daß deshalb die verzweifelten Anstürme der russischen Armeen an unserer eisernen Front im Osten zu­sammenbrechen werden, wird durch die jetzt erfolgte Neuordnung der Befehlsverhältnisse eine erhebliche Stärkung erfahren. Unserem Kaiser und seinem er­lauchten Verbündeten wissen die Völker der Schulter an Schulter kämpfenden Monarchien Dank, daß sie dem Befreier Ostpreußens diesen neuen Beweis ihres Vertrauens gegeben haben.

Berlin, 3. Aug. Der Berliner Vertreter des Stg. Tagbl." meldet: Die Nachricht, daß General­feldmarschall Hindenburg mit dem Oberbefehl über den gesamten Osten betraut worden ist, hat hier vielfach geradezu befreiend gewirkt. Sie dürfte, wie wir annehmen möchten, auch eine gewisse diploma­tische Fernwirkung auf dem Balkan ausüben. An der Umgruppierung der östlichen Befehlsgewalt hat übrigens der Kanzler einen sehr starken Anteil ge­habt. Er insbesondere hat sich, wie man sich erzählt, dafür eingesetzt, daß die so ziemlich schwierigste Auf­gabe dieses Krieges dem populärsten Feldherrn und dem, zu dem das Volk das meiste Vertrauen hat, übertragen werde. In manchen Kreisen wird üb­rigens behauptet, daß auch die Anwesenheit des Grafen Audrassy in Berlin und Wien mit diesen Dingen im Zusammenhang gestanden habe.

Berlin, 3. Aug. Aus Stockholm, 2. August, wird derTägl. Rundschau" berichtet: Einem Be­richterstatter desRußkoje Sloivo" gegenüber äußerte der russische Kriegsminister: Wenn auch die russische Armee jetzt viel besser mit Munition ausgerüstet sei, so wäre das doch längst noch nicht genügend. Die eigene Herstellung müsse stark gesteigert werden, da man nur mit dieser sicher rechnen könne. Das vom Ausland bezogene Material könne nur als Aushilfe betrachtet werden. Der Minister warnte vor der Einbildung, daß der Krieg in diesem Herbst noch beendet werden könne. Die Siegesgewißheit stütze sich in erster Linie auf die Erschöpfung Deutsch­lands in wirtschaftlicher Beziehung und an Menschen. Für einen russischen Kriegsminister immerhin ein bemerkenswertes Eingeständnis, daß er der Kraft der eigenen und verbündeten Heere weniger zutraut, als dem Aushungerungskrieg.

Württemberg.

Stuttgart, 1. Aug. Die Zweite Kammer setzte die Beratung der Volksernührungsfragen in ihrer heutige»» Sitzung fort. Als erster Redner sprach der Abg. Andre (Z), der erklärte, mancher Fehler in derErnährungsfrage wäre nicht vorgekommen, wenn den Vorstellungen der württ. Regierung in Berlin Rechnung getragen worden wäre. Der Um­stand, daß die württ. Versorgungseinrichtungen sich so gut bewährt hätten, sei für seine Partei Veran­lassung gewesen, den Antrag zu stellen, daß Würt­temberg als Selbstversorgungsgebiet erklärt werde. Ferner wünschte er die Schaffung weiterer Preis­prüfungsstellen. Bon einer absichtlichen Zurückhal­tung der Milch könne keine Rede sein; dies sei zu­rückzuführen auf den Personalmangel und die Ver­teuerung der Kraftfuttermittel. Abg. Fischer (V) führte gegenüber dem Zentrumsantrag betr. Bezeich­nung Württembergs als Selbstversorgungsgebiet aus, es sei zu sagen, daß das als Vorbild angezogene bayrische Vorgehen in diesem Krieg nicht als durch­weg vorbildlich zu bezeichnen sei. Abg. Vogt- Weinsberg (BK) ermahnte die Verbraucher zur Geduld unter Hinweis darauf, daß die Kartoffeln so reichlich auf den Markt kommen, daß man von einer lleberführung des Berliner Kartoffelmarkts reden könne. Die diesjährige Ernte des Deutschen Reiches werde eine viel gleichmäßigere sein als im vergangenen Jahr. Das Lob des Ministers für die Frauen auf dem Lande werde manches bittere Wort vergessen machen. Die Bitte Gröbers wieder­holte er, daß die vielen noch schwebenden Gerichts­verhandlungen wegen der Hausschlachtungsverbote niedergeschlagen werden. Wenn die württ. Land­wirte die Hälfte ihrer Kartoffeln an die Verbraucher abgeben müßten, sei für die Schweinezucht und -Mast zu befürchten. Auch im 3. Kriegsjahr werde man keinen lleberfluß haben, aber doch nicht soviel ent­behren müssen wie im letzten Jahr. Abg. Pflüger (S) bezeichnet es als Aufgabe der Erzeuger, dem ganzen Volk die Ernährung zu ermöglichen. Er begrüßt die württ. Verbrauchsregelung und betont, daß am Widerstand der preußischen Interessenten manche begrüßenswerten Vorschläge der württ. Regierung im Bundesrat gescheitert seien. Mit Nachdruck trat der Redner der Auffassung entgegen, als ob seine Partei die Gesamtheit der württ. Landwirte als Wucherer betrachte. Dann wurde abgebrochen.

