die Elektrizitätsversorgung Württembergs betreffenden Angelegenheiten beschäftigen und zu einer befriedigenden und möglichst einheitlichen Regelung der Beziehungen zwischen Stromerzeugern und Stromabnehmern beitragen. Geschäftsführer des Verbandes ist Dr. Mayer in Göppingen.
Stuttgart, 1. Juni. Von württembergischen Volksschullehrern sind gestorben fürs Vaterland 737 envangelische und 270 katholische Lehrer. Von den katholischen Lehrern wurden verwundet zusammen 1326, von den evangelischen eine entsprechend höhere Zahl. Das Eiserne Kreuz haben erhalten, bisher 1415 württembergische Lehrer. Andere Auszeichnungen (meist die Silb. Verdienstmedaille für Tapferkeit und Treue) bekamen 1364 Lehrer.
Aus Baden.
Karlsruhe, 30. Mai. Auf der hier abgehaltenen Hauptversammlung des Landesverbandes städt. Beamten wurde die Erwerbung eines Kurhauses im mittleren Schwarzwald als Erholungsheim gutgeheißen. Der Verband wird darin von einer Reihe Stüdteverwaltungen finanziell unterstützt.
Karlsruhe, 31. Mai. (Amtlich.) Heute »ormittag 9 Uhr griffen etwa 10 feindliche Flugzeuge die offene Stadt Karlsruhe an. Sie warfen dabei mehrere Bomben, wodurch 4 Personen getötet und 6 nicht unerheblich verletzt wurden. Außerdem erlitt eine Zahl Personen ganz leichte Verletzungen. Auch wurde einiger Häuser- und Materialschaden angerichtet. 2 feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen.
Dur lach, 27. Mai. Unter dem Verdacht der Mehlschiebung sind hier zwei Kaufleute verhaftet worden. Sie hatten laut „Volksfr." die Absicht, an einen hiesigen Bäckermeister 100 Sack Weizenmehl um den Preis von 700 M. den Doppelzentner, also das Pfund 3,50 Mk. zu verkaufen. Von diesen Dingen erfuhr die Geschäftsleitung des Kommunal- »erbandes, sie verständigte die Gendarmerie, und dieser gelang es, die beiden Personen in einem Gasthaus festzunehmen. Die Verhafteten sollen auch mit anderen Gegenständen des täglichen Bedarfs Schiebungen vorgenommen haben.
Slus StaSt. Bezirk unv Umgebung.
Neuenbürg. Ersatz-Reservist Richard Rail wurde mit dem Eis. Kreyz II. Klasse ausgezeichnet.
Neuenbürg. Wehrmann Georg Huzel im Landsturm-Infanterie-Regiment Nr. 13, 5. Komp., erhielt für Tapferkeit und Treue das Eiserne Kreuz II. Klasse.
Pfinzweiler. Der Feldsoldat Oskar König in Pfinzweiler, Postboten Sohn, welcher für besondere Soldatentaten schon länger das Eis. Kreuz erhielt, ist am 13. Mai ds. Js. für Tapferkeit und
Metne Schicksale im- -ie große Welttragö-ie.
Roman von L. Panthenius. iLs (Nachdruck verboten.)
