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Der Enztäler.

kinzcigsr kür Sa? Enztal unS Umgebung.

Amtsblatt für Sen OberamtsbLAirk Neuenbürg.

Erscheint täglich» mit Ausnahme Ser Svnn-unö Sesttage«

Neuenbürg, Samstag den 10. Juni M6.

Anzeigenpreis.

dir rmsvall. Zeile 12 A sür auswärts 15^. bei Auskunstsencüung durch d.Ge'chäfisst,20^. Reklame-Zeile 30^. Bei östercr Aufnahme entsprechender Nachlaß.

Schluß der Anzeigen. Annahme 8 Uhr vorm. Fernsprecher Nr. 4

74. Jahrgang.

Ttlc-rmme des MolffMril Köm »n denEnMler"

(WTB.) Den 9. Juni, nachm. 3.00 Uhr.

Großes Hauptquatti-r. 9. Juni. Amtlich, Westlicher Kriegsschauplatz:

Unsere Artillerie brachte bei Lihons (südwest­lich von Peronne) feindliche Munitionslager zur Entzündung, sie beschoß feindliche Lager und Truppentransporte im Bahnhof Suippes in der Champagne und hatte auf dem westlichen Maasufer sichtlich gute Erfolge gegen französische Batterien, sowie gegen Infanterie- und Last­kraftwagen-Kolonnen.

Rechts der Maas schreitet der Kampf für uns günstig fort. Feindliche mit starken Kräften geführte Gegenangriffe im Gehöft von Thiau- mont und zwischen Chapitrewald und der Feste Vaux brachen ausnahmslos unter schwerer feind­licher Einbuße zusammen.

In den Vogesen, östlich von St. Die, gelang es durch Minensprengmigen ausgedehnte Teile der feindlichen Gräben zu zerstören.

Oestlicher und Balkan-Kriegsschauplatz:

Bei den deutschen Truppen keine Veränderung.

.Oberste Heeresleitung.

Oesterreichiscker Heeresbericht.

Wien, 8. Juni. (WTB.) Amtlich wird ver­lautbart vom 8. Juni mittags: Russis cher Kriegs- schauplatz: Die Kämpfe im Nordosten waren gestern weniger heftig. Bei Kolki, nördlich von Nowo-Aleriniec, nordwestlich von Tarnopol und am Dnjestr wurden russische Angriffe unter schweren feindlichen Verlusten abgewiesen. An der beffara- bischen Grenze herrschte Ruhe. Italienischer Kriegsschauplatz: Auf der Hochfläche von Asiago eroberten unsere Truppen den Monte Sisemol und nördlich des Monte Meletta den von den Alpini stark besetzten Monte Costelgomberto. ' Unsere schweren Mörser haben das Feuer gegen den Monte Lisser, das westliche Panzerwerk des befestigten Ortes Primolano, eröffnet. Die Zahl der gefangenen Italiener hat sich um 28 -Offiziere und 550 Mann, unsere Beute um 5 Maschinengewehre erhöht. Unsere Marineflieger belegten die Bahnanlagen von Por- tvgruary, Latisana, Palla-Cuolo, den Jnnenhafen von Grado und eine feindliche Seeflugstation aus­giebig mit Bomben. Unsere Landflieger warfen auf den Bahnhof Schio und Piovene Bomben. Süd­östlicher Kriegsschauplatz: Die Lage ist un­verändert ruhig.

Der stellv. Chef des Geueralstabs: von Höher, Feldmarschalleutnant.

RunSichau.

. ,, Das liebliche Pfingstfest hat uns die ganze Pracht des tz-rühlings und den Segen des Himmels über Pur und Feld, auch Gottes sichtbare Gunst in dem weltumspannenden Kampf um unser Dasein gebracht, den Frieden. Dankerfüllt blicken wir ^Mche und unsere Bundesgenossen zurück auf die " Ed Erfolgen reiche Zeitspanne seit dem Osterfeste, auf die Uebergabe der eng- ^ von Kut-el-Amara, die Niederlage und 8 allrgen Verluste der allmählich zusammenbrcchenden Verdun, das Scheitern der russischen zoffentzve, den gewaltigen Vorbruch der öster­

