1914 dem öftere.-ungarischen Ultimatum willfahren, wenn nicht Rußland mit der Versicherung, seine Heere würden die Monarchie binden, die serbische Ärmee käme nur als letzte Reserve in Verwendung, es in den Krieg gedrängt hätte. „Die Entente hätte von vornherein die Kriegführung auf 1917, den Zeitpunkt für den Ausbau der russischen Bahnen und der Reorganisation der durch die Balkankriege geschwächten serbischen Armee hinziehen sollen. Der schwerste Moment meines Lebens war cs, als die Entente uns aufforderte, den Anschluß Bulgariens durch Abtretung Mazedoniens zu erkaufen. Trotzdem unsere Bedenken mit der Versicherung abgespeist wurden, Serbien erhalte nach dem Kriege jeden Tritt Boden wieder, wollte, ich schon damals nicht recht daran glauben. Seitdem habe ich mich davon überzeugt, daß die Entente Serbien nur mit leeren Versprechungen Hinhalten will. Die Zukunft wird Licht werfen auf den Betrug der großen Ententestaaten, besonders England, gegenüber dem kleinen, schwachen Serbien."
Konstanz, 11. Dez. In der Schweiz hat die Reichsmark seit gestern einen Kurs von 77 und damit wohl ihren niedrigsten Stand, den sie bisher gehabt hat, erreicht. Es wird auf Grund unserer gewaltigen militärischen Erfolge allgemein nach den Ursachen dieses auffallenden Mißverhältnisses gefragt. In deutschen Finanzkreisen nennt man nach der „Frks. Ztg." diesen Rückgang unserer Valuta „Rache für Rumänien". Und in der Tat liegt der Argwohn recht nahe, daß wir diese Störung geschickten, übrigens gar nickt schwierigen Machenschaften unserer Gegner zu danken haben, die unseren Sieg in Rumänien auf jede Weise wettzumachen suchen.
Leipzig, 12. Dez. Zur Einleitung der Gustav Adolf-Vereins-Tagung fand am letzten Dienstag eine Sitzung des Zentralvorstandes statt, bei der z. B. für die deutsche Schule in Warschau 5000 M. für die Gemeindepflege in Konstantinopel 6000 M. für die deutsche, evangelische Arbeit in Rustschuck (Bulgarien) 3000 Mk., für die belgische ''Rationalkirche 2500 Mk., für die evangelische Gemeinde in Barcelona (Spanien) 1000 Mk., außerdem für 17 deutsche und 77 österreichische evangelische Gemeinden oder Anstalten insgesamt 44350 Mk. als laufende Beihilfen bewilligt wurden. Die Abgeordneten Versammlung am Donnerstag stand zum ersten Mal unter der Leitung des neuen Vorsitzenden des Zentralvorstandes, Geheimrat D. Rendtorff, der anknüpfend an die Siegesbotschaft aus Rumänien des Heimgangs des Kaiser Franz Joses gedacht. An den deutschen Kaiser wurde ein Huldigungstelegramm abgesandt. Der Kassenbericht konnte melden, daß die Einnahmen sich dauernd auf der alten Höhe halten. Besonders genannt wurde eine Geldsendung von 43291 Mk., die in der lutherischen Kirche Schwedens für kirchliche Kriegsschüden gesammelt worden ist. Die Bremer Kindergabe hat im Vorjahr den bisher unerhörten Betrag von 37000 Mk. erreicht. Für die Kriegsnotfonds des
Zentralvorstandes sind insgesamt 450000 Alk. eingegangen. Das Vereinswesen vielerorts steht gerade um des Kriegs willen in Blüte, lieber die Feier des Reformationsjubiläum 1917 wurde beschlossen, im September oder Oktober nächsten Jahres jedenfalls zu einem würdigen Fest zusammenzukommen.
Württemberg.
