jetzt der Tod des einzigen Mannes gekommen, der den Engländern als Autorität in allen Sachen des Landkrieges gegolten habe. Er sei unser grausamster Feind gewesen, der Erfinder der Aushungerung. — Der „Bert. Lokalanz." schreibt, daß Kitchener den Tod auf dem Schlachtfeld finden werde, sei von jeher unwahrscheinlich gewesen. Denn seine Kriege habe er meist gegen arme, halbnackte Wilde geführt. Mit ihm sei jedenfalls ein großer und geschickter Organisator, aber auch einer der größten Deutschenfeinde dahingegangen. — Die „Voss. Ztg." nennt Kitchener den Vertreter des Gedankens eines „Größeren Englands" in seinen guten und schlechten Eigenschaften und einer der gefährlichsten Schürer des Weltbrandes. Das Wort „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht" habe sich erfüllt, als das deutsche Geschoß sein Schiff traf, in dem Augenblick, wo er den letzten verzweifelten Widerstand der Russen anfachen wollte.
Kanzler und Reichstag.
Die Reichstagdebatten vom 5. und 6. Juni werden in der beschichte der inneren Entwicklung Deutschlands historische Daten bleiben. Der Reichskanzler hat am Dienstag in seiner großen Rede Ziele seiner Politik entwickelt, die ihn mit einem Schlage zum absoluten Meister der politischen Lage gemacht haben. Durch seine Flucht in die Oeffent- lichkeit vor das Forum, der vom Volke erwählten Vertreter ist es ihm gelungen die Klarheit zu schaffen, die endlich notwendig wurde und nach der die Besten im Volke sich schon lange gesehnt haben. Er hat mit kühnem Griff das Gespinnst zerrissen, das heimliche Kräfte um ihn zu weben am Werke waren. Mit unverkennbarer Deutlichkeit und starker Energie hat er sich auf den Platz gestellt, den einzunehmen dem berufenen Lenker der Geschicke des deutschen Volkes gebührt. Die Erfahrungen des Krieges haben ihm die Augen geöffnet und ihn weitsichtiger gemacht als all diejenigen, die noch im Glauben befangen sind, daß, wenn einmal die Friedensglocken durchs Land läuten werden, Deutschlands Politik dort den Faden weiterspinnen könne, der am 1. August 1914 durch den Krieg jäh zerrissen ist. Mit erfrischender Deutlichkeit hat der Kanzler erklärt, daß er eine Trennung in nationale und antinationale Parteien nicht mehr anerkennen könne. Der laute Beifall, der ihn von den Bänken der Freikonservativen bis weit in die sozialdemokratischen Reihen begrüßte, hat ihm gezeigt, daß diese Politik ihn zum Führer einer ungeheuren Mehrheit zu machen berufen ist. Der Reichskanzler kann getrost sein, daß sein Einigungsprogramm ihm die Gefolgschaft des überwiegenden Teiles des deutschen Volkes in der Heimat und in den Schützengräben sichert.
Württemberg.
Stuttgart, 6. Juni. Der König hat dem Vorsitzenden des FremdenverkehrsverbandesWürttem- berg-Hohenzollern, Kaufmann und Gemeinderat Adolf Stübler hier, den Titel eines Kommerzienrats verliehen.
Stuttgart, 7. Juni. Die Ankunft des Präsidenten Batocki, der vor kurzem mit fast unbeschränkten Vollmachten an die Spitze des neugeschaffenen Ernährungsamtes gestellt wurde und, wie bereits gemeldet, auf seinein Besuche bei den süddeutschen Regierungen auch Stuttgart berühren wird, erfolgt am Freitag.
Stuttgart, 6. Juni. Aus Anlaß der Herabsetzung der Verbrauchshöchstmenge von Fleisch für Erwachsene von 160 Zr. auf 140 Zr. wurden in der Presse Zweifel darüber erhoben, ob diese Bestimmung auch für die Uebernachtgäste in Wirtschaften aus solchen Bundesstaaten gilt, in denen es noch keine den württembergischen gleichgestellten Fleischkarten gibt. Dazu schreibt die Württ. Fleischversorgungsstelle: Es ist ganz selbstverständlich, daß auch für sie die Herabsetzung zutrifft. Die Wirte haben also bei der Abgabe von Tagesfleischkarten an Uebernachtgäste, die zum Empfang von ganzen Tagesfleischkarten berechtigt sind, einen Abschnitt von 20 Z abzutreten, sodaß der Gast nur noch 140 Z Fleischmarken ausgefolgt erhält. Uebernachtgäste, die erst nachmittags nach 3 Uhr eintreffen, erhalten eine halbe Tagesfleischkarte, d. h. 60 § Fleischmarken. (70 8 können deshalb nicht verabfolgt werden, da die Abschnitte auf den Tagesfleischkarten auf je 20 § lauten.) Ebenfalls 60 § betragen die Tagesfleischkarten für Kinder, die nach den neuesten Bestimmungen nur noch im Alter von 5—10 Jahren, also nicht mehr unter 5 Jahren, Anspruch auf eine halbe j
Tagesfleischkarte haben. Kinder zwischen 5 und 10 Jahren, die erst nachmittags nach 3 Uhr eintreffen, erhalten keine Tagesfchfleischkarte mehr. Nach 9 Uhr abends darf für den betreffenden Tag. überhaupt keine Tagesfleischkarte mehr verabfolgt werden.
