samfleistangen der Armsen Böhn. Diese Division hat vom 27. bis 30. Mai fast 60 km Tag und Nacht kämpfend zuräckgelegt, 12 Batteriestellungen mit 50 bis 60 Geschützen erstürmt und 3000 bis 3500 Gefangene eingebracht. Seit der Schlacht bei Cambrai hat die Division 135 Durchbruchskilometer hinter sich gebracht, 5 in der Cambraischlacht, 70 «n der Somme und 60 vom Winterberg bis an die Marne. Der tapfere Führer der Division, Prinz von Buchau, ist kurz vor der Marne, als er zu feinen vorritt, gefallen.

Berlin. 2. Juni. Bei Terny-Sorny wurden nicht weniger als sechs schwere 24-Zentimeter-Ge- schütze erbeutet, die in kleinem Raume fest eingebaut «aren. Diese außergewöhnliche Häufung von schwersten Geschützen, die sonst nur vereinzelt auf- treten, und der Zweck der Geschütze, nämlich die Wirksame Beschießung unseres nach Paris feuern­den Geschützes, beweist, wie unangenehm dem Feinde unsere Beschießung von Paris ist.

Berlin, 3. Juni. Die weiten gekrönten Höhen die das Nordufer der Marne begleiten und die breite Flußniederung beherrschen, fielen bereits am späten Nachmittag des Donnerstag, sowohl bei Jaul- gonne wie bei Treloup in die Hand der in einem Zug nachdrängenden deutschen Divisionen. Damit ist dis Ausnutzung der für die französischen Truppen­verschiebungen entscheidend wichtigen und darum auch im Lauf des Kriegs zu erhöhter Leistungsfähigkeit ausgebauten MarnetalRochade-Linie des Gegners zwischen Champagne und Nordfront praktisch ausge­schaltet. Dis Bahn liegt auf dem wichtigen Süd- ufer der Marne, 2 Kilometer vor den Mündungen unsrer Geschütze, wie auf einem Präsentierteller, und ist damit, selbst wenn wir darauf verzichten, die Schienenspur zu besetzen, gesperrt. Das Gewicht dieses mit beispielloser Schnelligkeit eingebrachten Erfolges kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Nach einer Mitteilung aus Helsingfors hat die finnische Regierung dem wiederholten Abschieds­gesuch des finnischen Oberbefehlshabers General Mannerheim entsprochen und den Oberbefehl über das finnische Heer dem General Willmann übertragen. Der General Mannerheim erhält für seine dem Vaterland geleisteten Dienste eine Pension, und er hat erklärt, daß er deshalb den Oberbefehl über das finnische Heer niederlege, weil er seine Aufgabe als erfüllt betrachte.

Der beginnende Umschwung im Lagen unserer Feinde.

Zur Beurteilung der Stimmung und Geistes­verfassung im Lager unserer Feinde liegen jetzt aus neutralen Zeitungen schon recht lehrreiche Berichte vor. Darnach haben sich besonders auch in England die Anschauungen und Umstände sehr geändert, seit den deutschen Heeren die gewaltigen Angriffe erst in Flandern und im nordwestlichen Frankreich und nun auch an der Aisne geglückt sind. Erst wollten die Engländer und natürlicherweise auch die Fran­zosen keinen anderen Frieden mit Deutschland schließen als den, welchen sie selbst Deutschland zu

