Württemberg.
Bekanntmachung des stellv. Generalkommandos.
Das stellv. Generalkommando ist bereit, der Landwirtschaft auch für -die diesjährige Heuernte durch kürzere Beurlaubung geeigneter immobiler Mannschaften auf Antrag auszuhelfen, foweit es die militärischen Verhältnisse irgend gestatten. Derartige Hellurlaubsgesuche find unter Benützung eines besonderen hierzu zu verwendenden Auftragsformulars (durch die K. Oberämter bezw. durch Vermittlung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, 100 Stück zu 2 Mark erhältlich) dem stellv. Generalkommando, Abteilung II § ll, Büchsenstraße 62 unmittelbar nach Begutachtung durch die Ortsbehörden zuzuleiten. In besonders dringenden durch die Witteruugsverhält- nisse hervorgerufenen Fällen find die Ersatztruppenteile angewiesen, Hilfsmannschaften an die dem jeweiligen Garnisonsort benachbarten Gemeinden bezw. landwirtschaftlichen Betriebe vorläufig abzngeben, soweit es sich nicht um namentlich angeforderte Leute handelt. Für im Felde befindliche Truppenteile ist außerdem die Begutachtung durch die Oberümter geboten. Für die Entscheidung letztgenannter Gesuche sind ausschließlich die mobilen Kommandobehörden im Felde zuständig. Da die Schlagkraft der Fcld- truppen nicht gemindert werden darf, müsseil Urlaubsgesuche für Angehörige des Feldheeres und der Etappentruppen auf dringende Ausnahmefälle beschränkt bleiben. Insbesondere sind Gesuche für erst zur Saat beurlaubt gewesene Mannschaften aussichtslos; außerdem wirken solche infolge der unnützen Arbeitsbelastung nur hemmend auf die wirklich dringenden Anträge. Die zuständigen Behörden wollen daher die Gesuche auf das tatsächliche Urlaubsbedürfnis sorgfältig prüfen und im Interesse einer gerechten Zuweisung darauf bedacht sein, daß Urlaubsbeginn und Dauer den Verhältnissen entsprechend beantragt wird.
Stuttgart, den 5. Mai 1916.
v. Schäfer.
Stuttgart, 9. Mai. (WTB.) Das hiesige Schwurgericht hat den 18jährigen Fabrikarbeiter Leonhard Gsandner von Ditzingen, der in der Nacht vom 8. zum 9. Januar den 59jährigen Fabrikarbeiter Anton Metzler erschlagen und beraubt hat, wegen Mordes und schweren Raubes, zum Tode Verurteilt. > - >
Kus StaSt, Bezirk rmS
Neuenbürg. Sitzung des Gemeinderats und der bürgerl. Kollegien vom 9. Mai 1916. Als Stellvertreter für den eingerückten Polizeidiener Blaich wurde Jakob Stahl, Goldarbeiter hier, gewählt. Die Verhandlungen wegen Erhöhung des Höchstpreises für Milch führten zu einer alle Teile befriedigenden Lösung, die nach höherer Genehmigung in Kraft tritt. Bis.zur Bekanntmachung gilt noch
Im Meltenbranci.
Origmal-ki'legsromLN aus ernlier 2ett
von Rudolf Zollinger.
tf (Nachdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten.)
1. Kapitel.
Der zündende Funke.
In goldener Pracht leuchtete die Sonne eines wolkenlosen Iunitages über der smaragdgrünen Fläche des lieblichen oberbayerischen Gebirgssees und dem Kranz dunkler Wälder, der ihn umschloß. Sonntagsfriede und Sonntagsheiterkeit schienen über das anmutige Landschaftsbild ausgegossen, und harmonisch fügte sich in dies farbenfreudige Gemälde das übermütige Lachen und Plaudern der jungen Menschenkinder, die sich am sanft abfallenden Uferhang einer kleinen Bucht gelagert hatten, um die Herrlichkeit des Sommertages nach Künstlerart zu genießen.
