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Sonntag« Len 3 t. Zuli 1904.

Ldonnement«pr. in d. Stadt pr. Viertelt. Mk. 1.10 incl. LrSgerl. VierteljLhrl. PostbezugSpreiS ohne Beltellg. f. d. Orts- u. Nachbnr- ortSoerkehr 1 Ml., s. b. sonst. Berkehr Ml. 1.10. Bestellgeld 20 B'g.

Amtliche ^tekanntmachvnge«.

Bekanntmachung.

Wotzsperre

auf der Nagold ist von der Kgl. Kreisregierung in Reutlingen für den Monat August angeordnet worden.

Calw, 30. Juli 1904.

K. Oberamt.

Amtm. Rippmann.

Tagesneaigkeiten.

Calw, 30. Juli. Gestern Abend 7'/« Uhr verunglückte auf der Stuttgarter Straße der schon seit Jahren bei Hrn. Hugo Rau hier in Dienst stehende landw. Arbeiter Johann Gg. Keppler aus Agenbach. Beim Einführen von 2 Garben­wägen kam derselbe beim müggen des Anhänge­wagens unter die Räder, welche ihm über Brust und Hals gingen. In das Krankenhaus verbracht, starb er um '/»IO Uhr. Keppler ist 55 Jahre alt, er hinterläßt Frau und Tochter.

Ostelsheim, 28. Juli. Heute brannte hier das Haus des Bauern Johannes Braun voll­ständig nieder. Das Feuer war nachmittags 2 Uhr in Abwesenheit der Bewohner in der Scheuer aus­gebrochen, wo bereits Erntevorräte lagerten. Unter dem Beistand der Feuerwehren von Althengstett, Dätzingen, Schafhausen, Weilderstadt gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Als der Brandstiftung verdächtig erscheint der 63 Jahre alte Bauer Adam Weiß, welcher kurz bevor der Brand ausbrach, sich noch in der Scheuer zu schaffen gemacht hat, seither aber vermißt wird. Die Ab- georannten sind versichert.

Stuttgart, 29. Juli. Die von dem Christlichen Soldatenbund in sämtlichen Gyneinden des Neckarkreises veranstaltete Haus­

kollekte hat mit jährlichen Beiträgen die schöne Summe von 26 000 -FL ergeben. Der Soldaten­bund beabsichtigt die Errichtung eines Soldaten­heims in Ulm und es sind gegenwärtig Unterhand­lungen wegen Ankaufs eines Gebäudes im Gange. In Ludwtgsburg hat der Bund in einem neugebauten Hause größere Räumlichkeiten für ein Soldatenheim gemietet. Die Einweihung findet Ende September statt.

Stuttgart, 29. Juli. Gestern nachmittag wollte ein Kesselschmied in einer Maschinenfabrik einen Transmissionsriemen aufmachen, während die Maschinen im Betrieb waren. Hiebei wurde er von der Transmission erfaßt, so daß ihm die rechte Hand und das Fleisch des Armes vollständig ab­gerissen wurden. Im Karl-Olga-Krankenhaus mußte ihm der Arm abgenommen werden.

Tübingen, 29. Juli. Vor der Ferien­strafkammer standen gestern drei Schuhmachers­lehrlinge von Reutlingen, die nicht nur die von ihnen ausgeführten schweren Diebstähle zugaben, sondern auch aus freien Stücken bekannten, als ehemalige Zöglinge der Sophienpflege in Lustnau dem Hausvater gegen 100 gestohlen und das Geld mit anderen verjubelt zu haben. In der gleichen Sitzung wurde der Bürstenmacher Bössinger von Schwenningen, der eine Anzahl schulpflichtiger Kinder in Calw in schamloser Weise angegriffen und verletzt hat, mit 9 Monaten Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft. In der psychiatrischen Klinik hat sich der Flaschnermeister Allgöwer von Feuerbach, der in nächster Zeit als gebessert entlassen worden wäre, erhängt.

Tettnang, 28. Juli. Mit dem Pflücken der Frühhopfen, die sich gut und gesund ent­wickelt haben, wurde heute begonnen; die Ernte der Späthopfen folgt in 810 Tagen. Auch letztere versprechen einen guten Ertrag. In Früh­hopfen wurde schon ein Verkauf zu 200 FL. ab­

geschlossen. Etwa zehn Platzhändler haben sich bereits hier eingefunden.

