Dankbarkeit müssen wir ihnen zollen, diese können wir gerade jetzt durch reges Zeichnen auf die 9. Kriegsanleihe beweisen.
ttus StaSt. Brzir-K unS Umgebung.
G Neuenbürg. Das Eiserne Kreuz II. Kl. erhielt Musketier Willy Molitor, im Reserve- Jnfanterie-Regiment 119, Sohn des Malers Adam Molitor hier. >
Neuenbürg, 2. Okt. Ab heute beginnen wir mit Veröffentlichungen, welche besonders interessante Tagesereignisse im Bilde vorführen. Wir hoffen gerne, damit unfern Lesern zu dienen, umsomehr, als diese Bilder allgemeinem Interesse begegnen.
Siegesbeute im Westen.,
Bei der gegenwärtigen gewaltigen Schlacht an der Westfront herrscht auch eine eine außerordentliche rege beiderseitige Flugtätigkeit. ,In zahlreichen erbitterten Luftschlachten feierte die überlegene Kampfart unserer Luftstreitkräfte wiederum hervorragende Triumpfe. Allein am 26. September verlor der Gegner insgesamt 54 Flugzeuge und 10 Ballone. Unser Bild zeigt ein englisches Bomben-
Flugzeug neuesten Typs, welches nordwestlich von Metz zum Landen gezwungen wurde. Die Flügelspannung beträgt 30 m, es ist mit fünf Maschinengewehren ausgerüstet und hat eins Besatzung von sechs Mann.
Bon der Oberzcnsurstelle der LuWreitkräfte zur Veröffentlichung genehmigt.
Der 380. Luftsi'eg der Jagdstaffel Bölcke.
Der 27. September ist zu einem Ehrentage in der Geschichte unserer Flieger geworden. An diesem Tage schoß die ehemals von Hauptmann Bölcke geführte Jagdstaffel das 300. feindliche Flugzeug ab.
OCrmischlss.
Gegenwärtig versuchen angebliche Kriegsininvaliden mit einem künstlichen Bein Bauernhöfe auf und bittrn Besitzer um ein Nachtquartier das^ j dann auch gerne aus Mitleid gewährt wird. So f bereitete ein Bauer in der Nähe der bayerischen Grenze seinem Gast in seinem Wohnzimmer ein Nachtlager, damit er keine lästigen Treppen zu steigen brauchte und wünscht ihm angenehme Ruhe, z Als aber der Bauer am andern Morgen die Stube ! betrat, war der „Invalide" mit den künstlichen ! Fuß schon über alle Berge und hatte 6 Paar ? Schuhe und. viele, andere verwendbare Sachen des j Gastgebers mitgehen heißen. Allerlei Gauner treiben I unter der Marke eines Kriegsinvaliden jetzt ihr l Unwesen.
Interessant. Viele glauben, das Allerweltswort „Interesse", „interessant" sei einer von jenen Fremdkörpern im deutschen Sprachgut, der als unersetzbar nun einmal geduldig zu ertragen sei. Johannes Scherer zeigt das Gegenteil an einem hübschen Beispiel in der empfehlenswerten Zeitschrift „Die Tat" recht anschaulich. Mit großem Interesse (Neugier) horchte das Stubenmädchen an der Türe und ihr Interesse (Eifer) für die Arbeit erlahmte saß doch im Nebenzimmer Otto mit seiner Braut' deren künstlerische Interessen (Neigungen) er teilte' mit interessantem (anziehendem) Geplauder auf dem Sofa. Er hatte gestern seine Uhrkette im Interesse (zu Gunsten) des Roten Kreuzes verkaufen wollen aber der Goldschmied hatte kein Interesse (Verwendung) dafür, da sie nicht echt war. Otto wollte aber durchaus etwas im Interesse (für das Wohl) der Verwundeten tun und entschloß sich — sein persönliches Interesse (Vorteil) nicht achtend — seine Ersparnisse zu opfern. Auf die Interessen (Zinsen) konnte er leicht verzichten, und durch keinerlei Interessen (Rücksichten) ließ er sich von dem Entschluß abbringen, zumal da er für den Wert des Geldes von jeher wenig Interesse (Sinn) gehabt hatte. Für ihn war jetzt nur das von Interesse (Bedeutung), was den Interessen (Bestrebungen) des Roten Kreuzes dienen konnte, und darauf richtete sich sein t ganzes Interesse (Aufmerksamkeit). Wir sehen, 8 14mal ist das Wort vorgekommen, und jedesmal 8 hat unsere schöne deutsche Muttersprache einen ge- i nauen und treffenden Ausdruck dargeboten.
