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gehend. Erlöst wurde für 1 Paar Ochsen (4'/-jähr.) von 972-1000 eine trächtige Kuh 300—350 eine Milchkuh 300—400 eine Schlachtkuh 200 bis 300 eine Schaffkuh 200—300 ^., eine Kalbin 300—400 ein Jungrind oder einen
Stier 120—200 Begehrt war besonders fettes und trächtiges Vieh, sowie Milchkühe. — Auf den Schweinemarkt waren zugeführt: 342 Stück Milchschweine und 194 St. Läufer. Der Verkauf ging gut. Preise für 1 Paar Milchschweine 22—34 für Läufer 36—90^L
Stuttgart, 19. Juli. Auf die Ergebenheitskundgebung der Stuttgarter Studentenschaft anläßlich der Einweihung des Bismarcklurmes an den Kaiser ist aus dem Kabinet desselben folgende Antwort eingegangen; „Seine Majestät der Kaiser und König haben sich über den Huldigungsgruß der zur Einweihung der Bismarcksäule versammelten Stuttgarter Studentenschaft gefreut und lassen für das Gelöbnis treuer Ergebenheit vielmals danken. Auf Allerhöchsten Befehl der Geheime Kabinetsrat i. V. von Valentin."
Stuttgart. Das Stadtschultheißen amt erläßt einen Aufruf an die Wasser ab nehmer, worin es heißt: Das im Jahr 1903 auf die doppelte Leistungsfähigkeit erweiterte Pumpwerk hat in 8 Tagen ein Fünftel des seitherigen Jahresverbrauchs geliefert, ohne die Abnehmer zu befriedigen, da das gepumpte Wasser, statt in das Reservoir zu gelangen, vielfach durch offene Hahrten den Talhang herabfloß. Gegen eine größere Anzahl Abnehmer, die am Feuerbacherheidewasserwerk angeschlossen sind, ist heute auf den Ansatz von Konventionalstrafen erkannt worden, welche diese neben dem namhaften Wasserverlust bezahlen müssen. Es wird nochmals auf die Strafbestimmungen des Wasservertrags mit dem Anfügen aufmerksam gemacht, daß fernere Wasservergeudungen mit den höchsten Vertragsstrafen und Wasserentzug geahndet werden müssen. Das Begießen der Trottoirs, Straßen und Höfe mittelst an die Wasserleitung angeschraubter Schläuche ist verboten.
Cannstatt, 19. Juli. Auf der Tagesordnung der heutigen nicht öffentlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien stand die Vereinigung von Cannstatt mit Stuttgart. Da aber die von Stuttgart in Aussicht gestellte Antwort auf den Vertragsentwurf nicht eingetroffen war, wurde der Punkt von der Tagesordnung abgesetzt. Von Oberbürgermeister Gauß war ein Schreiben eingelaufen, nach er die von dem Referenten ausgearbeitete ^N- wort infolge Gcschäftsüberhäufung noch nicht prüfen konnte. Da Oberbürgermeister Rast am Montag einen bis September dauernden UrlatM antritt, dürfte die Eingemeindungsfrage bis zu diesem Zeitpunkt nicht mehr behandelt werden.
Tübingen, 19. Juli. Ein skandalöser Vorgang, wie er noch selten vorkam, spielte sich in der Frühe des letzten Sonntags hier ab. Etwa 40—50 Studenten zogen von der Schwärzlocher- zur Hanggasse mit Stangen und Prügeln bewaffnet, um die noch der Ruhe pflegenden Bürger durch Anschlägen an die Läden und Türen und durch ihr ohrenbetäubendes Geschrei aus dem Schlafe zu wecken und zwar dauerte der Spektakel solange, bis alle Anwohner ihre Fenster öffneten und dagegen protestierten. Als nun einige Schutzleute an den Tatort kamen, fielen die Studenten über dieselben her und schlugen mit ihren Prügeln auf sie ein. Einer von den Schutzmännern erhielt einen heftigen Streich auf den Kopf. Erst als die Bürger und andere Anwohner sich anschickten zur Hilfe zu eilen, war es möglich den Aufruhr zu dämpfen und mehrer Haupttäter zu notieren. Der Ansturm war so gewaltig, daß die Schutzleute, um sich ihrer Haut zu wehren, blank ziehen mußten.
Freuden ft adt,19. Juli. In vergangener Nacht zwischen 12 und 2 Uhr ist die bei Schwarzenberg direkt an der Murg gelegene Brucksägmühle, die vier Schwarzenberger Bürgern gehört, bis auf den Grund niedergebrannt. Das Feuer, das seinen Herd im Triebwerk gehabt zu haben scheint, verbreitete sich so rasend, daß die zahlreichen Bewohner nur mit knapper Not ihr Leben retteten. Auch das Vieh wurde mit Ausnahme des Hundes und der Hühner noch in Sicherheit gebracht, während das ganze Mobiliar verbrannte. Für den ganz nahe gelegenen Wald war die Gefahr eine sehr
große und nur der völligen Windstille ist es zu danken, daß ein unabsehbares Weitergreifen des Feuers verhindert wurde. Die Besitzer der Sägmühle erleiden beträchtlichen Schaden, da die Holzvorräte nicht versichert waren.
