feindlichen Sturmkolonnen brachen schon im Sperr­feuer der Artillerie oder im Jnfanteriefeuer zu­sammen, doch kam es auch vielfach zum Handgemenge.

Amsterdam, 31. Juli. DerDaily Mail"- Korrespondent im englischen Hauptquartier berichtet in Meldungen über die Sommeschlacht, daßdie deutsche Artillerie heute noch so stark ist, wie zu­vor." Aus dem Bericht geht hervor, daß die deutsche Artillerie zu gleicher Zeit drei verschiedene Sperrfeuer fallen ließ und hinzugesetzt wird, daß die britische Artillerie das Schlachtfeld nicht mehr nach eigenem Belieben in der Hand hält. Die Kampfe fänden jetzt auf gleicher Basis mit dem Feinde statt.

Hamburg, 31. Juli. DasHamb. Fremdenbl." meldet aus London, daß bei dem deutschen Flieger­angriff auf Oesel im Rigaischen Meerbusen am 25. Juli fast alle von den Engländern dorthin geliefer­ten Luftfahrzeuge verbrannt sind.

Bukarest, 31. Juli. Die hiesigen Russophilen fahren ihr gröbstes Geschütz auf, um das Land im Sinne ihrer Politik mitzureißen. Dieses Treiben der Russenfreunde macht aber auf die Regierung gar keinen, auf die öffentliche Meinung nur gerin­gen Eindruck. Bratianu beherrscht die politische Lage in: Lande und von einer Aenderung der rumä­nischen Politik kann vorderhand noch nicht die Rede sein. Das Weitere hängt von den Ereignissen ab.

Berlin, 30. Juli. DieTägliche Rundschau" meldet aus dem Haag: Ein Berichterstatter der Daily News" in Paris hatte eine Unterredung mit dem Senator Verenger, in der dieser mitteilte daß die französische Regierung bisher 12 der neuen 40-Zentimeter-Geschütze fertiggestellt habe. Diese Geschütze würden auf Schienen, deren Konstruktion eine besonders schnelle Legung ermögliche, fortbewegt. Für die Bedienung des Geschützes seien 24 Mann erfoderlich.

B e ru, 28, Juli. (WTB.) H erve macht sich im Victoire zum Wortführer der Oeffentlichkeit, in­dem er fragt, wo die Einnahmen der zahlreichen wohltätigen Veranstaltungen während des Krieges geblieben feien. Wir sind zwar, so heißt es, in Frankreich gewohnt, daß Wohltätigkeitsfeste, selbst die gelungensten, immer Fehlbeträge aufweisen. Doch dürste das Verlangen, zu wissen, wohin das Held gelangt, sowie unter welche Leute es verteilt worden ist, mehr als berechtigt sein. Alan muß uns Aufschluß geben, um peinliche Erörterungen zu vermeiden und nicht Klatsch und Verleumdung die Wege öffnen. Was sollen die Krieger davon den­ken, wenn man für sie Kriegertage organisiert und sie nach langen Monaten noch nicht einen Sou er­halten haben. Ich kenne unsere Poilus. Sie müs­sen glauben, daß Abgeordnete und Minister sich in die Einnahmen geteilt haben, um Tänzerinnen zu untehalten. Ganz Böswillige werden ihren Kame­raden noch erklären, daß die Presse nichts sagt, weil sie beteiligt ist. Das klingt toll, aber: wer hat die Schuld? Alan glaube nicht, daß. ich ein kleines Panama ausdecken will. Nur darf man uns nicht bis zum nächsten Kriege warten lassen mit der Verteilung der Einnahmen aus den Wohl­tätigkeitstagen von 1914/16.

Berlin, 1. August. LautBerl. Tagebl." wurde die für heute Abend in Stettin anberaumte Versammlung des Deutschen Nationalausschusses, in der Geheimrat Deißmann aus Berlin sprechen sollte, untersagt.

Württemberg.