Erschrocken über diese unerwartete Mitteilung wollte Bernius antworten und seine Bereitwilligkeit zu jeder nur denkbaren Rücksichtnahme erklären, doch Sylvana kam ihm zuvor:
„Verzeih, daß ich dir widerspreche, aber du bist im Irrtum, Lothar!" Und zu dem Hauptmann gewendet fuhr sie fort:
„Wenn etwas den leidenden Zustand meiner Schwester zu beeinflussen vermag, so ist es das Bewußtsein, daß unser Schloß deutsche Krieger beherbergt. Lassen Sie die Leute singen, soviel sie mögen, Herr Hauptmann! Es hat's gewiß keiner nötig, seine Schritte zu dämpfen; wie jemand das mit den dicken, nägelbeschlagenen Sohlen fertigbringen wollte, wäre mir auch ein Rätsel", — ein flüchtiges Schelmenlächeln bildete zwei Grübchen in ihrem rosigen Gesicht. — „Nein, nein, die lauten, dröhnenden Stimmen werden ihr wie Musik klingen und sie ablenken von ihrem Leiden.*
„Meine Schwägerin mag recht haben," beeilte Schellheim sich zu versichern, „meine Damen sind vorbildliche Patriotinnen. Und darum, Herr Hauvt- mann» betrachten Sie meine Worte als ungesprochen !*
„Wenn Sie es wünschen, Herr Baron, gewiß! Dagegen bitte ich, mir sofort Mitteilung davon zu machen, wenn die Frau Baronin sich gestört oder beunruhigt fühlen sollte."
„Selbstverständlich, Herr Kamerad l Uebrigens werden Sie Gelegenheit haben, selbst mit meiner Frau zu sprechen; sie wird es sich nicht nehmen lassen. Sie zu begrüßen."
Treue auch vom König mit der silbernen Militär- Verdienstmedaille ausgezeichnet worden.
Feldrennach. Vize-Feldw. Emil Fauth, Sohn des Lammwirts Ludwig Fauth ist lt. Allerhöchster Kab.-Ordr vom 6.5.18 zum Leutnant d. Res. befördert worden. Sein schon mehrfach ausgezeichneter Bruder Ludwig liegt z. Zt. infolge schwerer Verwundung in einem Lazareit.
" Neuenbürg, 31. Mai. (Ludendorffspende.) Vielfach besieht Ünschlüssigkeit, ob man für die „Ludendorffspende" etwas geben solle oder nicht. Warum? Etwa weil es in der Bevölkerung an Geld fehlt? Bei manchen ja! bei anderen aber — und zwar gerade jetzt in der Hochflut des „Verdienens" und des „Gewinnes" bei sehr vielen — nein! Oder fehlt es an klarer Zweckbestimmung? Nun, der Zweck ist die Fürsorge für die mannigfaltigen Bedürffnisse unserer Kriegsbeschädigten, insbesondere für solche Bedürfnisse, deren Befriedigung im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen n i ch t ohne weiteres unterzubringen und zu gewährleisten ist. Oder liegt vielleicht dem Mangel an Spendelust der Gedanke zu Grunde, für die „Kriegsinvaliden" sollen Staat und Reich sorgen? Gewiß! Das ffir alle unbedingt Notwendige ist reichsgesetz- lich geregelt. Allein die mit der Zeit zutage getretene Erweiterung und Vervielfältigung der Bedürffnisse nach Zahl und Art bringt es mit sich, daß dem reichsgesetzlich Festgelegten die freiwillige Fürsorgetätigkeit ergänzend zur Seite treten muß. Diese freiwillige Fürsorgetätigkeit, deren Organ bei uns in Württemberg der „Landesausschuß für Kriegsinvalidenfürsorge" (Stuttgart, Falkertstr. 29) ist, soll durch die „Ludendorffspende" in den Stand gesetzt werden, ihren eigenartigen Ansprüchen und Aufgaben insoweit zu genügen, daß keinem Kriegsbeschädigten berechtigter Anlaß erwächst, über Lücken der Hilfsbereitschaft zu klagen. Also auf zum Heimatdank der „Ludendorffspende"! „Zweimal gibt, wer rasch gibt!"
Neuenbürg, 30. Mai. Die ordentlichen Schwurgerichtssitzungen für das 3. Vierteljahr in Tübingen fallen aus, da verhandlungsreife Strafsachen derzeit nicht vorliegen.