Stuttgart, 12. Dezember. Die 8. Landes- versammlung der Württ. Zentrumspartei fand am letzten Sonntag im kath. Gesellenhaus in U l m statt. Der Vorsitzende der Partei, Landtagsabgeordneter Rembold-Gmünd, teilte nach Begrüßungsworten mit, daß der Reichstagsabg. Gröber infolge der Reichstagssitzung verhindert sei, sein Referat über die politische Lage im Reich zu geben. Vizepräsident Dr. v. Kiene sprach über die politische Lage im Reich und Land. Er gedachte mit ehrenden Worten der im Felde Gefallenen und der heldenhaften Leistungen unserer Truppen. Bei Erörterung der Kriegswirtschaft betonte er, daß die deutsche Landwirtschaft den Ehrennamen „Rührwirtschaft" glänzend gerechtfertigt habe. Besondere Anerkennung verdiene die treue, unermüdlicheMitarbeit der deutschen Frauen, von denen viele das Eiserne Kreuz I. Klasse verdient hätten. Was die Stellung der durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse anlange, so habe die Zentrumspartei nicht umzulernen und die Grundsätze ihres Programms im Ausblick auf die neuzeitlichen Fragen in keinem Punkte abzuändern. - Die konfessionelle christliche Volksschule habe sich im Kriege aufs glänzendste bewährt. — Die Neuorientierung müsse auch in Württemberg die Lösung der Ordensfrage auf der Grundlage des gleichen Rechts bringen. — Die Entwicklung der Sozialdemokratie sei zurzeit eine Auseinander-Entwicklung. - Auf dem Gebiete der Volksernährnng dürfe der Gegensatz zwischen Stadt und Land nicht verschärft und die gegenseitige Lage von Erzeuger und Verbraucher müsse gleichmäßig berücksichtigt werden. Die Erzeuger auf dem Pande müßten ein Verständnis haben für die schwere Notlage der minderbemittelten Bevölkerung in den Städten. Die städtische Bevölkerung müsse aus der andern Seite die ungeheuren Schwierigkeiten bedenken, unter denen die Landwirtschaft unter größter Anspannung aller Kräfte zu arbeiten habe. Was die Förderung und Verteilung der Produktion anlange, so wäre zu erwarten gewesen, daß man in 2 Kriegsjahren etwas mehr gelernt hätte, als es mehrfach der Fall war. Der württ. Regierung sei die Anerkennung nicht zu versagen, daß sie ein zielbewußtes, rechtzeitiges unddenLandesverhältnissen entsprechendes Eingreifen gezeigt habe und zu betätigen suchte: leider seien ihre Anregungen vielfach in Berlin nicht durchgedrungen. Diese Anerkennung sei auch auf die vielbeschäftigten Bezirks- und Gemeindebehörden auszudehnen. - In der Erörterung wurden die Volksernährungsfragen, die Kriegswohlfahrtspflege, die O-Bootsfrage, die Friedensziele, das vaterländische Hilfsdienftgesetz, die Militärbesoldung, Teuerungszulagen, sowie das Verhältnis zu anderen Parteien
besprochen. Das Ergebnis der Aussprache war die einmütig zum Ausdruck gekommene Auffassung des entschiedenen Durchhaltens bis zum dauernden, glücklichen Frieden.
Nlm, 13. Dez. Im lllmer Verein für Kunst und Altertum machte neulich der als Genealog bekannte Stadtpsarrer Rieber die interessante Feststellung, daß der in letzter Zeit berühmt gewordene bayrische General Krasft von Dellmenfingen von seinen Ahnen her ein echter Ulmer ist; sein 13. Urgroßvater war jener Ludwig Krasft, der laut Inschrift am Gründungsdenkmal im Jahre 1377 den ersten Fundamentstein des Ulmer Münsters gelegt hat.
Nürtingen, 11. Dez. Kameralverwalter a. D. Miller von Stuttgart hielt hier den im Sonnensaal versammelten Handwerkern, Kaufleuten und Industriellen einen aufklärenden Vortrag über die Waren- umsatzfteuer. Folgende Resolution wurde angenommen: „Die zahlreich besuchte Versammlung erhebt Einspruch gegen den Versuch der Lieferanten, die Warenumsatzsteuer auf den Detailhandel und das Handwerk abzuwälzen und denselben auf diese Weise eine Doppelbesteuerung aufzubürden. Sie fordert alle Kollegen auf, die Bezahlung eines etwa in Rechnung gestellten Umsatzsteuerbetrags für nach dem 1. Okt. ds. Js. gekaufte Waren abzulehnen."