diktieren gedachten. Diese Anmaßungen und großen Worte erklingen aber jetzt nur noch aus Amerika, aus dem Lande der unbegrenzten Versprechungen und Anmaßungen. Bei den Bundesgenossen Ame­rikas, bei den Engländern, Franzosen und Italienern, klingt aber jetzt die ganze Stimmung schon einen Ton tiefer, und die Arbeiter des großen englischen Arsenals in Woolwich haben in einer Depesche an den Ministerpräsidenten Lloyd George den Wunsch ausgesprochen: Gott helfe England! Dieser fromme Wunsch der englischen Arbeiter ist jetzt sehr bezeichnend für die wahre Stimmung in England. Schwerlich werden auch die Bundesgenossen Eng­lands und zumal Frankreich und Italien jetzt noch auf die angeblich so große Hilfe rechnen, die ihnen England versprochen hat. Ist es doch auch während der großen Kämpfe um Upern und am Kemmel- berge und ferner auch an der Aisne bekannt ge­worden, daß die englischen Truppen in Bezug auf Tüchtigkeit und Führung den französischen Soldaten unterlegen sind, und daß eine stille Wut die Herzen der Franzosen über die Engländer schon lange er­füllt. Vor allen Dingen ist nun aber auch Frank­reich und zumal Paris aus einem schönen Wahne grausam aufgerüttelt worden. Die großen Ver­sprechungen der Engländer und Amerikaner, sowie auch die Ankunft der 100000 amerikanischen Sol­daten und zahlreichen Offizieren, welche alle die Taschen voll Geld hatten und in Paris und andern französischen Städten große Ausgaben machten, hatten die Zuversicht der leichtgläubigen Franzosen in Bezug aus den Ausgang des Krieges derartig gestärkt, daß sie an eine siegreiche deutsche Offensive überhaupt nicht mehr glaubten. Auch hatte die Ruhe an der Front seit den letzten großen deutschen Angriffen bei Apern und vor Amiens die Franzosen in dem Wahne bestärkt, daß es mit den deutschen Angriffen nun wieder vorbei sei. Nun kam aber ganz plötzlich die entsetzliche Woche an der Aisne über die Franzosen und schüttelte die Anschauungen in Paris und in ganz Frankreich über die Kriegs­lage wild durcheinander. Ein großer Teil der Franzosen und auch der Mitglieder der Deputierten­kammer hat jetzt schon Lust, über den Minister­präsidenten Clemenceau und über den Oberbefehls­haber Foch herzufallen und sie für alles Unglück verantwortlich zu machen. Mit entsetzten Tönen stimmen aber auch die italienischen Zeitungen jetzt über die furchtbare Lage an der Westfront ein, und sie halten es nicht für ausgeschlossen, daß diese schlimmen Deutschen auch noch an anderen Stellen mit großen Angriffen losbrechen und den Engländern und Franzosen neue üble Ueberraschungen bereiten werden. So kann es denn kommen, daß der Stimmungsumschlag im Lager der Feinde doch den Frieden v orbereitet. _

Nach amtlichen Berichten ist in Bayern die Schnittreise des Roggens Ende Juni zu erwarten. Die meisten Berichte stimmen darin überein, daß seit 15 Jahren kein so guter Saatenstand zu beob­achten gewesen sei wie Heuer. Voraussichtich werde auch der Strohertrag reichlich sein.

Württemberg.

Stuttgart, 2. Juni. Gestern abend 7 Mr brach im Lichtspielhaus in der Eberhardsstraße z Feuer aus, wobei eine den Apparat bedienende Frau schwere Brandwunden erltit. Der Sachschaden ist nicht bedeutend, da das Feuer bald erstickt wer­den konnte.

Obertürkheim, 3. Juni. Von der hiesigen Polizei wurde eine im Entstehen begriffene Gehei«- schlächterei endeckt, die von einem kürzlich hieher ge­zogenen früheren Landwirt mit seinen beiden Söhnen unternommen wurde. Außer einem Fleischvorrat von 35 Pfund konnte lt.Untertürkh. Ztg." noch ein lebender Ochse beschlagnahmt und der öffent­lichen Bewirtschaftung zugeführt werden.

Freuden st adt, 3. Juni. Auf der Markunzs- grenze BaiersbronnFreudenstadt entstand am letzten Samstag nachmittag in der jungen Ksrst- kultur ein Waldbrand, der dank dem raschen Eingreifen der Eisenbahn- und Hüttenarbeiter infolge der ziemlichen Windstille auf ca. einen Morgen eingeschränkt werden konnte.

Ueber die Nadelstammholzbeschlagnahme in Württemberg.

