und die Bevölkerung aufgefordert, dem Allmächtigen für die so sehnlichft erwartete Verwirklichung des durch Jahrhunderte gehegten nationalen Traumes zu danken und für den Ausgang der blutigen Kämpfe, welche das bulgarische Volk durch lange Jahre zu bestehen hatte. Das nationale Gewissen Bulgariens ist nunmehr beruhigt. Sämtliche Häuser der Stadt -legten Flaggenschmuck an. Es herrscht festliche Stimmung. Ueberall finden Kundgebungen statt.
Paris,?. Dez. (WTB.) Oberstleutnant Rousset äußert sich im „Petit Parisien" sehr beunruhigt darüber, daß man nichts mehr von Mackensen und Gallwitz hört, die vielleicht schon im Verein mit den Bulgaren gegen den Wardar vorrückten. Ferner sollten nach Blättermeldungen österreichische und deutsche Truppenabteilungen nach Bulgarien unterwegs sein, was besonders zu beachten wäre, wenn diese dazu bestimmt seien, von den Tälern westlich von Rhodope her uns in den Rücken zu falleil. Sind wir nach der Konzentration bei Saloniki stark genug, um einem doppelten Angriff standzuhalten? Leider ist das sehr ungewiß.
Frankfurt. (Priv.-Tel.) Von der schweizerischen Grenze wird der „Franks. Ztg." gemeldet: Nach dem am Samstag in Calais abgehaltenen englisch-französischen Kriegsrat trat am Sonntag der französische Ministerrat im Elysee zusammen, um unter dein Vorsitz Poincarees den Bericht des Ministerpräsidenten Briand über den Kriegs rat entgegen zu nehmen. In der Presse liegt bisher nur im „Petit Parisien" eine Andeutung über das Ergebnis der Beratungen in Calais vor. Es soll eine starke Konzentration der englisch-französischen Truppen in Saloniki beschlossen worden sein.
Genf. (Priv.-Tel.) Nach Berichten der französischen Blätter mußten laut „Franks. Ztg." die aus Monastir fliehenden Serben alle ihre Kanonen und Maschinengewehre zurücklassen, die sie unbrauchbar machten.
R o m. (Priv.-Tel.) Nach einer Genfer Depesche des „Temps" haben die Montenegriner Djakova aufgegeben. Diese Stadt, nach der sich die serbische Nordarmee zu wenden scheint, soll nicht von den Bulgaren, sondern von Albanern besetzt sein. Diese nehmen eine beunruhigende Haltung ein. Es ist ihnen geglückt, sich von neuem zu bewaffnen, teilweise mit den von den Serben weggeworfenen Gewehren.
Petersburg, 7. Dez. Der „Rjetsch" zeigt sich beunruhigt über die rumänische Thronrede, in der das Blatt die Versicherung der rumänischen Neutralität vermißt.
Kriegstagebuch 191415.
Dezember 1914.
9. Französischer Angriff auf Vauquois-Boureuilles, östlich des Argonnerwaldes, erstirbt im deutschen Artilleriefeuer. — Fortsetzung des Angriffes links der Weichsel. — Am rechten Weichselufer nimmt eine der deutschen Kolannen im Vorgehen Przasnpsz (zwischen Mlawa und Ostro- lenka.)
10. Französische Angriffe in Bois de Pretre, westlich Pont a Mousson, werden abgewiesen. — Der große türkische Kreuzer „Sultan Jawus Selim" schießt Batum in Brand. — Der Papst schlägt den kriegführenden Mächte vor, am Weihnachtstag einen Waffenstillstand ein- treten zu lassen, infolge der ablehnenden Haltung Rußlands ist aber keine Einigung zu erzielen.
aus StaSt» Bezirk unö Umgebung.
Gräfenhausen. Mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse wurde ausgezeichnet der Unteroffizier der Reserve Eugen Wenz von hier, bei der 4. Komp. Res.-Jns.-Regts. Nr. 119. Wenz ist auch Inhaber des Eisernen Kreuzes zweiter Klaffe und der württ. Silbernen Militär-Verdienstmedaille.
Schwann. Musketier Albert Kögel, dessen jüngerer Bruder im Sommer bei Regnieville fiel, hat die Silberne Militär-Verdienstmedaille erhalten.
Aus der amtl. württ. Verlustliste Nr. 317: Gren.-Regt. Nr. 119, Stuttgart, 6. Komp.
Emil Rapp, Conweiler, verw.
Landw.-Jnf.-Regt. Nr. 119, 9. Komp.
Gesr. Karl Rothfuß, Wildbad, l. verw.
