115. Amis-

und AuzeigeblaLt für den Bezirk Kairo. 79. Jahrgang.

Irscheinougütage: Dtenltag, vouner»tag, Lam«- t » g, Tonn tag. Ansertiontpr^« 10 Wg. pro Zeit« für Ttadt »a» »«>KUo»t,; außer »eztrj 1» Pfg.

Samstag, den 23. Juli 1904.

ÄbonnementSpr. in d. Stadt pr. Bierielj. Mk. 1.10 incl. Träger!. Vierteljährl. PostbezugSpreiS ohne Vestellg. f. d. OrtS- u. Nachbar- ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr ML. 1.10. Bestellgeld SO Pig.

Amtliche Bekanntmachungen.

An die Schultheißenämter.

Der X. landwirtschaftliche Gauverband, be­stehend aus den landwirtschaftlichen Bezirksvereinen Calw, Frcudenstadt, Nagold und Neuenbürg, be­absichtigt zur Förderung der Viehzucht in diesem Jahr einen Aufkauf von Originalsimmentaler Farren in der Schweiz zu veranstalten.

Um nun zu wissen, wieviel Tiere aufgekauft werden sollen, wollen die Herren Ortsvorsteher «ach Befrage« der Farrenhalter und der Gemeindekollegie« spätestens dis 10. August an Oderamtspfleger Fechter in Calw an- zeigen, ob und wieviel Farren, eventuell auch weidlich« Tiere in ihren Gemeinden zum Bezug aus der Schweiz gewünscht werden.

Die bestellten Farren werden unter den Be­stellern öffentlich versteigert und sind die Besteller in erster Linie zur Versteigerung zugelassen.

Weibliche Tiere werden nur auf feste Be­stellung für Rechnung der Besteller angekauft.

Der Ankauf wird Ende August statlfinden.

Calw, 21. Juli 1904.

K. Oberamt.

Voelter.

Lagesneuigkeiten.

Liebenzell, 20. Juli. Das „Dann'jche Töchter-P ensionat" hat gestern und heute die halbjährliche Schulprüfung abgehalten, wozu sich ein schöner Kreis von Zuhörern, bestehend aus den HH. Stadtpfarrern, Lehrern, den Eltern der Schüler und mehreren Kurgästen, einfand. Das Ergebnis der Prüflinge — 18 Töchter — war ein recht be­friedigendes, was auch der erste Hr. Stadtpfarrer in einer Schlußansprache lobend bestätigte. Es ver­dient daher auch der Fleiß und die Bemühungen der Fräulein Dann und Fräulein Lücke, als geschickte Leiterin und Lehrerin dieser Anstalt alle Anerkennung. Bei dem sehr mäßig gestellten Pensionspreise und der familiären, aber streng soliden Behandlung wird das Institut eines sich stets mehrenden Besuchs zu erfreuen haben. Von heute ab beginnen die Ferien und wird der nächste Kurs am 10. September beginnen.

-r. Ostelsheim, 20. Juli. In dem zwischen hier und Weilderstadt gelegenen und zu letzterem gehörigen Walde, dem sogenannten Fuchs­loch, entstand heute nachmittag aus bisher nicht aufgeklärter Ursache ein Brand, der aber glücklicher­weise durch in der Nähe auf dem Felde arbeitende Ostelsheimer gelöscht werden konnte, so daß die so­fort herbeigeeilte hiesige Feuerwehr nicht mehr ein- zugreifen brauchte. Bei der großen Trockenheit und der unmittelbaren Nähe des Kornfeldes hätte leicht ein ungeheurer Schaden entstehen können.

Stuttgart, 19. Juli. Eine erfreuliche Geschäftslage weist der Verwaltungsbericht des evang. Lehrerunterstützungsvereius auf. Auch im letzten Jahre haben alle Kassen (Witwenkasse, Kranken­kasse, Sterbekasse, Brandschadenkasse, Lehrerinnen­kasse, Hilfskasse) Ueberschüsse gemacht von 700 bis 7344 Das Gesamtvermögen des Vereins ist damit auf 316 678 angewachsen.

Stuttgart, 21. Juli. (Unglücksfall.) Gestern abend 8 Uhr verunglückte der Knecht eines

hiesigen Güterbeförderers dadurch, daß in der Rote­waldstraße der mit Kohlensäureflaschen beladene Wagen brach und die vollen Flaschen auf den Mann stürzten, wodurch ihm beide Beine zerschmettert wurden.

Stuttgart, 21. Juli. Als gestern früh ein Maler mit Anstreichen der Leitungsmasten der elektrischen Bahn auf der Neuen Weinsteige beschäf­tigt war, wurde von der Zentrale aus der Strom eingeschaltet. Der Maler, welcher sich mit einer Hand am Leitungsdraht hielt, erlitt eine Lähmung der linken Seite und mußte von seinem Neben­arbeiter aus seiner Lage befreit werden. Er wurde ins Marienhospital verbracht.

Stuttgart, 21. Juli. (Wochenmarkt.) Auf dem heutigen Engrosmarkt kosteten Heidelbeeren 15—16 A. Stachelbeeren 6—7 A, rote Johannis­beeren 13—14 A, schwarze Johannisbeeren 12 bis 14 A, Himbeeren 30 A Aprikosen 25—35 A Pfir­siche 40—50 §)., Birnen 16—22 A, Aepfel 16 bis 20 F das Pfd., Bohnen 8—10 A das Pfd., Ein­machgurken 45—55 ^ per 100 Stück, Salzgurken

I und 2 das Stück, neue Kartoffeln 5—6 o). — Kartoffclmarkt auf dem Leonhardsplatz: Zufuhr 60 Zentner, Preis 5 per Ztr.

