Das nationale Prinzip im Orient.
/ Seit fast 500 Jahren krankt Europa an der osmanischen Frage. Nachdem man zu Beginn des achten Jahrhunderts den Ansturm der Mauren zunächst zurückgeschlageu hatte, blieb trotzdem bis 1492 Spanien der Kampfplatz zwischen Christentum und Islam. Erst in diesem Jahre, in dem durch eine sonderbare Schicksalsfügung Amerika entdeckt und damit )ie Weltpolitik des alten Kontinents begründet wurde, oer. chwanden die Mauren aus der iberischen Halbinsel, aus der tur noch die stolzesten Bauten von dem Kunstsinn und der >ohen Kulturentwicklung des Islam zeugen. Ungefähr gleich- eitig, im Jahre 1453, wurde das alte Byzanz, das heurige tonstantinopel, von den Türken erobert. Von dort drängten ie immer weiter über den Balkan bis Ungarn und schließlich >is Wien vor. Die Verteidigung der österreichischen Haupt» ladt ist der Höhe, und Glanzpunkt dieses Ringens und zugleich auch die Wende. Seitdem flutet die Welle langwm turück. Die Türken haben längst ihren „Schrecken" als er»« europäische Gefahr verloren. Eine Bedrohung stellen sie n-ckt rnehr dar, wohl aber hat ihre Anwesenheit in Europa ein« Summe von Kriegen herausbeschworen, die beinah« tn, ge- jamte Geschichte Europas in der Neuzeit aussüllt. Namentlich das neunzehnte Jahrhundert wird von ihnen veyerricht und .selbst der Weltkrieg ist in seinen Anfängen aus diesem Wider- ! treit zu erklären. Die deutsch-englische Gegnerschaft hat hre stärksten Wurzeln in der Bagdadfrags gehabt, die deutsch-österreichisch-russische eigentlich ihre einzige Ursache ln dem Kampf um das türkische Erbe.
Es ist daher sehr verständlich, wenn man auch den jetzigen Vorgängen mit einer mit Unruhe gemischten Aufmerksamkeit folgt. Der klug« Goltz Pascha hat als ehrlicher Freund der Ormanen ihnen immer den Rat gegeben, sich auf Asien zu beschränken und aus Stambul ein geschichtliches Muso",n U machen. Prestigegründe, aber auch ein strategischer Ee- >anke haben die Türken diesen Rat mißachten lassen. Als Beherrscher der Dardanellen blieb ihr Einfluß auf di« Walkanstaaten und Rußland ungeschwächt, weil sie den Schlüssel zum Schwarzen Meere in Händen behielten. Daran ändert es auch nichts, daß die neuen Friedensvcrträge ihre Macht dort erheblich beschränken. Vielleicht gingen sie dabei von der alten Erfahrung aus, daß man die Großmächte im Ernstfall mit Erfolg gegeneinander ausspielen kann. Und in der Diplomatie sind sie immer Meister gewesen. Sie blieben also in Konstantinopel, aber, und das schien einen Wandel anzudeuten, sie betrachteten es seit dem Zusammenbruch nur noch als Außenposten, während sie ihre eigentlichen Krüft« in Vorderasien kon-entrierten. Angora wurde ihr« Hauptstadt. Die Mächte haben sich dem zum Teil gefügt und erst in den letzten Monaten haben England und Frankreich eilte etwas andere Politik verfolgt, indem sie ihre Botschafter für Konstantinopel ernannten mit der Weisung, im Bedarfsfall nach Angora hinüberzureisen. Logisch ist das nicht, dem» damit bestätigen sie nur, das sie das Golden« Horn als di« eigentliche diplomatische Stätte der Türkei ansehen.
Der Rückzug nach Asien bedeutet aber zugleich einen Sieg des nationalen, oder wie man hier beinahe besser sagt, nationalistischen Prinzips. Verständlich ist es durchaus, wenn sich in der Türkei der Haß gegen Europa allmählich wieder gesteigert hat: denn die Behandlung, di« di« Türken von den Westmächten erfuhren, ist alles andere als erfreulich gewesen. Gelegentliche Bemühungen, mit Angora zu einem Einvernehmen zu gelangen — erinnert sei an die Sendung des französischen Abgeordneten Franklin Bouillon — gingen doch nur von dem Gedanken aus, sich selbst auf Kosten der anderen einen besonders günstigen Platz zu sichern. Dieses Spiel haben die Türken durchschaut. Daher ihre Tastversuche nach Moskau! Der Bolschewismus schien ihnen mit seiner haßerfüllten Einstellung gegen Paris und vor allem gegen London der gegebene Bundesgenosse. Diese Politik aber ist wohl an dem mangelnden Verständnis in Moskau gescheitert, wenn wir auch vielleicht mit ihrem Wiederaufleben bei einem Konflikt zu rechnen haben.