Ni ü h k a ck e r, 2. August. Im nahen badischen Eutingen ertrank das sechsjährige Söhnchen des Goldarbeiters Rudolf Reble. Als es mit seinem Schwesterchen in der Enz badete, rief es diesem im Scherz zu:Such mich!" und tauchte unter, kam aber nicht wieder an die Oberfläche. Aus Scherz war Ernst geworden. Man fand die Leiche des Knaben später in der Enz.

Kus SlaSt» Bezirk unS Umgebung.

/X Herrenalb, 2. August. Ein Künstler­konzert, dessen Reinertrag für die Zwecke der Kriegs Wohlfahrt bestimmt war, erfreute sich gestern abend im Saal des Konversationshauses eines erfreulichen Interesses seitens des Kurpubli­kums. Als ein Violinvirtuose im besten Sinn des Wortes erwies sich der Veranstalter Willy Post- Frankfurt a. M. In Kompositionen v. M. Bruch und Hubay wie in einer Romanze eigener Arbeit zeigte er sich als Meister eines herrlichen Instru­ments von bestrickendem Wohllaut und Glanz. Frau Dr. A. Foerg-Hasen maier, ein Herren­alber Kind, wurde als ausgezeichnete Sopranistin schon häufig imEnztäler" rühmend erwähnt: auch diesmal war ihre tiefempfindende Liederkunst des herzlichsten Beifalls sicher.. Wir gedenken besonders der beiden GesängeVon ewiger Liebe" (Brahms) undVerborgenheit" (Wolf), in ihren mächtigen Steigerungen von größter, tiefgehender Wirkung. Beide Solisten wurden von Frl. Frida Heyeck­haus -Frankfurt am Flügel aufs schönste begleitet, und ihre pianistischen Einzelvorträge zeugten von vielseitiger, künstlerischer Reife und eminentem musi­kalischem Gedächtnis.

Altensteig, 2. August. Dem gestrigen Viehmarkt waren zugeführt: 55 Paar Ochsen und Stiere, 44 Kühe, 53 St. Jung- oder Schmalvieh. Es galten Ochsen und Stiere 14804256 Mk. pro Paar, Kühe 4601310 Mk. pro Stück, Jung- oder Schmalvieh 3151132 pro Stück. Dem Schweine­markt waren zugeführt: 28 Stück Läuferscheine und 158 St. Milchschweine. Bezahlt wurde für Läufer­schweine 151291 Mk. pro Paar, für Milchschweine 85125 Mk. pro Paar.

ll-BoolDeutschland".

Indes der Erdball blutbetaut Erglänzt, und Pulverwolken wehn.

Hat Deutschland ein Gefährt gebaut. Desgleichen nie die Welt gesehen:

Das märchenhaft und wundersam Der Wächterschar ein Schnippchen schlug.

Bald oben und bald unten schwamm Und seine Frachten sicher trug

Als hauchte man hienieden Im allerschönsten Frieden.

Ein Friedensboot mit Waren Beschwert und wohlbestellt

Entsandten die Barbaren Kühn bis zur neueu Welt!

Der Genius der Menschheit sprach Mit stillem Lächeln:Macht es nach!"

Und ob die Feinde fauchen.

Still müssen sie gestehen:

Wer das tut, kann wohl tauchen

Doch niemals untergehen!

(Gottlieb imTag".)

Letzte Nachrichten u. Telegramme.

London, 3. Aug. (WTB. Reuter.) Heute vorm. 9 Uhr wurde Roger Casement hinge­eicht e t.

Berlin, 4. Aug. Zur Hinrichtung Sir Roger Casements schreibt dieVoss. Ztg." u. a.: Case- ment ist für die Sache gestorben, für die er alles gewagt hat. We»y» je aus. schrankenlosem Idealis­mus gegen die Gewalt gefehlt wurde, so geschah es hier. England war so töricht, einen Märtyrer zu schaffen, dessen mahnende Stimme nie ersterben kann, solange Iren leben.

Washington, 3. Aug. (WTB. Reuter.) Der SchleppdampferTimmius" teilt mit, daß die Deutschland" gestern um 8.30Uhr die Vor­gebirge von Virginien.passierte.

Berlin, 4. Aug. Französische Blätter melden, einem Genfer Telegramm derVoss. Ztg." zufolge, daß die Abfahrt derDeutschland" aus Baltimore einem Triumphzug geglichen habe. Die Besatzung die mit dem Kapitän auf Deck gestanden habe, sei Gegenstand begeisterter Kundgebungen von den im Hafen liegenden Schiffen gewesen. DieDeutsch­land" sei von Begleitschiffen und Polizeibooten um­geben gewesen.

