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Schwabendienst.
Wie in anderen Bundesstaaten ist in Württemberg ein Ausschuß für Summe!- und Helferdienst und zwar in der Form eines eingetragenen LereinS unter dem Vorsitz des Kriegsministeriums gegründet
worden. , . .
Im Vorstand sind außer dem Kriegsnnmstermm, daS Ministerium für Kirchen- und Schulwesen und das Ministerium des Innern vertreten, in einem Ergänzungsausschuß vorzugsweise Stellen, deren Sachkenntnis und Wirkungskreis für das Gedeihen des Unternehmens von Bedeutung sind, wie das stellv. Generalkommando, die Generaldirektion der Staatseisenbahnen, die Forstdirektion, die Landwirtschaftliche Hochschule in Hohenheim, die Schulbehörden, die Linienkommandantur und andere. Es werden in jedem Oberamt Bezirksausschüsse gebildet, in denen besonders die Lehrerschaft vertreten ist.
Aus den Vetretern dieser Bezirksausschüsse und den Vertretern der Kriegswohlfahrtsvereinigungen, besonders des Roten Kreuzes, setzt sich der Verwaltungsrat zusammen. Mitglied des Vereins kann jeder Sammler über 21 Jahren durch Eintrag in die Liste des Bezirksausschusses werden.
Geldbeträge werden nicht erhoben. Die Beiträge der Mitglieder bestehen vielmehr in irgend einer Mitarbeit an dem Werk des Sammelns. Angestrebt wird ein restloses Zusammenbringen aller Abfallstoffe, wie Altpapier, Flaschen, Kork, Gummi, Sparme alle usw. und aller brauchbaren Stoffe, wie sie die Natur ohne irgend welches Zutun für die Ernährung von Mensch und Vieh liefert. Im Allgemeinen werden diese Güter unmittelbar von der Sammelstelle aus der Verwertung zugeführt.
Lausend eifrige Hände haben schon bisher in dieser Richtung gearbeitet und sich große Verdienste um das Vaterland erworben.
Der „Schwabendienst" möchte diese Kräfte noch inniger und planmäßiger zusammenschweißen, neue Kräfte gewinnen und damit die Gesamtleistung erhöhen, sowie für geeignete und rasche Verwertung sorgen. Der Verdienst kommt, abgesehen von Vergütungen für die Sammler, den Wohltätigkeitszwecken, die bisher von diesen Einnahmen zehrten undderHinterbliebenenfürsorgein Württemberg zu gut.
Damit sollen die bisher im Sammeln tätigen Personen in keiner Weise gehemmt werden. Im Gegenteil sie werden gebeten, dem Verein ihre Kräfte zur Verfügung zu stellen. Richtlinien für die Sammeltätigkeit werden ausgegeben.
Man denke nicht: Wieder eine Neugründung! Was haben wir tagtäglich von solchen Organisationen zu erleben!
Im Grund ist es nichts als eine Neubelebung des wunderbaren Opfermuts in der Heimat in den Sommer- und Herbsttagen 1914, nichts als eine Sammlung aller verfügbaren Kräfte zum denkbar idealsten Ziel, ein Appell an die Schwaben, wie an der Front, so auch im Innern in vorderster Linie unter den werktätig Opfernden zu stehen.
Tue daher jeder das Seine an diesem Schwabendienst.
Erreichtes Ziel.
Roman von L. Waldbröhl.
22) (Nachdruck verboten.)
„Haben Sie denn auch die innere Einrichtung schon in Augenschein genommen, Herr Voßberg?" fragte der Verwalter. „Sie bildet nämlich ein Kunstwerk für sich, und ich glaube nicht, daß heutzutage etwas Derartiges überhaupt noch angefer- ligt wird."
