Marktpreis entspricht, wieder auf. Minister des Innern Dr. v. Fleischhauer wies darauf hin, daß kein einziger der vom Hause im Sommer d. I. in der Lebensmittelfrage befaßten Beschlüsse bei ihm unbeachtet geblieben sei. Er kündigte entspre­chende Verfügungen gegen den wilden Handel an und betonte die Wichtigkeit der Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion. Einer Erhöhung der Heupreisc werde die Militärverwaltung nicht zustimmen. Von einem Fleischkartenzwang für Wild und Geflügel habe die württ. Bevölkerung keinen Vorteil, nur Nachteile, Dank der opferwil­ligen Mitwirkung der Mehrzahl der bäuerlichen Be­völkerung sei die Sicherstellung der Kartoffelver­sorgung bis zu Frühjahr gelungen. Wie der Mini­ster, so hob auch der Abg. Baumanu (N) mit Anerkennung die Leistungen von Jung und Alt auf dem Land hervor, besonders der Frauen, aber das Land müsse auch einsehen was in der Stadt geleistet werde. Abg, Feuerstein (S) bemängelte die ungleichmäßige Warenzuweisung durch die .Kom­munalverbände zu kkngunsten der Konsumvereine. Bei der Abstimmung wurde der Antrag betr. Be­schaffung von Saatkartosseln für Erzeuger und Fest­setzung von Höchstpreisen angenommen: auch der Antrag auf Gewährung von Beihilfen zum Ankauf von Saatkartosseln kin bestimmte Grundbesitzer fand gegen die Sozialdemokratie Annahme. Der Antrag auf Schritte beim Bundesrat gegen eine Erhöhung der Sauerkrautpreise fand gleichfalls keinen Wider­spruch: gegen die Billigung des Standpunkts der Regierung betr. Milchentrahmung und Fcttausgleich stimmten nur die Abg. Kröner und Vogt (BK>. Das Vorgehen gegen den wilden Handel, der Markenzwang für sämtliche Wild- und Geflügelarten und die Erhöhung der Fleischrationen fanden ein­mütig Zustimmung. Angenommen wurden auch die Anträge betr. rechtzeitige Anlieferung der zugewie­senen Lebensmickel aus anderen Bezirken, auf die Württemberg Anspruch hat und betr. Zuweisung der erforderlichen Arbeitskräfte an die Landwirtschaft durch den vaterländischen Hilfsdienst. Der Antrag Wcstmeyer auf Zwangsmafsenspeisung wurde gegen die drei Stimmen der Sozialist. Vgg. abgelehnt ebenso der Antrag Lindemann (S), die Gemein­den zu einer umfassenden Organisation der Massen­speisungen anzuhalten. Gegen die Sozialdemokratie wurde schließlich der Antrag angenommen, Staats­beiträge an größere Gemeinden zur Einrichtung für Massenspeisungen freiwilliger Teilnehmer zu geben. Der Antrag Vogt für Erhöhung der Heupreise fand ebenfalls Annahme. Durch königliches Re­skript wurde die Vertagung des Landtages auf un­bestimmte Zeit angeordnet. Präsident v. Kraut führt zum Schluß aus: Bald läuten die Glocken das neue Jahr ein. Unser aller Wunsch geht da­hin, daß es Frieden auf Erden bringen möge. Bis der Zeitpunkt dafür gekommen sein wird, wollen wir alle, Volk und Heer, Mut und Kraft stählen und einig und entschlossen ftandhalten bis zu einem unser Vaterland dauernd sichernden, den großen Leistungen des deutschen Volkes und seiner Ver­bündeten entsprechenden Frieden. - Das walte Gott! (Bravo.) Mit Wünschen für gute Erholung und gesegnete Weihnachten schloß der Präsident die Tagung.

Stuttgart, 21. Dez. Der aus Anlaß des Besuches des Kaisers durch Fenstermiete im Hotel Marquardt erzielte Gesamterlös von 306 Mk. ist dem württembergischen Landesverein vom Roten Kreuz überwiesen worden.

