Bern, 15. Dez. Die McMrnder Blätter^ver­breiten ein Dekret des Reichsverwesers, wonach in Restaurants, Hotels etc. ein Mittagessen nur noch aus 2, eiu Abendessen aus 3 Gängen bestehen darf von denen aber nur eins eine Fleischspeise sein soll. Süße Speisen dürfen nur Donnerstags und Frei­tags verabfolgt werden. Als Fleischgang gelten so­wohl frisches Fleisch wie Fleischkonserven. Zur Versüßung des Kaffees und anderer Getränke ist nur eine Ration von 15 §r Zucker gestaltet. Zu­widerhandlungen werden mit Betriebseinstellungen von 314 Tagen bestraft. Ein weiteres Dekret bestimmt, daß in ganz Italien vom 1. Januar 1917 ab nur noch ein Einheitsbrot gebacken werden darf. Für die Länge und den Umfang des Brotes werden genaue Normen aufgestellt. Das Brot darf nicht mehr nachts hergestellt werden, um Kohlen zu sparen, sondern wird nur ams Tage von 12 Uhr bis späte­stens 9/Uhr gebacken.

London, 15. Dez. Für die beiden japanischen Dampfschiffe von 11000 Tonnen Liberia, und Korea, die der Tojo Kisien-Linie gehörten und im vorigen Jahr für 400000 Ps. St. von der International Merkantile Marine Co. gekauft worden waren und daraus im Juni des Jahres für 800000 Ps. St. in die Hände der jetzigen Reederei übergingen, wurden nun, wie Daily Mail meldet, 1800000 Pf. St. (36 Mill. Mk.) geboten. Die Reederei hat das An­gebot, das ihr einen Gewinn von 1 Mill. Pfd St. in 6 Monaten liefert, noch nicht angenommen.

London, 14. Dez. (WTB. Reuter.) Der heute bekanntgemachte Ergänzungsetat sieht eine weitere Million Mann für den Dienst in der Armee in dem mit dem 30. März 1917 endigenden Jahre vor. Diese Zahl stellt den wahrscheinlichen Ueber- stuß über die schon im Jahre 1916/17 bewilligten Mannschaften dar. Der ursprüngliche Etat sah 4 Millionen vor. Mit den neuen Mannschaften werden es 5 Millionen sein.

Frankfurt, 15. Dez. (GKG.) DieFranks. Ztg." meldet aus Madrid: Die Friedensanregung der Zentralmächte wird hier allgemein bejubelt und erregt eine hoffnungsfrohe Stimmung, obwohl voraus­zusehen ist, daß die Entente sich noch zieren dürfte.

Württemberg.

Stuttgart, 15. Dez. Mit dem heutigen Tag treten die bereits angekündigten Einschränkungen in

Kraft, vors allem'das/Verbot jeder Lichtreklame und der Treppenbeleuchtung nach 9 Uhr, die Einschränkung der Beleuchtung in Schaufenstern usw. und die frühere Schließung der Wirtschaften und Theater. Es soll eine Ministerialversügung erlassen werden, wonach für Wirtschaften, Cafes, Theater usw. in Stuttgart die Polizeistunde auf 11 llhr festgesetzt wird. Der 7 Uhr-Ladenschluß tritt erst am 2. Januar in Kraft.

Vom Schwarzwald, 13. Dez. Der Kanonen­donner war am letzten Samstag und Sonntag so­wohl wie die beiden folgenden Tage wieder beson­ders anhaltend und deutlich vernehmbar. Da der Heeresbericht von diesen Tagen zunehmende Artillerie­tätigkeit von der Maas meldete, so ist ohne Zweifel in dieser Gegend, die zwischen 200 bis 250 Kilometer entfernt ist, die Herkunft des zeitweise recht starken Geschützdonners zu suchen.

Laupheim, 14. Dez. Eine hiesige Frau geriet beim Bodenreinigen mit dem Finger in eine am Boden liegende Nadel. Es trat Blutvergiftung ein, sodaß nach kurzer Zeit die sonst kräftige Person unter großen Schmerzen gestorben ist.

Nus ZtaSL, Bezirk rmS Umgebung.

G

Das Ei ferne Kreuz I. Klasse hat erhalten: Siegfried Beutter, Leutnant d. R. und Kompagnie­führer im Jnf.-Regt. 124, Sohn des Pfarrers in Rotenberg, (gebürtig von Herrenalb).

Neuenbürg, 16. Dez. Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurde ausgezeichnet: Kriegsfreiw. Erwin Holzapfel, Unteroff.in einer Fußart.-Batt., Sohn des Oberamtssparkassiers dahier.