Der türkischeNationalismus.der tatsächlich die Volksstimmung wiedergibt und nicht nur der Ausdruck eitler Partei ist, beherrscht das Parlament vollkommen. In Kemal Po'-'-o ein?,, ebenso zielbewußten wie ge»
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nach Kon'stanTinopei gerungen, m'dasselbe Konstantinopel, das früher gegen diese Auffassung abgestumpft war und sich etwas mit den europäischen Einflüssen aus- !«söhnt hat!«. Damit aber wird erfürdieeuropäische olitik aktuell. Die Türken machen gar keinen Hehl daraus, daß sie ihr Gebiet von allen fremden Elementen säubern wollen. Man soll darüber nicht vorschnell richten. Die Erfahrungen, die sie gemacht haben, geben ihnen bis zu einem gewissen Grade recht: denn diese Elemente haben chnen dauernd die Einmischung der Großmächte und der Balkanstaaten zugezogen. Ihr Mißtrauen ist daher begreiflich und man soll ihnen besonders zrmute halten, daß namentlich die Griechen keine angenehmen Nachbarn sind. Wirtschaftlich aber ist dieses Bestreben für sie selbst unheilvoll, denn ihre Verwaltung ist so ziemlich die schlechteste gewesen. Die Fähigkeit, die Wirtschaft zu entwickeln, haben sie bisher nicht bewiesen. Ansätze mögen jetzt vorhanden sein, die Urteil« darüber gehen auseinander, aber auch sie würden nicht genügen. Di« türkischen Gebiete sind, und das bleibt entscheidend, die Achse der drei zusammenhängenden Kontinente Europa, Afrika und Asien. Der Weltverkehr' kann um die Türkei nicht herumgefübrt werden, ganz abgesehen -davon, daß sie für viele Rohstoffe ein wichtiges Gebiet ist. Die Aussiedlung der Christen würde die Türkei ausschallen.
In London, wo man solche Dinge immer am klarsten Md nüchternsten sieht, hat man denn auch den Gedanken angeregt, mit einem wirtschaftlichen Boykott zu antworten. der aber recht zweischneidig wäre. Bei der Anspruchslosigkeit der Türken und ihrer ganzen quietistischen Lebensauffassung würden sie vermutlich mit einem Achselzucken darüber hinweggehen, während der europäische Handel recht erheblich« Nachteile davon hätte. Man könnte höchstens annehmen, daß die Türkei in ihren Rüstungen gelähmt würde — falls nicht Rußland einspränge! — und daß sie das früher oder später zur Nachgiebigkeit zwänge. Diese Frage könnte ausreifen. Man könnte das Ergebnis eines solchen Kampfes abwarten, bei dem wahrscheinlich Europa sich auf die Dauer doch als der Stärkere erweisen würde. Die Aussiedlung selbst ist undurchführbar. Weder ist Griechenland imstande, seine Volksgenossen aufzunehmen, es fehlt ihm dazu alles, der Platz, die Existenzmöglichkeiten für neue Einwanderer und die Organisation, sie unterzubringen. Mit der Türkei steht es ebenso. Ihre Organisation würde nicht ausreichen, die aus dem Balkan vertriebenen Mohammedaner anzusiedeln. Es würde ein allgemeines Chaos entstehen, das das in beiden Staaten herrschend« Elend noch maßlos vergrößern würde. So geht es nicht, wenigstens nicht in absehbarer Zeit, obwohl man die Frage später einmal ganz sicher lösen muß.