Fellbach, 21. Jnli. Oberbürgermeister Gauß von Stuttgart hatte gestern in der An­gelegenheit der Eingemeindung Fellbachs mit Schultheiß Fritz eine längere Unterredung, von der dieser gestern den bürgerl. Kollegien Mit­teilung machte. Unter den hiesigen Weingärtnern ist die Stimmung für die Eingemeindung nicht gün­stig. Uebrigens wurde von einigen Gemeinderäten der Vorschlag zur Einberufung einer öffentlichen Versammlung gemacht, um die allgemeine Stimmung kennen zu lernen, doch ist in dieser Hinsicht kein Beschluß gefaßt worden.

Ludwigsbur g, 21. Juli. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag stürzte hier der Musketier Kaufmann, ein Bruder des hiesigen Restaurateurs Kaufmann, in schlafendem Zustand vom zweiten Stock der Arsenalkaserne und war so­fort tot.

Ludwigs bürg, 21. Juli. Im Vorort Pflugfelden ereignete sich heute vormittag kurz nach

II Uhr ein schwerer Unglücksfall. Vor dem Gasthaus zum „Löwen" stürzte ein beladener Holzwagen um. Drei Männer, welche auf dem Wagen saßen, kamen unter ihn zu liegen. Dem einen, namens Ladner aus Möglingen, hies. Ober­amts, schnitten die Bretter den Leib auf. Infolge­dessen trat der Tod alsbald ein. Die beiden anderen Männer erlitten schwere Verletzungen.

Mettin gen, 21. Juli. Gestern mittag kurz nach 12 Uhr ertrank beim Baden im Neckar der 18 Jahre alte Bäcker Paul Huber von Neckar- thailfingen. Derselbe war erst einen Tag hier in Arbeit und ist vermutlich von einem Schlaganfall getroffen worden.

Heilbronn, 21. Juli. Vorgestern nach­mittag trieben einige Gärtnerlehrlinge aus Bückingen in der Bahnhofstraße Unfug. Einer derselben rannte einem Radfahrer, welcher die Bahnhofstcaße entlang fuhr, gerade in das Rad hinein. Der Radfahrer

sowie der Gärtnerlehrling stürzten. Letzterer erlitt einen Oberschenkelbruch und mußte ins Kranken­haus überführt werden. Der Radfahrer ist nicht verletzt, auch trifft ihn kein Verschulden.

Neckarsulm, 20. Juli. Schon mehrere Wochen strahlt nun Tag für Tag die Sonne heiß vom wolkenlosen Himmel. Für die Reben ist diese Witterung günstig, die Trauben entwickeln sich schön, die Weinberge haben ein üppiges gesundes Aus­sehen. Die Weingärtner haben jetzt alle Hände voll zu tun, um mit dem Wachstum der Reben Schritt zu halten. Die hiesigen Weingärtner hoffen, am 25. Sept. bei der Feier des 50jährigen Bestehens der Weingärtnergesellschaft und des 70jährigen Be­stehens des Weingärtnervereins einen vorzüglichen 1904er kosten zu dürfen.

Braunsbach, 21. Juli. Der in weiten Kreisen bekannte Handelsmann Nathan Wert­hei m e r wurde vorgestern, als er von Sulzdorf nach Hohenstadt gehen wollte, um ein Geschäft zu erledigen, von einem Hitzschlag getroffen und war sofort tot.

Göppingen, 21. Juli. (Zur Lohn­bewegung in der Textilindustrie.) In einer gestern im Dreikönigsaal stattgefundenen sehr zahlreich besuchten Weberversammlung, wurde lt. Göppinger Blätter beschlossen, die Streitigkeiten der Weber dem hiesigen Gewerbegericht zur Erledigung zu überweisen.

Ellwangen, 21. Juli. Ein eigenartiges Schauspiel bot sich gestern vormittag im sog. Mühl- gumpen bei der Stadtmühle. Tausende von Fischen, groß und klein, schwammen an der Oberfläche des Wassers, hie und da den Kopf herausstreckend. Da­zwischen stand mit aufgestülpten Hosen und ein kleines Fischnetz in der Hand der Mühlknecht und fing mit leichter Mühe die größten Fische heraus. Infolge des niederen Wasserstandes und der großen Hitze gingen die Fische zahlreich zu Grunde. Hier in der Stadt hat es den ganzen Monat nicht ge­regnet.

Ulm, 21. Juli. In der Nähe des Bahn­postens 26 bei Günzburg wurde vorgestern eine von der Donau angeschwemmte männliche Leiche aufgefunden. Der Ertrunkene ist zweifellos der Mann, der mit dem vor einigen Tagen aufgefun­denen Mädchen, Kath. Scheidler aus Hohenwart, in die Donau gesprungen ist. Der Verlebte hatte eine Barschaft von 11 ^ und ist den Visitenkarten nach der Küfer Joh. Jung aus Schneckenhofen. Am gleichen Tage wurde aus der nämlichen Kies­bank noch eine männliche Leiche angeschwemmt, die schon mindestens ein Jahr im Wasser gelegen haben dürfte. Ueber die Identität dieser Leiche fehlt jeder Anhaltspunkt.

Waldsee, 21. Juli. In Gaisbeuren, diess. Oberamts, brannte gestern das Doppelhaus der Söldner Josef Thoma und Johannes Muschel bis auf den Grund nieder. Das Vieh und ein Schwein sowie ca. 400 Bargeld verbrannten mit.

Heidelberg, 21. Juli. Gestern abend fand im Saale der Stadthalle eine von 2000 Studenten, Bürgern und Damen besuchte Protest-