Stuttgart, 31. Juli. Nach achtägiger Pause nahm heute die Zweite Kammer ihre Beratungen wieder auf, wobei Präsident v. Kraut zunächst des am 22. Juli gestorbenen sozialdemokratischen Abge­ordneten Dietrich gedachte, zu dessen letzten Ehrung die Abgeordneten sich von den Sitzen erhoben. Man wandte sich dann der Beratung der Volkser­nährung zu. Der Berichterstatter, Vizepräsident Dr. v. Kiene (Z) sprach sich in seinen 1 Mstündigen eingehenden Ausführungen dahin aus, daß es für die zu Hause, so wenig wie Blutopfer, auch keine Gesundheitsopser geben dürfe, die das Volk zur Unterernährung führen. Die Verwaltungsbehörden und Organisationen hätten, wenn auch freilich sowohl oben als unten Fehler gemacht worden seien, ihre großen Aufgaben in fachgemäßer Weise gelöst. Auch die Regierung sei stets bemüht gewesen, den be­sonderen Landesverhältnissen und -Interessen Gel­tung zu verschaffen. Er geißelte besonders die traurige Erscheinung des Wuchers und empfahl zum Schluß die Annahme der Ausschußanträge. Minister des Innern, Dr. v. Fleischhauer erinnerte an den heutigen Tag, mit dem das 2. Kriegsjahr zu Ende

s geht, versprach, sein Ohr keineswegs der Stimme einer berechtigten Kritik zu verschließen, sprach dem Berichterstatter seinen Dank aus für die Anerken­nung der ungeheuren und ungewohnten Arbeiten der Verwaltungsbehörden und hatte, wie er sagte, zu seiner Freude, im Großen Ganzen gegen die Aus­schußanträge nichts einzuwenden. Auch erinnerte er daran, daß unsere bewährten Versorgungsein­richtungen womöglich nicht angetastet und wir unseren Teil zur Ernährung auch anderer Reichsgebiete bei­tragen werden. Die Zivilbehörden Hütten für keine Art von Nahrungsmitteln irgend ein Ausfuhrverbot erlassen aber auch eine etwaige Ausfuhrbeschränkung sei nicht dazu benützt worden, um uns ein Leben im Ueberfluß zu verschaffen. Dem Ausschußantrag wegen Gewährung staatlicher Zuschüsse an Ge­meinden für Abgabe von notwendigen Nahrungs­mitteln an die Minderbemittelten könne er seine volle Zustimmung geben. Zum Schluß seiner Aus­führungen richtete der Minister einen wannen Appell an alle, die es angeht, die Gegensätze zwischen Stadt und Land aus dem Wege zu schaffen und durchzuhalten bis zum endgültigen Sieg. Morgen wird die Beratung fortgesetzt.

Die Jubiläums marke. Zum Regierungs­jubiläum des Königs ist die Ausgabe einer Erinne­rungsmarke geplant, die sich natürlich nur auf die besonderen württ. Postwertzeichen, die staatlichen und gemeindlichen Dienstmarken, erstrecken kann, wie dies auch bei der Feier zur Erinnerung an die Erhebung Württembergs zum Königreich im Jahre 1906 der Fall war. Dabei wird man allerdings hoffen dürfen, daß die Dürftigkeit der künstlerischen Ausgestaltung, die damals recht lebhaftes Mißfallen erregte, diesmal vermieden wird, und inan möchte wünschen, daß es mehr als ein bloßes Gerücht sei, man habe bereits künstlerische Kräfte zur Mithilfe aufgerufen. Wie schon im Landtag angedeutet wurde, soll der Reinertrag, den die Postverwaltung aus dem Verkauf dieser Briefmarken zieht, wohl­tätigen Zwecken zugut kommen. Daß hier aber, wenn nicht rechtzeitig entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, Gelegenheit zu kräftigem Unfug gegeben ist, darüber mag ein Vorgang in Paris aus jüngster Zeit Ausschluß geben. So berichtet derPetit Bleu Philatelique":Die Marokkomar­ken wurden in 1500 Exemplaren ausgegeben. Ihr Preis ist dein Aufdruck nach 15 Centimes, da sie aber von Zwischenhändlern ausgekauft wurden, so zahlen jetzt naive Sammler 150 Franken für das Stück. An die Kriegsbeschädigten wurden als Erlös dieser Marken abgesührt 12775 Frs. Die Zwischen­händler verdienten daran 228 356 Frs. Für jeden Franken, den die armen Kriegsbeschädigten erhalten, bereichern sich also die Spekulanten um 460 Fran­ken." Bei uris wird man hoffentlich von Anfang an solchem ausreizendem Mißverhältnis zu steuern wissen.

