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ihrer auch nicht und lehnte sich, um den Zauber nicht zu stören, an den Türrahmen. Nur Bernhard, der ganz versunken, das Auge auf Priska gerichtet, seitwärts am Fenster saß, bemerkte ihn gleichgültig. Auch er war erst vor einer halben Stunde erschienen und schien verstimmt, denn auch die blonde Annette in lichtblauer Robe war anwesend, und das mochte ihn verdrießen.
Er hatte Priska seit längerer Zeit nicht mehr gesprochen, da sie stets von anderen beansprucht ward, und auch sie hatte ihn wenig bemerkt, denn seit jenem Moment auf dem Balkon war sie ihm absichtlich nur in Gegenwart seiner Eltern begegnet. Der Vater hatte ihn zwar gefragt, ob er sich eine Taktlosigkeit gegen Priska erlaubt, da sie sogar von Abreise gesprochen, er aber hatte verletzt geantwortet, ein königlicher Leutnant begehe keine solche.
Als Priska vom Piano sich erhoben und sie dankend umringt wurde, blieb Bernhard an seinem Platz, als bemerke er dies nicht. Jobst trat hingegen zu ihr und sagte ihr in seinem gewohnten Ernst einige Artigkeiten, die sie gerade von ihm zu erfreuen schienen, denn sie begegnete mit herzlichem, aber bescheidenem Lächeln seinen heute so klar und warm blickenden Augen.
Annette Birk, als sie seiner ansichtig ward, während er zu Priska sprach, wich ihm aus, trat zurück und richtete aus der Entfernung ihre Augen starr auf ihn. Danach suchte sie Priska, die dies bemerkt hatte.
„Ob er ihr etwas getan habe?" fragte diese die sonst so kecke Blondine.
„Nein, das nicht! Aber ich vermeide ihn, denn es überfällt mich immer wie ein Schauder, wenn ich ihn sehe. Nimm's nicht übel; er ist ja Dein Kousin! Du wirst ja wissen!" Sie wandte sich von ihr.
Ein eigentümliches, nervöses Zittern, das Jobst oft überfiel, wenn er sich unterhielt und ihn plötzlich bleicher und schweigsam machte, hatte ihn auch jetzt unterbrochen. Priska sah mit Teilnahme, wie er so düster wieder vor sich blickte.
Jobst entfernte sich, als die Tafel aufgehoben; mit trauriger Miene sagte er ihr Adieu, da er schon am frühen Morgen fort müsse. Seinen Eltern habe er noch nichts von der Reise gesprochen, er habe sich eben erst entschlossen, seiner Ordre zu folgen, aber sie wüßten ja, daß er reisen müsse. Er sähe diese ja noch, wenn die Gäste fort seien.
Das sprach er mit so ironisch bitterer Miene, daß Priska betroffen ward.
„Was hatte Dir Jobst so Wichtiges zu sagen?" fragte Bernhard, zu ihr tretend, etwas pikiert.
„Daß er verreisen wolle! Schade um ihn, er hatte eben wieder einen seiner nervösen Anfälle."
„Hm, die gehen immer schnell vorüber!"
„Aber was ist dies an ihm? Er klagte wenigstens mir niemals über etwas?"
„Hat alles seinen Grund!" rief er leichtfertig, bereute das aber und bemächtigte sich ihrer Hand. „Auch Du hast den Eltern von Abreisen gesprochen, wahrscheinlich weil mir das Wort entfahren in meiner Verzweiflung, in dem Bann, in den Du mich förmlich getan! Weißt Du, was es heißt, wenn man jemanden liebt und verdammt ist, seinem Herzen eine Tarnkappe aufzusetzen? Muß man sich dann nicht sagen: hättest du sie lieber nie gesehen? Es wäre ja zu spät gewesen, wärst Du wirklich abgereist! Das Unglück wäre zehnfach größer geworden! Vergiß also; sag' mir. Du denkst nicht daran, uns zu verlassen! Gieb mir die Hand darauf! ... Du lachst I" rief er verletzt, als ihr seine tragische Miene ein Lächeln abzwang. „Wenn jemand liebt, wie ich, da soll man Schonung mit seinem Unglück haben, falls man eS nicht lindern kann oder will, aber nicht herzlos sein! Mitleid, wie Du es für meinen Bruder hast! Ich werde schließlich auch ein Kopfhänger werden, wie er, damit Du mir die Backe streicheln und fragen kannst: armer Bernhard, was ist Dir? sieh, ich kann Dir ja nicht helfen .... Aber erwarte das nicht von mir! Für mich gibt es nur . . ."
„Bernhard, Du bist komisch heute!" Damit entfernte sie sich und trat zu einer Gruppe.
Als die letzten der Gäste sich entfernt und Priska sich in ihr Zimmer begeben wollte, sah sie Jobst wieder zurückkehren. Er sah sie nicht, suchte den Vater und ohne zu lauschen hörte sie zu diesem sagen:
„Ich wollte Euch heute den Abend nicht verderben, als ich die Ordre erhielt, mich unverzüglich an meinem traurigen Bestimmungsort einzufinden. Ich reise morgen in der Frühe."
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Priska vernahm einen Schreckenslaut der Mutter; sie suchte ihr Zimmer, um nicht lästig zu sein. Was aber bedeutete dies wieder? War es diese Order, wie Jobst sich ausgedrückt hatte, um deretwillen und in deren Erwartung seine Mutter namentlich mit so viel Angst den Postboten empfangen, wenn dieser an der Schelle des Korridors gezogen? War es dies, was seit des Sohnes Ankunft die Zufriedenheit der Eltern getrübt? Was konnte Jobst getan haben, das ihn den Seinigen so plötzlich entriß?
Als sie am Morgen um die Zeit, wo Jobst abreisen wollte, sich freiwillig eingefunden, fand sie auch Therese, die in der kleinen Gesellschaft sie kaum der Beachtung gewürdigt. Der Abschied war ein wahrhaft rührender seitens der Mutter.
Nachdem Jobst die Droschke bestiegen, sah sie, wie Therese die Schwägerin, die Oberstin, mit heftigen Worten in Aufregung versetzte. Sie, Priska, war schon im Begriff, sich zu entfernen und fing im Gehen noch einen heimlichen Wink der so trauernden Mutter auf. Sie erriet, daß Jobst, der sich keineswegs ihrer Gunst erfreute, weil er sehr kalt gegen Therese, der Gegenstand der Unterhaltung sei.
(Fortsetzung folgt.)
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