Blätter berichten von der italienischen Grenze: Die römischeJtalia" bereitet das Publikum darauf, vor, daß' ein großer Rückzug im Westen zur eisernen Notwendigkeit werden könne. Um die eigene Be- »egungsfreiheit wieder zu gewinnen, werde sich viel­leicht das Heer des Verbandes in der Picardie vom Feinde loslösen und neue, rückwärtige feste Stel­lingen beziehen müssen. Die Lage sei sehr schwierig. Die Wegstrecken nach den französischen Kanalhäfen seien zwar noch beträchtlich, aber sie dürften nicht «eiter verkürzt werden, es sei denn, daß es bewußt geschehe, um sich wieder in den Besitz der Initiative setzen zu können. (GKG.)

Genf, 27. April. Der PariserHerald" mel­det von der Front: Zwischen Arras und Amiens hat die Kampstätigkeit an der ganzen Front wieder zugenommen. Wir stehen hier vor einem neuen Abschnitt der großen feindlichen Offensive. Die Aufopferung unserer ersten Linie ist groß.

Berlin, 26. April. (WTB.) Eine Episode aus den Tankkämpfen am 24. April verdient be­sonders Interesse: Südlich Villers-Bretonneux trat zum erstenmal der Fall ein, daß unsere Sturm- panzerwagen unmittelbar mit feindlichen Tanks zu- zusammenstießen. Die deutschen Tanks haben sich dabei als stärker und geschickter geführt errviesen. Ein einzelner deutscher Wagen hat drei feindliche Lanks durch einen Feuerhagel auf kurze Entfernung «iedergekämpft.

Basel, 27. April. Der PariserTemps" meldet: Der durch die letzte Beschießung von Verdun ange­richtete Echaden ist groß. Die teilweise Fortschaf- fung der in Verdun zurückgebliebenen Zivilbevölke­rung ist angeordnet worden. (GKG.)

Berlin, 27. April. DieNationalzeitung" meldet aus Basel: DerBasler Anzeiger" berichtet, «an fange in England an, die durch den U-Boot- krieg geschaffene Lage als unerträglich zu empfinden und nach Mitteln zu suchen, die eine bessere Ab­wehr als das bisherige Verfahren gestatten würden. Es läge an der Marineleitung, die deutschen Häfen zuzukorken zu versuchen. Das englische Vorgehen gegen die belgische Küste, sowie die lebhaftere englische Flottentätigkeit an der Nordküste seien die ersten Versuche gewesen. Doch scheine man in maßgeben­den maritimen Kreisen Englands bereits den Ein­druck gewonnen zu haben, daß größere Operationen allzugroße Opfer fordern würden, weshalb es auch bisher noch zu keiner groß angelegten Aktion ge- kvmmen sei.

Basel, 28. April. Wie derBasl. Anzeiger" meldet, erklären die französischen Militärkritiker über­einstimmend, daß englische Angriffe gegen die fland­rische Küste in größerem Maßstabe unternommen werden müßten. Es sei jetzt Pflicht der riesigen englischen Flotte, die den linken Flügel der Entente­armee bilde, entsprechend in die Operationen einzu­greifen und ihr Teil zur Entscheidung der großen Schlacht im Westen beizutragen.

Berlin, 27. April. DieNationalzeitung" meldet aus Basel: Schweizer Blätter berichten von der italienischen Grenze: In einem Theater in Rom fand eine große Volksversaminlung statt, um von der Regierung die Wegnahme des deutschen Bot­schaftsgebäudes zu erzwingen. Weitere Kundgeb­ungen in dieser Beziehung werden folgen. Es ver­lautet, daß es sich um eine direkt von der Regier­ung angeordnete Demonstration handelt. Der Raub des Palais war eine beschlossene Sache. Aber es sei der Regierung bequemer, sich mit deip Willen der Straße zu rechtfertigen.