Feuerbach, 21. Dez. Fabrikant Bosch hat zu der von den bürgerlichen Kollegien beschlossenen VolksküchesomiedemSäuglingsheim usw. 50000Mk. gespendet.

Hvrrenberg, 20. Dez. In Oberjesingen ließ eine Frau einen Kübel mit heißem Wasser in der Küche stehen und entfernte sich auf kurze Zeit. Ihr vierjähriges Kind geriet an den Kübel und verbrühte sich so schwer, daß er sofort ins hiesige Bezirks­krankenhaus verbracht werden mußte, wo es seinen Verletzungen erlegen ist.

Aus SlaSt» Bezirk unS Bmgebuna.

Neuenbürg, 21. Dez. Im Hinblick auf die Bekanntmachung des K. General Kommandos betr. vaterländ. Hilfsdienst imEnztäler" Nr. 299 möchten wir darauf aufmerksam machen, daß frei­willige Meldungen zum vaterländischen Hilfsdienst auch beim Meldeamt Neuenbürg angebracht werden können und zwar auch an Sonn- nnd Feier­tagen bis 12 Uhr mittags.

Neuenbürg, 21. Dez. Wie in den beiden vorangegangenen Jahren so wurde auch gestern nach­mittag von 5 Uhr ab im hiesigen Vereinslazarett

für die Verwundeten und Kranken eine Weih­nachtsfeier veranstaltet, die einen sehr schönen und würdigen Verlauf nahm. Im Mittelpunkt des l. religiösen Teils des reichhaltigen Programms, der mit dem gemeinsamen GesangO du fröhliche" eingeleitet wurde, stand neben dem Gebet und Weih­nachtsevangelium die Ansprache des Herrn Stadt­vikar Oppenländer. In zu Herzen gehenden Worten verstand es der Redner, die zahlreichen Zuhörer zu fesseln und ihnen die Bedeutung des Weihnachts­festes vor Augen zu führen, warum wir nicht bloß Weihnachten feiern dürfen, sondern auch müssen. Uebergehend auf die gegenwärtige ernste Zeit, die uns so große Lasten auferlegt, hob der Redner her­vor, daß das deutsche Volk die innere Kraft ver­lieren würde, wollte man ihm das Evangelium rauben, das ja mit dazu beitrug, daß wir so herrliche Siege erringen konnten. Die Ansprache war umrahmt von einem Soldatenchor, Sopransolo, Gedicht, Segen und Schlußgesang. Das Sopransolo, von Frau Klara Schnepf mit klangvoller und prächtiger Stimme vorgetragen, mag hier besonders Erwäh­nung finden. Der II. allgemeine Teil des Pro­gramms bot patriotischen und heiteren Inhalt und war eingeteilt in a) Ausmarsch, b) Im Kampf, c) In Not und Tod, ck) Sieg und Frieden. In bunter Abwechslung folgten frisch vorgetragene Schüler- nnd Soldatenchöre, Gedichte und zwei sinn­bildliche Vorträge. Viel Heiterkeit erweckten die zwei Zwerge, die an dem Liebeswerk für die Ver­wundeten auch mithelfen wollten und sich zu diesem Zweck mit 2 Säckchen Aepfel bewaffnet hatten, die sie am Schluß zum Dank unter die Soldaten verteilten. Zum Andenken an Neuenbürg wurde von einer Schülerin ein hübsches Bild von Neuenbürg jedem Soldaten eingehändigt. Dem Ernst der Zeit war besonders in den zwei sinnbildlichen Vorträgen Rechnung getragen. Der Bezirksvertreter des Roten Kreuzes, Hr. Bezirks-Schnlinspektor Bau- mann, erwähnte in seiner markigen Ansprache, daß mit dieser Weihnachtsfeier ein kleiner Sold an der großen Dankesschuld abgetragen werden soll für die erlittenen Strapazen und die großen Heldentaten unseres Heeres, an welchem auch die Soldaten im Krankenhause Anteil haben. Es soll aber auch zu­gleich eine Ermunterung und ein Ansporn sein für diejenigen, die wiederum zu neuen Taten hinaus­ziehen müssen, daß hinter ihnen hilfsbereite Hände tätig sind, ihnen ihre schwere Aufgabe zu erleichtern. Nach dem gemeinsamen SchlußgesangDeutschland, Deutschland über alles" wurden die reichen Gaben verteilt, die von verschiedenen Dainen in sorgfältiger Weise bereitgestellt waren und die unter den Sol­daten große Freude hervorriefen. Damit fand die schöne und weihevolle Feier ihren würdigen Abschluß.