Soll keiner mich fragen.
Soll keiner mich fragen. Wieviel Schmerzen ich Hab, Eins will ich nur sagen:
Er schlummert im Grab.
Er ist mir gefallen Im Morgenrst Der Schönste von allen: Mein Liebster ist tot!
Ein Hügel in Flandern, Drin schläft er allein,
O tät mit den andern im Grab er doch sein!
O könnt ich mich schmiegen Zu dir. Liebster, du.
Wie gut tät ich liegen And. Ruh hätt ich Ruh!
Xriegshumor.
Die Marmelade. In einem schwäbischen Landstädtchen ist - Kriegsmarmelade eingetroffen. Zu haben bei Kaufmann Huber. Die Verkäuferin bedient eifrig und holt sich schmierige Finger. Zu was hat man die Schürze — man wischt die Finger dran ab. „Gelt, da gucket Ihr," sagt die Verkäuferin leutselig, „daß i meine Finger heut it ableck I" — „Ja, und warum lecket Se s' denn heut it ab??" — „Ja, des Zeugs isch mer doch gar zu gräuslich!
Rkeingolck.
Roman von C. Dresse!.
52s (Nachdruck verboten.)
Arg vermindert hatte sich zwar der Bestand. Vornehmlich im letzten Jahre mußte viel krankes und totes Holz ausgemerzt werden. Was verblieben war, schien gesund, verhieß ein üppiges Wachstum, wie er es lange nicht mehr geschaut. Sein scharfes Auge spähte vergebens nach schädigenden Schmarotzern, aber ein Heer von Embryoknospen entdeckte er unter den Blättern, nicht zu zählen. Schickte der Herrgott jetzt nicht unzeitigen Frost, wohl aber eine stetige Sonnenwärme, gab es eine Traubenfülle, die viele, viele Elendsjahre vergüten mochte.
Hier und da gewahrte er auch des Sohnes eigenmächtige Nachhilfe, und dies Eingreifen verdroß ihn nicht wie sonst. Die aufatmende große Hoffnungsfreudigkeit in ihm hatte keinen Raum für kleinlichen Aerger. Er selber hatte sich zudem während des Winters wenig genug um die Reb- gärten gekümmert. In verbitterter Niedergeschlagenheit, die an bessere Zeiten nicht mehr glauben mochte, hatte er sich sogar mit der stillen Absicht getragen, zu verkaufen bei passender Gelegenheit.
Besser war's, sich als mäßiger Rentner vom aussichtslosen Weinbau zurückzuziehen, als Kapitalien und Kräfte noch länger dem undankbaren Geschäft in den Schlingrachen zu werfen.
Für Traute war gesorgt, glaubte er jener Zeit. Zum Frühjahr führt die nur aufgeschobene Heirat sie i« eine gesicherte, ja selbst glänzende Lebenslage. Und für das Bärble würde sich schließlich auch eine geeignete Versorgung finden. Wie die Schwester, besaß auch sie ein kleines Muttererde, und im übrigen langte es auch bei
ihm, gottlob! noch so weit, um den Töchtern eine angemessene Mitgift auszuwerfen.
