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- rosse aus den entzückenden Ausblick auf Liebenzell mit Burg sowie Nagoldtal und Fesiplatz zu genießen, wobei Se. Majestät seiner hohen Befriedigung und großen Freude über das so wohlgelungene Fest und den herrlichen Anblick von Liebenzell und Umgebung nochmals lebhaften Ausdruck gab.
Um 12." fuhr Se. Majestät nach Stuttgart zurück. Der bald darauf beginnende Regen konnte die Feststiwmung der zahllosen Festeste nur wenig mehr beeinträchtigen.
Offiziell wurde das Fest durch ein Festessen im Unteren Bad, das Se. Exzellenz Herr Staats- Minister von Pischek mit seiner Teilnahme beehrte und durch das gemütliche Festbankett, zu dem sich abends die Liebenzeller Festteilnehmer mit Kurgäste^ vereinigt hatten, beendigt.
Bei beiden Veranstaltungen wurde eine reiche Reihe von Toasten ausgebrackt, über die der ausführliche Festbericht in der nächsten Nummer näheres bringen wird.
Stuttgart, 28. Mai. Heute nacht ging über der Stadt ein schweres Gewitter nieder. Durch dasselbe entstanden Störungen des telephonischen und des telegraphischen Verkehrs. Der Blitz schlug in den Kirchturm in Gaisburg, ohne zu zünden.
— Heute vormittag war der Straßenbahnverkehr auf sämtlichen Linien infolge Stromversagung kurze Zeit gestört.
Stuttgart, 28. Mai. Aus den uns vorliegenden Zeitungsberichten über das gestrige Unwetter geht hervor, daß dasselbe im ganzen Lande mit mehr oder weniger wolkenbrucharttgem Regen hauste. In bunter Reihenfolge verzeichnen wir nach den Blättern weitere Einzelheiten: In Gruppenbach hat das Wasser ein Wohnhaus samt Stallung weggeschwemmt und viele andere Gebäude beschädigt. Viel Fahrnis ging verloren. In Flein find die Straßen voll Schlamm, übersät mit Baumstämmen und Dunghaufen und bedeckt mit allerlei Trümmern. Die Keller sind mit Wasser gefüllt. In Weinsberg trat der Stadtbach über die Ufer. Häuser, Keller und Ställe waren heute früh noch voll Wasser. In den Gärten ist alles ausgeschwemmt. Aehnliche Nachrichten kommen aus Erlenbach und Lehrensteinsfeld. In Ellhofen stand das Wasser in manchen Häusern bis zum ersten Stockwerk. Nur mit Mühe konnte das Vieh gerettet werden. In Gingen a. F. schlug der Blitz in das Anwesen des Joh. Georg Banzhaf. Das Wohnhaus wurde vollständig zerstört. Die Frau des Besitzers mußte im Bett aus dem brennenden Hause getragen werden. Vom Mobilar konnte nicht viel gerettet werden. In Onstmettingen glaubten manche, der „jüngste Tag" sei gekommen. Besonders groß war die Wassersnot bei der Talmühle. Im Ort mußten Wohnungen geräumt und das Vieh aus den Srällen entfernt werden. DaS Hochwasser war größer als im Jahr 1895.
Heilbronn. 28. Mai. Heute Nacht ging hier ein schweres Gewitter, verbunden mit einem fürchterlichen Wolkenbruch nieder, der auf der Bahnstrecke Heilbronn-Karlstor-Weinsberg einen Dammrutsch verursachte, so daß heute früh der Verkehr durch Umsteigen bewerkstelligt werden muß. Tie riesigen Wassermasscn, die niedergingen, überschwemmten namentlich die Pfuhlbachgegend, sowie
die anderen niedrig gelegenen Teile der Stadt vollständig. In dem Gebiet des genannten Baches wurden in Wtrtschaftsgärten, in Gärtnereien und in einer Gcflügelzuchtanstalt großer Schaden angerichtet und verschiedene Gegenstände fortgeschwemmt. Die ganze Gegend gleicht teilweise einem See. In der inneren Stadt, wo das Wasser selbst in höher gelegenen Teilen, so in der Harmonie, in die Keller eindrang und sie teilweise bis oben füllte, hat sich inzwischen das Wasser in den Straßen wieder verlaufen. Die städtischen Arbeiter sind heute morgen damit beschäftigt, in den am härtesten mitgenommenen Teilen der Stadt vom Wasser fortgerissene Gegenstände zu retten. Auch in den Weinbergen hat der Wolkenbruch großen Schaden durch Abschwemmung des Bodens verursacht.
Gerabronn, 28. Mai. Die Landwirte haben mit der Ablieferung der Eichen- und Glanz rinden an die Gerbereien begonnen. Das Wetter war zum Schälen und Trocknen recht günstig. In den Großbetrieben liegt noch eine Menge vorjähriger Ware vor; deshalb konnten sich die Preise nicht halten und wurde für Glanzrinde nur 3.50 pro Ztr. gezahlt.