Berlin, 27. April. In der Sitzung des Er­nährungsrates des Reichstages wurde die Frage be­sprochen, ob am Schluß dieses Wirtschaftsjahres eine Kürzung der Brotration eintreten müsse. Es wurde Uebereinstimmung darin erzielt, daß die Lage zurzeit noch zu ungeklärt ist, um eine so einschnei­dende Maßnahme zu verfügen, die sich möglicher­weise als unnötig erweisen könne. Es solle daher «bgewartet werden, wie sich die Abwicklung der Getreidezufuhr aus der Ukraine in der nächsten Zeit vollzieht. Es sind alle Vorkehrungen getroffen, um die von der Ukraine vertragsmäßig zugesicherten Getreidemengen, die ausreichend seien, um zusammen mit den eigenen Beständen der Reichsgetreidestelle unsere Brotversorgung bis zum Schluß des Ernte­jahres sicher zu stellen, hereinzubringen. Einige Transporte sind bereits eingetroffen. Die Ent­wicklung in den nächsten Wochen wird volle Klar­heit bringen. (WTB.)

Im Landtag des Fürsten Reuß j. L. wurde von dem Abg. Fleischmann und Gen. folgender Antrag eingebracht, den die Regierung an die Reichsregie­rung weitergeben soll:Die Reichsregierung soll in keiner Weise an die Reichstagsresolution vom 19. Juli 1917 gebunden sein. Die Resolution geht von falschen Grundsätzen aus. Ein annerionsloser und kontributionsloser Frieden bedeutet den Unter­

gang .für dos Vaterland. Der Reichsleitung und obersten Heeresleitung muß unter allen Umständen volle Handlungsfreiheit gewahrt bleiben, daß ein Frieden erreicht wird, der allen Forderungen für den Bestand des Vaterlands sowie allen wirtschaft­lichen Grundlagen desselben gerecht wird.

Der Schwäbische Merkur schreibt: In der über­aus traurigen Briefgeschichte Kaiser Karls von Oesterreich spielt dessen Schwager Sixt aus dem italienischen Zweig der Bourbonen eine sehr dunkle Rolle. Er hat es für angängig gefunden, während des Krieges Frankreichs mit Oesterreich, dem doch seine Voreltern die Erhaltung ihrer Herrschaft bis 1859 verdankten, sich in Frankreich aufzuhalten und dessen Machthaber in ihrer Politik unangefochten zu lassen, um seine eigenen Zwecke dabei zu verfolgen. Und diese Zwecke sind nicht allzu schwer zu durch­schauen. Der Royalismus gewinnt in Frankreich unter dem Heer und im Volk Boden. Mag es demTiger" noch gelingen, die Anhänger des Königs mit Gewalt niederzuhalten, ihre Geheim­bünde bleiben in Tätigkeit und warten nur auf die Zeit, da die durch und durch faule Republik, die ganz in den Händen der Geldgewaltigen sich be­findet, vollends zusammenbricht. Aber auf wen sollten sich die Augen der Royalisten richten? Der Herzog' von Orleans hat sich um alles Vertrauen gebracht, die Napoleoniden haben keinen tatkräf­tigen, klugen Mann aufzuweisen. Für die streng auf dem Sandpunkt der Legitimität stehenden Kreise der Royalisten gibt es nur ein Haus, dem die Krone von Frankreich gebührt. Das sind die Bourbonen, die von 1589 bis 1830, abgesehen von der kurzen Zwischenregierung der Republikaner und Napoleons, Frankreich beherrscht und ihm seinen Sonnenkönig",. Ludwig XIV., gegeben hatten. Wohl hatten die Bourbonen bei ihrer Rückkehr nach Napoleons Sturz gezeigt, daß sie nichts gelernt und nichts vergessen hatten, und mußten 1830 rühm­los vom Thron steigen. Aber mit eisener Festig­keit haben sie ihren Anspruch auf Frankreichs Thron bis zum Tod des Grafen von Paris feftgehalten. Jetzt taucht ein neuer Bourbon aus der Versenkung auf. Ihm verleiht seine nahe Verwandtschaft mit dem jungen Kaiser von Oesterreich einen Glanz und Zauber für die leicht entzündlichen Herzen der durch die Republik in die äußerste Not gebrachten Franzosen. Der junge Bourbon rechnet gewiß nicht schlecht, wenn er hofft, die Franzosen für sein Haus zu gewinnen durch die Aussicht auf eine Ver­bindung Frankreichs mit Oesterreich und Vermitt­lung des Friedens zwischen beiden. Dabei mag dahingestellt bleiben, ob er auf Losreißung Oester­reichs von Deutschland oder aber auch auf Ver­söhnung Frankreichs mit Deutschland zur Nieder- kämpfung des europäischen Brandstifters, Englands, dein Frankreich seine schwersten Verluste verdankt, abhebt.