Jörg kam dabei nicht zu kurz. Ihm gebührte selbstredend einmal der Löwenanteil von dem Erlös der Weingelände. Mußte man sie indes bei den tief gesunkenen Bodenpreisen weit unter Wert losschlagen, nun, so hatte er sich in der Hauptsache auf seine trotzige Iugendkraft zu verlassen, der Heißsporn, der sich kübn vermaß, den Herrgott verbessern zu wollen. Er selber aber hatte dann endlich Ruhe, nachdem er sich beinahe aufgerieben nicht nur in ohnmächtigen Verufs- kämpfen, sondern auch in Scherereien mit einer Obrigkeit, die er nun einmal nicht für zuständig hielt, in seine eigensten Angelegenheiten hineinzuschnüffeln. „Und Gottes Reben lassen sich nun mal nicht kommandieren, wie ein Heer von Soldaten," dabei blieb er. Wenn Macht vor Recht ging, so blieb freilich auch nichts anderes übrig, als den ungleichen Kampf aufzugeben. Dann dankte er ab um der letzten ruhigen Tage willen.
Freilich — auch Untätigkeit mochte sie kürzen. Das ahnte mit heimlichem Grauen der allzeit Tätige und noch immer Starke und Arbeitsfreudige.
Sei es. So brach er, ehe er sich beugte.
Und während er diese trübseligen Ideen in seinem harten Kopf wälzte, kam ein anderer Schlag über ihn — Trautes Entschluß, sich von Schüttle zu trennen.
Inständig gebeten hatte sie um die Lösung der drückenden Kette, aber zwischen den flehenden Zeilen hatte er gelesen, sie scheue anderseits nicht das gewaltsame Losreißen, ginge es nicht anders.
Nun ja, das süße, zarte Dirnle, das so sehr der Mutter glich und deshalb ihm immer ein besonderer Liebling gewesen, es war doch auch seines Blutes.
Das erkannte er jetzt mit unfreiwilligem Stolz. Ueberdies, wo schleppt man heute noch ein
renitentes Kind an den Altar? Mochte sie sich denn die feine Zukunft eigenwillig zerschlagen. Will ein unvernünftig Kind das ihm Vorgesetzte gute Gericht nicht essen, muß es eben leer ausgehen. Und war's auch schade um den verachteten Leckerbissen, so war's doch mehr Trautes Verlust, als der seine. Zu diesem philosophischen Entschluß rang er sich durch, nachdem er seinem Zürnen über ibre Widersetzlichkeit kräftig Luft gemacht.
Das undankbare, törichte Mädle bekam seinen Willen. Mochte es sehen, ob der Verzicht, den, es für Gewinn hielt, dauernd befriedigte.
Dieser letzte Verdruß, der trotzdem nicht so bald abgetan war, rüttelte ihn anderseits aus dem ihn umspinnenden Stumpfsinn auf, zumal der verschmähte Schüttle den Bruch durchaus nicht tragisch nahm.
Tat weder unglücklich noch beleidigt, kam sogar wieder häufiger ins Haus, der Brave, just, als wolle er nun erst recht wieder der alte, gute Freund sein, den Trautes Gleichgültigkeit schließlich ein wenig ferngehalten. Die war nicht mehr zu fürchten, so kam er zu denen, die ihn willkommen hießen. Und so oft er kam in dieser fruchtbaren Frühlingszeit, immer brachte er Kunde von dem prachtvollen Stand seiner Reben. Da regte sich auch in Joseph Weyland das Winzerblut. Das trieb ihn dennoch wieder auf die verpönten Weinberge. Nun sah er's selber, wie mächtig der Lebenssaft in die Stöcke schoß, zum dichten Blattgetnebe anschwoll und einem Vlütenansatz, der beinahe schon ins Märchenhafte ging. , .
Jetzt verkaufen? Er dachte nicht mehr daran. Ebenso wohlgefällig ruhte in dieser zuruckgekehrten Arbeitslust sein aufmerksames Auge aus den jungen Stöcken, die Jörg im Herbst an Steue der verfaulten, absterbenden bereits gesetzt uno die nun ebenfalls schon ihre jungen, wenn aucy schwächeren Erstlinge zur goldenen Lenzsonne emporhoben. (Fortsetzung folgt.)