Denn man brauchte nicht eben ein hervorragend scharfsichtiger Menschenkenner zu sein, um zu erraten, welcher Gilde die ausgelassene kleine Gesellschaft angehörte. Langwallende Locken und exzentrische Kleidung zwar, wie man ihnen in den Straßen des Münchener Malerviertels Schwabing zuweilen begegnet, schienen als Merkmale der Künstlerschaft bei diesen Ausflüglern nicht in besonderem Ansehen zu stehen. Der berühmte Historienmaler Professor Grünwald, dessen Malschule sich vor dem Beginn der sommerlichen Ferien noch einmal zu dieser gemeinschaftlichen Sonntagsfahrt zusammengefunden hatte, war ein abgesagter Feind derartiger „Alfanzereien", und wer unter die Schar seiner Jünger ausgenommen werden wollte, mußte von vornherein auf alle äußerliche Geckenhaftigkeit und Narretei verzichten. Was diese jungen Männer und jungen Mädchen von dem Haufen der gewöhnlichen, spießbürger-
der seitherige Höchstpreis. Es schloß sich eine Besprechung wegen anderer Nahrungsmittel an. Dabei wurde bestimmt, daß Butter vom 1. Juni ab wieder durch die Stadt selbst verkauft werden soll. Eier werden beschafft und zum Verkauf gestellt. Für Kartoffeln ist gesorgt. Solche treffen demnächst ein. Bei Fleisch ist eine Besserung inso- lange, als nicht zahlreichere Zuweisungen von Schlachtvieh erfolgen können, nicht zu hoffen.
Neuenbürg, den 9. Mai. Strahlend ging am Samstag die Sonne unter und prächtig leuchtete das Abendrot, beides waren günstige Zeichen dafür, daß der dem Samstag folgende Sonntag ein richtiger Maiensonntag werden sollte.. Und das war recht so. War doch dieser erste Sonntag im Monat Mai von der „Schwäbischen Turnerschaft" als allgemeiner Wandertag bestimmt. Auch der hiesige Turnverein hatte seine Getreuen zusammengerusen, und es mögen so gegen 50 Personen gewesen sein, die sich früh um 5 Uhr an der Turnhalle einsanden, um unter „Musik" Begleitung über Dennach-Dobel nach der Teufelsmühle zu wandern. Daselbst bot sich dem Beschauer, bei klarem Wetter, ein friedliches Bild aus die gesegneten Fluren weit hinein ins deutsche Land Nach längerer Ruhepause, in der dem Jn-- halt der Rucksäcke tüchtig zugesprochen wurde, ging es über „Teufelsgrab" zum „Hohlohturm" von da über den „Hohlohsee" nach Kaltenbronn. Hier war von der Leitung in fürsorglicher Weise und wohl im Hinblick auf die zahlreichen Damen, die an dem Ausflug teilnahmen, für Kaffee gesorgt. Aber auch die andern Teilnehmer, deren Leibgetränk im allgemeinen wohl nicht der Kaffee ist, nahmen denselben dankbar entgegen, umsomehr als es noch Milch und Zucker nach Belieben gab. Bei fröhlichem Gesang, der überhaupt dem Wandern an diesem Tage kräftig gepflegt wurde, schlug manchem die Abschiedsstunde nur zu bald. Nach eingehender Besichtig- gung des großherzogl. Jagdschlosses ging die Wanderung weiter über Hornsee-Grünhütte nach Wildbad. Um nun nicht zu bald an die Bahn zu kommen, wurde oberhalb Wildbad noch eine halbstündige Ruhepause eingelegt. Hier war es auch, wo Oberkontrolleur Frank, der, unterstützt von dem allezeit diensteifrigen Turner Karl Titelius, die ganze Veranstaltung leitete, in zündenden Worten den Turn- und Wandergenossen nachwies, was die Schwäbische Turnerschast mit dem allgemeinen Wandertag bezwecken will, und wo die Herzen aller Zuhörer Höher schlugen, als er ausführte, daß wir es nur unseren wackeren Feldgrauen draußen in West und Ost, in Süd und Nord zu verdanken haben, daß wir heute noch in unserem vom eigentlichen Krieg verschonten Schwarzwald wandern können. Freudig stimmten alle in den Hochruf ein, den es ihnen dafür zollte. Nach kurzer Fahrt in Neuenbürg angekommen, gings in geschlossenen Reihen, wie es sich für Turner geziemt, unter den Klängen des allzeit schönen „O Deutschland hoch in Ehren" zum Marktplatz,