Gräfenhausen. Mit dem Eis. Kreuz II. Kl. und mit der Silb. Verdienstmedaille wurden für bewiesene Tapferkeit ausgezeichnet: Unteroffizier Friedrich Glauner (z. Zt. vermißt) und sein Bruder Gefreiter Wilhelm Glauner (z. Zt. schwer verwundet), Stiefsöhne des Gottlieb Jäck von hier.

Aus der amtl.' württ. Verlustliste Nr. 519. Eugen Keller, Gaistal, bisher vermißt, ist in Ge­fangenschaft.

* Neuenbürg, 15. Dez. Für dieStudien­hilfe" beim Ev. Konsistorium, die dazu bestimmt ist, tücbtigen Söhnen minder bemittelter Familien

die Vorbereitung zum Dienst in der evangelischen Landeskirche zu ermöglichen oder zu erleichtern, sind in hiesiger Diözese bis August d. I. einschließlich gespendet worden 3178 Mk. 50 Pfg. Daran sind beteiligt 14 Gemeinden. Aus dem Kirchspiel Neuen­bürg sind eingegangen 965 Mk. (945 Mk. aus Neuenbürg, 20 Mk. aus Waldreimack). - - Bis jetzt sind im Krieg 108 württembergische Theologen, die bereits im Dienst der evangelischen Landeskirche standen oder in der Vorbereitung dazu begriffen waren, für das Vaterland gefallen. Das bedeutet einen Ausfall von 3 Jahrgängen. Die Lücken werden allmählich empfindlich. Darum tut Fürsorge not. Das Beste freilich und Innerlichste können Menschen nicht machen, noch weniger erzwingen, aber Gott, der ein Gott der Ordnung ist, will, daß wir das Unsrige tun nicht nur mit Beten, sondern auch mit Geben. Es ist ein gutes und treffendes Wort:Was wir nicht tun können, das tut Gott; aber was wir tun können, das tut Gott nicht." Auch auf das Unter­nehmen der Studienhilfe findet dieses Wort sinn­gemäße Anwendung.

SonntagSgedarrken (16. Nov.)

Von Güte und Treue.

Aengstliches Sorgen verzehrt die Kraft, aber treue Fürsorgefür andere richtet wunderbar auf.

Alles Erdenglück erschöpft sich, nur nicht das Glück eines warmen Herzens, das Mitleid und Mitsreude versteht. O.v. Leixner.

München, 15. Dez, König Ludwig von Bayern hat heute vormittag bei einer Truppen­schau in München eine Ansprache gehalten. Mit besonderer Genugtuung betont er, daß der Kaiser auf seiner Durchreise ins Elsaß sein Gast in Mün­chen war, als das Friedensangebot erfolgte. Ob es angenommen werde, stehe dahin. Ich hoffe, fuhr der König fort, daß es zu einem ehrenvollen Frieden kommt, der den Opfern der zweieinhalbjährigen Kriegszeit entspricht, zu einein Frieden, aus den wir stolz sein können. Nehmen die Feinde unser hoch­herziges Anerbieten nicht an, dann gilt es, mit noch größerer Macht und noch größeren Erfolgen sie zu überzeugen, daß sie uns nicht besiegen können. Ich hoffe, daß der Krieg nickt mebr lange dauert, aber

Roman von S. Htilg er.

Der Krieg als Friedensstifter

23: (Nachdruck verboten.)

Das wußte Hans doch auch, und darum war es rücksichtslos, daß er so lange blieb. Er ver­diente es gar nicht, daß sie sich seinetwegen äng­stigte."

Und ihre Gedanken kehrten zu Bittner zurück.

6. Kapitel.

Ja, warum kam Johannes nicht nach Hause?

Es hielten ihn doch triftigere Gründe zurück, als Dora vermuten konnte.

Kurz vor Bureauschluß ließ der Chef ihn zu sich bitten und teilte ihm in dürren Worten mit, daß er entlassen sei. In sechs Wochen müsse er sich eine andere Stelle suchen. Die Geschäfs- lage sei zurzeit ungünstig, man könne eine Arbeits­kraft entbehren.

Trotzdem Johannes diese Wendung voraus­gesehen, traf sie ihn doch wie ein furchtbarer Schlag. Er stand zunächst wie betäubt. Dann raffte er sich auf. Er machte geltend, daß er doch Familienvater fei und unverschuldetermaßen da­durch, daß er brotlos werde, in Sorge und Elend kommen müsse.