(Zentralvermittlungsstelle für Obstverwertung in Stuttgart, Eßlingerftr. 15, Württ. Obstbauverein E. V.) Stuttgart, 29. Juli. Der Ausschuß der städt. Preisprüsungsstelle hat heute folgende Richtpreise festgesetzt: Tafelobst im Großhandel (für 5g Kg.): Tafeläpfel 2030 Mk., (im Kleinhandel für ff- Kg. 2535 Pfg.), Tafelbirnen 2040 Mk. (2546 Pfg.), Stachelbeeren 1520 Mk. (1824 Pfenig), Johnnisbeeren 1520 Mk. (2025 Pfg.) Heidelbeeren 3035 Mk. (3642 Pfg.), Pfirsiche 4060 Mk. (5070 Pfg.), Aprikosen 5060 Mk. (6070 Pfg.), Pflaumen 1520 Mk. (2025 Pfenig), Reinklauden 2530 Mk. (3035 Pfg.), Mirabellen (echte) 3540 Mk. (4045 Pfg.), Zwetschgen 2530 Mk. (3035 Pfg.). Diese Preise gelten nur für Vollreife Früchte! Markt­lage: Die heutige Zufuhr war in kurzer Zeit ge­räumt; um die wenigen Heidelbeeren entspann sich der übliche tätliche Wettbewerb. Für geringe Aepfel und Birnen sind vielfach zu hohe Preise gefordet und bezahlt woroen, mehrere Pflaumensorten wurden als Reineclauden verkauft. Unreife Ware mußte in zahlreichen Fällen beanstandet werden. Die Richtpreise für Aepfel werden für den Markt erheblich niedriger angefetzt.

Aus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg. Dem Gefr. Albert Herbster im Pionier-Bataillon Nr. 13, Sohn des Kamin­fegermeister Herbster hier, wurde für hervorragende Tapferkeit vor dem Feind das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen. Derselbe wurde im Juni auf Flanderns Boden verschüttet und ist jetzt soweit wieder hergestellt.

chff Herrenalb, 31. Juli. Mit der Silberne Verdienstmedaille für Tapferkeit und Treue wurde ausgezeichnet Wilhelm Keller, Maurermeister in Gaistal, im Landw.-Jnf.-Reg. Nr. 122.

Neuenbürg, 1. August.

