der wie ein eigensinniges Kind nnr mit der restlosen Vernichtung des Gegners zufrieden sein will, der das Verbrechen an der Menschheit begeht, jeden Vermittlungsvorschlag der Neutralen als einen unfreundlichen Akt zu bezeichnen, der jede Vermittlung im voraus sich verbittet, der nicht einmal auf die vielleicht ganz annehmbaren Vorschläge des Gegners eingehen will, der also mutwillig Tausende von Menschenleben jeden Tag auf den Schlachtfeldern morden läßt — ein solcher Mann sollte keine Tränen für seinen gefallenen Sohn vergießen." — Wenn Asquith mit dem in seiner letzten Rede eingenommenen Standpunkt seinem Lande einen Dienst erweisen zu können glaubt, so soll er auf das Heldentum seines Sohnes stolz sein. Denkt er denn nicht an die Tränen der «Zehntausende von Müttern, die jeden Tag ihre Söhne beweinen ?
Der bescheidene Lloyd George. Ueber die sogenannten Tanks (Landkreuzer) sagte Lloyd George im Unterhause: Wir sind mit den Erfahrungen, die wir mit dieser Waffe gemacht haben, sehr zufrieden. Sie sind zweifellos ein sehr großer Erfolg gewesen und da sie auf Grund der bisherigen Erfahrungen verbessert werden, zweifle ich nicht, daß sie noch größere Dienste leisten werden. — Wenn inan weiß, welch klägliches Fiasko die Engländer mit diesen „Landkrenzern" an der Front gemacht haben, kann man nur die Bescheidenheit bewundern, die Lloyd George — manchmal — entwickelt.
Württemberg.
Stuttgart, 19. Okt. .(Württ. Kunstausstellung.) Die Ausstellung „Württemb. Kunst 1891-1916", die zu Ehren des 25jähr. Regierungsjubiläums des Königs veranstaltet wird, wird vom nächsten Samstag vorm. 10 Uhr ab für den Besuch geöffnet sein. Die Ausstellung dauert bis Ende Januar 1917 und ist täglich von 10—4 Uhr geöffnet. Sie ist im Kgl. Kunstgebäude untergebracht.
Stuttgart. Am letzten Samstag tagte hier der Verband Württ. Gewerbevereine und Handwerkervereinigungen anstelle der sonstigen jährlichen Hauptversammlung. Für das Handwerkererholungsheim, das bereits heute mit einem Grundstockskapital von 150000 Mark rechnen kann, soll eine energische Werbetätigkeit entfaltet werden, damit bald der Grundstein gelegt werden kann. — Im kommenden Winter sollen in den Vereinen Vorträge über Vorteile gehalten werden, die das schiedsrichterliche Verfahren für Gewerbe, Handel und Industrie gegenüber dem gerichtlichen Verfahren hat.
Hall, 19. Okt. Man sollte es nicht für möglich halten, daß es in der jetzigen Zeit iwch herrenlose Butter gibt. In einem von auswärts kommenden Reisekoffer, der als unbestellbares Gut hierher gelangte, fand man nicht weniger als 80 Pfund Butter vor. Da weder über den Absender noch den
Siegesriel.
Kriegserzählung von W. H. Geinborg.
20s (Nachdruck verboten.)
Mit ruhigem, lächelndem Gesicht blickte sie zu ihm auf.
„Ich bin dir aufrichtig gut, Heinz I Ich weiß, daß du der beste, vortrefflichste Mensch bist, den ich kenne. Und wenn du mich haben willst-"
Er zog sie empor, und als sie das Köpfchen an seine Schulter lehnte, küßte er sie auf den Mund.
Wohl fühlte Heinz, daß es dabei wie ein Erschauern durch Margaretes jungen Körper ging, und er spürte nicht, daß ihre Lippen den warmen Druck der seinigen zurückgegeben hätten. Aber wie hätte ihm ein Argwohn kommen sollen, daß dies ein halb unwillkürliches Widerstreben gegen seine Liebkosung sei. Jetzt, nachdem sie sich ihm freiwillig geschenkt hatte! Er empfand ihr Verhalten einzig als jungfräuliche Scheu, und er war zartsinnig genug, sie nicht mit stürmischen Zärtlichkeiten zu verwirren.
„Meine liebe, geliebte Margarete!" flüsterte er. „Ich kann ja die Größe meines Glückes noch gar nicht fassen und begreifen. Es ist mir wie ein herrlicher Traum, aus dem ich sogleich zu einer desto traurigeren Wirklichkeit erwachen werde."
Sie hatte sich sanft aus seinem Arm gelöst, und aufhorckiend wandte sie den Kopf gegen die Tür.
„Ich höre den Vater kommen. Willst du schon heute mit ihm sprechen, Heinz?"
„Wenn du mir die Erlaubnis dazu gibst —"
„Ja — ja! — Aber vergiß nicht, daß du mir versprochen hast, mich in deinem Lazarettzug mitzunehmen. Wenn Papa in unser Verlöbnis willigt.
in Aussicht genommenen Empfänger des kostbaren Fettes etwas zu ermitteln war, wurde die Butter der hiesigen städtischen Verteilungsstelle überwiesen.