iichen Sonntagsausflügler unterschied, waren nur jene Kennzeichen, die künstlerisches Talent, ideales Streben und eine freie, weitherzige Lebensauffassung der äußeren Erscheinung eines Menschen auszudrücken pflegen. Auch die Art, in der sie sich unterhielten, war nicht die der wackeren Münchener Philister, von denen es zuweilen hier am Seegestade wimmelte. Man sang mit wohlklingenden, gut geschulten Stimmen ernste und heitere Lieder zum Klang der Laute, man ergötzte sich an Reigentänzen und fröhlichen Bewegungs- ^ spielen; der Frohsinn streifte oft hart an die Grenze überschäumender Ausgelassenheit, aber er ging
> niemals auch nur uni eines Haares Breite über
! diese Grenze hinaus. ^
Zwei von den Teilnehmern des kleinen im- ! provisierlen Künstlerfestes freilich schienen sich nicht in den harmlos übermütigen Ton der anderen finden zu können. Es waren zwei junge Männer, von denen wohl noch keiner das fünfundzwanzigste Lebensjahr überschritten hatte, und denen man es auf den ersten Blick ansah, daß sie einer anderen Rasse angehörten als die übrigen. Bei beiden war der slawische Typus unverkennbar. Aber sie waren einander trotzdem sehr unähnlich. Hager und starkknochig der eine, mit scharf geschnittenen Zügen und einer kühn vorspringenden Adlernase; von einer fast mädchenhaften Weichheit des Gesichtsausdrucks und der schwermütig blickenden Augen der andere. Im Schatten einer breitästigen Buche hatten sie sich etwas abseits gelagert, und während eines langen Zeitraumes wurde kaum ein Wort zwischen ihnen gewechselt. Ihre Aufmerksamkeit aber war wahrend ^ dieser ganzen Zeit unverkennbar auf das nämliche ! Ziel gerichtet gewesen. Keiner von ihnen hatte ! auch nur eine Minute lang seine Augen von j einem jungen Paare abgewendet, das — wohl,
> ohne es selbst zu ahnen — den eigentlichen Mittel- ! punkt Nr fröhlichen Gesellschaft bildete. Es waren
woselbst die in allen Teilen günstig verlaufe»? Wanderung ihren Abschluß fand. gs.
Neuenbürg, 8. Mai. (Der Mai als Wetterprophet.) Wenn inan den Dichtern glauben dürste wäre der ganze Monat Mai ein Sonnenstrahlen Blätterrauschen und Vogelsingen. Ganz anders sieht ihn der Landmann. Ihm ist der Mai bedeutungsvoll als Wetterprophet, und durch den ganzen Monat finden wir sogenannte „Lostage" d. h. Tage, die irgend eine, meist mit dem Wetter zusammmenhängende beziehungsvolle Bedeutung haben. Am 1. Min wünscht sich der Bauer Regen, denn zu Philipp und Jakob Regen bedeutet viel Segen. Die bekanntesten Wetterheiligen des Mais sind Pankratius, Servatius und Bonisatius, die Eisheiligen der 12. 13. und 14. Mai. Die „gestrengen Herrn", wie sie auch heißen, sind sehr gefürchtet, bringen sie doch oft genug heftige Wetterstürze, von neuem Kälte und Eis mit. Kam es aber an den drei Tagen nicht zu Nachtfrösten, ist der Landmann beruhigt: Pankraz, Servaz Boni- faz schaffen Frost und Eis gern Platz. Dem Weinbau kommt vor allem die gute Laune des Pankratius zugute: Ist es an St. Pankraz schön, wird man guten Wein wohl sehn. Der eigentliche Weinheilige jedoch und somit für das Wetter besonders bedeutungsvoll ist St. Urban, der seinen Tag am 25. Mai feiert. Erst mit diesem Tag sieht man, trotz Servatius, das Ende kalter Nächte gekommen. Das Wetter des St. Urbanstag gilt als vorbedeutend für das während der Weinernte, und ein schöner Urbanstag gibt Hoffnung auf ein gutes Weinjahr. Aber nicht nur der Wein untersteht seiner besonderen Hut, auch der Feldbau genießt seines besonderen Schutzes : Dankt St. Urban dein Herrn, er bringt dem Getreide den Kern, heißt es in der Pfalz.