Württemberg.

Stuttgart-, 27. April. Der König hat sich zum 3 wöchentlichen Kurgebrauch nach Wiesbaden begeben und hat im Nassauer Hof Wohnung ge­nommen.

Stuttgart, 26. April. Am Dienstag nach­mittag hat König Wilhelm der Maschinenfabrik Eßlingen in Eßlingen einen längeren Besuch abge­stattet. Geführt von der Direktion besichtigte der König eingehend und mit regem Interesse die Ar­beitsstätten des großangelegten modernen Werkes, auf dessen Bedeutung für die siegreiche Kriegführung das Schwabenland mit berechtigtem Stolz blicken darf. Der König ließ sich einzelne Arbeitsvorgänge genauer erläutern, inbesondere fand die Artillerie­werkstätte seine Aufmerksamkeit. Seiner Gewohnheit treu, sprach der Landesfürst Arbeiter und Arbeiter­innen dabei an und erkundigte sie nach ihren per­sönlichen Verhältnissen. König Wilhelm hat mit diesem Besuche von neuem die Anteilnahme am in­dustriellen Schaffen seines Landes kundgetan, Würt­tembergs Industrie weiß das in heutiger Zeit mit Dank anzuerkennen.

Eßlingen, 28. April. Am Sonntag abend zwischen 5 und 6 Uhr ereignete sich auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weise ein furchtbares Unglück auf der FähreCymbria", welche die Uferverbindung zwischen Obereßlingen und dem Schützenhaus her­stellt. Die Fähre war von etwa 50 Personen be­setzt, als sie anscheinend wegen Ueberfüllung oder unrichtiger Belastung zum Umkippen kam und sämt­liche Insassen ins Wasser fielen. Etwa 30 Per­sonen konnten sofort gerettet werden, wobei sich Militär und nachher Personal der Sanitäter Eß­lingens rege beteiligten. Bis ch,7 Uhr waren 3 Leichen und mehrere Bewußtlose geborgen. Bei dein großen, aufregenden Durcheinander war es unkontrollierbar, wieviele Personen sich noch im

Wasser befanden. Die Rettungsarbeiten wurde» fortgesetzt, und man hofft, daß die Zahl der Er­trunkenen sich nicht besonders erhöhen wird.

Schramberg, 26. April. Dem hiesige» Kriegsausschuß für Konsumenteninteressen hat die Firma Gebr. Junghans einen namhaften Beitr«; zu Kostenbestreitungen überwiesen. Besondere Klage« führte der Konsumentenverein über die vielfach schlechte Beschaffenheit des Brotes. Ein Sachver­ständiger aus Stuttgart belehrte daraufhin die Bäcker, die statt der runden Laibe, die innen teigig sind, sog. Stollen Herstellen werden.

Aus StaSt. Bez irk un S Umgebung.

Schwarzenberg. Sergeant Wilh. Volle, Sohn des verstorbenen Alt-Schultheißen Volle, In­haber des Eis. Kreuzes ll. Kl. und des Verdie»st- kreuzes Hl. Kl. wurde wegen besonderer Tapferkeit bei den letzten Kämpfen zum Vizefeldwebel befördert und erhielt die Silberne Verdienstmedaille.