Herbert verneinte mit dem Hinzufügen, daß er gar nicht wisse, wo sich der Schlüssel zu dem Schreibtisch befinde. Es war ihm wohl ein großer Bund mit allerlei mehr oder weniger kunstvoll gearbeiteten Schlüsseln ausgehändigt worden, und Reinick hatte ihm auch die nötigen Erläuterungen dazu gegeben. Aber er hatte sich bis jetzt nicht auf weitere Nachforschungen eingelassen, weil es so viel anderes gegeben hatte, das ihm wichtiger und dringlicher erschienen war. Nun aber war seine Neugier rege geworden, und nachdem der Verwalter ihm den richtigen Schlüssel bezeich- " öffnete er in seiner Gegenwart das
verswckt angebrachte Hauptschloß, durch das zu- glekh alle anderen Fächer und Schubladen des Schreibtisches aufgesperrt wurden — alle, bis auf Sie Geheimfächer, von denen Reinick ihm mit wichtiger Miene erzählte. Denn gerade diese sinnreich angebrachten Geheimfächer waren nach zeiner Behauptung das Künstliche an dem kost- baren Möbelstück.
... Herbert mußte dem Verwalter recht bEsiEN' als er sagte, daß ein kleines Studium not» wesidlg sei, um sich in diesem System von ver- angelegten Schüben, Höhlungen und win- zigen Gelassen zurechtzufinden, die der Uneingeweihte nimmermehr entdeckt haben würde.
-im Zeitalter der feuerfesten Wandschränke
Vermischtes.
Zucker für die Bienen. Nach der „Berl. Volksztg." sollen in diesem Jahre den Imkern zur Durchhaltung des Bienenbestands 370OM Zentner Zucker von der Reichszuckerstelle überwiesen werden unter der Bedingung, daß ein Drittel des heurigen Honigertrags an die öffentlichen Gammelstellen abgeliefert und der Rest — nach Abzug des eigenen Bedarfs der Imker — in den freien Handel gebracht wird.
Der älteste aktive Offizier der deutschen Armee, der Oberstleutnant Wentzel, Kommandant des Jnvalidenhauses Stolp, beging am 21. Febr. seinen 85. Geburtstag. Der Jubilar ist der noch einzige aktive Stabsoffizier mit dem Eis. Kreuz I. Klasse aus dem Feldzug 1870/71 und der letzte frühere hamburgische Offizier in der deuschen Armee.
Schlettstadt, 24. Febr. Sehr hohe Preise werden gegenwärtig bei uns für Wiesen bezahlt. So wurde in einem Fall für das Ar, das früher mit 31 Mk. erworben worden war, 72 Mk. bezahlt, in einem andern 117 Mk., in einem dritten sogar 142 Mk. Kein Wunder daher, wenn manche Wiesenbesitzer, die sonst ihre Wiesen jedes Jahr zu verpachten pflegten, nunmehr die Wiesen verkaufen. Ungewöhnlich hohe Preise werden in manchen Landgemeinden der Umgegend auch für Feldstücke angelegt. So erzielte in der Gemeinde Epfig gelegentlich einer Güterversteigerung das Ar Feld 135 Mk.
München, 21. Febr. Die ersten zehn Jubiläumstaler von hundert Stück, die mit Rücksicht auf den Silbermangel nur zur goldenen Hochzeit des Königspaares geprägt wurden, haben vom König die zehn jungen Mädchen erhalten, die das Jubelpaar mit Myrtengirlande im Frauendom zum Altar geleiteten.
Die „Frkf. Ztg." meldet aus Basel: Laut einem Exchange-Telegramm hat die Lungenpest nunmehr die Nähe der Stadt Poatingfu erreicht, die in der Nachbarschaft von Pekin liegt. Bisher hatten alle Fälle dieser schrecklichen Krankheit einen tödlichen Verlauf. Die Zahl der Todesfälle ist ungeheuerlich.
