schlagen die vier verbündeten Mächte vor, alsbald in Friedensverhandlungen einzutreten. Die Vor­schläge, die sie zu diesen Verhandlungen mitbringen, und die darauf berechnet sind, Dasein, Ehre und Entwicklung ihrer Völker zu sichern, bilden nach ihrer Ueberzeugung eine geeignete Grundlage für die Herstellung eines dauerhaften Friedens. Wenn trotz dieses Anerbietens zu Frieden und Versöhnung der Kampf fortdauern sollte, so sind die vier ver­bündeten Mächte entschlossen, ihn bis zum siegreichen Ende zu führen. Sie lehnen aber feierlich jede Verantwortung dafür vor der Menschheit und der Geschichte ab." (Bravo und Händeklatschen.)

Im August 1914 rollten unsere Gegner die Machtfrage des Weltkrieges auf, jetzt stellen wir die Menschheitsfrage des Friedens. (Bravo.) Wie die Antwort lauten wird, warten wir mit der Ruhe ab, die uns unsere innere und äußere Kraft und unser reines Gewissen verleiht. Lehnen die Feinde ab, wollen sie dieselbe Last von all dem Schreckli­chen, was dann noch kommen wird, auf sich nehmen, dann wird bis in die letzte Hütte hinein jedes deutsche Herz von neuem in heiligem Zorn auf­slammen gegen Feinde, die um ihrer Vernichtungs­und Erobcrungsabsichten willen dem Menschenmord noch keinen Einhalt tun .wollen. (Bravo rechts.) In schicksalsschwerer Stunde haben ivir einen schick­salsschweren Entschluß gefaßt. Gott wird richten! Wir wollen furchtlos und aufrecht unsere Straße gehen, zum Kamps entschlossen, zum Frieden be­reit. Die Rede des Kanzlers wurde mit leb­haftem Beifall, in den sich Händeklatschen mischte, ausgenommen. Dann erhob sich Herr Spahn (Z.) und stellte den Antrag, das Haus jetzt zu vertagen und dem Präsidenten die Ermächtigung zu geben, es zu seiner Frist wieder einzubernfen. So ging kurz nach 2 Uhr das Hans auseinander.

Friede den Menschen aus Erden, die eines guten Willens sind! In feierlichster Form und überall hin vernehmbar haben nun die berufenen Vertreter des Deutschen Reichs und seiner Verbündeten ein unantastbares Zeugnis ihres guten Willens abgelegt, der Menschheit den Frieden wiederzugeben. Ob wir hoffen dürfen, daß der gute Wille erwidert, daß es zur Aufnahme von Verhandlungen kommen wird? Aus den gegnerischen Lagern, insbesondere von England haben wir wiederholt gehört, daß wenn morgen der Friede zustande kommen würde, die Deutschen tatsächlich die Sieger wären, und daß darum der Kamps fortgesetzt werden müsse. Nun ist an dieser Tatsache freilich nichts zu ändern, und die Vorschläge, die die Mittelmächte für eine Friedens­konferenz vorbereitet haben, können notwendigerweise nur aus ihr aufgebaut sein, und nicht etwa auf einem Siege Englands, der nun einmal nicht vor­handen ist. Aber die Völker, die von ihren Macht­habern in den Krieg gegen uns hineingeführt wor­den sind, haben ein Interesse daran, zu erfahren, wie die Mittelmächte ihre Erfolge aus den Kriegs­schauplätzen bewerten und die Verzicht auf weitere

Der Krieg als Friedensstifter.

Roman von S. Hillger.

ist (Nachdruck verboten.)

Ludmillas Augen sprühten, als sie ihr Tage­buch schloß. Kaum hatte sie es in den Kasten gelegt, als Dora mit einem großen Tablett her­einkam.

Wir essen heute etwas früher, ich stelle mei­nem Manne alles warm und behelfe mich mit den Kindern in der Küche."