/X Herrenalb. Der Schütze Erich Hechinger, Sohn des 'f Hotelbesitzers H. Hechinger, verwundet während der Kämpfe an der Westfront, erhielt die Silberne Verdienstmedaille; seine Schwester, Frl. Luise Hechinger, wurde schon früher ftr treue Tätigkeit im Dienste des Roten Kreuzes mit dem Charlottenkreuz ausgezeichnet.

Herrenalb. Für die Festnahme von 7 ent­wichenen kriegsgefangenen Franzosen wurde dm Nachtwächter Weißinger hier unter Anerkennung seines wiederholten tatkräftigen Verhaltens eine Belohnung von 20 Mk. durch das stellvertretende Generalkommando Stuttgart zuerkannt.

Bieselsberg, 27. April. In Folge Rücktritts des langjährigen verdienten Schultheißen Stephan von seinem Amt fand heute hier Schultheißeuwahl statt. Gewählt wurde Forstwart Reutter hier.

Schömberg, 27. April. Durch Lausbuden- hände wurden -wieder einmal verschiedene Wald- Sitzbänke in der denkbar brutalsten und rohesten Weise zertrümmert. Damit war deren Zerstörungs­sucht jedoch noch nicht gestillt, auch ein MarkungS- Grenzstock, Holzbeugen, eine Gehweg-Walze u. «. war den Buben noch hinderlich und mußten deshalb beseitigt werden. Die Täter sind noch nicht bekannt, doch scheint man auf ihrer Spur zu sein. Eine ganz exemplarische Strafe gehört diesen Rohlingen, die bei Begehung der Tat vermutlich glaubten, es geschehe ihnen, wenn sie zum Heere eingezogen werden, doch nichts, oder die Strafe werde ihnen dann nachgelassen werden, sie dürften daher noch jede Roheit und jeglichen Unfug begehen. Hoffent­lich täuschen sie sich aber gewaltig. Wer hiezu sachdienliche Angaben machen kann, die auf die Spur der Täter führen können, wolle diese der Landjäger- Nebenstelle Langenbrand mitteilen. Auf die Er­mittlung der Täter hat der hiesige Gemeinderat eine Belohnung ausgesetzt. '

11. Staatslotterie. Die Ziehung der 5. Klasse, der Hauptklasse, in der 174000 Gewinne und 2 Prämien mit im ganzen 64413160 Mark ausgespielt werden, worunter das große Los mit einer halben Million Mark doppelt, nimmt am 7. Mai d. I. ihren Anfang und dauert bis zu« 3. Juni d. I. Lose zu dieser Ziehung können, so­lange Vorrat, in jedem Zeitpunkt derselben noch erworben werden.

Nachruf aus dem Felde.

Offiziersstellvertreter Emil Vogt aus Neuen- bürg.ist in der Charwoche am 26. März auf de« siegreichen Vormarsch des Regiments gegen die Briten an der Spitze seines Zuges gefallen im Alter von 29 Jahren. Er war seit Dezember 1916 bei« Regiment und hat als gewissenhafter und pflicht­treuer Soldat den Stellungskrieg beim Priesterwald und an der Aisne, am östlichen und westlichen Ufer der Maas mitgemacht. Das Eiserne Kreuz und dre Silberne Verdienstmedaille waren ihm bereits zuteil geworden. Besonders zeichnete er sich bei eine« Sturmunternehmen vor Verdun aus, wo er die Stellung gegen feindliche Uebermacht mit seiner Gruppe hielt. Wegen seiner Kameradschaftlichkeit und seinem leutseligen Wesen erfreute er sich großer Beliebtheit. Der Bewegungskrieg war ihm em Unterpfand für Deutschlands Endsieg und den Triu«pd des Rechtes. Noch ein anderer tapferer Krieger aus Neuenbürg fand bei dem gleichen Sieges;«- am Mittwoch der Charwoche den Heldentod: Edua" Kappler im 37. Lebensjahr. Er war ein fleißiger und zuverlässiger Mann, bei den Kameraden un« Vorgesetzten gerne gesehen. Auch ihm war »«» Eiserne Kreuz und die Silberne Verdienst-AuszeiOp ! nung zu Teil geworden.

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