Slus StaSt, Bezirk unS Umgebuna.
Aus der amtl. württ. Verlustliste Nr. 518.
Armier.-Bataillon Nr. 59, 1. Komp.
Jakob Ochner, Ottenhausen, verletzt, b. d. Truppe. Friedrich Oehlschläger, Schömberg, l. verw., b. d.Tr.
Früherer Schluß der Postämter. Wie verlautet, wird in Zusammenhang mit der neuen Bundesratsverordnung über den früheren Ladenschluß auch eine Aendernng im Schluß der Postämter ein- kreten, derart, daß die kleinen Postämter je nach dem örtlichen Bedürfnis früher als bisher geschlossen werden. Dagegen werden, wie weiter verlautet, die großen Bahnhofpostämter eine Erweiterung ihres Dienstes über die bisherige Zeit hinaus erfahren.
Privatbriefsendungen im Gewicht über 50 Z (Feldpostpäckchen) nach dem Feldheere, mit denen Weihnachtsgaben nach dem Felde gesandt werden sollen, müssen, damit sie rechtzeitig dem Empfänger zugehcn, bis spätestens zum 18. Dezbr. zur Post eingeliefert sein. -In der Zeit vom 19. bis einschließlich 24. Dezember werden wegen der in diesem Jahre für den heimischen Weihnachtspaketverkehr bestehenden besonderen Schwierigkeiten keine nicht amtliche Feldpostsendungen im Gewicht von über 50 § von den Postanstalten angenommen oder befördert. Die gleiche Vcrkehrsbeschränkung tritt mit Rücksicht auf den Neujahrsbriefverkehr in der Zeit vom 29. Dezember bis einschließlich 2. Jannar ein.
Neuenhürg, 13. Dez. Heute vormittag verbreitete sich hier das Gerücht, daß die Frau des Kameralamtsdieners Ritt mann eines raschen Todes
mir nicht vor! Hans mag ja in dieser Engigkeit sein Behagen finden. Sie nicht, Dora. Sie nicht! Die stolze Rose kann sich niemals wohl füdlen zwischen Kehricht und Scherben: die Sehnsucht wird nicht Nachlassen, ihr eine ihrer würdige Umgebung vor die Seele zu zaubern. An dieser Sehnsucht geht sie frühzeitig zugrunde, wenn nicht eine liebende Hand sie davonträgt, dahin, wo ihr Duft berauscht und üe als Königin gefeiert wird."
Dora lachte bell auf. „Sie sprechen so poetisch und herzbezwingend, daß man sich vor Ihnen in acht nehmen muß, Herr Bittner." Sie erhob sich gleichfalls. „Da Hans verhindert zu sein scheint, so wollen wir nun aber nicht länger warten. Ich hole den Kaffee herein. Es ist Ihnen doch recht, wenn ich die Kinder und das Fräulein rufe?"
„Nein, das ist mir durchaus nicht recht! Und ich bin tausendfroh, wenn Hans nicht kommt- Diese eine Stunde soll mir gehören, ganz und ungeteilt! Sie sehen mich erschreckt an. Gönnen Sie mir doch, daß ich mich ein Weilchen glücklich in Ihrer Nähe fühle, ohne jeden Zwang, daheim erwartet mich Einsamkeit und tödliche Langeweile."
Dora ging in die Küche. Hier kam es ihr erst zum Bewußtsein, wie ihr Herz flog. Alles, was sie gewaltsam in sich zum Schweigen gebracht, das heiße Sehnen und Wünschen nach einem genußreichen, vom Schönen umflossenen Leben hatte Bittner wieder geweckt. Sie hätte ihm drum zürnen können, aber einmal bestätigt zu hören, was heimlich in ihr gärte, war einfach wunderbar. So war also gar kein Unrecht, nichts Unnatürliches dabei, wenn sie diesen Kleinkram verwünschte, ihre Seele hinausdrängte aus den engen, beschränkten Verhältnissen?
