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Der Lnztälen
Anzeiger lür Sas Enztal und Umgebung. Amtsblatt wr Sen Vberamtsbezirk Neuenbürg.
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Reuenbürg, Freitag den 31 . Mai 1918 .
76 . Jahrgang.
Trie-rmm des MolffHev Mm «s de« „CuMer".
Der deutsche Tagesbericht.
Großes Hauptquartier, 3V. Mai (WTB.)Amtl.
Westlicher Kriegsschauplatz:
' An -er Kampffront zwischen Yser rmd Oise nahm die Gefschtstötigkeit vielfach z«. Oertliche Jafanteriegefechte.
Der Angriff der Kampfarmeen des deutschen Kronprinzen schreitet siegreich vorwärts.
Nördlich der Aisne wurde in hartem Kampfe bei Crecy-au-Mont, Juviguy und Tuffies Gelände gewonnen.
Braüdenbnrgische Trnppen haben Soissovs genommen.
Südlich der Vesle brach die m der Bildung begriffene neue Front der Franzosen in dem «n- anfhaltsamen Angriff unserer Divisionen zusammen. Wir warfen den Feind nach hartnäckigem Widerstand bis über die Linie Ville- montoire — Fere au Tardeuois — Coulovges— Bronyllet—Branscourt zurück.
Die Forts der NordwestfronL von Reims find gefallen. Der Nordteil von La Neuvil- tette nnd Betheny wurde genommen.
Die Gefangenenzahl ist auf über 35000 ge- fiiege». Die Beute au Artillerie und Kriegsmaterial ist gewaltig. Geschütze aller Art bis zu Eisenbahngeschützen schwersten Kalibers wurden erobert.
Das stürmische Vordringen unserer Augriffs- trvppen verwehrte dem Feind die im eroberte« Gebiet aufgestappelten reiche» Kriegsvorräte zu- ruckzuführen. Größe Bestände fielen in Soiffo«, Braisne und Fismes in unsere Hand. Ausgedehnte Munitionslager, Eisenvahnzüge, Lazarettanlagen mit zahlreicher Sanitätsausröstung kam in unseren Besitz. Flughäfen mit startbereiten Maschinen und Flugzeugmotoren wurden erbeutet. Bei -er Heeresgruppe Gollwitz und Herzog brecht lebte die Gefechtstätigkeit zeitweilig auf.
Unsere Flieger schoflen in den letzten drei Tagen 38 feindliche Flugzeuge ab. Oberleutn. Berthold errang seinen 29. Lvftfieg, Lenin. Roeth brachte in einem Flug von Dixmuidea bis südlich von Ypern 6 feindliche Fesselballone brennend zum Absturz.
a. 5. Der erste Geueralquartiermeißer -ftL Ludendorff.
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Der deutsche Abendbericht.
Berlin,30. Mai, abends. iWTB. Amtlich.) Südlich von Fere-en-Tardenois nähern dm ms kampfend der Marne.
Zur XriLgslage.
Es geht weiter vorwärts! Noch kann man sich nicht von der Bewunderung für den Schwung des deutschen Angriffs erholender über den Dornenweg-Rücken mit allen seinen Schwierigkeiten hinweg hinunter ins Aisne- und Vesletal und über die Flußläuse hinaus geführt hat, da bringt «er gestrige Tagesbericht schon wieder neue freudige Botschaft. Nachdem das Zentrum über Fismes an «er Beste vorgesühlt hatte, drückten auch die Flanken Werter vor: auf der rechten wurde Soissons ge- fivmmen. Und. auf dem linken Flügel hat man M Reims von Nordwesten angepackt: die Forts « der Angriffsrichtung sind gefallen. Inzwischen " bas Zentrum der krorrprinzlichen Armee noch
weiter vorgestoßen. Weit dehnt sich zwischen^Soiffons und Reims der Vormarsch. Fere-en-Tardenois, die am weitesten nach Südwesten vorgeschobene Spitze des Bogens, den die im Bericht angegebene Linie beschreibt, liegt wieder 15 Kilometer südlich der 'Vesle-Lime Braisne—Fismes, die gestern überwunden wurde. Und von da aus geht es weiter südlich der Marne zu, so meldet der neueste Abendbericht. Eine gewaltige Leistung, wenn man bedenkt, daß es sich naturgemäß nicht um einen Manövermarsch handelt, sondern um ein kämpfendes Vordringen mit allen Waffen gegen den Widerstand eines Feindes, der weiß, worauf es ankommt, ein Vordringen mit beständiger Sorge um die Verbindung nach hinten, die den Nachschub von Menschen und Material sicherstellen muß, ohne die die Schlacht nicht weitergehen kann. Von besonderem Gewicht sind die Beutezahlen. Sie können jetzt noch nicht festgestellt werden, vor allem muß die Schlacht, die einmal begonnen hat, ausgefochten werden zum siegreichen Ende, dann kommt alles andere; zuerst aber der Sieg!