Den Gemeindefarren gepfändet! Zu der vom Schwarzwälder Boten veröffentlichten Notiz erhalten wir zur Aufklärung folgende Zuschrift: Eine interessante Streitsache spielt sich zurzeit zwischen einer Unfallverletzten und der Gemeinde Seedorf A.-A. Oberndorf ab. Es handelt sich um eine Witwe, die aushilfsweise bei ihrer Nachbarin gearbeitet hat und dann in dem landwirtschaftlichen Betrieb verunglückte. Für die Folgen des Unfalles erhielt die Verletzte von der zuständigen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft eine dem Stand der Verletzung entsprechende Rente, während sie mit ihren Ansprüchen für die ersten 23 Wochen abgrwiesen worden ist. Da die Verletzte gegen Krankheit nicht versichert und auch nicht versicherungspflichtig gewesen ist, so hatte in diesem Fall gemäß den Bestimmungen des § 942 der Reichsversichrrungsordnung die Gemeinde Krankenhilfe für die ersten 13 Wochen bestehene in freie
und den diebessicheren Tresors bedeuteten diese Geheimfächer, deren Herstellung soviel Kopfzerbrechen und Geschicklichkeit erfordert haben mochte, allerdings nur noch eine müßige Spielerei ohne jeden praktischen Wert. Aber als Herbert dieser Ansicht Ausdruck gab, wiegte der Verwalter zweifelnd den grauen Kopf.
„Ich weiß doch nicht, Herr Voßberg —! Herr Bendriner war gewiß ein moderner Mensch trotz all seiner Schrullenhaftigkeit; auf diese Geheimfächer aber legte er doch einen großen Wert. Ich mußte ihm nach seinem Einzuge stundenlang den Mechanismus der verschiedenen Druckknöpfe und verborgenen Federn demonstrieren, bis er auf das genaueste damit Bescheid wußte. Und an dem Tage, wo er angesichts seines nahen Todes das große Autodafe abhtelt, sah ich, daß er die Fächer sämtlich mit Papieren vollgepfropft hatte, die er da drinnen doch wohl für sicherer verwahrt gehalten als in seinen Stahltrejors und eisengepanzerten Wandschränken.
Ein großes Autodafe — sagen Sie? Das heißt, er hat vor seinem Ableben alle diese geheimen Papiere den Flammer überliefert?"
„Jawohl, Herr Voßberg! Als Gicht und Wassersucht bei ihm einen so bedenklichen Grad erreicht hatten, daß er wohl selber das Ende herannahen fühlte, ließ er sich in seinem Krankenstuhl hierher an den Schreibtisch fahren, schickte den Krankenwärter, der sonst immer um ihn sein mußte, aus dem Zimmer und befahl mir, die Türen zu verschließen. Dann mußte ich den Schreibtisch aussperren, sämtliche Geheimfächer öffnen und ihren Inhalt vor seinen Augen dort im Kamin verbrennen. Mit Luchsaugen starrte er in die Flammen, um sich zu vergewissern, daß auch nicht der kleinste unverbrannte F-tzen in der schwarzen Asche zurückgeblieben sei, und immer wieder arbeitete er trotz seiner Schmerzen eiaenbändia mit dem Feuerbaken in dem knistern-
ärztliche Behandlung, Arznei und Krankengeld zu leisten. Zuständig ist die Gemeinde, in der der Unfall sich ereignet hat. Die in Betracht kommende Gemeinde wehrte sich hiegegen und ließ es auf eine Klage ankommen. Das zuständige Versicherungsamt hat jedoch in einer Vorentscheidung die Gemeinde zu der Krankenhilfe im Betrag von rund 3M M. verurteilt. Alsbald ließ die Gemeinde durch einen Rechtsanwalt die Anberaumung einer mündlichen Verhandlung beantragen, allerdings mit dem Ergebnis, daß die Gemeinde, wie es nach dem klaren Wortlaut des Gesetzes nicht anders zu erwarten war, wieder verurteilt wurde. Da nun die Entscheidungen der Versicherungsamter in Kranken- versicherungssachen vorläufig vollstreckbar sind und eine hiegegen einzureichende Berufung keinen Aufschub erwirkt, so ließ die Verletzte durch ihren Vertreter das versicherungsamtliche Urteil vollstrecken. Doch sie hatte die Rechnung ohne die Gemeindeverwaltung gemacht, denn letztere erklärte dem Gerichtsvollzieher, „daß sie nicht freiwillig zahle", erfülle pfänden. Demzufolge ist dann von dem Gerichtsvollzieher der Gemeindefarren gepfändet worden. Da die Verletzte über drei Jahre lang nun auf Zahlung der Auslagen für Krankenhilfe wartet, so wird man es ihr nicht verübeln können, wenn sie nun mit allen gesetzlich erlaubten Mitteln darauf hinwirkt, daß sie zu ihrem Recht kommt.