reichisch-ungarischen Truppen gegen Italien, die Seeschlacht vor dem Skagerrak, die Sicherung der Linie vor Saloniki und nicht zuletzt den Untergang Kitcheners, aber alles das ist immer noch nicht der Friede. Doch es ist der einzig sichere Weg dahin. Und so treten wir denn in das Fest zwar mit ge­mischten Gefühlen der Freude und des Schmerzes, der Genugtuung über das Erreichte und der Trauer über die, die es mit ihrem Leben bezahlten, aber ohne Furcht vor der Zukunft: vielmehr in felsen­festem Vertrauen darauf, daß der Herr, der bis jetzt unsere Heerscharen gesegnet, auch im letzten Verzweiflungskamps der Feinde uns den Sieg, und noch in diesem Jahre einen guten und sicheren Frieden bescheren wird.

Das große Kriegsereignis der letzten Zeit hat im ganzen Volke großen Jubel ansgelöst und eine Stimmung erzeugt, für die der Kaiser in Wilhelms­haven treffende Worte fand, wie er auch neulich die überaus glückliche Bezeichnung sür unseren Vater Hindenburg alsNationalheros" gefunden hat. Wir brauchen die Bedeutung dieses Seesieges nicht weiter hervorzuheben. Es genügt zu wissen, daß er den Ruhm eines ganzen Jahrhunderts, den Stolz auf Unüberwindlichkeit, dessen sich die englische Flotte seit Nelsons Sieg bei Trafalgar erfreute, zerbrochen und die junge deutsche Seemacht zwar nicht zur größten, aber zur stärksten in Europa erhoben hat. Die Engländer haben natürlich, sogar unter Mit­wirkung ihres Königs, versucht, durch ihre bekannten Lügenknnststücke den Tieg sich selbst zuznschreibcn, und der Clown in diesem Welttheater, Mister Churchill, hat schleunigst bewiesen, erstens daß Deutschland geschlagen, zweitens, daß England nach wie vor unbeschränkter Herr des Meeres sei. Das hat derselbe Mann gesagt, der einst an der Spitze der englischen Admiralität behauptete, man müsse die deutsche Flotte wie Ratten aus ihren Löchern ausgraben. Hochmut kommt vor dem Fall: Die Herrschaft über das Meer fand ihre Prüfung in dem Untergang des englischen Panzerkreuzers Hampshire" mit dem Obcrkommandierenden der gesamten englischen Wehrmacht, Lord Kitchener, an Bord, der nichts geringeres vorhatte, als zum Zaren zu fahren und die wachsende Unlust Rußlands, seine Haut länger für Albion zu Markte zu tragen, mit Rat und Tat, d. h. mit Worten und Geld zu be­seitigen. Unser gefährlichster Gegner ist damit er­ledigt. Die Engländer rühmen sich, fromme Leute zu sein. Vielleicht denken sie am Pfingstfest über diese letzten Fügungen des Himmels gegen die britische Selbstüberhebung nach. Es ist die beste Antwort aus die- schnöde Art, wie Asqnith und Grey die Friedensbereitschaft des deutschen Reichs­kanzlers zur Seite stießen. Mit Kitchener ist ein bedeutender Organisator und ein typischer Vertreter der englischen Raffe zu den Fischen befördert worden. Man pflegt einem tapferen Soldaten, wenn er aus dem Felde der Ehre füllt, die Anerkennung nicht zu verweigern. DerBluthund von Ondurman", der die geheiligte Grabstätte des Mahdi öffnen und dessen Gebeine in die Wüste werfen ließ, der die unglücklichen Frauen und Kinder der Buren in den berüchtigten Konzentrationslagern von Südafrika dem Massentod durch Hunger und Krankheit überlieferte, der die ruchlose Idee verkörperte, Deutschlands Frauen und Kinder in ähnlicher Weise umkommen zu lassen, dem Manne weint niemand eine Träne nach: er hat ein reichlich verdientes Schicksal ge­funden und ist nicht ans dem Felde der Ehre ge­blieben.