Soissons, ein Merkstein im Fortgang der Schlacht, eine Stadt, die wir im Kriege noch nicht besessen haben, ist in unsere Hände gefallen, eine Stadt, die geschichtlich für Frankreich nicht ohne Bedeutung ist. Wohl hatte es der Vormarsch im Herbst 1914 berührt; unsre Korps standen in der Marneschlacht südwestlich davon bis Meaur an der Marne: sie durchschritten es auch auf dem Rückzug zur unteren Aisne und leisteten unmittelbar hinter dem Flußabschnitt erneuten Widerstand. Schon zur Römerzeit erbaut, wurde Soissons unter denMero- vingern 511 die Hauptstadt Neuftriens und damit der Ausgangspunkt der französischen Monarchie. Viele Kämpfe wurden in seiner Umgebung geschlagen und mancher Reichstag hier abgehalten. Namentlich die kirchliche Bedeutung wuchs im Mittelalter. 1814'nahm Bülow die Stadt ein; wiederum siel sie 1815 in der Preußen Hände und auch 1870 ereilte nach 4tägiger Belagerung — sie war Festung zweiten Ranges — das gleiche Geschick. Jetzt galt sie lange Jahre als Bollwerk des Widerstands, wenn auch nicht in dem Sinne wie Albert und Reims, an deren besondere Symbolik in Frankreich geglaubt wurde. Auch Reims droht ein ähnliches Schicksal.
RunSschau.
Berlin, 29. Mai. (WTB.) Karl Rosner teilt im „Berl. Lok.-Anz." mit: Schlachtfeld an der Aisne, 27. Mai. Der Kaiser, der die großen Einleitungskämpfe der Schlacht im Westen, die Stöße an der Somme und in Flandern inmitten seiner Kampftruppen miterlebt hat, ist auch heute, da neue Kämpfe wieder in Fluß geraten sind, wieder bei den um Sieg und Frieden ringenden Truppen erschienen. Am Vormittag, als das Ringen um den Damenweg, den Winterberg und den Aisne- grund noch im vollen Gang war, tauchte das Automobil mit der flatternden Kaiserstandarte plötzlich mitten zwischen den vortrabenden Kolonnenzügen, Truppenmaffen und den zurückflutenden Gefangenentransporten auf und schuf sich Bahn bis nahe an die Ausgangsstellungen, aus denen vor wenigen Stunden erst unsre Sturmtruppen über die Gegner hergefallen waren. Zu Fuß erstieg dann der Kaiser eine wenige hundert Meter nördlich des Winterbergs gelegene Höhe, die den Blick über den größten Teil des Kampfgeländes freigibt, um von hier aus den Fortgang des siegreichen Ringens zu beobachten. Das ungeheure Panorama der Aisneschlacht lag bei hellsichtigem Wetter wunderbar klar vor dieser Beobachtungshöhe gebreitet, gab Einblick in die Tiefen und Mulden des Aisnegrundes und ließ das unaufhaltsame Vorwärtsdringen unserer Angriffstruppen hervorragend gut erkennen. Bis in die Abendstunden verfolgte der Kaiser hier den Raumgewinn unserer Truppen und es wollte Abend werden, als er dann noch zu ausführlichen Beratungen bei
dem Generaloberst v. Böhn, dem Oberbefehlshabe^ der hier kämpfenden Armeen, und im Quartier de Obersten Heeresleitung beim Generalfeldmarschall nnd bei General Ludendorff eintraf. Bis nach .11 Uhr abends blieben die drei führenden Männer in ernster Arbeit bei den Karten versammelt.