Die Stadt Göppingen gibt für ihre Einwohner ein Lebensmittelbuch aus, das einen bedeutenden Fortschritt in der Lebensmittelverteilnng darstellt. Es enthält 60 fortlaufende numerierte Marken, die als Ausweisscheine für Lebensmittel gelten, welche die Stadt in den Handel bringt. Jede Haushaltung bekommt ein Buch. Arft Antrag werden an Haushaltungen über vier bis acht Köpfe stark 2 und noch stärkeren Haushaltungen 3 Bücher gegeben. Dadurch wird erreicht, daß bei der Lebensnüttelabgabe die Menge der Kopfzahl der Familienmitglieder entspricht. Das Buch trägt den Namen des Besitzers und ist unübertragbar.
Im Allgäu sind die Berge bis tief herab mit Schnee bedeckt.
Aus StaSt. Bezirk unS Umgebung.
Birkenfeld. Mit dem Eisernen Kreuz wurden ausgezeichnet Hugo Rau, Eugen Spiegel und Paul Regelmann (letzterer bereits schon im Besitz der Tapferkeitsmedaille).
Gräfenhausen. Unteroffiz. Friedrich Becht von hier, Inhaber der Silb. Verdienstmedaille, erhielt nun auch das Eiserne Kreuz II. Kl.
Neuenbürg, 7. Juni. Die K. Württ. Weinbau- Versuchanstalt Weinsberg schreibt: Vor einigen Tagen ist in hiesigen Weinbergen die Peronospor spurweise aufgetreten. Es ist deshalb unbedingt notwendig, das erste Bespritzen der Reben, sofern es noch nicht geschehen ist, sofort einprozentiger Kupferkalkoder Kupfersodabrühe vorzunehmen, da zu befürchten ist, daß der Pilz bei der herrschenden Witterung sich stark verbreitet auch auf die Gescheine übergeht. Etwa 14 Tage nach dem ersten Spritzen muß ein zweites mit anderthalbprozentiger Kupferkalkbrühe erfolgen. Weingärtner säumet nicht!
Neuenbürg. Der Monat Juni, der am Himmelsahrtstag so vielversprechend begann, ist seither vom Wetter nicht begünstigt gewesen. Regen und kühle Temperatur find täglich statt Sonnenschein vorherrschend und fast scheint es, als wäre man jetzt in den Aprilmonat zurückversetzt. Die Feldarbeiten können infolge dessen nicht vorgenommen werden und die Heuernte, die da und dort schon Ende Mai begonnen hat, wird unliebsam verzögert. Möge uns der Himmel bald wieder Sonnenschein bescheren.
** Pforzheim, 7. Juni. Die bad. Finanz- und Handels-Gesellschaft m. b. H. Pforzheim, welche vor 14 Jahren von Herrn Otto Katzenberger hier begründet wurde und bis vor 2 Jahren von ihm geleitet wurde, befand sich seitdem infolge zu ausgedehnter Spekulationen auf dem Liegenschaftsmarkt in Zahlungsschwierigkeiten. Voriges Jahr kam sie deshalb unter Geschäftsaufsicht. Da sich die Verhältnisse nicht besserten, ein paar Gläubiger auch sich weigerten, einem von der Mehrzahl zugestandenen Zahlungsaufschub beizutreten, hob jetzt das Amtsgericht die Geschäftsaufsicht auf. Infolge dessen meldete heute die Gesellschaft ihren Konkurs an. Das Gesellschastskapital betrug 630000 Mark, an dem 41 Gesellschafter beteiligt waren.
Pforzhei m, 5. Juni. Dank der Unterstützung der hiesigen Einwohnerschaft konnte dieser Tage die dritte Geldspende an bedürftige Kriegsgefangene im Gesamtbetrag von 5440-/6 abgehen. Im ganzen sind bis jetzt für diesen Zweck 13550 -/6 zur Verteilung gelangt.
Neuenbürg, 8. Juni. Auf dem heutigen .Schweinemarkt wurden 12 St. Läuferschweine bei lebhaftem Handel zu 160—200-/6 das Paar verkauft.