LctztL Nachrichten u. TsLsgrammL
Wien, 26. Febr. Wie die heutigen Abendblätter melden, soll morgen Mittwoch mittag in Brest-Litowsk die erste Sitzung der Friedensdelegierten stattfinden.
Berlin, 27. Febr. Ueber Budapest wird dem „Berl. Lokalanz." aus Bukarest gemeldet: Sofort nach Unterzeichnung des Friedensvertrags soll das rumänische Parlament in Bukarest zu einer Beratung Zusammentreffen, um den Friedensschluß zu genehmigen. Bemerkenswert ist, daß die Mitglieder des Kabinetts Averescu den Standpunkt Marghi- lomans billigen und in Bukarest für eine Verständigung wirken.
Beru, 26. Febr. (WTB.) Die italienische Grenze ist seit heute früh wieder geöffnet. — Wie der „Secolo" meldet, wird der italienische Versorgungsminister Crespi Ende dieses Monats sich abermals nach London -begeben^ -um über die Frage der Getreideversorgung Italiens zu verhandeln.
Berlin, 26. Febr. Durch die Presse geht das auch von amtlicher Seite nicht ganz abgestrittene Gerücht, Prinz Friedrich Cristian, der zweite Sohn des Königs von Sachsen, sei als Herzog von Litauen in Aussicht genommen worden.
Stockholm, 27. Februar. (Amtl. WTB.) „Vineta" einer der schwedischen Dampfer der Rettungsexpedition in Finnland, wurde gestern vormittag vom Eis gebrochen und sank. Passagiere und Besatzung konnte an Bord der anderen Schiffe gerettet werden. Das Unglück fand 13 Distanzminuten südwestlich Mäntyluoto statt.
den Zeug herum. Ich will ja dem verstorbenen Schloßherrn von Eschenhagen nichts Uebles Nachreden, aber wie er da mit seinem verkniffenen, von körperlichen Leiden verzerrten und schon von der Hand des Todes gezeichneten Gesicht vor dem Kamin saß, um die Vernichtung seiner Papiere zu überwachen, erschien er mir wie eine Verkörpe rung des bösen Gewissens. Und ich konnte mich des Gedankens nicht entschlagen, daß da wohl mancher stumme Zeuge begangenen Unrechts, manches schwerwiegende Beweisstück alter Schuld für immer aus der Welt geschafft wurde."
„Und es blieb nichts in dem Schreibtisch zurück? Sie mußten seinen gesamten Inhalt verbrennen ?"
„Ja — alles. Herr Voßberg können sich leicht davon überzeugen, daß er vollständig leer ist."
Damit hatte es in der Tat seine Richtigkeit. Auch nicht düs winzigste Blättchen war zurückgeblieben. Der sterbende Bendriner hatte mit den Spuren seiner Lebensarbeit so gründlich aufgeräumt, als es eben möglich gewesen war. Denn die Spuren, die seine unheilvolle Tätigkeit in den vernichteten Existenzen seiner Opfer hinterlassen, hatte er freilich nicht auszutilgen vermocht. Und vielleicht hatte er nicht einmal den reuevollen Wunsch gehabt, es zu tun.
Als der Schloßverwalter gegangen war» nvecht« sich Herbert noch ein Weilchen mit dem interessanten Mechanismus der verschiedenen Geheimfächer zu schaffen, und dabei geschah es, daß sich unversehens ein Zwischenbrettchen zurückschob, dessen Bedeutung selbst dem alten Reinick unbekannt gewesen zu sein schien. Ein weiteres schmales Fach wurde dadurch bloßgelegt, und in diesem Fach steckte ein zusammengefaltetes Papier. Herbert zog es heraus und widerstand natürlich der Versuchung nichtz es näher in Augenschein zu nehme».
Kortketruna felgt.)