Vor Verdun steht alles gut. Der Kaiser hat selbst davon gesprochen, daß der Feind dortanfängt langsam zusammenzubrechen." Weiter westlich kommen wir mit den Engländern vor Apern immer lebhafter in Fühlung. Die Ehre der Eröffnung kommender großer Kämpfe ist dort, und zwar bei Zillebeke, württembergischen Regimentern zugesallen, die ganze

Arbeit machten und sich des alten Ruhmes ihrer Vorfahren würdig erwiesen, die Sturmfahne des Reiches voranzntragen. Im Osten hat der jüngste Besuch des Kaisers bei Hindenburg und dem Prinzen Leopold von Bayern wohl auch eine Bedeutung, die uns nicht lange mehr verborgen bleiben wird. Im Südosten haben die Russen die erwartete Entlastungs­offensive zu Gunsten der Italiener gegen die Oester­reicher und Ungarn bis jetzt erfolglos begonnen, während unsere Bundesgenossen an der Südtiroler Front weiterhin siegreich sind. Auch bei Saloniki spitzen sich die Ereignisse allmählich zu. Die armen Griechen werden von den Alliierten, weil sie uns trotz Besetzung einiger Forts nicht den Krieg erklären, hart bedrückt und täglich mehr bedroht. Auch ihnen wird die Besrcinngsstunde schlagen, ehe ein zweites Pfingstfest wieder im Kreislauf der Zeiten heranfsteigt.

Ein hoher, herrlicher, heiliger Geist zog einst in die Herzen des kleinen Häufleins der Jünger und Nachfolger des göttlichen Meisters von Nazareth und spendete ihnen Kraft und Opfermut für uner­hörtes Tun und Wirken. Das christliche Evangelium wurde die maßgebende Weltreligion und schlug das heidnische Riesenreich der Römer in Trümmer durch innere geistige Kräfte. Welch eine Mahnung und welch ein Trost und welch eine Zuversicht liegt doch in dieser Tatsache auch für das von vielen Feinden bedrängte deutsche Volk! Innere geistige Stärke, lautere, reine Kraft kann und muß uns beiten, das sind unsere nationalen Psingstwünsche, und die Grund­lagen und Mittel und Wege zur Erfüllung derselben sind schon gefunden. Wir Deutschen brauchen nur ordentlich die geistigen Angen zu öffnen, umzu­sehen, was vor allem Not tut. Es ist vor allen Dingen die nationale Einmütigkeit, die Deutschland allein stark macht, stark erhält und schließlich auch zum Siege führen wird.

Deutschlands größter Feind, das heimtückische und niederträchtige England, stand die ganzeWochc hindurch unter dem wuchtigen Eindrücke der Bestürzung über den plötzlichen Tod des Kriegsministers Lord Kitchener durch den Untergang des PanzerkreuzersHampshire", der wahrscheinlich von deutschen Unterseebooten ver­nichtet wurde und außerdem -machte sich in der eng­lischen Presse auch eine starke Verstimmung über die Haltung der englischen Flotte in der Seeschlacht am Skagerrak sehr deutlich bemerkbar. Die Eng­länder sind zwar die größten Lügenmeister der Welt und versuchte deshalb auch die englische Admirali­tät die Niederlage der englischen Flotte in der See­schlacht am Skagerrak in einen Sieg der englischen Flotte umzudichten, aber angesehene englische Zeitungen singen aus einmal an, von Fehlern und großen Dummheiten der englischen Admiralität vor, während und nach der Seeschlacht am Skagerrak zu sprechen, und wurde dadurch jedenfalls das Bewußtsein von der englischen Oberherrschaft zur See nicht gestärkt. Außerdem steht die öffentliche Meinung in England unter dem Eindrücke, daß auch die allgemeine Wehr­pflicht nicht gerade eine Bürgschaft sei, daß England den Krieg gewinne. Einige englische Zeitungen schreiben sogar, daß England durch die Einführung der allgemeinen'Wehrpflicht verarmen werde. Die Leitung des Kriegsministeriums in England hat vorläufig der Ministerpräsident Asqnith übernommen, doch soll sehr bald Loyd Georges zum Kriegsnünister ernannt werden. Sehr bezeichnend für die Stimmung Englands ist auch der Argwohn, daß in England die Meinung verbreitet ist, daß Deutschland durch Spione die Ausfahrt der englischen Kriegsschiffe erfahre und dann sofort heimlich Maßregeln treffe, um diese Kriegsschiffe durch Unterseeboote angreifen zu lassen. Die Furcht vor Deutschland ist also in England seit zehn Tagen doch sehr gewachsen, und diese Tatsache erscheint uns als ein sehr wichtiges Moment sür die Friedcnsaussichten.