Kriegstagebuch 191415.
Mai 1915.
1. Erfolglose französisch-engl. Angriffe bei Upern- St. Julien. Französische Angriffe im Priesterwalde abgeschlagen. — Deutsche Kavallerie erreicht die Gegend südwestlich von Milan. - Eroberung eines starken russischen Stützpunktes bei der Höhe Ostry. — Vor den Dardanellen französischer Panzerkreuzer „Henri IV" getroffen. Englischer Panzerkreuzer „Vengeanee" zieht sich havariert zurück. Feindliches U-Boot gesunken. Vernichtung von 4 englischen Bataillonen auf Gallipoli durch die Türken.
2. Gehöfte von Fortuin südöstlich St. Julien genommen. Vergeblicher französischer Angriff am Hartmannsweilerkopf. — Schwere russische Niederlage bei Skiernicwice. Unter Führung des Generalobersten von Mackensen wird durch die verbündeten Truppen die ganze russische Front von der ungarischen Grenze bis zur Mündung des Dunajec in die Weichsel an zahlreichen Stellen durchstoßen. Gefangene 30000, 22 Geschütze, 64 Maschinenengewehre und unübersehbares Kriegsgerät. — Englisches Panzerschiff
„Agamemnon" getroffen.
Vermischtes.
Backnang, 30. April. Eine nicht alltägliche Szene spielte sich vorgestern, wie dem Backnanger Volksfr. berichtet wird, bei der Musterung „Deutschlands letzter Hoffnung" ab. Als ein Bauernknecht von den Murrhardt Bergen an die Reihe kam, stellte sich heraus, daß der zukünftige Marsjünger vollständig bezecht war. Er rief in den Musterungsraum hinein: Ihr Herre, nemmet me no und schicket me nach Belgie! Als er dann gemustert werden sollte, machte er eine so tiefe Verbeugung, daß er der Länge nach aus den Boden kollerte. „Net so schnell, Schemmele, s'pressiert net," lallte er, offenbar 'in der Meinung, er sei vom W agen gefallen. Nicht ganz sanfte Land- jägersäuste stellten mit vieler Mühe das europäische Gleichgewicht wieder her. Der Herr Oberstleutnant aber dachte: Dem Mann kann geholfen werden,, und schickte ihn mit sofortiger Wirkung 3 Tage ins Loch.
Die Wetterregeln für den Mai lauten: Nasser Mai, trockener Juni, Maikäserjahr: ein gutes: Jahr. Wenn am 1. Mai Reis füllt, so gerät die Frucht wohl. Viel Gewitter im Mai schreit der Bauer juchhei. Die drei atius (12., 13. und 14.) ohne Regen sind für Winzer großer Segen.
Schutz gegen Vogelfraß. Zu den schlimmsten Feinden des Kleingartens gehören die Spatzen, die die jungen Keimlinge fast aller Saaten und Pflänzlinge vernichten. Der beste Schutz gegen den Vogelfraß sind über die Beete kreuz und quer gespannte schwarze Fäden, die die Vögel nicht sehen und durch deren Berührung sie derart erschreckt werden, daß sie Beete und Garten meiden.