Zwei Jahre Krieg! Wenn uns das damals einer gesagt hätte, dem Hütten wir nicht geglaubt Wie anders sah der Krieg in der Augustbegeisterunq des Jahres 1914 aus als wir ihn heute kennen ge­lernt haben. Die Urteilsfähigen wußten freilich schon damals, daß es mit ein paar Wochen nicht abgetan sein würde. Aber von dem langwierigen Stellungskrieg, in dein wir monatelang zum Still­liegen gezwungen waren, konnten wir nichts ahnen. Dadurch wurde hinter der äußeren auch die innere Front vor schwere Aufgaben gestellt. Bei der Ver­zweigtheit unsres Wirtschaftslebens ist es nicht zu verwundern, daß sie nicht alle sofort glünzenh gelöst wurden. Die Genugtuung aver bleibt uns, daß sich unsre Feinde voll ihrer Kampfweise ganz andre Er­folge versprochen haben. Immer noch finden sic unsre Truppen bereit, auch dem fürchterlichen Wüten der Geschütze und dem Ansturm der Engländer und Franzose,, im Westen, rvie der Russen im Osten standzuhalten. Die Entscheidung, die die Feinde sich träumen, wird nicht fallen. Wenn es sein muß, treten wir auch in ein drittes Kriegsjahr, mit der festen Zuversicht auf einen ehrenvollen Frieden. Während sich die Feinde abmühen, unsre Fronten zu durchbrechen, rüsten wir daheim in aller Stille für den dritten Kriegswinter. Die Getreideernte verheißt einen reichen Ertrag. Das Gemüse steht ganz besonders gut und die Kartoffeln reifen in den Furchen dem Herbst entgegen. Wenn auch manche Obstart infolge der Frühjahrsfröste gelitten hat, so bleibt uns immer noch genug, um damit auszukommen. Der Wind weht wieder über die Stoppelfelder, wenn man im Kalender Ende August schreiben wird.

Pforzheim. Auf Grund der neuen Maß­nahmen und Vorschriften der Reichsbank, sowie der vom Kreditorenverein sür die Gold-, Silberwarcn- und Uhreuindustrie gemachten Vorschläge sind die Verkaufspreise des Goldes folgendermaßen festgesetzt worden: für 14 Karat (585/000) 2,15 -Nff für 8 Karat (333/000)- 1,25 ° das Gramm, für Roh­waren je 10 H welliger. Bestellungen die vor dem 24. Juli erfolgt und ohne Vorbehalt angenommen worden sind, können noch zu den seitherigen Preism ausgeführt werden, sind aber dem Kreditorenver» sofort mitzuteiler.

Am 1. August treten die Zuschläge im Postver- kehr in Kraft. Es kostet der Ortsbrief (bis250§) 7 ff- Pfg., der einfache Fernbrief (bis 20 §) 15 Pfg., der doppelte Fernbrief (über 20 bis 250 §) 25 Pfg., die Postkarte 7M Pfg.

Kriegstagebuch 191415.

August 1915.

1. Im Westteil der Argonnen Eroberung mehrerer franz. Gräben. Für die Deutschen siegreiche, schwere Kümpfe um die diesseitige Linie Schratz- männle-Barrenkopf. Versenkung eines russi­schen Torpedobootszerstörers im Schwarzen Meer. Räumung Tripolis durch die Italiener.

2. Einnahme voll Mitau durch unsere Truppen. Oestr.-ung. Truppen schließen Jwangorod enger­em. Am Bug erreichen wir die Gegend nördl. von Dubienka. Versenkung von 6 bewaffneten englischen Regierungsdampfern.

Vermischtes.

Zeitungs-Einstellungen. DieHamburger Zeitung" hat ihr Erscheinen eingestellt. Das Blatt erschien im 26. Jahrgang. In Lippstadt wird das bisherigeLippstädter Kreisblatt" nach 12° jährigein Bestehen mit dem Ende dieses Monats lein Erscheineil einstellen. Den amtlichen Charakter, den bisher das Kreisblatt trug, wird vom 1. Anguß ab derPatriot" erhalten.

Die Marken-H amsterin. Im Fcanksurtck Hauptpostamt schreibt dieFrkft. Ztg.", machte dieser Tage eine Frau aus dem Volke ungewöhnlich hohe Einkäufe. Sie verlangte 20 Bogen mit stunff und Zehnpfeniginarken und erivarb 509 Postkarmi zu 5 Pfenig. In amtlicher Gelassenheit verabreichte der Beamte das Gewünschte. Endlich hatte >ie alles beisammen und verstaute die papierenen tffer - objekte. Aber bevor sie abging, lachte sie de> neuer Kundschaft harrenden Verkäufer pffsiz ff und sagte:Gott sei Dank! Das war ein M",