Die Gefahr liegt jedoch ganz wo anders. Die Ausweisung des Patriarchen aus Konstantinopel ist in Griechenland als ein Affront aufgefaßt worden, den sich dieser gleichfalls nationalistisch stärker durchtcänkt« Staat nicht bieten lassen will. Daher denkt man in Athen im Notfall auch an einen Waffengang» wobei man der Hilfe Jugoslaviens und Rumäniens, vielleicht auch Bulgariens sicher wäre. Auch ans die Großmächte glaubt man zählen zu dürfen. Ob bei Italien mit Recht, ist eine noch ungelöste Frage, da man in Rom jede Ausdehnung des jugoslavischen Einflusses als eine Nebenbuhlerschaft um Adria und Levante seit langem mit, scheelen Äuge» betrachtet All« Verständigungen zwischen» Rom und Belgrad tragen doch nur recht vorläufigen Charakter und müssen immer als gefährdet bezeichnet werden. Doch darauf kommt es noch gar nicht an. Die Griechen rufen zunächst das Haager Schiedsgericht und den Völkerbund an. Beide hat man in Angora bereits mit aller Deutlichkeit abgelehnt. Die Griechen habe» zwar vom Völkerbunde ein« Unterstützung erhalten, als Mussolini gegen sie vorging, und hoffen offenbar, daß sich diese guten Erfahrungen auch diesmal bestätigen werden. Di« Türkei aber weiß, und wir fühlen ihr das nach, daß man in Genf immer sehr eigennützig ist. Und durchaus nicht die Wahrung des Rechtes als erste Aufgabe ansteht. Noch sind di« Möglichkeiten eines friedlichen Ausgleichs nicht erschöpft, aber man muß sich klar darüber sein, daß ein kriegerischer Zusammenprall ganz Europa in Mitleidenschaft ziehen würde. Die Friedensverträge von P a r i s sind ein so lockeres Gebäude, daß sie beim ersten Sturmwind Umfallen könnten. Das
istüaswirklicheProblem.
Ein Frühlingstraum.
Eine Erzählung aus dem Leben von Fr. Lehne.
Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzcntrale L. Ackermann, Stuttgart.
„Weil Sie es waren, Herr Hauptmann, habe ich sie veranlaßt, Hasso zu pflegen. Wäre jemand anders krank gewesen, hätte ich sie geschont und eine andere Schwester gewählt. Gerade Sie und Ihr Hasso sollten aber besonders beruhigt werden; sie ist eine wahre Perle — nun, Eie haben sie ja in den. Tagen kennen gelernt; da brauche ich nichts zu Konsuelos Lob zu sagen. Mir ist es eine wahre Beruhigung, wenn ich sie an einem Krankenbette weiß."
„Ja, Doktor, ich habe die Schwester schätzen gelernt, und darum hätte ich sie gern noch für Hasso behalten l"
„Und gern hätte ich Konsuelo noch bei Ihnen gelassen ; aber sie war am Ende ihrer Kräfte; nur ihr Wille hält sie noch aufrecht. Das Auge des Arztes sieht schärfer. Ihre Konstitution ist nicht die stärkste; sie hat sich überarbeitet, da sie unermüdlich ist — und eben, weil sie die beste Pflegerin ist, die wir haben, habe ich sie mit Dr. Hamanns Bewilligung Ihnen zugewiescn. Wenn sie aber nun bei Ihnen zusammcngebrochen wäre, was dann —?"
„Ich bin Ihnen für die Teilnahme, die Sie mir erweisen, dankbar, lieber Doktor l" sagte Wolf, und einen forschenden Blick auf seinen Begleiter werfend, sagte er: „Sie scheinen sehr viel Interesse für die Schwester zu haben I"
Der Angercdete kämpstc mit einer leichten Verlegenheit ; sein hübsches Gesicht war sehr rot geworden. Mißtrauisch und mit Eifersucht im Herzen beobachtete ihn Wolf; ihm war es schon immer so vorgekommen, als ob der junge Arzt Mary liebte-und wie mochte sie sich
wohl dazu stellen? — Denn das konnte ihr unmöglich verborgen geblieben sein l
„Ja, Herr Hauptmann", sagte endlich Doktor Korne- lius, „ja. wenn Sie es wissen wollen, Sie sprechen ja doch nicht darüber, ich habe Schwester Konsuelo lieb — mehr als ich sagen kann."
„Ach, und weiß sie darum?"
„Ja ! Doch hat sie mir jene beglückende Hoffnung, sie als mein Weib zu sehen, genommen. Ich habe sehr darunter gelitten. Muß man sie nicht lieb haben, wenn man sie sieht und kennt?"
„Sie ist schön, Doktor, selten schön — ich glaube es Ihnen und — fühle es Ihnen nach. Und womit hat sie denn Ihre Weigerung begründet? Denn ich kann mir nicht denken, lieber Kornelius, daß eiu Mädchen Sie ohne triftigen Grund zurückweist!"