Ulm, 28. Juli. Die Schuhmacherseheleute Christoph und Therese Breis, früher in Neu-Ulm, jetzt hier wohnhaft, haben ihr im Jahre 1901 geborenes, taubstummes Kind fortwäh­rend in der unverantwortlichsten Weise mißhandelt und verwahrlost. Sie haben es vermutlich auch, nur mit dem Hemde bekleidet, großer Kälte aus­gesetzt, die Stiege hinabfallen lassen und unbeauf­sichtigt auf ein Fensterbrett gesetzt, sodaß es Gefahr lief, bei der geringsten Bewegung abzustürzen. Die Eltern wurden wegen dieser Schandtaten gestern vom Schöffengericht Neu-Ulm zu einer Haftstrafe von 3 bezw. 2 Wochen verurteilt. Gleichzeitig wurde die zuständige Gerichtsbehörde ermächtigt, im Ein­vernehmen mit dem Vormundschaftsgericht in Ulm das Kind auf Kosten der Eltern anderwärts uuter- zubringen.

Bom Bodensee, 29. Juli. BeimBaden im See ertrank bei Wasserburg die 15 Jahre alte einzige Tochter des Oberexpeditors Fuß aus Lindau. Das Mädchen hatte sich in das im See wuchernde Unkraut verwickelt und ertrank. Im Rorschacher äußeren Bahnhof wurde beim Ueberschreiten der Geleise der Lokomotivführer Nigg überfahren; er erlitt schwere Verletzungen.

Walscheid (Lothringen). Die Klagen über vielen Schaden, den das Schwarzwild allent­halben anrichtet, mehren sich von Tag zu Tag. Es herrscht eine große Unzufriedenheit darüber, daß den Schwarzkitteln nicht energisch genug zu Leibe ge­gangen wird. Wer die durch die Sauen verwüsteten Hafer- und Kartoffelfelder gesehen hat, kann den Unmut und Aerger, der sich bei den geschädigten Grundbesitzern, worunter viele sog.kleine Leute" sind, kundgibt, wohl begreifen.

Berlin, 29. Juli. Unter dem Verdacht der Spionage wurden gestern Abend in Wilhelmshafen

AEUlüt l OU» Nachdruck »erboten.

Heimchen am fremden Herd.

Roman von Hans Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

Der Oberst, der den Sohn an die Droschke begleitete und eben zurück­kehrte, mochte dieser Unterhaltung ein Ende gemacht haben, denn Priska hörte am Mittag den Diener sagen, Tante Therese habe wie ein Sturmwind die Wohnung verlassen und dem Obersten, ihrem Bruder, geschworen, nicht wieder zu kommen. Der sei übrigens auch sehr heftig geworden, als sie, wie er vom Korridor aus gehört,von Schande für die ganze Familie" gesprochen.

Auch das galt Jobst ohne Zweifel! . . . Was konnte mit ihm geschehen! Auch der Diener, der schon lange im Hause, mochte es wissen, aber um keinen Preis hätte sie sich so weit vergessen können, ihn zu befragen, ebensowenig, wie sie Annette zu fragen gewagt.

7.

Bernhard war auf acht Tage abkommandiert worden, zu seinem großen Verdruß gerade jetzt.

Als er Priska Adieu gesagt, hatte sie ihm versprechen müssen, an ihn zu denken.

Ich werde Dich in mein Abendgebet einschließen", hatte sie ihm dann lachend gesagt.

Ach, das ist so eine Redensart. Sag' mkr lieber ehrlich Ja!"

Sie hatte ihm die Hand gereicht und Ja gesagt.

Inzwischen war es recht still in der Familie geworden. Jobst, der feit länger als einem Monat fort war, hatte mehrmals dem Vater Briefe geschickt, nach deren Empfang dieser immer eine schlechte Stimmung zeigte. Auch die Mutter machte danach immer ein betrübtes Gesicht.

Auf Priska machte es schließlich auch einen fast peinlichen Eindruck, daß von Jobst überhaupt garnicht mehr die Rede war, obgleich sie wußte, daß die Eltern sich viel mit ihm beschäftigten. Ein Zwiespalt konnte zwischen ihnen und diesem Sohn nicht herrschen, denn er hatte sich ja bei seiner Abreise in ihrer Gegenwart von ihnen so herzlich getrennt. Ging etwas mit ihm vor, und was bewog diese zu solchem Schweigen über ihn? Bernhard, als er zurückkehrte, fragte auch nicht nack dem Bruder.

Wieder vergingen Wochen. Es war alles im alten Geleise, nur Bernhard schien seiner Rolle schnell überdrüssig geworden zu sein. Die Vertraulichkeit, in der er mit Priska jetzt lebte, sie verlangte von ihm mehr Selbstbeherrschung, als er besaß, und dazu kam noch eins: er hatte die Eltern, als sie sich unbelauscht glaubten, über Jobst sprechen und in dieser Unterhaltung Priskas Namen nennen hören. Er reimte sich soviel, daß die Eltern vielleicht daran dachten, deL älteren Sohnes Schwermütigkeil dadurch zu heilen, daß Priska . . .

Der Gedanke konnte ihn rasend machen. Harte Jobst in seinen Briefen selbst hierzu Veranlassung gegeben? Und er, er sollte schweigen dem Mädchen