Wirt sh aus namen und Wirtshausschilder. In alter Zeit hatte bei uns jedes Hans, nicht wie heute eine Nummer, sondern einen besonderen Namen
wie: zur Sonne, zum Adler, zum goldenen Lamm, zum blauen Eber, zum roten Krebs, zum goldenen Kreuz, zum Nußbanm, zum Rad, zur Nadel. Auch Titel hoher Würdenträger wie: König, Bischof, und sogar Tiernamen, die man sonst als Spottnamen zu verwenden pflegt, wie Affe, Schwein, Hase, kamen vor. Sie wurden später vielfach zu Familiennamen. Außer der Inschrift wies aus den Namen des Hauses noch ein Bild oder ein Giebelzeichen hin. Hierdurch gewannen die einzelnen Häuser einer Stadt etwas Persönliches. Im allgemeinen haben in unserer Zeit nur noch Wirtshäuser und Apotheken die alte Sitte beibehalten. Aber auch die althergebrachten Wirtshansnamen, wie zum goldenen Löwen, zum Hirsch, zum Schwan, zur Traube, zum Anker, zum grünen Kranz, zum wilden Mann, (im Banat in Ungarn trägt das Wirtshaus in einem schwäbischen Dorf das Schild „zum Saukopf") und wie sonst alle heißen, kommen nebst den entsprechenden Schildern inehr und mehr in Gefahr, auszusterben und müssen nichtssagenden Namen ihren Platz einränmen. Sie erscheinen namentlich in größeren Städten nicht inehr vornehm genug, und infolge unserer Auslünderei sind Namen an ihre Stelle getreten wie: Hotel Monopol, Hotel Central, Hotel Continental. Derartige Namen sind aber nicht nur undeutsch und ihrer Farblosigkeit zugleich unschön, sondern sie zeugen auch von einer mit falschem Schein prunkenden Großmannssucht und eiteln Selbstüberhebung, wie sie in den letzten Zeiten vor dem Ansbruch des gegenwärtigen Krieges in manchen Kreisen unseres Volkes auch sonst schon vielfach unangenehm hervortrat. Der Inhaber eines Monopols beansprucht ein recht ganz für sich allein, mit Ausschluß aller anderen; ein zentrales Hotel will gewissermaßen der Mittelpunkt der ganzen Stadt oder des gesamten Fremdenverkehrs sein, auch wenn es in Wirklichkeit gar kein Recht hat, diesen Anspruch zu erheben; und ein „kontinentales" null die Leute glauben machen, sein Ruf erfülle den ganzen Kontinent, das ganze festländische Europa. Wie viel einfacher und bescheidener und dabei schöner als solche un- wahrhaftige Anpreisungen sind jene alten sinnvollen Wirtshausnamen! Wir wollen also an ihnen fest- halten und, wenn wir neue Namen brauchen, sie derart bilden, daß sie in ihrer Eigenart jenen alten Namen gleichen, und daß wir uns als Deutsche ihrer nicht zu schämen brauchen.
Kncgshumor.
Aus dem Meldereiter im Sundgau: Gelegentlich der Bekanntgabe des Kriegsberichts, bei dem das vielgenannte Fille Morte in der Aussprache unsrer Feinde richtig vorgelesen wurde, fragte einer: „Du, was bedeutet denn das: Viehmord?" „Na, das wird wohl das nämliche sein wie „Mordsvieh".
Ein kleiner Fabrikant, der sich durch seine Heeres- lieferungeit während der Kriegszeit schon ein bedeutendes Vermögen erworben hat, legte sich auch ein Stambuch zu. Ein Spötter schrieb ihm folgende Widmung hinein: Spare in der Not, so hast du in der Zeit.
Letzi« Nachrichten u. Telegramm«.
Berlin, 1. Mai. (WTB.) Der Botschaft^ I der Vereinigten Staaten von Amerika,! der im Groft« I Hauptquartier vom Kaiser in Audienz empfange! worden ist, reist heute nach Berlin zurück.
Berlin, 1. Mai. Dem Vernehmen nach wird da- ! Verbot der Hausschlachtungen nur bis ^ni > 1. Oktober ds. I. Gültigkeit haben. !
Frankfurt, 1. Mai. (GKG. Die „Frankfurt« Zeitung,, aus Athen: Die Schweizerische Telegraph^ Information meldet ans Athen: Griechische Pch dampser mit aus Aegypten geflüchteten Griechen M im Piräus eingelausen. Die Reisenden erzählen die Entente mache sieberhafte Anstrengung^ um die Truppen, die zuletzt bei den Dardanellen kämpften und jetzt in Aegypten, seien nach Marseille zu schaffen. 150 Transportdampfer seien in der ägyptischen Häsen versammelt. Bisher seien 100000 Mann nach Marseille transportiert worden.