Sigmaringen, 19. Oktober. Auf Befehl des Fürsten Wilhelm von Hohenzollern wurde der hiesigen Goldankaufshilfsstelle zur Verstärkung des Goldschatzes der Reichsbank ein größerer Posten goldener Schmucksachen silberwiesen.
Llus StaSt, Bezirk unö Umgebung.
Neuenbürg, 18. Oktbr. Hr. Gerichtsassessor Geyer, der schon in den letzten Monaten die Geschäfte der Amtsanwaltschast beim hiesigen Amtsgericht wahrgenominen hat, ist nun von Maulbronn hierher übergesiedelt und hat das Amt als stellvertr. Amtsrichter für den als stellvertr. Oberamtsrichter nach Maulbronn berufenen Hrn. Amtsrichter Dr. B r a u er übernommen.
Neuenbürg. Der Vizefeldwebel Wilhelm Dengler, früher als stellv. Sekretär beim Amtsgericht Neuenbürg, der erst kürzlich mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde, ist zum Leutnant der Landw.-Jnf. 1. Ausgeb. befördert worden.
Neuenb ü r g. Der Krankenträger M ar Scholl, Sohn des ch Christian Scholl, Metzgers hier, wurde für mutvolles Verhalten mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
Neusatz. Gefreiter Karl Kull in einem Reserve-Jnfanteric-Regiment wurde iin Juni 1915 mit der Silbernen Verdienstmedaille ausgezeichnet und zugleich zum Unteroffizier befördert. Im September d. Js. erhielt er bei den schweren Kämpfen an der Somme das Eiserne Kreuz
2. Klasse.
Aus der amtl. wärt t. Verl u st liste Nr. 483.
Infanterie-Regiment Nr. 125, Stuttgart, 10. Komp. Ernst Schempf, Obernhausen, verw.
Friedrich Dietz, Obernhausen, verw. Infanterie-Regiment Nr. 126, Straßburg, 1. Komp. Gesr. Friedrich Schneider, Neusatz, in Gefangenschaft. Gustav Günther, Neusatz, in Gefangenschaft.
August Kiefer, Ottenhausen, in Gefangenschaft. Gottlieb Mitschele, Feldrennach, vermißt.
Adolf Hauff, Kapfenhardt, l. verw.
2. Kompagnie.
Matthäus Pfeiffer, Bernbach, l. verw.
3. Kompagnie.
Ernst Müller, Dobel, schw. verw.
Gustav Schwarz, Rotensol, l. verw.
Jnf.-Regt. Nr. 180, Tübingen-Gmünd, 2. Komp. Theodor Fix, Birkenseld, schw. verw.
4. Kompagnie.
Richard Bester, Birkenfeld, gefallen.
hast du ein Recht, auch dazu seine Zustimmung zu fordern."
Leicht wie einen Hauch fühlte er ihre weichen Lippen auf seiner Wange. Dann war sie aus dem Zimmer.
Im nächsten Augenblick stand der Sanitätsrat vor ihm und streckte ihm mit gewohnter Herzlichkeit seine Hand entgegen.
„Willkommen, mein Junge! — Aber was ist denn das? Man läßt dich hier mutterseelenallein? Wo ist denn Margarete?"
„Sie hat mich soeben verlassen, Onkel, weil sie mir Gelegenheit geben wollte, allein mit dir zu sprechen."
Doktor Willim blickte verwundert drein.
„Nun? Das klingt ja ganz feierlich. Was gibt es denn, Heinz?"
„Wir haben uns eben verlobt, Onkel — unter der Voraussetzung deiner Zustimmung natürlich, um die ich dich hiermit recht herzlich gebeten haben möchte."
Ein paar Sekunden brauchte der Sanitätsrat freilich, um seiner Ueberraschung Herr zu werden. Dann aber (achte er herzhaft und fröhlich auf.
„Da soll noch einer kommen und mir sagen, daß er sich darauf versteht, in dem Herzen seiner Tochter zu lesen! — Kleine verteufelte Sphinxe sind sie alle miteinander — diese Weiber! Aber was meine Zustimmung betrifft — mit tausend Freuden ist sie gegeben, mein lieber, wackerer Junge! Auch ohne deine Eisernen Kreuze da würde ich dir das Mädel unbedenklich anvertraut haben — jetzt aber macht es mich stolz, sie dir zu geben. Hoffentlich bringt sie es fertig, dich so glücklich zu machen, wie du's verdienst."
„Innigsten Dank, lieber Onkel! Aber ich denke, es handelt sich viel mehr darum, daß ich Margarete glücklich mache. Und ich verpfände dir mein Wort, daß dies fortan meine einzige Lebensaufgabe sein wird."