Allen Mitwirkenden, die zum guten Gelingen dieser Feier wesentlich beigetragen haben, insonder­heit dem Hrn. Oberlehrer Vollmer, der den ge­sanglichen Teil leitete, und der sich trotz beruflicher Ueberlastung bereit erklärte, die Soldatenchöre in liebenswürdiger Weise einzuüben, fei an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt. Ganz besonderer Dank gebührt aber den hochherzigen Spendern, ins­besondere dem Bezirksverein des Roten Kreuzes, der Krankenhausverwaltung, Hrn. C. Kraft-Karls­ruhe, die durch die schönen und nützlichen Gaben eine solche Weihnachtsfeier ermöglicht haben, welche allen Teilnehmern in dauernder Erinnerung bleiben wird.

Eine ergreifende Bitte erläßt eine arme Frau in einem Pforzheim er Blatt. Ihr wurde beim Eierstehen die ganze Barschaft, 62 -/E, aus der Schürzentasche gestohlen, die soeben erhaltene ge­samte Kriegsunterstützung, die zum Ankauf von Lebensmitteln und Kleidern für die Kinder bestimmt waren. Zwei Kinder sind krank. Der Mann steht im Feld. Nun bittet die Frau gutmütige Leute, ihr den Verlust zu ersetzen. Wenn da dem Dieb (oder der Diebin) nicht das Gewissen schlägt! (8L6.)

Von der Enz, 19. Dez. Um teure Gänse zu sehen, braucht n^an nicht nach Berlin zu fahren. Im Schaufenster der Groppschen Geflügelhandlung in Pforzheim war z. B. eine Gans ausgestellt, deren Preis sich auf 90 stellte. Ein mildernder Umstand war es allerdings, daß der kostbare Vogel 19 Pfund wog.

Vermischtes.

Schlettftadt, 19. Dez. Einen wirklichen Gold- schatz konnte der hiesige Notariatssekretär A. Sandel der Reichsbank zuführen. Als Testamentsvoll­strecker fand er unter dem Nachlaß eines begüterten Landwirts 25000-/A, in Worten: Fünfundzwanzig­tausend Mark in Gold. Wieviel von diesem edlen Metall in Form von Zwanzig- und Zehnmarkstücken scheint noch auf dem Lande zinslos in mancher Truhe oder manchem Strohsack zu ruhen?

Die lustige Landwehrfrau.

Mein Alter ist schon lang' im Feld Und schreibt auch stets vergnügt.

Besonders, wenn er hie und da Ein Päckchen von mir kriegt.

Er ist ein seelenguter Kerl,

Tut keiner Katz 'was z' leid,

Doch, geht's zum Raufen mit dem Feind, Haut hin er, wie net g'scheidt.

So ist er denn auch ein Barbar,

Muß lachen, ha, ha, ha.

Und ich bin des Barbaren Frau,

Drum heiß' ich Barbara . . .!

Barbara H. in Nürnberg.

*) Probe ausDas lustige Büchel" der LÜIer Kriegs- zeitung. Druck und Verlag der Liller Kricgszeckunq. Preis I Mk.'

LctAtE NachrichtM u. Lslcgramme.