Sie bedeckte die eine Hälfte des Tisches mit einem frischen Tischtuch, legte die Serviette hin und ordnete das Essen, Ludmilla eine ge­segnete Mahlzeit wünschend.

Das Fräulein antwortete kaum. Dora achtete jedoch nicht darauf. Sie war so voll Freude!

Ein neues Leben sollte beginnen. Sie malte es sich in den schönsten Farben aus. An die Kinder dachte sie dabei und an Johannes. Er würde ja Vertrauen fassen zu Bittners Vorschlag. Wenn nur das erste Mißtrauen überwunden war, die Männer Fühlung miteinander gewan­nen, so würden sie sich auch verstehen.

Die Kinder plauderten und verzehrten ver­gnügt ihr Lieblingsqericht, Milchreis mit Zucker und Zimt bestreut.

Dann räumte Dora auf, wusch die Kinder noch einmal, zog sie frisch an und deckte zierlich den mit Blumen geschmückten Kaffeetisch.

Sie war, ebenso wie ihre Kinder, weiß ge­kleidet. Der ganze Haushalt atmete sicheres Be­hagen. Die Sonne strahlte, durch klare Vor­hänge ein wenig gedämpft, herein und malte gol­dene Kreise auf den Fußboden, an die Wände und Gegenstände.

blutige Opfer erkauft werden, wie ein dauerhafter Friede gesichert werden kann. Lassen sich die Völker durch die Mißdeutung unseres Friedensangebots wieder irreführen, lassen sie die unzweideutige Sprache der auf den Kriegsschauplätzen geschaffenen Tatsachen übertönen durch die Unwahrheit, daß unsere Friedens­bereitschaft nur ein Zeichen der Schwäche sei, dann ist ihnen nicht zu helfen. Ist aus der Gegenseite nicht das Bewnstsein lebendig von der Heiligkeit des Lebens, das uns von einer höheren Macht geschenkt ist, wie es der Reichskanzler unlängst ausdrückte, dann geht das Schlachten weiter und die Berge von Leichen türmen sich immer höher. Dann wird Deutsch­land aber auch berechtigt und gezwungen sein, mit der äußersten Rücksichtslosigkeit durch die Waffen zu erzwinge», was seinem guten Willen nicht zuge­standen wurde. Die Menschheit hat die Stimme des Friedens vernommen, wir harren die Antwort.

Württemberg.

Stuttgart, 11. Dez. Nachdem der Bund der Landwirte infolge des Krieges zwei Jahre lang keine Landesversammlung abgehalten hatte, fand am gestrigen Sonntag nachmittag im Stadtgarten zu Stuttgart eine L and esvert rauens­männer Versammlung statt. Sie war sehr zahlreich besucht und nahm einen angeregten harmo­nischen Verlauf. Eine Landesausschußsitzung am vormittag beschäftigte sich mit inneren geschäft­lichen Angelegenheiten. In der Nachmittagsversapnn- lung gedachte der Landesvorsitzende Oekonomierat Schmidt-Platzhof der im Felde stehenden und der­jenigen Mitglieder, die den Heidenrod fürs Vater­land gefunden haben; deren Andenken wurde durch Erheben von den Sitzen geehrt. An Stelle des durch Krankheit am Erscheinen verhinderten Bundes­vorsitzenden Dr. Rösicke sprach der bayrische Land- und Reichstagsabgeordnete Oekonomierat Weilnböck über die politische und wirtschaftliche Lage. Er führte in treffenden Zügen die Ursachen und den Verlaus des Krieges vor Augen, berührte die Kriegs- und Friedensziele und erörterte dann die wirtschaftlichen Aufgaben der deutschen Landwirte, die Tätigkeit des Bundes der Landwirte während des Krieges und die Notwendigkeit seiner Ärbeit auch nach dem Krieg. Ueber die Arbeiten des Landtages sprach der Landtagsabgeordnete Oekono­mierat Ströbel-Ulm. Sieg und Friede ist jetzt der Gedanke, der uns alle bewegt. Ihm muß sich alles unterordnen. Auch die Ärbeiten des Landtags standen unter diesem Gesichtspunkt. In den schwie­rigen Ernährungsfragen sollten die Landwirtschaft­lichen Sachverständigen und Vertretungen besser ge­hört und beachtet werden. Mancher gemachte Fehler hätte dadurch vermieden werden können. Um die nächstjährige Kartoffelernte zu sichern, muß für aus­reichende und dem Abgabepreis entsprechende Be­schaffung von Saatkartoffeln besonders für unsere kleinen Landwirte gesorgt werden, denen teilweise ein viel zu großer Teil ihrer Kartoffelvorräte abge-