W äs ch e n b e uren, 27. Mai. Der 45jähr. Söldner Johannes Maurer hier wurde von seinem Bruder Anton, einem rohen, gemeingefährlichen Menschen, der schon oft mit der Polizei in Berührung kam, am Pfingstmontag so mißhandelt, daß er gestern infolge der erlittenen Körperverletzungen und einer durch Erkältung hinzugetretenen Genickstarre gestorben ist. Der rührige und sparsame Mann hinterlößt 7 kleine Kinder. Der Täter wurde gefesselt abgeführt.
Ulm, 28. Mai. Der Göppinger Metzgerstreik hat nun endlich seinen Abschluß gefunden. Bekanntlich wurde Metzger Fricß in Göppingen von der dortigen Mctzgereigenossenschaft aus der Genossenschaft ausgeschlossen, weil er als Lieferant des Konsumvereins diesem besondere Vorteile durch zu hohen Pachtschilling für das dem Konsumverein gehörige Metzgereianwesen einräumte. Fließ behauptet, dies sei unrichtig und er sei zu Unrecht aus der Genossenschaft ausgeschlossen worden. In Konsequenz dieser seiner Erklärungen verweigerte er auch die Entrichtung der für seine Person bei Benützung des Schlachthauses angesctzten doppelten Gebühr. Nach dem Statut der Genossenschaft mußten nämlich Nichtmitglieder die doppelte Gebühr entrichten. Die Folge dieser Weigerung war die Einklagung des Frieß auf Zahlung der höheren Gebühr. Das Gericht kam zu der Erkenntnis, daß Fließ zu Recht ausgeschlossen worden sei und deshalb als Nichtmitglied auch die doppelten Gebühren bezahlen müsse.
Tuttlingen, 28. Mai. In jüngster Zeit wurden hier für unsere Truppen nach Südwestafrika größere Partien von Schuhzeug bestellt. Dieselben mußten in kürzester Frist geliefert werden, waS von einer hiesigen Schuhfabrik auch prompt durchgeführt wurde.
Danzig, 28. Mai. Im Beisein des Kaisers fand gestern der Stapellauf des Linienschiffes
„Ll" statt. Im Anschluß an den Stapellauf weihte der Kaiser die neuen Hafen-Anlagen ein, die auf seinen Befehl den Namen Kaiser-Hafen erhielten. Um 7 Uhr fuhr der Kaiser zu einem Festmahl der Leibhusaren. Kurz vor '/'H Uhr wurde er von den Husaren zum Bahnhof eskordiert. Nach herzlicher Verabschiedung erfolgte um '/-12 Uhr die Abfahrt nach Döberitz.
Paris, 28. Mai. „Petit Journal" berichtet aus Petersburg: General Rennenkamp überraschte eine Abteilung japanischer Feld-Artillerie. Die Kosaken machten die Mannschaften nieder, bemächtigten sich ihrer Geschütze und sprengten dieselben, da sie diese nicht mit fortnehmen konnten, in die Luft. General Kondratowitsch hat die Verbindung zwischen den beiden japanischen Armeen, welche sich auf der Halbinsel Liaotung befinden, abgeschnitten.
Paris, 28. Mai. „Petit Parisien" berichtet aus Petersburg: Auf Grund von Privatmeldungen aus Liaoyang könne er Mitteilen, daß die Armee KurokiS den Angriff auf die Russen begonnen habe. Augenblicklich finde in der Nähe von Liaoyang ein entscheidendes Gefecht statt.
P e t e r S b ur g, 28.Mai. AusLiaoyang wird gemeldet, daß allem Anschein nach die Japaner ihren eisten Plan, Liaoyang und Mukden anzugrcifen aufgegeben haben und ihre Hauptkraft auf die Belageruug von Port Arthur konzentrieren, wobei sie sich gegen eine Ueberraschung rnssischer- seits von Norden her vorbereiten. Es heißt, daß während des Kampfes um Kintschau die Japaner enorme Verluste erlitten haben. Nach chinesischen Meldungen sind 5 japanische Bataillone vollkommen aufgerteben.
Windhuk, 28. Mai. Major v. Estorff ging am 24. Mai auf Oijumasu vor, welches er besitzt fand. Er überraschte den Feind, der sich tapfer verteidigte, dann aber nach allen Seiten auseinanderwich und dabei 6 Tote zurücklicß, darunter; den Großmann Kaimuner. Diesseits sind geWen Kriegsfreiwilliger Lucier aus Paris und und Richard Bündler aus Leubus, die beide zur 1. Kompagnie gehörten. 100 Stück Kleinvieh wurden erbeutet.