Es seien doch unverheiratete Beamte da, welche von der Entlassung nicht so schwer be­troffen würden. Der Chef möchte doch einem von jenen kündigen.

Er bekam zur Antwort, daß alles reiflich überlegt und nichts an den gefaßten Beschlüssen zu ändern sei.

Da war Johannes mit gebeugtem Kopfe hin­ausgegangen. Wenige Minuten später stand er aus der Straße.

Ihm war als >ei er jetzt fchon ohne Be- ! schäftigung, ohne Einnahme. Die Hoffnung, bis zum erneu Juli eine Stelle zu bekommen, war geling. Er fühlte sich gedemütigt, die Scham brannte in ihm.

Unmöglich wäre es ihm gewesen, jetzt gleich nach Hause zu gehen. Planlos irrte er umher.

Es war ein trockener, heißer Tag. Seine Kehle biannte vor Durst, sein Magen knurrte. Zum Sterben elend war ihm zumute. !

Er fürchtete Doras bezeichnenden verächtlichen > Blick.

Ja, wenn er sicher gewesen wäre, von ihr s in liebevoller, verstehender Weise getröstet zu werden, so wäre er gleich nach Hause gegangen. Aber auf Doras Teilnahme durfte er ja nicht rechnen.

Er hatte überhaupt die Absicht, ihr zu ver­heimlichen, daß man ihm den Laufpaß gegeben.

Er war inzwischen Unter den Lmlw,, ange­langt, aber zum Sitzen hatte er keine Ruhe, trotz- ! dem die Füße ihm schon brannten. z

Jetzt fiel es ihm erst ein, daß ja heule Bittner s erwarter wurde, Biitner, der eine Vertrauens­stellung für ihn bereithielt.

Wenn etwas geeignet gewesen wäre, seine Stimmung noch inehr herabzudrücken, so war es das Bewußtsein, durch die Ungunst der Ver­hältnisse gezwungenermaßen von Alfreds Groß­mut Gebrauch machen zu müssen.

Aber dagegen bäumte sich alles in ihm auf. Er gelobte es sich, dort nicht unterzuschlüpfen, wie es auch kommen mochte.

Sein Name war gut, seine Ehre makellos. Ihm war, als gefährde er beides, wenn er sich Alfred verpflichtete.

Da war es am besten, er wich der Be­gegnung mit ihm aus. Bis zum Abend würde er sein seelisches Gleichgewicht ja wiedergefunden haben.

Er beschloß, in aller Stille und Heimlichkeit nach einer neuen Stelle Umschau zu halten. Täglich wollte er sich darum bemühen. Vielleicht gelang es ihm doch, irgendwo anzukommen.

Die Ersparnisse waren nahezu aufgebraucht. Dora allein konnte den Haushalt nicht erhalten, das war ausgeschlossen. Irgendeine Beschäftigung mußte sich für ihn finden, gleichviel welche. Er würde rastlos suchen, bis er gefunden.

Aber traurig war und blieb es doch, daß seine Tüchtigkeit nicht mehr geschätzt wurde, daß man irgendeinen jungen Fant ihm vorzog. Was sollte dann erst ini Alter aus ihni werden, wenn er schon jetzt nirgend festen Fuß fassen konnte.

Er sah schon wieder ein Stück nach dem anderen ins Leihhaus wandern. Dora hatte ja die Silbersachen eingelüst mit dem selbstver­dienten Gelde.

Ja. sie war ungewöhnlich resolut und tapfer, seine kleine Frau, er hätte sie lieber hilflos und anschmiegend gehabt, so wie sie früher gewesen. Dann hätte er sich bei ihr auch alles vom Herzen heruntersprechen können.

Ach, die geliebte, süße Frau, er betete sie an, vergötterte sie, nur, daß er es ihr nicht zu zeigen wagte.

Er fürchtete ihren Spott. Sie hätte es fertig- gebracht, ihn auszulachen. Seitdem sie miter- warb, ja, da hatte Ludmilla eigentlich recht, seit­dem war vieles anders und nicht besser geworden.

Johannes wollte den Fahrdamm überschreiten und sah gleichgültig in das cvewirr von Karossen und Kraftfahrzeugen. Plötzlich gewahrte er. wie das Pferd einer Mietsequipage bäumte, im Begriff war, zwischen die heransausenden Autos zu stürzen.

Sein Blick streifte die Insassen, einen alteren Herrn und eine junge Dame, offenbar Vater und Tochter. Es mußten Ausländer sein.

(Fortsetzung folgt.)