Frankfurt, 1. Mai. (WTB.) Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus Bern: Die schweizerische Telegraphen-Jnforination meldet aus Athen: Wege» der Besitzverhältnisse auf dem Athos-Berg ist plötzlich ein scharfer Konflikt zwischen Griechenland und Rußland ausgebrochen. Der russische Gesandte, Fürst Demidom, hat in befremdender Form bei der griechischen Regierung gegen angebliche griechische Uebergriffe protestiert. Es verlautet, russische Truppen aus Marseille seien nach dem Athos-Berg zu dessen Besetzung abmarschiert.
Bern, 2. Mai. (WTB.) Soweit aus de» spärlichen und vorsichtigen Meldungen der Pariser Blätter zu entnehmen ist, handelt es sich bei den Kundgebungen des Athener Offizierkorps um spontane, nationale Erklärungen für Thron und Vaterland.
Bukarest, 1. Mai. Aus diplomatischer Quelle will Diminieta erfahren, daß bis in jetzt Marseille 13000 russische Soldaten gelandet worden sind. Der Transport hätte 3 Monate in Anspruch genommen. Noch weitere große Truppentransporte befänden sich aus dem ^Wege, hätten jedoch eine andere Bestimmung.
Berlin, 2. Mai. (WTB.) Wie das „Bert Tagebl." ans Genf erführt, betonen französische Blätter, die den Untergang des englischen Panzer; „Russell" kommentieren, daß dies die 22. ft Kriegsausbruch zerstörte Schiffseinheit der englische» Marine ist. Diese Verluste würden jedoch durch Neubauten, an denen iir den englischen Werften gearbeitet werde, ersetzt werden.
Bern, 2. Mai. (WTB.) „Gazette de Lausanne" schreibt n. a.: Die Expedition nach Kut-el-Amm bringt von neuem den Beweis von der Leichtfertigkeit, mit der der englische Generalstab aus Geringschätzung des Feindes ohne genügende Vorbereitungen Expeditionen unternimmt, die von vornherein dem Mißerfolg geweiht sind. Die Katastrophe von Kut-el-Amara dürfte das schwer wankende Kabinett Asquith vor dein Parlament in eine schlimme Stellung bringen.
In 6iurm unä Grille.
23 Roman aus der Franzosenzeit von Max Treu.
Mochte auch sein Herz in heißem Schmerz zucken, mochte es auch in wildem Schlauen immerfort den Namen der Geliebten rwen — Hans Joachim wußte es: in solcher Stunde wie diese gibt es keine persönlichen Wünsche. Auch die höchsten nicht — sie gehen unter in der schweigenden Erfüllung der Pflicht.-
Jetzt war man dicht an das Stitt herangekommen.
„Halt!" kommandierte Hans Joachim.
Der Zug üand.
Schon kam der alte Bastian, der Pförtner, ihnen entgeaengelaufen.
„Was ist hier los. Bastian?" fragte Hans Joachim.
„Jotte doch, Jungderr! Sie haben die gnädigste Abtissin eingesperrt und das Fräulein Beate — ach, Jotte doch! — ich mag es gar nicht sagen —"
„Auch nicht nötig. Bastian! Weiß ich schon! Und ist schon für alles gesorgt! Wo ist meine Tante em- gesperrt?"
„In ihrem Zimmer, Jungherr!"
„Wird sie bewacht?"
„Zwei Reiter stehen vor der Tür!"
„Und wo. isr der Graf Wellingerode?"
„Ich weiß nicht genau-"
Hans Joachtm wandte sich zu seinen Leuten.
„Vorwärts, marsch!"
Der Zug rückte aus das Tor zu.
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Wellingerode hatte vorhin die Meldung empfangen, daß der Handstreich auf Beate geglückt sei.
„Ich danke Ihnen, Kapitän! Und heute nacht holen Sie den anderen Vogel aus den Federn! Bei Tage ist das zu gesährlich "
„Sehr wohl. Herr G.as!"