* Neuenbürg, 7. Dez. (Bezirksausschuß für Kriegerfamilien-Fürsorge.) In gestriger Vorstandsitzung des Bezirkswohllätigkeitsvereins erstattete Oberamtssparkassier Holzapfel hier Bericht über die bisher verabreichten Unterstützungen für bedürftige Kriegerfamilien. An Gaben der freien Wohltätigkeit sind aus dem Bezirk für diesen Zweck eingegangen 14087 Mk. Dazu kamen Beitrüge aus der allgemeinen Landessammlung im Betrag von 20000 Mk. Aus Mitteln der Oberamtssparkasse wurden bewilligt 4000 Mk. Unterstützungsgesuche wurden im ganzen in Behandlung genommen 358. In ständiger Unterstützung stehen zur Zeit 281 Familien. Verausgabt wurden bis 1. Dezember d. I. 31360 Mk. Die meisten Beiträge kamen aus Neuenbürg und Höfen a. E. Die meisten Zuwendungen erhielten Birkenfeld (10699 Alk.), Neuenbürg (7266 Mk.), Conweiler (2336 Mk.), Höfen a.E. (1671 Mk.). Die Gemeinden Calmbach und Wildbad sind dem Bezirksausschuß nicht angeschlossen, verrechnen vielmehr ihre Einnahmen und ihre Ausgaben in selbständiger örtlicher Verwaltung. Hand in Hand mit der Ausdehnung der Untcrstützungs- bedürftigkeit nach Zahl und Zeit wurde den Gemeinden dringend empfohlen, an bedürftige Familien, die mit der reichsgesetzlichen Unterstützung nicht auszureichen vermögen, Zuschüsse zu gewähren, um einerseits niemand Not leiden zu lassen, andrerseits aber die Kasse der freien Wohltätigkeitsorganisation zu entlasten. Dem verdienten Kassier des Bezirksausschusses sprach der Vorsitzende, Dekan Uhl, den gebührenden Dank aus für seine umsichtige und hingebende Mühewaltung. Gaben für die Familienfürsorge sind stets willkommen. — Für hiesige Hilfsbedürftige haben die hiesigen Bürgerssöhne und jetzt selbst „Ehrenbürger" der hiesigen Stadt, die Herren Karl und Konstantin Kraft, wiederholt ansehnliche Spenden zu freier Verfügung des Ortsausschusses, bezw. zu beliebiger Verwendung durch dessen Vorsitzenden, in ihre Enztalheimat überwiesen. Wir reichen den lieben „Ehrenbürgern" dankend die Hand auch an dieser Stelle!
Wildbad. Einen vollen Erfolg brachte die in den Sälen des Gasthofs z. Eisenbahn untergebrachte Ausstellung und Verkauf von Arbeiten Verwundeter des Reserve-Lazaretts „Katharinenstift" und des Vereinslazaretts „Volksschule". Von den ungefähr 250 angebotenen hübschen und praktischen Gegenständen wurden bis heute die meisten verkauft, sodaß ein Umsatz von 556 Mk. erzielt werden konnte. Die ausgestellten Arbeiten fanden allgemeines Lob und viel Anerkennung, und gar manches hätte noch verkauft werden können. Am Arrangement und Verkauf machten sich Frau Forstmeister Finckh, Schwester Edith Haußmann und Schwester Gertrud Finckh sehr verdient. 5. ff.
Kriegschronik für Neuenbürg. Gestern wurde mit der Ausgabe des I. Teils begonnen. Die Chronik enthält: eine Schilderung der Kriegsverhältnisse in der Oberamtsstadt Neuenbürg, Verzeichnisse der Ausmarschierten, dex Gefallenen, Verwundeten, Vermißten und Gefangenen, sowie der mit Orden und Ehrenzeichen Ausgezeichneten. Preis 35 Pfg. Die Kriegschronik ist nicht nur ein Andenken an die große Zeit für jedermann, sie eignet sich auch ganz besonders als Weihnachtsgeschenk für unsere Feldgrauen. Zu beziehen durch die Buchhandlung von C. Meeh hier, sowie durch die Austräger des „Enztäler".
Letzte Nachrichten u. Telegramme.
Berlin, 7. Dez. (WTB.) Auf der Tagesordnung für die 22. Plenarsitzung des Reichstags am Donnerstag, 9. Dez., vorm. 10 Uhr, steht die Interpellation der Mitglieder des Reichstags Albrecht und Gen., betr. Friedensverhandlungen.
Berlin, 8. Dez. (WTB.) Nach dem „Berl. Lokalanz." wird dem Reichstag am Donnerstag auch eine neue Kreditvorlage in Höhe von 10 Milliarden Mark zugehen, die, wenn sio vorliegt, alsbald dem Hauptausschuß überwiesen werden dürfte.
München, 7. Dez. (WTB.) Aus der in Temes- var vom 2.—4. Dezember statt-gesundenen Konferenz wurde eine Einigung darüber erzielt, daß vorn 1. Januar 1916 ab zunächst wöchentlich zweimal Erpreßzüge zwischen Berlin und Konstantinopel, sowie zwischen München und Konstantinopel verkehren sollen. Die Züge sollen den Namen „Balkanzüge" führen. Die Züge von und nach Berlin werden an den gleichen Tagen sowohl über Oderberg—Budapest als über Dresden—Tetschen—Wien geführt.