Xri«gs1ag2buch 1Y1415.
Mai 1915.
9. Fortschritte bei Nieuport; Gefecht bei Lombard- zyde; Verluste der Engländer bei Verlorenhoek. Große französische Offensive setzt ein südwestlich Lille bei Fleurbair, östlich Richebourg, östlich, Vermelles und Albain, Carancy, Neuville und St. Laurent bei Arras. Bei Steinabrück Umgriff zurückgeworfen. — Armee Mackensen erreicht die Brzezanka sowie unteren Wislok. — Feindliche Angriffe bei Ari Burnu und Seddul Bahr erfolglos.
10. Bei Upern weitere Fortschritte. Französische Angriffe ans die Lorettohöhe, Albain und Carency abgeschlagen. Sturmangriff bei Berry au Bac von Erfolg. Im Priesterwalde französische Verluste. — Armee Mackensen durchbricht russische Linien bei Beskow und Brzozow. Räumung der stark befestigten Nidrafront durch die Russen. Ueberschreitung des San bei Dwernik; Russen bei Baligrod geworfen. — Southend und Westcliff an der Themsemündung durch deutsches Luftschiff mit Bomben belegt.
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ein Mädchen im Beginn der zwanziger Jahre und ein Mann) der wohl schon an der Schwelle der Dreißig stand, sicherlich der älteste von Professor Grünwalds hier vereinigten Schülern. Sie waren immer beieinander, bei den Tänzen wie bei den Spielen. Und wenn jemandem die Aufgabe zuerteilt worden wäre, aus den Anmesen- ! den das schönste Paar zusammenzustellen, so hätte seine Wahl sicherlich nur auf diese beiden fallen können. Der reckenhaft hoch und breitschultrig gewachsene junge Mann erschien wie ein Urbild deutscher Kraft und Ritterlichkeit. Sein leichtgewelltes blondes Haupthaar und seine leuch- ^ tend blauen Augen ließen auf eine Herkunft aus ! der norddeutschen Küstenbeoölkerung schließen, und auch der Tonfall seiner Rede mußte diese Annahme bestätigen. Die Sprache des jungen Mädchens aber war von unverkennbar ostpreußischcr Färbung, und bei dem auffallenden Wohllau: ihrer weichen, Hellen Stimme hatte dieser leichte Dialektanklang etwas ungemein Anmutiges und Bestrickendes. Sie war schlank und dunkelhaarig: in ihren großen, braunen Augen schienen beständig kleine, goldene Pünktchen zu glitzern, uns wenn sie lächelte — wozu es ihr heute an Gelegenheit wahrlich nicht fehlte, zeigten sich aller- Hliebste, winzige Grübchen in ihren Wangen. Die Biegsamkeit und Gewandtheit ihrer vollkommen ebenmäßigen Gestalt deuteten auf eine in eifriger sportlicher Hebung gewonnene Kraft und aus blühendste Gesundheit. Dabei waren ihre Hände und Füße aristokratisch fein und zierlich, wie auch die ganze Art ihres Benehmens, so ungekünstelt natürlich und so frei von aller Ziererei es auch sein mochte, die vortreffliche Erziehung nicht einen Augenblick verleugnete.
(Fortsetzung folgt.)
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