Vom Württ. Waldbesitzerverband wird geschrieben:

Unterm 1. Mai 1918 hatte der Ausschuß des Württ. Waldbesitzerverbands eine Eingabe in Sachen der Nadelstammholzbeschlagnahme an die Ministerien des Innern und der Finanzen gerichtet. In der­selben hat er die zahlreichen schweren Bedenken und Beschwerden der württ. Waldbes. zur Sprache ge­bracht, die sich auf die Art der Nadelstammholz­beschlagnahme beziehen, auch war auf den viele Millionen betragenden Schaden Württembergs im Vergleich zu Bayern hingewiesen worden. Trotz der entgegenkommenden Aufnahme, die jene Eingabe fand, bringt nun die neue Verfügung des Stellv. Generalkommandos über Verkauf von Nadelstamm­holz zunächst verschiedene Verschärfungen der bis­herigen Lage. So ist jetzt auch das Forchenstamm­holz ausdrücklich in den Kreis der beschlagnahmter Hölzer ausgenommen, während bisher nur Fichte und Tanne beschlagnahmt waren; und was die Ver­wendung betrifft, so beschränkt sich die Beschlag­nahme nicht mehr auf den Heeresbedarf, sondern ist auf den gemeinnützigen Wohnungs- und Möbel­bau ausgedehnt worden. Ueber alles Holz verftgt bezüglich seiner Verwendung und Preisfestsetzung die Kriegsbedarf- und Rohstoffstelle im BenehM mit der K. Forstdirektion. Erleichterungen, beson­ders die nachträgliche Wiederfreigabe eines Teils der beschlagnahmten Hölzer sollen die in Aussicht gestellten Ausführungsbestimmungen bringen.

Ohne letztere abzuwarten hat nun der Wirts. Waldbesitzerverband in einer weiteren Eingabe die völlige Aufhebung der Nadelstammholzbeschlagnahm gefordert. Beschlagnahmt mögen künftig diejenigen Gegenstände und Mengen werden, welche die Heeres­verwaltung und der gemeinnützige Wohnungs- und Möbelbau tatsächlich braucht. So fordert es die

Kleine Schicksale un- -ie große Velttragööie.

Roman von L. Panthenlu».

Igz (Nachdruck verboten.)

Seufzend wandte sie sich ab. Der Zwang schmerzte, verursachte ihr schneidendes Weh. Und die schöne wuchtige Gestalt des fremden Haupt­manns sah sie auch jetzt noch vor sich würde sie immer sehen. ... Es hatte sie getroffen bis ins innerste Herz.. .

Als Bernius in Begleitung des Barons das Portal des Schlosses fast erreicht hatte, drehte er sich mit einer kurzen Entschuldigung um, ging ein paar Schritte zurück und winkte seinen Unter­offizier heran.

Augen offen halten, Grabert", sagte er mit völlig gedämpfter, nur dem Untergebenen ver­ständlicher Stimme,so einfach und harmlos, wie es Len Anschein Hatz ist der .deutsche Boden', auf dem wir hier gelandet sind, doch wohl nicht."

Zu Befehl, Herr Hauptmann I Haben Herr Hauptmann die blasse Schraube oben am Fenster bemerkt?"

Der Offizier nickte.Eine wundersame Schön­heit unter der Schwesternhaube, ein rassiges Weib. Doch sicher keine Deutsche."

Und die finden der Herr Hauptmann schön?" fragte Grabert.Ich nicht. In meinen Augen ist das ein Teufel in Menschengestalt, eine Hexe, vor der man sich zu hüten hat. . . . Iawolll Augen offen halten, da haben der Herr Haupt­mann recht. Wer weiß, welche Schlupfwinkel für das verdammte Rumänenpack das alte Gemäuer bietet! Zuerst tauchte neben der Jungen auch ein altes Gesicht am Fenster auf. Na, wenn die Olle uns mit Blicken hätte erdolchen können,

wären wir allesamt geliefert gewesen. Die zeigte wenigstens ihre Wut. Die Junge ist gefährlicher mit ihren blanken Augen."