Bis sin gen u. T., 19. Juli. Das vorgestrige von Hepsisau herziehende Gewitter war von einem heftigen Sturm begleitet, daß Bäume entwurzelt, Neste und Obst abgerissen würde. Leider fiel auch strichweise Hagel, besonders wurde das Gewand Dachsbübl hart betroffen, insofern daselbst zwei Drittel der Ernte vernichtet sein dürfte.
Backnang, 18. Juli. Infolge der großen Hitze gehen auch in der Murr viele Fische zu Grunde und verpesten durch den Verwesungsgeruch die Luft.
Ulm, 18. Juli. Der am Samstag von Pionieren in der Donau gefundene Mann wurde als der 29 Jahre alte Apotheker Germann aus Kirchheimbolanden in der Pfalz erkannt. Derselbe war in Heidenheim in Stellung und bat sich, wie aus einem an seine Eltern gerichteten Brief bervor- geht, aus unbekannter Ursache in der Donau ertränkt und dies so angefanaen, damit der Anschein erweckt würde, als sei er beim Baden ertrunken. Der Vater traf kurze Zeit nach Auffindung der Leiche hier ein und stellte die Persönlichkeit fest.
Friedrichshafen, 18. Juli. Gestern abend 7 Uhr stieg bei prachtvollem Wetter im hies. Kurhausgarten Luftschifferkopitän Leitz mit seinem Ballon „Dolphe" auf. Anfangs stieg der Ballon ganz gerade, dann nahm er langsam südwestliche Richtung über den See und flog Wohl in der Höhe von 2000—2500 Meter; gegen °/,8 Uhr konnte man mit dem Fernglas seinen raschen Fall beobachten, und dürfte der Ballon in der Nähe von Romanshorn gelandet fein.
Köln, 18. Juli. Die im gesamten Rheinland herrschende tropische Hitze hat zahlreiche Todesfälle im Gefolge. In einer Fabrik bei Leverkusen stürzten 2 Schreiner hin und starben alsbald am Hitzschlag. Dasselbe widerfuhr 2 Heizern aus Koblenz. Auch 2 Touristen wurden auf ihrer Wanderung in der Eifel vom Hitzschlage betroffen und sterbend ins Hospital gebracht.
Berlin, 18. Juli. In Petersburg ist von der deutschen Regierung wegen der Beschlagnahme von Postsäcken des deutschen Postdampfers „Prinz Heinrich" Protest erhoben und schleunigst Remedur verlangt worden. Wie die Nationalzeitung hört, liegt dem Protest die Tatsache zu Grunde, daß der russische Hilfskreuzer „Smolensk" sich nicht auf eine für Kriegsschiffe und nach deutschen Begriffen völkerrechtlich zulässige Durchsuchung beschränkt, sondern die deutsche Post an Bord genommen hat.
Berlin, 19. Juli. Der russische Kreuzer „Smolensk" hat die an Bord des deutschen Dampfers „Prinz Heinrich" beschlagnahmten Postsachen mit Ausschluß zweier Säcke einem englischen Schiff zur Beförderung übergeben.
Berlin, 18. Juli. Sechs Personen wurden gestern vom Hitzschlage betroffen, von denen bereits einige gestorben sind.
Paris, 18. Juli. Obgleich am Samstag die Hitze etwas nachgelassen hat, ist die Liste der auf der Straße eingetretenen Todesfälle sehr lang. 17 Personen verstorben gestern am Hitzschlag. Zwei Personen wurden auf den Seinequais vom Sonnenstich getroffen, fielen ins Wasser und ertranken, einige andere wurden wahnsinnig, darunter der Stabsarzt des 1. Kürassier-Regiments. Die Temperatur betrug gestern schon Vormittags 34 Grad im Schatten, fiieg aber noch erheblich.
Paris, 19. Juli. Obwohl die Temperatur gestern auf 33 Grad im Schatten herabgegangen ist, waren wieder 27 schwere Fälle von Hitz- sch lägen gemeldet, wovon 6 tötlich verliefen. Auch Fälle geistiger Erkrankungen wurden verzeichnet. Heute ist die Temperatur wieder gestiegen.