/X Herrenalb, 1. Juni. Das erste Solistenkonzert dieser Kurzeit war gestern im Saal des Konversationshauses auf Anregung der Karlsruher Malerin Frl. Roman. Frau K. Neugebauer- Pecz von Bremen, die Herren H. Neugebauer und C. Giesen von der Karlsruher Hofoper, technisch vorzüglich begleitet von Frl. A. Jolli-Karls- ruhe, vereinigten ihre reife Kunst zum Vortrag einer glänzenden Liederreihe für Sopran, Tenor und Baß. In der Vortragsfolge hatte zivar der Franzose C. Saint-Saens das erste Wort; das Gepräge gaben aber doch die großen deutschen Liedermeister R. Schumann, Fr. Schubert, I. Brahms und P. Cornelius. Der Besuch seitens, des Kurpublikums und der Insassen des Vereinslazaretts war sehr lebhaft, der Beifall warm und wohlverdient. Ein stattlicher Reinertrag kam dem Lazarett zugute.
Bernius verneigte sich. „Bis dahin bitte ich, ! der gnädigen Frau meinen ehrerbietigsten Gruß - entsenden zu dürfen!" !
„Danke, Herr Kamerad! Ich werd's ausrichten. s Aber dort kommt mein alter Kastellan, um Ihnen Zimmer anzuweisen. Auch für Ihre Leute soll gesorgt werden. Man wird Ihnen eine Erfrischung bringen. In zwei Stunden gehen wir zu Tisch. Bis dahin können Sie bequem ein wenig ruhn."
Sie schüttelten sich die Hände.
Von Sylvana verabschiedete Bernius sich durch einen Handkuß, der viel länger, als üblich, dauerte.
Dabei ruhte Aug' in Auge. Vor seinem Blick, der auf dem Grunde ihrer Seele forschen zu wollen schien, senkte sie leicht verwirrt die blonden Wimpern. Doch trotzig hob sie dieselben sofort wieder.
Was bedeutete sein sondierender, fragender und, sie konnte es nicht verkennen, zweifelnder Blick? Las sie nicht Mißtrauen daraus? O, dann würde sie jedes ihrer von aufrichtigster Begeisterung getragenen Worte heiß bereuen.
Unmutig wandte sie sich ab. Wie magnetisch angezogen schweifte ihr Blick zu dem oberen Stockwerk hinauf.
Dort lehnte Rosmana im geöffneten Fenster.
Ihr schönes, weißes Gesicht erschien wie aus Marmor gemeißelt. In den schwarzen Augen jedoch glühte und brannte ein dämonisches Feuer.
Sie hatte die Szene unten mit verhaltenem Atem beobachtet, jedes gesprochene Wort verstanden.
O, sie haßte das blonde Mädchen mit der siegessicheren Ruhe, den blauen Augen, au» denen so viel Güte und Hochherzigkeit strahlte.
Sylvana war ihr schon vorher ein Dorn tm Auge gewesen, seitdem sie aber, die verkörperte Germania, vor dem Hauptmann dort stand und mit „theatralischer" Beredsamkeit dessen Herz zu
st Vom unteren Amt, 1. Juni. Die Traubenblüte an den Hausreben und an besonders frühen Rebstöcken im Weinberg hat begonnen. Me ein erfahrener Rebzüchter weiß, fällt diese Blüte schon 3 Jahre lang immer in die letzte Maiwoche. Der Austrieb der Reben ist ein guter, der Traubeiran- sätz überall ein reichlicher. — Bei der herrlichen Witterung hat die Heuernte ihren Anfang genommen. Das Kleeheu ist meistenteils schon zu Hause. Ein durchdringender Regen wäre allerdings sehr erwünscht, damit-die Setzwaren ausgepflanzt werden köuntW^ Auch die Sommersaat und die Kartoffeln könnten notwendig Feuchtigkeit brauchen.
Schwäbische Helden.
Unteroffizier Wilhelm Bayer vom Jnf.-Reat.
Nr. 126 aus Birken feld OA. Neuenbürg.