Na, ich sehe, Grabert, daß Sie dieselben Beobachtungen gemacht haben, wie ich. Das be­ruhigt mich vollkommen. Ermabnen Sie auch die Leute zu besonderer Vorsicht!"

Grabert legte die Hand an den Helm.Be­fehl, Herr Hauptmann!"

Bernius entfernte sich. Grabert erteilte der Mannschaft seine Instruktion.

So angestrengt, jetzt hinter dein Vorhang versteckt, Rosmana auch lauschte, nicht einen Laut von dem geflüsterten Gespräch konnte sie verstehen.

Sie schloß endlich das Fenster. j

Wie ein Häuschen Unglück, ganz durchschauert ^ von der herben Herbstlust, lehnte die alte Baronin ! in ihrem Krankenstuhl.

Doch jetzt erbarmte sich die Pflegerin der Frierenden: sie rollte den Stuhl in die Nähe des Kamins, legte Holzscheite auf und zündete 'die Flamme unter dem Samovar an.

Dankbar nahm die alte Dame den heißen Tee in Empfang, den Rosmana zubereitet, und bald erholte sie sich von ihrer Erschöpfung.

Lange flüsterten dann die beiden zusammen, bis endlich Rosmana aufstand.Ich muß jetzt fort, teure Baronin, um im Dienste unserer Sache tätig zu sein. . . . O, könnten Sie sich frei be­wegen, lauschen und beobachten und mir in die Hände arbeiten! Wenn ich ein paar Stunden vom Schlosse abwesend bin, weiß ich nicht, was inzwischen hier geschieht, denn außer Ihnen ist keine Seele, der ich vertrauen konnte."

Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da vernahm man die elastischen Schritte des Barons. Er kam, um feiner Mutter guten Tag zu sagen.

Sie empfing ihn mit heftigen Vorwürfen :

Warum erlaubst du, daß noch mehr Ge­sindel im Schlosse Unterkunft findet? Du könntest

recht wohl um meinetwillen abgelehnt haben, den Hungerleidern, die uns arm essen werden, Quar­tier zu geben. Abgesehen davon, daß ich weder Tag noch Nacht Ruhe finde bei dem Bewußt­sein, daß das Schloß von Feinden wimmelt."

Sch ellheim ignorierte den Zornausbruch seiner Mutter. Ihre unbeherrschten Tiraden waren ihm nichts Neues. Seine Langmut mußte hier harte Proben bestehen. Drum wurden seine Besuche bei ihr immer seltener. Erjagte:

Ich wollte mich nur nach deinem Befinden erkundigen, Mütterchen. Hoffentlich fehlt es dir an nichts. Eine Sache zu übertreiben und nach Herzenslust zu schelten hast du ja noch nicht ver­lernt." ^ .

Ach geh, du hast kein Gefühl für deine

Mutter!"

Lothar küßte sie auf die Stirn.Unsere An­schauungen gehen, wie in allem, auch in diesem Punkt auseinander."

Leider, leider! Aber sage mal, mein Junge, weißt du etwas von dem grauen Turm im Park? Erinnerst du dich? Er steht da wie ein Wah^ Zeichen vorzeitlicher Grausamkeit. Ich fürchtetemich als junge Frau vor dem unheimlichen Bau.

Rosmana hätte der alten Dame am liebsten den Mund zugehalten. Es war kein Verlaß mehr auf sie. In ihrer Gedankenlosigkeit konnte pe alles verderben. Man durfte ihr wirklich nichts Wichtiges mehr Mitteilen. .

Spukt der Turm denn all meinen Dame» im Kopf?" lachte der Baron,meine Mau wünscht allen Ernstes, dort untergebracht zu wer­den, Schwester Rosmana hegt ein brennenoe Interesse für die kahlen Mauern, und nun sanM auch du noch an, Mütterchen. Gewiß steht »e düstere Turm noch an seinem Platz. Aber schäftige dich doch mit freundlicheren Bildern, « mit diesem abschreckenden!"