Bukarest, 3. August. Die Entspannung zu sich seit Ende voriger Woche geltend macht, j, erster Linie darauf zurückzuführen, daß die rumä­nische Regierung die Kriegslage anders auffaßt, «p sie von den Ententediplomaten dargestellt wird Ministerpräsident Bratianu hat der offiziösenJM- pedance Roumaine" zufolge erklärt, daß seiner An­sicht nach die englisch-französische Offensive geschei­tert sei, während die Offensive General Brnssilowz gegenwärtig nur geringe Fortschritte mache. U,ßer diesen Umständen sei mit einer baldigen Beendigung des Krieges nicht zu rechnen. Wie dieTreptatea" erfährt, hat sich Bratianu auch den Gesandten der Entente gegenüber in der gleichen Weise geäußert und gleichzeitig betont, daß vorläufig eine Interven­tion Rumäniens nicht zu erwarten sei.

Zürich, 3. August. (GKG.) DerTages­anzeiger" »neidet aus Bukarest: Rumänien steht immer noch unter dem stärksten diplomatischen Druck der Ententegesandten, die von dem unerhört rück­sichtslosen Drauflosgehen der Ententeheere unter­stützt werden. Es ist jedoch festzustellen, daß die außerordentlich deutliche Sprache der Vertreter der Mittelinächte Rumänien die Besinnung wieder zu­rückgebracht hat.

Haag, 3. Aug. Wie die BerlinerTägliche Rundsch." aus denDaily News" wiedergibt, ist die unverzügliche Einstellung von mindestens 25000 neuen Krankenpflegerinnen für England notwendig. (Das- läßt auf ungeheure Verluste schließen.)

Aus London erfährt dieN. Z. Z.": In de» Wandelgängen des Unterhauses wurde gestern lebhaft ein Passus in der Ansprache Asquiths kommentiert, der dahin lautete, er wisse nicht, ob er in der kommenden Kammersitzung noch die Leitung der Regierung innehabe. In parlamentarischen Kreisen spricht man von einer möglichen Rekonstruktion des Kabinetts auf den kommenden Herbst: diesen» würden Winston Churchill und Sir Edward Carson beitreten.

Lugano, 3. August. In Roin fand gestern ein mehrstündiger Ministerrat statt, der sich fast aus­schließlich mit militärischen Angelegenheiten befaßte. Heute fand wiederum ein Ministerrat statt. Wie es heißt, übt England erneut einen heftigen Druck in Rom aus, um erhöhte Kraftanstrengungen Ita­liens zu erzwingen. Jir den Ministerien zu Rom herrscht schwüle Stimmung.

Berlin, 3. Aug. (WTB. Amtlich) Durch An­ordnung des Kriegsernährungsamts vorn 2. August ist das bisher bestehende Verbot der Nerfütterum, von Kartoffeln aufgehoben worden.

Den 4. August 1916, mittags 12 Uhr.

Berlin. (Pr.-Tel.) DieTägl. Rundschau" meldet aus Gens: DemNewyork Herald" zufolge zeigte der Hafen von Baltimore in den Nachinii- tagsstunden des 2. August ein festliches Gepräge. Reich beflaggte Motorboote, in denen die angesehen­sten Deutsch-Amerikaner nebst zahlreichen Gäste» anderer Nationalitäten Platz genominen hatten, harrten geduldig der fünften Nachmittagsstunde. Die Ausfahrt derDeutschland" glich einem Tri»» m p hzug e. Die Sirenen der in der Bucht befindlichen Schiffe tuteten ohne Unterlaß, während deren Besatzungen mit der Mannschaft des Tauchbootes die üblichen Grüße austauschten. Das Unterseeboot hatte die deutsche Flagge hochgezogen. Kapitän König und seine Leute standen aus^Deck. Schlepper, Zoll- und Polizei-Ueberivachungsschiffe umgaben dieDeutschland", um sie vor einer Rammung durch Schiffe der Verbündeten zu schützen. In der Nähe des Cap Charles wurde das Un­terseeboot von einen» amerikanischen Torpedojäger

in Empfang genommen, der es bis zur Grenze der amerikanischer» Gewässer geleitete, vor deneu^Kriegs- schiffe der Verbündeten auf- und abfuhren. 2 .as Begleitschiff verblieb noch kurze Zeit, nachdem cs dieDeutschland" verlassen hatte und kehrte dann m den Hafen zurück.

Aus dem Haag. (Pr.-Tel.) Die englischen Blätter berichten lautFrkf. Ztg.", daß dav Ministerium des Innern in den letzten Tagen »m jeder Post aus Irland zahlreiche Gnaderigefuche für Casement erhielt. Die Wirkung, die der ^wo Casements in Irland hervorgerufen hat, kam^man darnach abmessen, daß die Times vor einigen ZMgei schrieb, der lebende Casement könne DeutfchmH jetzt nichts nützen, sein Tod aber sei Englands »em- den eil» Armeekorps wert. DieTimes" ha» 1. mit nicht viel unrecht. DieDaily News, ^ eine Begnadigung Casements nicht mehr erwar, spricht in einem Artikel die Ueberzeugung die Regierung in dieser Angelegenheit unversta 8 gehandelt habe.