(Kr.-M.) Eine gelungene Unternehmung! Was persönlicher Mut und Tapferkeit zu leisten vermögen und was Pflichterfüllung bis zum Aeußersten ist, das hat Unteroffizier Bayer schon des öfteren gezeigt. Stets meldete er sich zu Streifgängen freiwillig. So auch am 23. Jayuar 1918 zu der gewaltsamen Erkundung zwecks Feststellung des gegenüberliegenden Gegners. Ueberraschen) dringt Bayer am Hellen Tag an der Spitze seiner Getreuen in die feindliche Stellung ein und sichert die stark gefährdete linke Flanke. Als das Vorwärtskommen des mittleren Stoßtrupps durch Maschinengewehrfeuer aufgehalten wird, erkennt der Umsichtige sofort die gefährliche Lage. Durch Handgranaten hält er den Feind in Schach und trägt dadurch wesentlich zum Gelingen des Unternehmens bei. Heute schmückt die Goldene Militär-Verdienstmedaille die Brust des tapferen Helden.
vermischtes.
Aus Kiel, 30. Mai, wird berichtet: Ms der zur Beerdigung des Vaters aus Urlaub hier befindliche Leutnant Müller seinen Dienstrevolver entladen wollte, lößte sich ein Schuß und traf seine eben anwesende Braut tödlich ins Herz. Der Offizier stellte sich sofort der Polizei und erschoß sch bald darauf am Lager der toten Braut.
Aus Moskau wird vom 29. Mai gemeldet: Ein ungeheurer Brand in der Nähe des Bahnhofs der Eisenbahn Kasan — Moskau am 25. Mai efi zeugte starke Explosionen von Artilleriemunition in mehreren Dutzend Wagen. 350 Wagen mit Sprengstoffen, Brennstoffen und Vorräten an Lebensmitteln sind verbrannt. Dutzende von Menschen sind »er- mutlich umgekommen!
In Bremnervörde sind 60 Personen an Wurstvergiftung schwer erkrankt. Ein Arbeiter ist gestorben.
Bei der Sparkasse in Mülheim an der Ruhr wurden Unterschlagungen in Höhe von 88000 Mk. aufgedeckt. Zwei Angestellte der Kasse wurden verhaftet. Einer von ihnen beging einen Selbstmordversuchs
erobern trachtete, bohrte ein zehrender Haß gegen die blonde deutsche Baronesse in Rosmanas Brust, und wilde Rachegefühle regten sich darin.
Denn sie selbst fand Gefallen an Hauptmann von Bernius. Seine Reckengestalt entflammte ihre Sinne. Sie war wie ausgetauscht. Mit durstigen Blicken starrte sie in das von Sonne und Wetter gebräunte Gesicht des Mannes. Fast ohne es zu wissen, öffnete sie das Fenster, nur um ihn besser sehen und hören zu können.
Hinter ihr jammerte die alte Baronin:
„Aber ich bitte Sie, Rosmana, die eisige Lust wird mich töten! Schließen Sie das Fenster!"
Flüchtig wandte sich die Pflegerin nach ihr zurück. „Schweigen Sie jetzt, Baronin! Sie werden im Interesse des Vaterlandes doch wohl ein paar ungemütliche Minuten ertragen. Deutsche Frauen sind weniger zimperlich."
Noch weiter öffnete sie den breiten hohen Fensterflügel. Sie starrte den Hauptmann verlangend an.
Und ihre heiß werbenden Blicke blieben nicht unbeachtet. Wiederholt, wenn auch nur flüchtig, hatte er zu ihr hinaufgesehen.
Sie frohlockte. Sie kannte es nicht anders, als daß ihre Marmorschönheit die Männer blendete, verwirrte und verliebt machte.
Doch heute belebte sich der Marmor. Sr« fühlte ihr Herz schneller klopfen. Sie hätte di« Arme ausbreiten, dem deutschen Offizier zurusen mögen: „Küsse mich, ich habe Sehnsucht nach deinem Kuß!" .
Doch er gehörte zu den Feinden. Sie durste sernev wegen nicht zur Landesverräterin werden. IYt Herz mußte schweigen. Es hatte zu gehorche«.
Fortsetzung folgte