Bern, 30. Mai. Die durch die neue Offensive geschaffene Lage wird von Stegemann im „Bund" folgendermaßen beurteilt: Die deutsche Heeresleitung zog aus strategischer Handlungsfreiheit den großen Nutzen und übertrug in kühnem Wechsel die Operationen von der englischen auf die französische Front. Hindenburg und Ludendorf kleben nicht am Schema, sondern wissen ent- schlußkrästig der wechselnden Lage neue Seiten abzugewinnen. Der neue Vorstoß richtete sich gegen einen Frontteil von sehr großer strategischer Bedeutung, da es sich um den Abschnitt Soissons— Reims handelt, den die Franzosen unter allen Umständen halten müssen. Der deutsche Vorstoß, der wiederum von überlegener Führung und mächtigem Angriffsgeist zeugt, riß die französische Front gleich am ersten Tage in der Mitte ein. Die Lage Fochs ist heute gefährdeter als er gestern noch ahnen konnte.
Gens, 30. Mai. „Petit Parisien" führt aus, daß die Deutschen bei der Westoffensive eine erdrückende Mehrheit ins Treffen schicken. Die deutschen Offensivarmee werde mindestens 1700 000 Mann zählen. Es gehe um den Besitz von ganz Nordsrankreich. — „Echo de Paris" meldet vok der Front: Nach der Lage der Dinge müssen wir mit einem weiteren Rückzug rechnen und mit der Freigabe weiteren französischen Landes. Auch der „Matin" schreibt zensiert: Wir werden weiteren strategischen Räumungen nicht mehr ausweichen können. — Die Londoner „Morningpost" schreibt: Die neue Aisneschlacht ist die größte Operation der Deutschen gegen uns. Der! gelungene Erfolg der Deutschen kann nicht geleugnet werden. Der Verlust der Aisnehöhen ist eine ernste Sache.
Genf, 30. Mai. Die Opposition in der französischen Kammer erreichte, daß die Regierung die infolge der deutschen Siege zwischen Soissons und Reims und der Notlage der fliehenden Bevölkerung eingebrachte Interpellation beantworten wird. Cle- menceau erklärte, bevor er sich zur Front begab, er bleibe bei der Auffassung, daß Hindenburg seinen Hauptangriff an einer anderen Stelle der Front machen werde.
Basel, 30. Mai. In Frankreich wird allgemein darauf hingewiesen, daß infolge des Zurückgehens der Engländer der Chemin des Dames verloren gegangen sei. So schreibt das „Journal": Das Zurückweichen der englischen Divisionen bei Ville-aux-Vois hatte unsere rechte Flanke am Che- min-des-Dames entblößt und dadurch gezwungen, unsere Stellungen rasch zu räumen. — Das „Petit Journal schreibt: Die Engländer gingen bei Crao- nelle auf ihre zweite Stellung zurück, auf welche die Deutschen sofort losstürmten. Die französischen Truppen, die sich aus dem linken Flügel der Engländer befanden, mußten infolgedessen den Rückzug ebenfalls mitmachen, um die Fühlung aufrechtzuerhalten.
Lugano, 29. Mai. Der neue deutsche Sieg an der Aisne erregt in Italien peinliches Aufsehen. Das Volk hatte immer wieder gehört, die Heeresleitung der Verbündeten erwarte die bevorstehende Fortsetzung der deutschen Offensive und habe sichere Maßregeln getroffen, um sie abzuwehren, und dennoch müssen die italienischen Korrespondenten aus Paris jetzt telegraphieren, daß die Deutschen ihren Erfolg der Ueberraschung verdanken.
Berlin, 29. Mai. Eine wahre Musteranlage bildet der französische Munitionspark nördlich von Longueval. Er liegt in parkähnlichen Waldungen und beherbergt ein Lager von sauber gearbeiteten Hütten, in denen jeweils 1000 Granaten untergebracht sind. Schätzungsweise, und durch das zufällig auf