Berlin. (WTB.) Amerikanische Zeitungen und das Londoner Pressebüro veröffentlichen eine Note, die Präsident Wilson an alle Kriegführenden telegraphierte, um sie zur Bekanntgabe der Beding­ungen zu veranlassen, die den endgiltigen Abmach­ungen über den Frieden vorangehen müßten und an denen die neutralen Staaten Verantwortlichkeit zu nehmen bereit feien. Der Präsident betont, sein Schritt sei nicht durch das Friedensangebot der Mittelmächte hervorgerufen. Er schlage keinen Frieden vor, er biete nicht einmal seine Vermittlung an, sondern er wolle durch den Austausch der Ansichten den Weg zu einer Konferenz frei machen.

WTB. Aus Washington meldet Reuter: Staatssekretär Lansing erklärte: Wilsons Note ba­siere nicht auf den materiellen Interessen Amerikas, sondern darauf, daß Amerikas Rechte durch die beiderseitigen Kriegführenden immer mehr in Mit­leidenschaft gezogen würden. Amerika treibe näher an den Rand des Krieges und müsse deshalb die Absichten der Kriegführenden erfahren, um seine Haltung danach einzurichten. Weder das deutsche Anerbieten, noch die Rede von Lloyd Georges seien dabei berücksichtigt. Lansing erklärte weiter: Ame­rikas Neutralitätspolitik sei unverändert geblieben.

Berlin, 21. Dez. Aus Wien meldet der Lokalanzeiger": Aus Genf wird gemeldet, die Regierungen von Belgien, Serbien, Montenegro, und Rumänien schlossen sich korporativ der Ant­wortnote des Vierverbands über das Friedensan­gebot an.

Berlin, 21. Dez. Aus dem Haag wird der Voss. Ztg." gemeldet: Der Haager'Nieuwe Courant" sieht in der Rede Lloyd Georges für Holland die Gefahr, mit in den Krieg hineingezogen zu werden.

Basel, 21. Dez. DerZüricher Tagesanzeiger" meldet, daß die bulgarisch-türkischen Truppen sich bis auf 20 Kilometer der Stadt Braila genähert haben. Starke russische Kräfte halten die Donau­brückenköpfe am unterem Lauf des Flusses besetzt.

lGKG.s

Basel, 21. Dez. DieNeue Züricher Zeitung" meldet aus Mailand: Der Pariser Berichterstatter desSeeolo" berichtet: Die Rumänen haben ihre Stellungen den Russen vollständig abgetreten und sich hinter den Sereth zurückgezogen, um an der Moldau und in Beßarabien die Reorganisation durchzuführen. (GKG.)

Basel, 21. Dez. DasBerner Tagbl'" meldet aus Petersburg:Nowoje Wremja" berichtet, die Deutschen seien auf das äußerste mit dein Bau von Zeppelinen undUnterseebootenbeschäftigtzumspätestens im März den gesamtem Welt-Schiffahrtsverkehr unter­binden zu können. (GKG.)

Köln, 20. Dez. Lt. derKöln. Volkszeitung" fürchtet man italienischen Kreisen, einer eventuellen österreichischen Offensive nicht lange standhalten zu können wegen Stahlmangels. Viele Munitionsar­beiter mußten deshalb bereits entlassen werden. In Turin kam es zu Aufruhrszenen. (GKG.1

Rom. DemCorriere della Sera" zufolge hat

der Tiber bei Rom Hochwasser. Die ganze Cam- pagna vor Porta San Paolo ist vollständig über­schwemmt. Auch die Gasfabrik steht unter Wasser. Durch umfassende Rettungsarbeiten wurden Menschen, Vieh und Hausgerät in Sicherheit gebracht.

Konstanz, 20. Dez. (WTB.) Gestern abend halb 8 Uhr ist ein Sonderzug mit erholungsbedürf­tigen Kriegsgefangenen nach der Schweiz abgegangen. Der Schweizer Zug mit deutschen Schwerverwundeten trifft Samstag 9 Uhr 35 Minuten morgens aus Lyon ein.

Berlin, 21. Dez. Aus Rotterdam meldet der Lokalanz.": Die englische Presse veröffentlicht Einzel-

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