„Und losort, nachdem der Baron gefangen genommen in, rückt die ganze Äbte lung ab, dem Reisewagen mit dem schönen Fräulein nach. Sie haben doch angeordnet, dan man uns erwarte?"
„Gan-, wie Sie bemhlen, Herr Graf!"
„Ich danke Ihnen!"
Da klang ein Ton durch die Luft, ein zweiter, ein dritter. — — schließlich ein ganzes Meer von Tönen.-
„Was bedeutet das?" fragte der Graf, auttiorchend.
„Es sind Glocken, die lauten. Herr Gras."
„Ja! Aber was bedeutet das?"
Der Kapitän zuckte die Achseln.
„Ziehen Sie Erkundigungen ein und berichten Sie mir wieder." befahl der Gras.
Der Kapitän entfernte sich.
Immer lauter, immer mächtiger schwollen draußen die Töne an. das ganze Land schien in metallenen Tönen zu klingen und zu singen. Und jetzt — wahrhaftig, es war keine Täuschung! — jetzt begann a:rch die Glocke des Stiftes zu läuten.
Der Graf sprang aus, riß das Fenster auf und rief den im Hofe stehenden Soldaten zu: „Wer läutet hier die Stistsglocke?"
„Ein alter Diener des Stistes, Herr Graf!" kam die Antwort.
„Schafft ihn sofort weg!" befahl Wellingerode. „Niemand hat zu läuten! Stellt eine Wache an die Glocke!"
Mehrere Soldaten eilten davon.
Aber es tat nichts, dag die eine Glocke schwieg. Daß sie fehlte, erschöpfte das Meer von Tönen nicht, das durch die Lüfte wogte. Immer lauter, immer mächtiger und immer stärker.-
Unruhig ging Wellingerode im Zimmer auf und
ab. „IR wollte, es wäre Nacht und wir wären wr! von bier!" murmelte er.
Aber es mar nicht Nacht. Nein, nein, m t>en Tag hinein, in den Hellen, sonnigen Frühlingstag läuieien diese Glocken, und ihr eherner Mund verkündete, daß tausend Helle, wache Augen drohend in das Land hineinblickten.
Der Kapitän kam zurück. Bestürzung spiegelte sim in seinen Mienen.
„Nun, was bedeutet das Geläute?" iragle der ( Graf, ihm gespannt entgegenbückend. ;
„Elwas sicheres laut sich nicht eriahren! Aber es muß ein verabredetes Zeichen lein!" war me Antwort.
„Noors nom äs Disu!" knirschte der Gras.
„Und noch ei was Weiteres habe ich zu melden, Herr Grat' Ein Haufen Zauern steht vor der Tur. alle bewaffnet! Ihr Führer ist der Baron von Sormitz! Er verlangt Einlaß!"
„Wieviel Bauern und es?"
„Es mögen an hundert und mehr sein!"
Wellingerode stampfte mit dem Fuße, ttber er kam zu keiner weiteren Entgegnung. „
Die Tür wurde aufgeriffen. Herein trat Hans Joachim mit fünf Bauern, die das Gewehr schußferng in den Händen hielten. ^ .
Wellingerode und der Kapitän rissen iyre Save aus der Scheide.
Drohend klang Hans Joachims Stimme: .8« zähle bis fünf, meine Herren! Sind bis dahin M Säbel nicht in meinen Händen, so sind Si beide tot!" ..
Die Gewehre der Bauern flogen schußgerecht an die Backen.
„Eins!" zählte Hans Joachim. -Zwei!"
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London . ung zufolge hall" (?) ve gerettet.
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dringende ( Den 1
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Der 1 der Viehzuch
gemeinsam
vornehmen z die Besteller Die He auf diesen I ausmunternz bis 5. Mai einzureichen, anzuerkennen.
Für di dirrguuge«
1. Jeder! steigern
2. Der G< als er
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24 > Roman o