Tokio, 28. Mai. Die auf der Kwantung- Halbinsel fechtenden japanischen Truppen stehen unter dem Befehl deS Generals Nogi und bestehen aus der 5. und 11. Division und zahlreicher schwerer Artillerie. Sie werden jetzt hier meist als 3. Armee bezeichnet, während die Truppen des Generals Nodzu, 6, 7. und 9. Division, die Bezeichnung 4. Armee erhalten. Man glaubt hier allgemein, daß es den Divisionen des Generals Nogi gelungen ist, die in den Schanzen bei Kintschau am 26. Mai zurückgeworfenen Teile der russischen 4. Schützen- Division unter General Fock von ihrem Rückzuge auf Port Arthur abzuschneiden, da andere Teile der Armee Nogi bereits durch die erfolgreichen Kämpfe am 24. und 25. Mai in den Besitz der Höhen zwischen Port Arthur und Kintschau gelangten und somit zwischen der Festung und Fock zu stehen scheinen. Der Kampf wurde auf beiden Seiten mit erbitterter Hartnäckigkeit geführt. Die Verluste waren auf beiden Seiten recht empfindlich.
Nachdruck verboten
Die Schwestern.
Roman von HanS Wachenhusen.
(Fortsetzung.)
Mit Besorgnis für AllegrinaS Erfolg starrte der Fürst sie an. Sie erschien ihm schöner als damals, bezaubernd sogar im Lampenlicht. Er hörte nicht auf die vorteilhaft kritisierenden Worte seiner Freunde neben ihm, sein Auge hing nur an ihr, und faßte Vertrauen, als er sie so sicher und furchtlos dastehen sah. Und jetzt erblickte auch sie ihn, wie er sich in seiner Proszeniumsloge vorbeugte. als wolle er gesehen sein; und sie erinnerte sich s-incr noch offenbar, aber sie blieb unbefangen.
Sie sang ihre kleine Partie mit wirklicher Künstlerschaft und reiner, so glockenheller Stimme, daß das Publikum mit Interesse lauschte; aber erst als sie die Einlage aesungen, brach der Beifall aus, an dem der Fürst Leopold begeistert teilnahm. Sie mußte das Lied wiederholen und wurde nnt neuem Beifall entlassen.
Dem Fürsten war ein Stein vom Herzen gefallen, ein Beweis, wie hoch sein Interesse gewachsen; er hatte keinen Sinn für die weitere Vo» stellung. trat hinaus um bei dem Beamtenpsrsonale Näheres über die Debütantin zu erfahren, und mit neuer Ueberraschung körte er ihren Familiennamen.
„Skota!" rief er, „der Professor Skota, mein alter Freund, also ihr Vater, und ich erfuhr nie von einer solchen Tochter!"
Zerstreut kehrte er in die Loge zurück. Ebenso zerstreut folgte er der Vorstellung und blieb er auch im Klub.
Fünf Jahre waren verflossen, seit er in Berlin seinen Dienst quittiert; vordem hatte er oft im Aufträge seines Vaters, den Professor Skota, doch stets nur in dessen Atelier besucht. Der alte Fürst besaß nämlich eine der vollständigsten und wertvollsten Sammlungen geschnittener Steine, Gemmen und Kameen, die bis zur etruskischen Zeit zurück datierte.
„Skota!" — Skota also!" murmelte der Fürst an diesem Abend, als er heimgekehet. „In dem jungen Mann, der ihr bei Hiller die Hand geküßt, erkannte ich allerdings schon bei der ersten Vorstellung den so gefeierten Lorenzo Garzoni, dessen Name mir schcn bekannt, als er noch nicht als Sänger von sich konnte reden machen, dessen Gesicht mir auch schon begegnet im Leben, ich weiß nicht, bei welcher Gelegenheit. — Aber daß sie eine Skoia! Meinen Besuch will ich ihm doch machen, meine Schätze von ihm auf ihre Echtheit prüfen lassen, meinen Glückwunsch für feine Tochter sogen .... Aber was wurde denn heute Abend im Klub gesprochen? Daß er noch eine Tochter habe, die beim Ballet, die nicht minder schön . . . Sonderbar, wie er gerade zu solchen Töchtern kommt? — Aber was will ich denn mit dieser? Sie bewundern? DaS tun auch Andere, denn sie hat mit ihrer Schönheit Aussehen erregt . . . Und sie ist ersichtlich noch so jung und dieser Sänger, von dem bereits alle Weiber hier schwärmen, benutzt das jedenfalls, wenn er ihr so weiter die Hand geküßt hat".
Fürst Leopold suchte sein Lager mit dem Vorsatze auf, sich dis Sache lieber aus dem Kopfe zu schlagen; den Professor aber wollte er aufsuchen. —
Am Morgen beim Frükstück kehrten seine Gedanken zu demselben Gegenstand zurück, über den er am Abend eingeschlafen war.
„Schade!" rief er, „dieser Tenor, in den alle Weiber vernarrt, soll einer der größten Don Juans sein! Wenn dieses junge, noch so unverdorbene Mädchen in seine Hände fiele; die Tochter meines würdigen Freundes Skota, "ver inzwischen selber recht alt geworden sein muß!" (Forts, folgt.)