Früblingsblumen standen auf den Fenster­brettern und kleinen Tischen.

Dora sah in den Spiegel und mußte lächeln. Ihr Gesicht brannte, dadurch erschien sie bedeu­tend verjüngt. Für eine Siebzehnjährige konnte man sie halten.

Sie naschte noch schnell aus der Tüte ein paar Pralines und hatte sie noch nicht verzehrt, da kam Ludmilla herein. Sie brachte eine Hand­arbeit mit und setzte sich.

Dora war Zunächst sehr erstaunt, doch raich versöhnt.

Iyr konnte es reckt sein, daßLudmilla ihre Neu­gier beriedigte, innerlich amüsierte sie sich.Sie sitzt da wie ein Zerberus," dachte sie,Bittner wird wenig erbaut von iyr sein."

sie ging in die Küche, goß langsam und sorgfältig dos Wasser durch den mit gemahlenem Kaffee gefüllten Filter und kam dann zurück.

Es klingelte. Dora eilte hinaus.

Bittner stand vor ihr, begleitet von einem Burschen, der ein herrliches Blumengewinde trug.

Bittner nahm es dem jungen Menschen ab, verabschiedete ihn durch eine Bewegung und reichte Dora die Blumen hin, nachdem er ihre Hand geküßt.

Mit einem Blick sah er sie an, unter dem sie flammendrot wurde.Wie schön Sie geworden sind, Dora," sagte er flüsternd,wie schön"

Ein Spalt in der Tür wurde langsam er­weitert. Die kleine Mieze erschien und machte ihren Knix; sie hatte die feinen ernsten Züge des Vaters und den großen stillen Blick, der Bittner immer an Johannes unbequem gewesen war. .Mit gezwungener Freundlichkeit sprach er ein paar Worte zu dem Kinde.

Nur flüchtig hatte eine kleine Befangenheit Dora angewandelt. Hier in ihrem eigenen Reich war sie die überlegene Hausfrau.

Hans kann erst in einer halben Stunde

nommen wurde. Die Lage ist ernst: es gilt alle Kräfte anzuspannen, um der Schwierigkeiten Herr zu werden und den Sieg zu gewinnen.

Feuerbach, 12. Dez. Von den bei der Ex­plosion in der Lünig'schen Klischeefabrik getöteten 12 Personen gehören 8 nach Feuerbach, 4 in die nähere Umgebung. Die Beerdigung soll auf Kosten der Städt in einem gemeinsamen Grab erfolgen. Der Gemeinderat hat den Beteiligten sein Beileid ausgesprochen und den Angehörigen je 100 Mark als Unterstützung zuweisen lassen. Auch der König hat den Familien der Verunglückten durch den Stadtvorstand seine Teilnahme aussprechen und den Bedürftigen Geldzuwendungen zukommen lassen.

Oberndorf, 12. Dez. Die bürgerlichen Kol­legien haben zur Beschaffung des Geläutes der neuen evangelischen Stadtkirche den reichen Beitrag von' 2000 Mk. bewilligt.

L?us ZtaSt, Bezirk uns Umgebung.

Aus der amtl. württ. Verlustliste Nr. 517. Jnf.-Reg. Nr. 125, Stuttgart, 9. Komp.

Gefr. Karl Kusterer, Ottenhausen, schw. veriv.

Res.-Jnf.-Reg. Nr. 119, 9. Komp. Gottfried Seeger, Neuenbürg, in Gefgsch.