Ihre Knie zitterten, sie mußte sich setzen, wenig« Minuten nur.
(Fortsetzung folgtI
DerKrieg als Friedensstifter.
Roman von S. Hillger.
2vs
(Nachdruck verboten.)
Die Kleinen sahen die verheißungsvolle Tüte und folgten Ludmilla willig.
Als Bittner mit der jungen Frau allein war, lachte er lautlos in sich hinein, preßte seine Lippen auf Doras Hand und ließ den Blick schweifen. „Hier ist es gemütlich, so wie ich es liebe. Nur der Zerberus darf da nicht sitzen. . . . Also zwanzig Minuten bleiben uns noch, bis Johannes kommt. Nun sagen Sie schnell, verehrte Freundin, wie er unsere Begegnung ausgenommen hat."
Dora wies auf einen Sessel und setzte sich ihm gegenüber. Er konnte von hier aus gerade den Kaffeetisch mit dem feinen Porzellan, den Silberlöffeln und den fein geschliffenen Kristalltellern sehen. Es funkelte alles im Glanz der Neuheit. Es wurde selten benutzt.
„Seien Sie nicht so zuversichtlich, Herr Bittner," bat Dora beklommen, „mein Mann ist noch nicht ausreichend vorbereitet, er kann sich in diese Versöhnung nicht hineindenken. Er ist böse auf mich, ernstlich böse, zum ersten Male, seit wir verheiratet sind."
Mit erzwungenem Lächeln lehnte Alfred sich zurück. »So, na — und die Stelle, welche ich ihm biete?"
Dora machte eine bezeichnende Bewegung mit der Hand. „Vorläufig nicht daran zu denken, daß er darauf eingeht: ich habe eigentlich Furcht vor der Begegnung zwischen Ihnen und meinem Manne. Er war so abweisend, wie ich ihn noch nie gesehen."
„Sie glauben, er könne mich beleidigen? Nun,
er wird doch so viel Lebensart besitzen, um einem Gast gegenüber die üblichen Formen der Höflichkeit zu wahren. Uebrigens — Angst machen gilt nicht, Frau Dora! Der gute Hans wird es nicht wagen, mich anzugreifen. Glauben Sie mir, schließlich ist er froh, bei mir unterschlüpfen zu können."
Dora schüttelte den Kopf. „Da kennen Sie Hans schlecht!" Sie sah nach der Uhr. „Er bleibt aber lange, eigentlich müßte er bereits hier sein."
„Lassen Sie ihn doch!" Er rückte seinen ! Sessel ein wenig näher zu ihr heran und küßte ! ihre Rechte, ehe Dora ihm dieselbe entziehen ! konnte.
Er seufzte. „So eine liebe, fleißige Hand, was gäbe ich wohl darum, wenn dieselbe mir gehörte. Hatte ich damals denn eine so harte Strafe verdient, Dora, daß Sie mich aufgaben? Was habe ich nun vom Leben, Geld in Hülle und Fülle, aber ein unbefriedigtes Herz! So recht von Herzen froh kann ich niemals sein. Und seitdem ich Sie wiedergesehen, gräme ich mich früh und spät, denn auch Ihr Dasein ist bedauernswert. Jugend will genießen, man ist nur einmal jung. Statt daß Sie der Mittelpunkt eines Kreises gebildeter Menschen sind, müssen Sie arbeiten wie eine Magd, und nicht allein das, man bürdet Ihnen auch noch Heimarbeit auf! Da sitzen Sie hier, abgeschlossen von aller Welt, und sticheln um ein paar Pfennige! Rasend könnte ich darüber werden, rasend!"
Er sprang auf und lief aufgeregt durch die Stube.
„Ich kann es nicht anders", äußerte Dora; „freilich, ich hatte mir auch Besseres erträumt, aber als ich dann einsah, daß Hans weder Streben noch Ehrgeiz kennt, fügte ich mich. Wir sind ja glücklich."
Eine heftige Bewegung der Abwehr folgte ihren Worten. „Das ist unmöglich, das reden Sie