„Man kann es kaum wiederholen l — Sie wäre nicht stut genug für mich — sie, die der Trost aller Kranken ist,
»n deren Pfleye sie auch aufgeht I-Ich glaube. Herr
Hauptmann, rn ihrer Vergangenheit ist etwas, woran sie krankt, vielleicht eine unglückliche Liebe — ich weiß es nicht! Etwas Schlechtes aber nicht, das kann nimmermehr sein — so etwas deutete sie aber an ; man konnte es aus ihren Reden entnehmen I Vielleicht quält sie sich unnütz mit etwas. Bei Kollege Hamann ist sie lieb Kind, wie eine Tochter des Hauses. Mir ist es jetzt schwer, sie zu sehen — und doch kann ich ihren Anblick nicht entbehren I"
„Es tut mir leid um Sie, lieber Doktor", sagte Wo's herzlich, „ich hätte Ihnen Glück gewünscht ! Vielleicht kau» es doch noch sein, haben Sie Geduld l"
Traurig schüttelte Kornelius mit dem Kopf. „Nein, Herr Hauptmann, das ist ausgeschlossen l — Man muß
Württembergischer Landtag.
(SCB.) Stuttgart, 13. Febr. Im Landtag qing heute nach, mittag die Debatte über die Wohnungsfrage weiter. Im Mittelpunkt der Erörterung stand eine gewichtige Erklärung des Ft- nanzministers Dr. Dehlingcr, der betonte, daß auch die Wohnungsfrage im Zusammenhang mit dem Etat behandelt werde» müsse, da sonst eine geordnete Wirtschaft nicht mehr möglich sei. 68 Prozent der Staatsausgaben verschlingen die Personalkoiten und nur 32 Prozent bleiben für sachliche Ausgaben übrig. Man dürfe nicht die Gefahr heraufbeschweren, den Beamten noch, höchstens 80 Prozent ihres Gehalts bezahlen zu können. Der Staatsbedarf für 1025 betrage 124^ Millionen, das voraussichtliche Defizit 29 Millionen. tlnd dabei leien die Lanoessteuern aufs äußerste angespannt. Solange nicht der Fniaininsgleich mit dem Reich erfolge sei, müsse man Vorsicht walten lassen. Der Wohnungskreditanstalt könne er jetzt nur 3 Millionen kurzfristig zur Verfügung stellen Dem Reichskanzler habe er beim Abschied als Stichwort mitgegeben: Finanzausgleich. Der Reichskanzlei antwortete: Damit geben Sie mir kein Stichwort sondern einen Stich. Es sei außerordentlich schwer. Deckungsmittel zu bekommen und er verspreche sich von einer inneren Anleihe keinen Erfolg. Dem Antrag Schees könne er deshalb nicht «stimmen, nicht aus unfreundlicher Haltung gegenüber dem Wohnungsbau, sondern wegen der bittersten Not und der Nerantwor'ung für die Gesunderhaltung der gesamten Staatswirtscbaft. Von mehreren Rednern wurde dem Finanzminister entgegengehaltcn. daß er den Verwaltungsrat einschränken sollte und die 10 Millionen wohl aufzubringen wären. Der Aba. Elsas (Dem.) befürchtete von der Mietserhöhung über 100 Prozent eine Rcvolutionic- rung des gesamten Erundstücksmarktes und eitle unberechtigte Preissteigerung der Häuser. Abg. Küchle (Ztr.) verwnote eine Nachzensur durch Land und Gemeinden für die Kinos, denn die Berliner Auffassung von Anstand und Sitte könne nicht für das ganze Reich maßgebend sein. — Morgen Fortsetzung.