Jnf.-Reg. Nr. 126, Straßburg, 5. Komp. Gefr. Horn. Friedrich Reh, Conweiler, gefallen.

6. Kompagnie.

Karl Großmann, Ottenhausen, schw. veriv.

7. Kompagnie.

Utffz. Wilhelm Bayer, Birkenseld, l. verw. Hermann Supper, Engelsbrand, l. verw.

8. Kompagnie.

Karl Regelmann, Birkenfeld, l. verw.

Neuenbürg, 12. Dez. Wir waren heute um die Mittagszeit in der Lage, noch in einem Teil unsrer Blattausgabe überraschend kommende Friedens­klänge aus Berlin kundzugeben, nämlich den Tages­befehl, den heute unser Kaiser an das deutsche Heer, an seine Soldaten erlassen hat, in welchem er kund­gibt, daß er und die Herrscher der verbündeten Staaten dem Feind ein Friedensangebot gemacht haben. Im Anschluß an den heutigen Tagesbericht der deutschen Heeresleitung erhielten wir alsdann die ebenso überraschende Nachricht, daß der Reichskanzler dem für heute mittag so unerwartet rasch zusammen- berusenen Deutschen' Reichstag eröffnet hat, daß die Regierungen des Bierbundes heute an die diplo­matischen Vertreter der mit dem Schutze ihrer Staats­angehörigen in den feindlichen Ländern betrauten Staaten gleichlautende Noten gerichtet haben mit dem Vorschlag, alsbaldinFriedensunterhandlungen einzutreten. Welch Herz- und gemütserfrischende Bot­schaft! OL sich diese herrlichen Friedensklänge für die Völker Europas endlich zu einem harmonischen Geläute vereinigen? Könnte man sich na ch so langer Kriegszeit eine schönere Christbescherung, ein fröh­licheres Weihnachten denken, alsFrieden auf Erden!"

da sein," sagte sie laut,bis dahin müssen Sie schon mit mir fmliebnehmen, Herr Bittner. Ich will Sie aber gleich unserer Zimmernachbarin vor­stellen, Fräulein Ludmilla Pele, Herr Bittner!"

Alfred hatte Zylinder und Mantel abgelegt und das Zimmer betreten, welches Steinbergs scherzend als ihren Salon zu bezeichnen pflegten.

Er war von der Anwesenheit der Mlien Jungfer" durchaus nicht erbaut und sah Dora unwillkürlich vorwurfsvoll an.

Die zuckte fast unmerklich die Achseln, was so viel ,ni sagen schien, als:Ich kann wirklich nicht dafür."

Bittner hatte sich förmlich, fast unhöflich, vor Ludmilla verneigt. Dann mußte auch der kleine Georg begrüßt werden.

Der Junge gefiel ihm schon besser, weil die Aehnlichkeit mit Dora unverkennbar war. Er sagte, indem er eine Tüte aus der Rocktasche zog:

Verzeihen Sie, gnädige Frau, wenn ich un­artig erscheine. Aber so viel geschäftliche Wider­wärtigkeiten drangen heute auf mich ein, daß ich noch arg mitgenommen, ganz nervös davon bin. Vielleicht gestatten Sie, daß das Fräulein Nach­barin die Kinder mit in ihr Zimmer nimmt. Und Ihnen, mein Fräulein, darf ich vielleicht diese kleine Aufmerksamkeit widmen. Geben Sie den Kindern nicht viel davon. Das Konfekt ist für Erwachsene. Es war für eine andere Adresse be­stimmt, aber Sie werden es ja auch nicht zurück­weisen."

Ludmilla für ihr Leben gern Süßigkeiten. Allerdings war sie wütend darüber, so kurz und bündig hinausgeschickt zu werden, aber das Ver­langen nach den mit Kognak gefüllten Konfitüren siegte.

Sie zog die Kinder mit sich fort, nur durch eine Bewegung des Kopfes ihren Dank markierend.

(Fortsetzung folgt.)