Petersburg, 19. Juli. Zur Beschlagnahme der für Japan bestimmten Postsachen auf dem Lloyddawpfer „Prinz Heinrich" verlautet von amtlicher hervorragender Quelle, daß die Rechtsfrage in der Untersuchung der Angelegenheit aufs sorgfältigste behandelt werden soll. Es werde beab
sichtigt, Deutschland in jeder Weise darin gerecht zu werden. Sollte sich erweisen, daß rusflscherseits unberechtigter Weise vorgegangen ist, so werde die russische Regierung alles aufbieien, den Vorfall in gebührender Form auszugleichen.
Am WMisch-nsßschm Krikß.
Petersburg, 18. Juli. Am 11. Juli hielt General Samsonow den Vormarsch der Japaner auf Jnkau auf, wobei die Japaner gegen tausend Mann verloren. Am 16. Juli beschoß das russische Geschwader die japanischen Befestigungen bei Haitschou. Es scheint, als wenn die Takuschan- Armee unter General Nodzu den Befehl erhalten habe, das russische Zentrum zu durchbrechen. Die Lage dieser Armee scheint nicht beneidenswert, da gestern die 6 ersten japanischen Deserteure vor Mischtschenko erschienen und erklärten, daß in der Armee Nodzus furchtbarer Hunger und Cholera wüte. Sie bestätigen den großen Alkohol-Genuß der japanischen Truppen vor der Schlacht. Die Armee Nodzu ist durch eine Division des Generals Oku verstärkt worden. Auf dem linken russischen Flügel ist der japanische Vormarsch durch eine Reihe kleinerer Treffen erfolgreich aufgehalten worden.
Petersburg, 19. Juli. General Kurvst atkin berichtet über das Gefecht vom 17. ds. bei Janzelin zwischen den Truppen des Generals Keller und Japanern Folgendes: Die Russen hätten die Japaner angegriffen, mußten sich aber vor den überlegenen Strettkrästen zurückziehen. Alsdann griffen die Japaner an. Die Russen leisteten fünf Stunden lang energischen Widerstand, wobei über tausend Mann getötet oder verwundet wurden.
Petersburg, 19. Juli. Der japanische rechte Flügel setzt seinen Marsch in beschleunigtem Tempo fort. Die Bewegung geht so schnell vor sich, daß der Proviant zurück gelassen werden mußte. Es ist bisher noch unbekannt, an welchem Punkt die Japaner ihre Slrettkräfle konzentrieren werden.
Petersburg, 19. Juli. Es bestätigt sich, daß am 17. ds. ein neuer Angriff auf Port Arihur stattgefunden hat. Gerüchtweise verlautet, die Japaner hätten für diese Woche einen endgültigen Sturmangriff auf Port Arthur in Aussicht genommen.
Petersburg, 19. Juli. An den letzten Kämpfen am Motienpaß hat auch Großfürst Boris von Rußland teilgenommen. Die Verwundung des Generals Rennenkamp wird als ernst bezeichnet.
Paris, 19. Juli. Nach Meldungen aus Liaoyang ist General Keller entschlossen, seine jetzige starke Position aufs äußerste zu verteidigen. Ferner wird gemeldet, daß Kuroki, der vollkommen wiederhergestellt ist, die Kämpfe am 16. und 17. selbst leitete und 60000 Mann Kerntruppen mit 160 Kanonen gegen Liaoyang aufgeboten hat. Im weitesten Umkreise von Liaoyang ist kein irgendwie militärisch brauchbarer Punkt, wo nicht Japaner, wenn auch nur in kleinen Abteilungen und für kurze Zeit sichtbar wären. Ihr Kundschafter-System ist dank der chinesischen Willfährigkeit vollkommen.
Rom, 19. Juli. Die hiesige russische Botschaft erhielt aus Petersburg die Meldung, die russische Regierung treffe umfassende Vorbereitungen für eine dreijährige Dauer des Krieges. Für das erste Jahr sei Port Arthur vorgesehen, das zweite Jahr gelte der Festsetzung in der Mandschurei und das dritte Jahr der Invasion in Japan.
Landwirtschastl. Lenrksmrein.
Am 28. September d. I. findet in Cannstatt
das landwirtschaftliche Hauptfeft, verbunden mit Ausstellung und Prämierung vo« Pferde«, Rindvieh, Schweine«, Schafe«, Ziege«, sowie Ausstellung vo« landwirlschaftliche« Maschine« und Geräte«, von Ödst, Traube« re. statt.
Die näheren Bestimmungen hierüber können aus dem Wochenblatt für Landwirtschaft vom 2. Juli 1904, Nr. 27, ersehen werden.
Anmeldungen zur Prämierung habe« spätestens bis 15. August zu erfolge«, nach dem 15. August einkommende Anmeldungen können nur angenommen werden, wenn noch im Ausstellungsgebäude Raum vorhanden ist.
Anmeldnngsformnlare sind bei dem Hrn. Vereinssekretär Fechter zu haben.
Calw. 18. Juli 1904.
BereinSvorstand:
Voelter, Reg.-Rat.