Neuenbürg, 20. Okt. Heute vormittag sehen wir hier bei 3 Grad über Null den ersten Schneesall als Zeichen des nicht mehr fernen Winters. Die leichten, wie Flaum herumwirbelnden Flocken sind jedoch so spärlich, daß sie keinerlei Spur von Schnee zurückzulassen vermögen.
Pforzheim, 19. Okt. Der aus Mutlangen bei Gmünd gebürtige, zuletzt hier wohnhafte Kabinettmeister Jakob Waibel in einer Bijouteriefabrik hat seinem Arbeitgeber dort Silber und anderes Metall entwendet. Festgestellt sind vorerst 600 Mark. Das Metall hat er teils in Scheidanstalten, teils dem Trödler Franz Wolf verkauft, der wegen verschiedener anderer derartiger Sachen schon in Untersuchungshaft sitzt.
Calw, 18. Okt. Auf dem heutigen Markt waren 6 Wagen Waldkraut aufgestellt. Für das Hundert wurden 18 Mk. bezahlt. Früher kostete die beste Qualität höchstens 6 Mk. für 100 Stück. Die Stadtverwaltung verkaufte Filderkraut, den Ztr. zu 4,50 Mk. Gegenwärtig findet die Ablieferung des Mostobstes statt. Die Zufuhr ist besser als erwartet worden war. Angemeldet sind von Konsumenten 4000 Ztr., die Hälfte davon kann geliefert werden. Der Preis für den Zentner Mostobst beträgt in der Stadt 8,50 Mk.
Die Frist für die Anmeldung der ausländischen und der im Ausland befindlichen Wertpapiere
läuft am 31. Oktober ds. Js. ab. Bei der Wichtigkeit dieser Bestandsaufnahme, welche schon durch die ans die Unterlassung der Anmeldung gesetzten strengen Strafen (1500 Mk. Geldstrafe oder 3 Monate Gefängnis) entsprechend hervorgehoben wird, seien sämtliche Besitzer ausländischer usw. Wertpapiere nochmals aus die Verpflichtung hingewiesen, daß sie ihren Besitz an Aktien, Anteilscheinen, Zertifikaten, Schuldverschreibungen jeder Art, die von ausländischen Gesellschaften, Gemeinwesen, Staaten usw. ausgegeben worden sind, ferner auch ihren etwa im Ausland befindlichen Besitz an (inländischen oder ausländischen) Wertpapieren bei der Reichsbank mit dem dort erhältlichen vorschriftsmäßigen Formular bis zum 31. Oktober 1916 anzumelden haben. Anmeldepflichtig ist in erster Linie stets der Eigentümer der Wertpapiere. Hat er aber die Wertpapiere an eine inländische Bank, Sparkasse, Kreditanstalt, Genossenschaft usw. oder an einen inländischen Kaufmann im Betriebe dessen Handelsgewerbes unverschlossen zur Verwahrung oder als Pfand übergeben, so liegt dem betreffenden Verwahrer die Anzeigepflicht ob.
H§rv st nackirichten.
Gräfenhausen, 19. Okt. Die hier am Dienstag begonnene Weinlese ist nun beendigt. Es wurde zu dem gleich von Beginn der Weinlese an festgesetzten Preis von 450 Mark für 300 Liter alles
„Na — na I Ein rechter Mann hat schließlich
auch noch was anderes zu tun als einzig auf die Glückseligkeit seiner kleinen Frau bedacht zu sein. Und ich bin, wie gesagt, in dieser Hinsicht ganz unbesorgt. Dem Himmel sei Dank, daß ich endlich die Sorge vom Herzen habe, sie könnte eines Tages an den Unrechten geraten. Aber wo bleibt sie denn? Sie hat doch wahrhaftig nicht nötig, sich wegen dieser Wahl ihres Herzens vor mir zu verstecken."
Er wollte zur Tür, um Margarete zu rufen, aber Heinz hielt ihn zurück.
„Noch einen Augenblick, Onkel! Ich habe zuvor noch eine Zusage zu erfüllen, die ich Margarete gegeben."
„Also heraus mit der Sprache! Sie hat ja» wie es scheint, sehr frühzeitig angefangen, dich dienstwillig zu machen."
„Du weißt bereits, um was es sich handelt. Sie hat den Wunsch, als Pflegerin hinaus ins Feld zu gehen. Und ich fürchte, daß es sie sehr unglücklich machen würde, wenn sie auf die Erfüllung dieses Wunsches verzichten müßte."
„Dazu also sollst du ihr behilflich seip? — Aber es ist doch der hellste Unsinn, den sie sich da in den Kopf gesetzt hat. Sie würde es ja einfach nicht aushalten."
„Vielleicht schätzest du ihre körperliche Widerstandsfähigkeit doch zu gering ein, Onkel ! Und man könnte ja auch dafür sorgen, daß sie an einen Platz kommt, wo ihr nichts Uebermenschliches zugemutet wird."
„Als wenn sich das immer so Hach Belieben tun ließe! Es ist also deine ehrliche Absicht, ihrer Idee Vorschub zu leisten?"
(Fortsetzung folgt.)