können. Mit der Wunde in seiner Seite, trotz aller Herausforderungen hat das Land über 40 Jahre lang auf den Triumph des Rechtes und auf die Sühne für das Leid, das ihm angetan war, gewartet, und plötzlich stürzt man sich auf das Land und versucht es zu zerschmettern. Man will es in seinen Frei­heiten vernichten, in ihm einen der größten Träger der Zivilisation der ganzen Welt töten, man will ihm und anderen Nationen ich weiß nicht, welche He­gemonie. welche Tyrannis aufzwingen, die keine eines solchen Namens würdige Nation annehmen könnte."

Hat der Mann im Delirium geredet? Vierzig Jahre hat Frankreich auf die Gelegenheit gelauert, uns das wiedergewonnene Elsaß-Lothringen von neuem zu rauben! Darum hat es sich mit dem despotischen Rußland verbündet, darum Ententen geschlossen, da­rum noch im Juli vorigen Jahres die bekannten deutschen Versuche, gegenseitige Neutralität herbeizu­führen, abgelehnt! Und jetzt sollen wir es sein, die sich plötzlich auf das friedliche Frankreich gestürzt haben, um es zu zerschmettern!

Noch immer herrscht in Frankreich der Terror der Zensur, noch werden keine Verlustlisten ausgegeben, noch darf kein feindlicher Kriegsbericht gedruckt werden. Die Presse fängt an, gegen das Verheimlichungssyftem zu rebellieren, und Briand hat versprochen. Erleich­terungen in der Handhabung der Zensur vorzunehmen. Trotzdem wird es die Furcht der Regierenden vor der Wahrheit nicht dazu kommen lassen, daß das Volk zu schnell aus dem Traum erwacht, und der Erfolg des hohlen Phrasenschwalles Briands in der Kammer beweist einstweilen nur, welch Hemmnis für die Friedensaussichten die leicht betörte Eitelkeit der Franzosen immer noch ist.

Jahrestag-Kalender des Weltkriegs 1914/15.

November 1914.

11. In Mittelgalizien wird im Anschluß an die Bewegungen des deutsch österreichischen Heeres in Russisch-Polen ein Teil von den Oester­reichern freiwillig geräumt. Przemysl ist von den Russen wieder eingeschlossen. Oestlich von Kalisch wird erneut vorgrgangene Kavallerie zurückgeworfen. Ein deutsches Unterseeboot bringt in der Höhe von Dover das englische KanonenbootNiger" zum Sinken.

Wien. 10. Noo. (GKG) Die Blätter schreiben, der serbische Rückzugsweg gegen Pristina und das Amselfeld gelte als schwer bedroht. Die Verluste der geschlagenen Engländer und Franzosen bei Krivolac seien gewaltig und betrügen mindestens ein Drittel aller eingesetzten Kräfte.

Genf, 10. Nov. (GKG.) Aus London wird indirekt gemeldet: Lord Kitchener ist mit neuen Vorschlägen des Vierverbands auf dem Wege nach Athen, wo er vom König Konstantin empfangen wird. Bis dahin ruhen alle Geschäfte der Gesandten in Athen.

Czernowitz, 10. Nov. Nach einer Meldung bessarabischer Flüchtlinge heben die Russen sämtliche Bewohner Bessarabiens rumänischer und deutscher Nationalität aus; nur die russischen Männer werden dort gelassen. Die anderen werden entweder zum Militärdienst eingezogen oder sonst zu Schanzarbeiten verwendet. Die Verfolgung der Frauen und Kinder wird täglich schlimmer. Ein Teil des Vermögens der deutschen Kolonisten ist konfisziert.

Den 11 November 1915.

Berlin. .Priv.-Tel.) Die .Voss. Ztg." meldet aus Sofia: General Sarrail hat den serbischen Konsul in Saloniki beauftragt, dem serbischen Haupt­quartier anheimzustellen, den allgemeinen Rückzug nach Montenegro anzutreten, da offenbar sonst keine Hoffnung mehr besteht. Die englischen und französischen Truppen selbst würden aber den grie­chischen Boden nicht verlassen, solange noch eine Hoffnung besteht, die Operationen in Serbien, wenn auch nur mittelbar, zu beeinflussen.

Frankfurt a. M. (Pcio. Tel.) Aus Budapest wird derFikf. Ztg." berichtet: In der Befürchtung, daß sich die Griechen gegen sie wenden würden, haben die Ententetruppen in Saloniki, wieAz Eft" meldet, eine große Anzahl Boote angesammelt und diese an einem sicheren Orte uniergebracht. um für den Fall einer Gefahr rasch zu den Schiffen flüchten zu können.

Lugano. (Priv. Tel.) Nach einer Meldung desSecolo" von Saloniki stellen die Franzosen bei Tarishöhe, 16 Kilometer nordöstlich Prilet. die Ge- fechtssühlung mit den serbischen Kläffen von Babuna

her. Der serbische Oberst Leschjanine, Attachse bei Sarrail. ist seit dem 4. ohne Nachricht aus Altserbien. Die Engländer hatten am Samstag bei Dorijan die ersten Verluste im bulgarischen Kriege.

Paris. (Priv.'Tel) DerPetit Parisien" glaubt lautFranks. Zeitung" zu wissen, daß der Augenblick sich nähere, wo der Wille Italiens, sich im großen europäischen Kriege gegen den gemeinsamen Feind anzuschließen, binnen kurzem eine bedeutende Folge auf dem Balkan haben werde. Wenn dieses Er­gebnis noch nicht eingetroffen sei, so wüßten die französische Regierung und Heeresleitung die Gründe dafür zu würdigen.

Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.) Aus Lugano wird der Frkf. Ztg." gemeldet: Die Taten der deutschen und österreichischen Unterseeboote im Mittel­meer die in 5 Tagen. 5 Schiffe der Ententeftaaten. darunter rin italienisches dieAncona", die fran­zösischeFrance" und das englische Transportschiff Woolfild" vernichteten, ruft lebhafte Unruhen in Italien hervor. Die italienische Flotte spürt scharf nach den Störenfrieden.

In den württ. Verlustlisten Nro. 300 und 301 sind folgende Namen aus dem Bezirk Neuenbürg enthalten:

Reserve-Infanterie Regiment Nr. 246

11. Kompanie.

Unteroff. Georg Klaiber. Enzklösterle, l. verw.

Gefr. Karl Gentner. Höfen, l. verw.

Robert Hermann, Gräfenharffen, gefallen.

Johannes Nothacker, Grunbach, gefallen.

Gottlieb Raifer, Feldrennach. schw. verw.

12. Kompanie.

U Off. Gottlieb Schmid, Ottenhausen, schwer verw., in Gefangenschaft.

Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 120 1. Kompanie

Vzfeldw. August Bachteler, Gräfenhausen. schw. verw. Gefr. Wilhelm Schönthaler. Ottenhausen, l. verw.

Abgang neuen württemb. Bahnperso­nals nach Rußland. Dieser Tage verließ wieder ein kleiner Transport württembergischen Bahnpersonals die Hauptstadt, um den deutschen Bahnüberwachungs­dienst im Gouvernement Suwalki (Rußland) zu über- nehmen. Insgesamt sind es 29 Mann.

Amtliche MekctnnLmcrchung.

K. Höemrrrl Yemnöürg.

Nomlmhebuliz m 16. November 1815.

Nach ß 4 der Ministerialverfügung, betr. Erhebung der Vor­räte von Getreide und Mehl am 16. November 1915, vom 2. ds. Mts. (Staatsanzeiger Nr. 259) sind die Vorräte an Getreide von dem Anzeigepflichtigen getrennt nach gedroschenem und »»gedroschenem Getreide anzugeben.

Die Vorräte an gedroschenem Getreide sind durch Wägen genau festzustrllen und in Zentnern und Pfunden an- zugeben. Statt des Wägens kann durch Gewichtsfeftstellung auch das Messen (in Hektolitern oder Simri oder Scheffeln) ange­wandt werden. Im Falle des Messens ist zur Grwichtsermitt- lung notwendig, daß das Gewicht von einem Hektoliter oder Simri oder Scheffel jeder Vorratsart festgestellt wird; wenn mit diesem Gewicht die Gesamtzahl der vorhandenen Hektoliter oder Simri oder Scheffel vervielfältigt wird, ergibt sich das Gesamt­gewicht der Vorräte.

Die Vorräte an »«gedroschenem Getreide sind nach dem Körnerertrag so genau als möglich zu schätzen und in Zentnern anzugrben. Dinkel ist nach seinem Ertrag in Kernen, wobei 100 Pfund Dinkel gleich 70 Pfund Kernen zu rechnen find, auszudrücken.

Die Vorräte an Mehl sind durch Wägen genau festzu­stellen und in Zentnern und Pfunden anzugeben.

Es empfiehlt sich für die Anzeigepflichtigen, insbe­sondere beim Vorhandensein größerer Vorräte, die Feststellung der Vorratsmengen nicht erst am Erhebungslag. sondern alsbald vorzunehmen. In diesem Fall sind selbstverständlich die Zugänge oder Abgänge an den Vorräten bis zum Cr» hebungstag (16. November 1915) bei der Anmeldung zuzu­schlagen oder abzuziehen.

Um die genaue Aufnahme der Vorräte zu sichern, werden üm besten eine oder mehrere Zählergruppen je nach der Größe der Gemeinden gebildet, und etwa aus 2 Personen bestehend, welche die Aufnahme von Haus zu Haus mit Sorgfalt machen. Es scheint dies umso nötiger, als vielfach nur Frauen im Hause sind, welche es gerne sehen werden, wenn ihnen auf diese Weise die Verantwortung abgenommen wird. Wo dieses Verfahren nicht angängig ist. also lediglich die Angaben der Anzeigepflich­tigen zugrunde gelegt werden, sind letztere auf die Notwendigkeit einer genauen Vorratsangabe unter Hinweis auf die Bedeutung der Aufnahme und dir empfindlichen Strafen aufmerksam zu machen. Auch ist in diesen Gemeinden in mindestens dem fünften Teil der anzeigepflichtigen Betriebe die in 8 5 Abs. 2 vorgeschriebene Nachprüfung vorzunehmen. Die Nachweisung darüber ist so bald wie möglich hieher vorzulegen. Da, wo die Aufnahme durch hiefür bestellte Beauftragte vorgenommen worden ist, ist dies bei Vorlage der Ortsliste auf besonderem Bogen zu berichten.

Den 9. Nov. 1915. Amtmann Häfele, A.B.

Druck und Verlag der C. Meeh'schen Buchdruckerei des Enziiilers. Verantwortlicher Redakteur C. Meeh in ^Neuenbürg.