Zuckermangel und Cinmachzeit. Wir stehen ini Zeichen des Zuckermangels und die Einmachzeit naht. Mit dem Reifen der Erdbeeren, der Kirschen, der Johannisbeeren fängt in vielen Haushaltungen das Einkochen oder Eindunsten dieser Früchte an zu Gelee, Fruchtsaft und Marmelade. Zu all diesen Arten der Früchteverwertung wurde seither Jahr für Jahr eine Masse Zucker verarbeitet; Zucker versüßt nicht nur, er macht auch all diese Konserven haltbar. Wir sind aber schon seit Monaten mit den Zuckervorräten sehr knapp daran u. werden auch für längere Zeit sehr wenig zugeteilt j erhalten. Wir müssen uns also notgedrungen darein
schicken, daß wir auf Arbeiten, welche unbedingt Zucker erfordern, ganz verzichten; das ist die Geleebereitung und die Herstellung von Beerweinen. Dies muß also unterbleiben; dafür müssen wir möglichst viel Obstmarmeladen einkochen, was ohne Zucker geschehen kann. Inder Verbrauchszeit dieser Marmeladen, also vom nächsten November, Dezember an, werden wir wieder soviel Zucker haben, daß wir dieselben kurz vor dem Genuß durch Zuckerzusah oder nötigenfalls durch Saccharin versüßen können. Wir werden uns also dazu verstehen müssen, all diese Früchte in möglichst großen Akengen ohne Zucker zu Marmeladen zu verarbeiten, jede einzelne Fruchtart für sich und dann gegebenen Falles verschiedene Arten miteinander zu Vierfrüchte Marmelade mischen. Dabei sollte das Strecken der edleren Marmelade mit den ausgiebigeren Rhabarber- und Kürbismarmeladen nicht versäumt werden. Mit den Weckgläsern oder Gläsern ähnlicher Konstruktion mit Gummiringen ist ja das Haltbarmachen aller Arten von Marmeladen usw. eine einfache Sache. Wer diese Gläser nicht besitzt, verwendete seither zum Haltbarmachen das nicht ganz unbedenkliche Salizyl. Man hat jetzt andere Stoffe und wendet mit Mycrobin oder benzoesaures Natron an.
XnLgstagLbuch 191415.
. Juni 1918.
8. Scheitern französischer Angriffe an der Loretto- höhe. — Nach hartnäckigen Kämpfen ziehen sich die Russen auf Kowno zurück. — Eroberung von Stanislau. — Oesterr.-ung. Marineflugzeug „L 48" vernichtet italienisches Luftschiff „Citta di Ferrara". — Erfolgreiches Marineflugzeugbombardement auf Venedig. — Schwere italienische Niederlage am Görzer Brückenkopf.
Vermischtes.
Jetzt gilt's, die Oh,ren zuzumachen. Wir meinen vor dem Geschwätz der Neuigkeitskrämer, der Angstmänner und der Hetzer. Was die nicht alles wissen! Wichtigtuerisch und mit einer Miene, als ob sie in alle Geheimnisse eingeweiht waren, träufeln sie das Helle Gift in arglose Seelen. Sie wissen ja ganz genau, daß wir ungeheuerliche Verluste erlitten haben, daß untere Sache draußen schlecht steht, daß es in den Städten nächstdem Mord und Totschlag gibt, daß man längst Frieden hätte, wenn nur die Herrschenden wollten und was dergleichen dummes Zeug ist. An all' dem ist ja kein wahres Wort und der verständige Mensch weiß das auch. Aber die Aengstlichen und Einfältigen lassen sich anstecken und statt Gott von Herzen zu danken, daß es so gut steht, machen sie grämliche Gesichter und seufzen mit. Die Schwätzer sind unsere ärgsten Feinde. Mit ihren Schauermären nähmen sie, wenn sie es fertig brächten, unserem Volke den Akut. Drum Ohren zu und wenn es es sein muß, die Türe auf und gezeigt, wo der Zimmermann das Loch gemacht hat! Sehet euch diese Leute doch an, mögen sie im feinen Rock oder im Bauern- nnd Arbeiterkittel herumlaufen. Sind es die Ruhigen oder die Aufgeregten, die Tüchtigen oder die Untauglichen, die Vertrauenswürdigen oder die Zweifelhaften, die das Geschrei machen? Das wär' noch einmal schöner, wenn wir uns von „alten Weibern" männlichen und weiblichen Geschlechts ins Bockshorn jagen ließen.
Oft erdin gen, 6. Jüni. Zu einer wahren Plage und zum Schrecken der Geflügelhalter sind mehrere Fuchsfamilien, die von verschiedenen Seiten ihre räuberischen Besuche unserem Ort abstatten, geworden. Ganze Hühnerställe werden hingewürgt, 6 bis 8 in einer Nacht. Am Himmelfahrtsfest gelang es, fünf junge Füchse zu fangen oder tot zu schlagen. Auch in Oeschingen haben sich schon Füchse gezeigt.
Die heurige Honigernte. Durch die Tageszeitungen ging vor einigen Tagen die Nachricht, daß die Imker auch in diesem Jahre wieder sich eines großen Honigsegens zu erfreuen hätten. Leider ist diese Mitteilung vollständig unrichtig. Bis heute war es nur in seltenen Fällen möglich, den Bienenvölkern Honig zu entnehmen und auch das nur in ganz geringen Mengen. Trotz reicher Blüte fehlt es Nektar. Die kalten Nächte, die anhaltend ungünstige Witterung im April waren nicht nur von sehr ungünstigem Einfluß auf die Tracht, sonder» leider auch auf die Entwicklung der Völker, die sicht* lich zurückgingen. Das ist nicht nur am unteren Neckar so, sondern nach den Beobachtungsberichten der bienenwirtschaftlichen Beobachtungsstellen fast ausnahmslos in ganz Württemberg. Die Regentage,
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