Bern, 7. Dez. (WTB.) Wie das „Berner Tagbl." berichtet, werden in Italien etwa 1200 schweizerische Eisenbahnwagen zurückgehalten, was ungefähr den 10. Teil des gesamten schweizerischen rollenden Materials ausmacht. Trotz aller Vorstellungen des Bundesrats konnten die Wagen bisher von Italien nicht wieder erlangt werden.
Zürich, 7. Dez. (GKG.) Aus Mailand wird laut „Stampa" gemeldet, die von Salandra gewünschte Abstimmung über die Verlängerung der Diktaturvollmachten werde dem Kabinett ein zweites Zutrauensv otum einbringen.
Bern, 6. Dez. (WTB.) Mailänder Blätter melden den Tod des Generals Tromsi auf dem Karst.
Berlin, 7. Dez. (GKG.) Die „Vossische Ztg." meldet über Sofia, daß deutsche Kavalleriepatrouillen an der griechischen Grenze aufgetaucht seien.
Berlin, 7. Dez. Aus Saloniki meldet die „Voss. Ztg.": Vor dem griechischen Regierungspalast fanden hier lärmende Straßenkundgebungen gegen den Vierverband statt. Die Menge forderte die sofortige Entfernung der englisch-französischen Truppen und zog darauf vor die Konsulate Deutschlands und Oesterreich-Ungarns, wo sie Beifallskundgebungen veranstaltete.
Berlin, 7. Dez. Aus Budapest meldet die „Nat.-Ztg.": „Vilag" berichtet aus Saloniki, die griechischen Flüchtlinge, die aus Serbien hier ankommen, berichten von der Bildung griechischer Banden hinter der englisch-französischen Front. Diese Banden haben fortwährend Gefechte mit den Ententetruppen, die für sie bis jetzt immer erfolgreich verlaufen sind. Sie besetzten das Städtchen Montsova und dringen weiter vor, indem sie den Franzosen überall empfindliche Verluste bereiten, da ihr Auftreten völlig überraschend kam.
Athen, 8. Dez. (WTB. Agenee Havas.) Das Unternehmen der Bulgaren, eine Brücke über die Cerna zu schlagen, scheiterte. Die Kälte und die unwegsamen Straßen behindern den serbischen Rückzug in Albanien, wo 100000 Serben und 20000 Flüchtlinge konzentriert sind.
Lugano, 7. Dezbr. (GKG.) Ein Telegramm Magrinis aus Florina deutet laut „Franks. Ztg." auf Meinungsverschiedenheiten bei den griechischen Verhandlungen zwischen England, das mildes, und Frankreich, das energisches Auftreten wünsche, hin.
Berlin, 7. Dez. Aus Budapest meldet die „Nat.-Ztg.": Einer Konstantinopeler Meldnng zufolge berichtet der „Jkdam" aus Athen, daß mehrere Mitglieder der Venizelistenpartei verhaftet wurden. Venizelos habe darauf Athen verlassen.
Pest, 7. Dez. (GKG.) Die „Frkf. Ztg." berichtet, daß den: über Sofia kommenden „Utro" zufolge der bulgarische Gesandte in Rumänien längere Zeit mit dem Minister des Neustem verhandelte, der die entscheidende Erklärung abgab, daß Rumänien überhaupt nicht daran denke, feindlich gegen Bulgarien aufzutreten.
Konstantinopel, 7. Dsz. (WTB.) Der Vertreter der Agentur Milli in Bagdad meldet, daß die durch den persischen Nationalausschuß aufgestellte Miliz zwischen Hamadan und Kaswin russische Streitkräfte, die auf 5000 Mann geschützt wurden, angegriffen, 1000 Mann getötet und die übrigen in die Flucht geschlagen habe. Die glänzenden Erfolge, die die osmanischen Truppen im Irak über die Engländer errungen haben, haben in Persien große Freude erregt.
Den 8. Dezember 1915.
Berlin. (Priv.-Tel.) Die „Tägl. Rundschau" meldet aus Lugano: Magrini berichtet dem Mailänder „Secolo": Die Franzosen betrachten die Balkanlage als verzweifelt und räumen den Krivolac-Abschnitt und vielleicht den ganzen Balkan. Zwischen England und Frankreich sind wegen der Verhandlungen mit Griechenland schwere Streitigkeiten ausgebroche». England will sich nicht zu durchgreifenden Maßnahmen entschließen.
Hamburg, 7. Dez. (GKG.) Die „Neue Hamburger Zeitung" erfährt aus Rotterdam, aus London werde gemeldet, die neue Note des Vierverbands an Griechenland erwarte die griechische Antwort innerhalb 6 Tagen. (S. Ai.)
Magdeburg, 7. Dez. (GKG.) Die „Magdeburger Zeitung" meldet aus Lugano: Die italienischen Hafenbehörden halten seit 2 Tagen alle griechischen Schiffe in den italienischen Häfen durch Nichtaushändigung der Schiffspapiere zurück.
Berlin. (Priv.-Tel.) Die „Voss. Ztg." meldet aus Zürich: Die „Tribuna" in Rom meldet, im