lSLB.) Stuttgart, 14. Febr. Es war wohl eine leicht erklärliche Folge der Strapazen des parlamentarischen Abends von gestern, daß man in der heutigen Sitzung des Landlaas 'all nur leere Bünte lah. Ein Thema, das früher die Gemüter sehr erregt hatte, nämlich die Aufteilung de« Oberämter und die Zusammenlegung von Gemeinden, fand ein: ruhige sachliche Erörterung. Der Berichterstatter Schermann w>es allerdings darauf hin, daß infolge der Bestrebungen nach Loslösung einzelner Gemeinden von ihren Oberamtsbezirken unliebsame Verdüchii- gungen sich entwickelten, die vermieden werden könnten, wenn die Oeffentlichkeit über die Behandlung dieier Wün'che aufgeklärt würde. Minister Bolz hielt die Zusammenlegung von Tsil- gemeinden in vielen Fällen als das einzig Zweckmäßige, wobei aber die nötige Vorsicht geübt werden müsse und bemerkte zur Frage der Obcramtsaufteilung. daß hier nach einen, gewissen Plan vorg-gangen werden müsse. Der Minister bedauerte, daß in vielen Bezirken eine Agitation eingesetzt hätte und kündigte einen Gesetzentwurf zur Aufteilung von 2 Oberamtsbezirken an. Der Abg. Dr. Schall (Dem.s beantragte, daß die Recherung im Sinne der Einverleibung von Teilgemeinden in die Hauvt- aemeinden tätig sein möge, während von anderer Seite bezweifelt wurde, daß die Zusammenlegungen von Teilqemeinden eine finanzielle Ersparnis haben werde. Dann kam man zu den Kapiteln über die Polizei und beriet speziell den Entwurf zur Aen- derung des Polizeiverwaltungsgesetzes, der vorsieht, daß die Polizeilasten nach den persönlichen Aufwendungen eines Jahres sllr die Gemeinden berechnet werden sollen. Der Abg Ulrich (Soz.f kritisierte, daß der Polizeikörver seit der Verstaatlichung eine Aufblähung erfahren Hab« und verlangte eine Herabminderung der Polizeikosten. Schulabbau und Polizeiaufbau dürften nicht nebeneinander hergehen. Der Ahg. Dr. Elsas (Dem 1 fand die Kosten, die die staatliche Polizei den Gemeindeverwaltungen macht, außerordentlich hoch. In Ravensburg ist der Polizeiaufwand von 33 000 fim Frieden) auf 85 000, in Schweyningen von 15 000 auf 67 000 Mark gestiegen. Minister Bolz erwiderte, daß abgesehen von einigen Städten niemand die Grundsätze Ser Polizeilastenverteilung angefochten habe. Der Abg. Heymann sS.j verlangte den Abbau der Schutzpolizei, die gänzlich unproduktiv sei und warf die Frage aus, ob die Organisation des Landsngcr- korps neben der staatliche» Polizeiwehr aufrecht erhalten werden solle. Minister Bolz entgegnetc, daß Württemberg keinen Ueber- sluß an Polizeigewalt habe und daß man sich durch die augenblicklich ruhigen Zustände über künftige Gefahren nicht tänsä>en dürfe. Dem Abg. Fischer (Komm.), der bemängelt hatte, daß man wohl bei allen Kulturfragen vom Sparen höre, nicht aber bei der Polizei, trat der Abg. Dr. Egelhaaf sD.V.) mit dem Hinweis darauf entgegen, daß die Polizei die Kultur schütze und daß Schutz der Gesellschaft auch ein Kulturzweck sei. Zu einer Abstimmung kam es nicht. Man verschob sie auf die am Donnerstag statlfindende nächste Sitzung.
eben entsagen lernen und tragen, was man nicht ändern kann !" Und dann zwang er sich zu einem leichteren Ton — „also in zwei Stunden bin ich wieder da und bringe Bescheid von Schwester Hannah; sehe ich Sie dann wieder, Herr Hauptmann?"
„Hoffentlich kann lch es möglich machen", entgegnete Wolf und reichte seinem Begleiter zum Abschied die Hand, da ihre Wege jetzt sich trennten.
VII.
Die zwei Stunden waren um ; Wolf hatte keine Ruhe mehr gehabt und es möglich gemacht, daß er schon wieder zu Haus war. Doktor Kornelius war noch nicht da. Mechanisch hatte Mary ihre Sachen zusammengepackt; sie durfte nicht an den Abschied denken, wenn ihr das Herz nicht schwer werden sollte. „Was tust du? fragte Hasso, der sie beobachtet hatte.
„Ich gehe jetzt fort, mein Kind, du bedarfst meiner nicht mehr l"
„Nein, du sollst bei mir bleiben —" und er fing an zu weinen.
„Weine nicht, süßes Kind", beruhigte sie ihn, zärtlich sein Gesicht streichelnd. In diesem Augenblick traten die Eltern des Kindes ein.
„Warum weint Hasso? Was ist mit ihm?" fragte Ella.
„Die gute Tante soll nicht gehen; sie soll bei Hasso bleiben", klagte der Knabe.
..Warum haben Sie ihm gesagt, daß Sie kort wollen ? Twar nicht nötig", sagte Ella etwas scharj, „er >olt sich doch nicht aufregen l"
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